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Archive:Statistik der Treibhausgasemissionen - Luftemissionsrechnung

Daten von October 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die englische Version ist aktueller.

In den Luftemissionsrechnungen werden Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen in der Europäischen Union (EU) erfasst. Dabei werden im Einklang mit dem Verursacherprinzip die für die Emissionen verantwortlichen Wirtschaftszweige gemäß der auch in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verwendeten Statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE aufgeschlüsselt. Luftemissionsrechnungen sind somit eine Erweiterung von Emissionsinventaren, z. B. den Emissionsaufstellungen, die für die offizielle Berichterstattung aufgrund von internationalen Verpflichtungen (etwa nach dem Kyoto-Protokoll) erarbeitet werden.

Die Luftemissionsrechnungen sind ein statistisches Informationssystem, das Daten über Luftemissionen und wirtschaftliche Daten aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen miteinander verknüpft. Der Hauptzweck dieser Rechnungen besteht darin, Daten für integrierte umweltökonomische Analysen und Modellierungen zur Ergänzung herkömmlicher Wirtschaftsdaten zu liefern. Im vorliegenden Artikel werden die Emissionen und die Intensität von Treibhausgasen, säurebildenden Stoffen und Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon in der EU-27 auf der Grundlage einer Untersuchung von sechs Wirtschaftszweigen analysiert, die diese Emissionen verursachen.

Tabelle 1: Unterschiede zwischen Inventaren und Rechnungen
Abbildung 1: Treibhausgasemissionen, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in % des Gesamtwerts, auf Grundlage der CO2-Äquivalente von CO2, CH4 und N2O in Tonnen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainacehh)
Abbildung 2: Zur Versauerung beitragende Emissionen, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in % des Gesamtwerts, auf Grundlage der SO2 -Versauerungsäquivalente von SOx, NH3 und NOx in Tonnen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainacehh)
Abbildung 3: Emissionen von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in % des Gesamtwerts, auf Grundlage der Äquivalente von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon in Tonnen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainacehh)
Abbildung 4: Treibhausgasintensität, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in Tonnen von CO2-Äquivalenten von CO2, CH4 und N2O je Mio. EUR Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainacehh) und (nama_nace31_k)
Abbildung 5: Intensität säurebildender Stoffe, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in Tonnen von SO2-Versauerungsäquivalenten von CO2, CH4 und N2O je Mio. EUR Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainacehh) und (nama_nace31_k)
Abbildung 6: Intensität der Vorläuferstoffe von troposphärischem Ozon, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in Tonnen von NMVOC-Äquivalenten von NOx, NMVOC, CO and CH4 je Mio. EUR Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainacehh) und (nama_nace31_k)
Tabelle 2: Berechnung aggregierter Umweltbelastungen

Wichtigste statistische Ergebnisse

Treibhausgasemissionen

In diesem Artikel umfasst der Begriff Treibhausgasemissionen Kohlendioxid, Distickstoffoxid und Methan. Die durch wirtschaftliche Tätigkeiten freigesetzten Emissionen dieser drei Gase beliefen sich 2008 auf 4,176 Mrd. Tonnen Kohlendioxidäquivalente und lagen damit 2,4 % unter dem Wert von 1998. Bei der Entwicklung der Treibhausgasemissionen in diesem Zeitraum traten lediglich geringe strukturelle Verschiebungen der Emissionen je nach Wirtschaftszweig auf (siehe Abbildung 1). Die größten Änderungen waren beim Anteil des Wirtschaftszweigs Verkehr und Nachrichtenübermittlung an den Treibhausgasemissionen zu beobachten, der um 3,2 % anstieg (nicht enthalten sind die Emissionen privater Fahrzeuge, die den privatenHaushalten zugerechnet werden).

Insgesamt gingen die Treibhausgasemissionen in vier der sechs in Abbildung 1 dargestellten Wirtschaftszweige zurück. Der mit Abstand größte Rückgang wurde im Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden verzeichnet, in dem insgesamt 29,5 % weniger Treibhausgase ausgestoßen wurden (teilweise bedingt durch eine Reduzierung des Bergbaus, da natürliche Ressourcen aufgebraucht waren oder deren Förderung unrentabel wurde). Im Zeitraum von 1998 bis 2008 fielen die Treibhausgasemissionen des Bereichs Herstellung von Waren um 9,6 %. Dies ist teilweise auf einen Rückgang der Produktion infolge der Wirtschafts- und Finzanzkrise zurückzuführen. Für den Wirtschaftszweig Verkehr und Nachrichtenübermittlung wurde hingegen in den letzten zehn Jahren, für die Daten verfügbar sind, ein Anstieg von insgesamt 29,8 % verzeichnet, während für die Energie- und Wasserversorgung ein wesentlich geringerer Zuwachs von 1,1 % gemeldet wurde.

Emissionen von säurebildenden Stoffen

Die zur Versauerung beitragenden Emissionen der EU-27 betrugen 2008 insgesamt 21,3 Mio. Tonnen Versauerungsäquivalente. Dies entspricht einem Rückgang von 28,6 % gegenüber dem Jahr 1998. Die größten Emittenten von säurebildenden Stoffen (die in diesem Kapitel Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx) und Ammoniak (NH3) umfassen) waren Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht mit einem Anteil von 35,8 % am Gesamtausstoß der EU-27 im Jahr 2008 (überwiegend Ammoniakemissionen), Verkehr und Nachrichtenübermittlung mit 22,0 % (überwiegend Distickstoffoxid und Schwefeldioxide, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen) und Energie- und Wasserversorgung mit 20,8 % (überwiegend von Wärmekraftwerken, die mit Kohle betrieben werden). Zusammen machten sie 2008 fast vier Fünftel (78.5 %) der gesamten Emissionen von säurebildenden Stoffen in der EU-27 aus. Einige dieser Stoffe reagieren mit dem Wasser in der Atmosphäre, wodurch saurer Regen entsteht, der wiederum Wälder, Pflanzen, Süßwassergewässer und Böden sowie Gebäude und Infrastruktur schädigen kann.

Der Anteil der Wirtschaftszweige Verkehr und Nachrichtenübermittlung (+7,9 Prozentpunkte) und Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht (+7,0 Prozentpunkte) an den gesamten Emissionen von säurebildenden Stoffen stieg im Zeitraum von 1998 bis 2008 rasch an. Der Anteil der Energie- und Wasserversorgung nahm jedoch im betrachteten Zehnjahreszeitraum um 12,1 % ab, da die Emissionen von säurebildenden Stoffen in diesem Wirtschaftszweig im Zeitraum von 1998 bis 2008 um mehr als die Hälfte (-54,8 %) gesenkt wurden (dies kann mit einer Umstellung des Energie-Mix auf umweltfreundlichere Brennstoffe zur Energieerzeugung zusammenhängen). Die Emissionen von säurebildenden Stoffen gingen insgesamt in fünf von sechs in Abbildung 2 dargestellten Wirtschaftszweigen zurück. Einzig bei Verkehr und Nachrichtenübermittlung stiegen die Emissionen im Zeitraum von 1998 bis 2008 um insgesamt 11,4 %.

Emissionen von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon

Emissionen von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon, d. h. von Stoffen, die aufgrund photochemischer Reaktionen zur Ozonbildung im erdnächsten Teil der Atmosphäre führen, wirken sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus, so kann es zu einer Reizung der Atmungsorgane, einer Verschlimmerung von Asthma oder Lungenerkrankungen oder sogar zum vorzeitigen Tod kommen. In diesem Artikel umfasst der Begriff Vorläuferstoffe von troposphärischem Ozon Stickoxide (NOx), flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC), Kohlenmonoxid (CO) und Methan (CH4).

In der EU-27 wurden 2008 22,0 Mio. Tonnen Vorläuferstoffe für troposphärisches Ozon ausgestoßen und somit 16,0 % weniger als 1998. Der Wirtschaftszweig Verkehr und Nachrichtenübermittlung zeichnete 2008 mit fast einem Drittel (30,1 %) für den größten Anteil der gesamten Emissionen von Vorläuferstoffen für troposphärisches Ozon in der EU-27 verantwortlich. Dicht dahinter lag die Herstellung von Waren (27,0 %), wohingegen die Anteile der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht (15,9 %) und der Bereiche sonstige Dienstleistungen und Bau (14,0 %) etwas geringer ausfielen. Im Gegensatz zu den anderen Luftemissionsarten war bei den Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon der Anteil der Energie- und Wasserversorgung an den gesamten Emissionen relativ gering (11,0 %).

Im Zeitraum von 1998 bis 2008 gingen die Emissionen von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon insgesamt in fünf der sechs in Abbildung 3 dargestellten Wirtschaftszweige zurück. Die einzige Ausnahme bildete der Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung, in dem die Emmissionen von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon im betrachteten Zehnjahreszeitraum um insgesamt 9,8 % zunahmen und damit einen um 7,1 Prozentpunkte höheren Anteil an den gesamten Emmissionen von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon aufwiesen.

Im Zeitraum von 1998 bis 2008 verzeichnete der Wirtschaftszweig Verkehr und Nachrichtenübermittlung einen Anstieg der Emissionen von Treibhausgasen, säurebildenden Stoffen und Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon.

Emissionsintensität

Anhand der Untersuchung von Umweltvariablen in Verbindung mit ökonomischen Variablen lässt sich feststellen, welcher Wirtschaftszweig zu welchen Umweltbelastungen beiträgt, so dass spezifische politische Maßnahmen bedarfsgerecht erarbeitet werden können. Für Vergleiche dieser Art muss zunächst die relative wirtschaftliche Bedeutung jedes Wirtschaftszweigs betrachtet werden. Der mit Abstand größte Mehrwert in der EU-27 wurde 2008 in den Bereichen sonstige Dienstleistungen und Bau (mit sowohl privaten als auch öffentlichen Dienstleistungen, die nicht unter Verkehr und Nachrichtenübermittlung fallen) erwirtschaftet, die 71,5 % zur Bruttowertschöpfung der EU-27 beitrugen. Auf die Herstellung von Waren entfielen 16,5 % der Gesamtsumme, während Verkehr und Nachrichtenübermittlung 6,9 % ausmachten. Die wirtschaftliche Bedeutung der Energie- und Wasserversorgung (2,4 %), der primären Tätigkeiten von Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht (1,8 %) und des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden (0,9 %) war relativ gering. Weitere Informationen zur Aufschlüsselung nach Wirtschaftszweigen gemäß diesen sechs Aggregaten sind im Artikel zu dem Thema Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen und BIP zu finden.

Wie in den Abbildungen 1 bis 3 dargestellt, ergibt sich bei der Betrachtung der Anteile dieser sechs Wirtschaftszweige an den Luftemissionen ein ganz anderes Bild. Mit Hilfe der Intensität von Emissionen lässt sich bestimmen, wie sehr die einzelnen Wirtschaftszweige im Verhältnis zum geschaffenen wirtschaftlichen Mehrwert die Umwelt belasten. Der Indikator wird ausgedrückt als das Verhältnis der Emissionen zur Bruttowertschöpfung und in erzeugten Emissionen je Geldeinheit Wirtschaftsleistung (z. B. in Tonnen von Emissionen je Million EUR Wirtschaftsleistung) wiedergegeben.

Die bei weitem höchste Emissionsintensität bei Treibhausgasemissionen in der EU-27 unter den sechs Wirtschaftszweigen, die in Abbildung 4 dargestellt werden, wurde für die Energie- und Wasserversorgung verzeichnet. Im Jahr 2008 wurden in diesem Wirtschaftszweig 7 866 Tonnen Kohlendioxidäquivalente je Mio. EUR Wertschöpfung erzeugt und damit lag die Emissionsintensität fast dreimal so hoch wie bei dem Wirtschaftszweig mit dem zweithöchsten Wert, nämlich bei Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht (2 834 Tonnen je Mio. EUR). Der einzige Wirtschaftszweig, in dem im Zeitraum von 1998 bis 2008 ein Anstieg der Treibhausgasintensität verzeichnet wurde, war die Energie- und Wasserversorgung (+1,9 %).

Am anderen Ende der Skala rangierten mit den größten Rückgängen bei der Treibhausgasintensität im Zeitraum von 1998 bis 2008 die Herstellung von Waren (-26,6 %) und sonstige Dienstleistungen sowie Bau (-26,4 %).

Der Bereich Energie- und Wasserversorgung hatte zwar 1998 auch bei den Emissionen von säurebildenden Stoffen in der EU-27 eine hohe Emissionsintensität, die Intensitätsraten konnten aber in den folgenden zehn Jahren erheblich gesenkt werden: von 55,0 Tonnen Schwefeldioxidäquivalenten je Mio. EUR Wertschöpfung konnte die Intensität bis 2008 auf 25,1 Tonnen je Mio. EUR mehr als halbiert werden. Diese rasche Entwicklung dürfte zu einem großen Teil auf die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Erdgaskraftwerke und die Anwendung industrieller Gaswäsche, die Schwefeldioxidemmissionen bei der Verbrennung zur Energiegewinnung reduzieren, zurückzuführen sein. Infolge dieser Entwicklung rückte der Wirtschaftszweig Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht mit der höchsten Emissionsintensität bei säurebildenden Stoffen 2008 an die Spitze (38,1 Tonnen je Mio. EUR).

Die Emissionsintensität bei säurebildenden Stoffen in der EU-27 ging im Zeitraum von 1998 bis 2008 in allen sechs in Abbildung 5 dargestellten Wirtschaftszweigen zurück. Die stärksten Rückgänge wurden in den Wirtschaftszweigen Energie- und Wasserversorgung (-54,5 %), Herstellung von Waren (-51,1 %) und sonstige Dienstleistungen sowie Bau (-42,4 %) verzeichnet.

Auch die Emissionsintensität von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon sank im Zeitraum von 1998 bis 2008 in allen sechs in Abbildung 6 dargestellten Wirtschaftszweigen. Diese Intensität war in der EU-27 sowohl 1998 als auch 2008 im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht am höchsten, wobei sie 2008 um 21,9 % auf 17,5 Tonnen NMVOC-Äquivalente je Mio. EUR Wertschöpfung sank. Dies war prozentual der geringste Rückgang, während die Emissionsintensität von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon bei der Herstellung von Waren um mehr als ein Drittel (-36,6 %) und im Wirtschaftszweig sonstige Dienstleistungen und Bau um mehr als zwei Fünftel (-43,8 %) abnahm.

Bei den Werten für die Emissionsintensität von Vorläuferstoffen von troposphärischem Ozon handelt es sich allerdings um nationale Durchschnittswerte, d. h., regionale Unterschiede sind durchaus möglich. Vorläuferstoffe von troposphärischem Ozon können lokal starke Auswirkungen haben, und es ist möglich, dass auf regionaler Ebene sehr hohe Konzentrationen gemessen werden, insbesondere in städtischen Gebieten.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In den Luftemissionsrechnungen werden Daten über Emissionen aufgeschlüsselt nach den verursachenden Wirtschaftszweigen dargestellt. Als Hauptdatenquellen im Bereich Emissionen dienen zwei internationale Abkommen, die die Maßnahmen zur Verringerung von Schadstoffemissionen in die Luft regeln: das Kyoto-Protokoll zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen betrifft Treibhausgase und das Göteborg-Protokoll im Rahmen des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung betrifft säurebildende Stoffe. Die Kerndaten dieser Emissionsinventare werden von der Europäischen Umweltagentur (EUA) veröffentlicht und verbreitet.

Die Umweltgesamtrechnung ist Gegenstand des EU-Rechts und in der Verordung (EU) Nr. 691/2011 über europäische umweltökonomische Gesamtrechnungen geregelt. In der Verordnung wird ein Rahmen für die Entwicklung verschiedener Arten von Gesamtrechnungen vorgegeben. Hierbei waren zunächst nur drei Module vorgesehen; weitere sollen folgen, sobald sie methodisch ausgereift sind. Das Modul für Luftemissionsrechnungen gehört neben den Modulen für gesamtwirtschaftliche Materialflussrechnungen und für umweltbezogene Steuern nach Wirtschaftszweig zu diesen drei vorgesehenen Modulen. Diese Rechtsgrundlage soll zur Stärkung der Kohärenz und zur Verbesserung der Verfügbarkeit von Umweltrechnungen in der gesamten EU beitragen, indem sie einen rechtlichen Rahmen für die Erstellung dieser Rechnungen vorgibt; dies umfasst auch Methodik, gemeinsame Normen, Begriffsbestimmungen, Klassifikationen und Buchungsregeln. Die erste reguläre in der Verordnung vorgeschriebene jährliche Datenerhebung erfolgt 2013.

Für die Zwecke der Luftemissionsrechnungen werden die Emissionsdaten nach Wirtschaftszweigen neu gegliedert, wobei mit der NACE dieselbe Systematik der Wirtschaftszweige zugrunde gelegt wird wie bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, so dass eine integrierte umweltökonomische Analyse durchgeführt werden kann. In den Luftemissionsrechnungen sind alle in nationalen Registern geführten Unternehmen erfasst (nach dem Gebietsansässigkeitsprinzip auch Unternehmen, die Schiffe, Flugzeuge oder andere Fahrzeuge in anderen Ländern betreiben). Die Emissionen werden jeweils dem Wirtschaftszweig zugerechnet, der für ihre Entstehung verantwortlich ist; bei den nationalen Emissionsinventaren hingegen werden nur die Emissionen innerhalb der Landesgrenzen berücksichtigt. Die für die Luftemissionsrechnungen verwendete Erfassungsmethode an sich eignet sich nicht zur Überwachung des Fortschritts bei der Erreichung der international vereinbarten Emissionsreduktionsziele, z. B. der im Kyoto-Protokoll festgelegten Ziele.

Die in diesem Artikel berücksichtigten Wirtschaftszweige sind wie folgt gruppiert:

  • Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht – NACE Rev. 1.1, Abschnitte A und B;
  • Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden – NACE Rev. 1.1, Abschnitt C;
  • Herstellung von Waren – NACE Rev. 1.1, Abschnitt D;
  • Energie- und Wasserversorgung – NACE Rev. 1.1, Abschnitt E;
  • Verkehr und Nachrichtenübermittlung – NACE Rev. 1.1, Abschnitt I;
  • Sonstige Dienstleistungen und Bau – NACE Rev. 1.1, Abschnitte F, G, H, J, K, L, M, N, O und Q. Zu dieser Gruppe gehören Bau, Handel, Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Kreditinstitute und Versicherungen, Beherbergungs- und Gaststätten sowie öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen.

Die Emissionen einzelner Treibhausgase und Luftschadstoffe können umgerechnet und aggregiert werden, um Informationen über drei Arten von Umweltbelastungen zu gewinnen: Treibhausgasemissionen werden in der Regel als Kohlendioxidäquivalente gemeldet, zur Versauerung beitragende Emissionen als Schwefeldioxidäquivalente und Vorläuferstoffe von bodennahem Ozon als NMVOC-Äquivalente. Die Anwendung einer gemeinsamen Einheit ermöglicht den Vergleich und die Verknüpfung der relativen Auswirkungen unterschiedlicher Gase, ein einziges Kilogramm Methan hat beispielsweise ein um das 21-Fache höheres Erderwärmungspotenzial als ein Kilogramm Kohlendioxid (Tabelle 2 enthält nähere Informationen zu den verwendeten Umrechnungsfaktoren).

Luftemissionsrechnungen enthalten Angaben zu drei der sechs vom Kyoto-Protokoll abgedeckten Treibhausgase: Kohlendioxid, Methan und Distickoxid. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels lagen keine Informationen über Perfluorkohlenwasserstoffe (PFC), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid vor, da die meisten EU-Mitgliedstaaten keine nach Wirtschaftszweigen (NACE) aufgeschlüsselten Daten über diese Gase liefern können.

Kontext

Die Europäische Kommission hat in ihrer Mitteilung Das BIP und mehr (KOM(2009) 433) darauf hingewiesen, dass vorhandene Informationen über die Wirtschaft durch Umweltindikatoren ergänzt werden müssen. Empfehlungen, die in die gleiche Richtung zielen, enthält ferner der sogenannte Stiglitz-Bericht, den die Kommission über die Messung der Wirtschaftsleistung und des sozialen Fortschritts erstellt hat. In diesen Empfehlungen spricht sie sich für eine stärkere Berücksichtigung des Wohlbefindens der Menschen in der Statistik und für die Ergänzung von Wirtschaftsindikatoren wie dem BIP durch zusätzliche Informationen wie physische Umweltindikatoren aus.

Umweltkonten gehören zu den statistischen Instrumenten, die für die Messung der Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Umwelt herangezogen werden, um festzustellen, ob die derzeitigen Produktions- und Verbrauchsaktivitäten dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung gerecht werden. Die Messung der nachhaltigen Entwicklung ist kompliziert, da wirtschaftliche, soziale und ökologische Indikatoren eingebunden werden müssen und sich nicht gegenseitig widersprechen dürfen. Die aus Umweltkonten gewonnenen Daten können anschließend politischen Entscheidungsträgern zur Untermauerung politischer Strategien für weiteres Wirtschaftswachstum und für nachhaltige Entwicklung an die Hand gegeben werden, beispielsweise Initiativen wie die Strategie Europa 2020, die darauf ausgerichtet ist, bis 2020 eine ressourcenschonende CO2-arme Wirtschaft in der EU zu verwirklichen.

Für eine solche ganzheitliche Betrachtung der verschiedenen Aspekte nachhaltiger Entwicklung wird der bereits vorhandenen Rahmen für die Messung der Volkswirtschaft, d. h. das System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, um Satellitensysteme für Umweltindikatoren oder soziale Indikatoren ergänzt. Bei der Erstellung dieser Satellitenkonten finden dieselben Konzepte, Begriffsbestimmungen, Klassifikationen und Buchungsregeln wie bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Anwendung; zudem werden umweltbezogene oder soziale Daten mit Wirtschaftsdaten in einem kohärenten und vergleichbaren Rahmen zueinander in Beziehung gesetzt. Umweltrechnungen helfen somit, die Belastungen der Umwelt durch die Wirtschaft besser zu verstehen, indem sie zum Beispiel die Freisetzung von Stoffen (wie Luftemissionen oder Abfällen) in die Umwelt als Folge wirtschaftlicher Tätigkeiten erfassen.

Allerdings kann die Verringerung einer Umweltbelastung die Verstärkung einer anderen Belastung auslösen. Pkw mit Dieselmotor beispielsweise sind in der Regel treibstoffsparender und stoßen daher tendenziell weniger Kohlendioxid je gefahrenem Kilometer aus. Wenn aber die Verbraucher auf Dieselautos umsteigen, dürfte dies (bei der derzeitigen Motorentechnik) einen Anstieg des Ausstoßes von säurebildenden Stoffen und von Vorläuferstoffen von bodennahem Ozon nach sich ziehen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Siehe auch

Datenbank

Umweltrechnungen
Physische Flussrechnungen
Luftemissions Rechnungen nach Aktivitäten (NACE Branchen und Haushalte)
Übergang von Luftemissions Rechnungen zu Emissions-Inventaren

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch