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Energiepreisstatistik

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Daten von Month/year. Neueste Daten: Weitere Informatonen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank

Im Mittelpunkt dieses Artikels stehen Niveau und Entwicklung der Strom- und Erdgaspreise für die privaten Haushalte in der Europäischen Union (EU), in Norwegen, Kroatien, der Türkei sowie in Bosnien und Herzegowina, außerdem werden Informationen zu den Preisen für industrielle Verbraucher gegeben.

Tabelle 1: Halbjährliche Strom- und Gaspreise, erste Jahreshälfte, 2009-2011
(in EUR je kWh) - Quelle: Eurostat (nrg_pc_204), (nrg_pc_205), (nrg_pc_202) und (nrg_pc_203)
Abbildung 1: Strompreise für Haushaltskunden, erstes Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_204)
Abbildung 2: Erdgaspreise für Haushaltskunden, erstes Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_202)
Tabelle 2: Steuern und Abgaben auf Strompreise für Haushaltskunden, Rangfolge nach dem Anteil am Gesamtpreis, erstes Halbjahr (1) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_204)
Tabelle 3: Steuern und Abgaben auf Erdgaspreise für Haushaltskunden, Rangfolge nach dem Anteil am Gesamtpreis, erstes Halbjahr 2011 (1) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_202)

Der Energiepreis in der EU hängt von einer Vielzahl unterschiedlicher Angebots- und Nachfragebedingungen ab. Hierzu gehören die geopolitische Lage, die Diversifizierung der Einfuhren, die Netzkosten, die Kosten für den Umweltschutz, extreme klimatische Bedingungen und die Höhe der Verbrauchsteuern und Abgaben. Zu beachten ist, dass sich alle in diesem Artikel genannten Preise für Haushaltskunden einschließlich Steuern und MwSt., für Verbraucher aus den Bereichen Industrie/Unternehmen jedoch ohne erstattungsfähige Steuern und MwSt. verstehen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Haushaltskunden

Tabelle 1 enthält eine Übersicht über die Erdgas und Strompreise (in Euro) der letzten drei Jahre (jeweils erstes Halbjahr). Die Preise beziehen sich auf die mittleren Verbrauchsstufen eines Standardhaushalts: Bei Strom entspricht dies einem jährlichen Verbrauch zwischen 2500 und 5000 Kilowattstunden (kWh), bei Erdgas (nur Netze/Pipelines) einem jährlichen Verbrauch zwischen 5600 und 56 000 kWh (20-200 Gigajoules (GJ)).

Vom ersten Halbjahr 2010 bis zum ersten Halbjahr 2011 stiegen die Strompreise für Haushalte in 24 EU-Mitgliedstaaten (siehe Tabelle 1); in zwei Mitgliedstaaten gingen sie zurück, in einem blieben sie mehr oder weniger unverändert. Im Durchschnitt erhöhte sich der Strompreis für private Haushalte in der EU-27 um 6,9 %. Die stärksten Preisanstiege verzeichneten die Haushalte in Finnland (Anstieg um 16,2 % vom ersten Halbjahr 2010 bis zum ersten Halbjahr 2011) und Schweden (13,8 %), während die Preise in Luxemburg (-2,8 %) und Ungarn (-1,2 %) sanken. Der Haushaltsstrompreis lag in Dänemark, dem Mitgliedstaat mit den höchsten Tarifen (0,291 EUR je Kilowattstunde (kWh)), um mehr als das Dreifache über dem des günstigsten Mitgliedstaats, Bulgarien (0,083 EUR je kWh) – siehe Abbildung 1.

Tabelle 2 zeigt den Anteil der Steuern am Gesamtstrompreis für Haushaltskunden. Sie enthält außerdem Angaben zum Grundpreis ohne Steuern, zu den tatsächlichen Steuerbeträgen in Euro je Kilowattstunde sowie zum relativen Anteil der Steuern am Endpreis für Strom. Für Haushaltskunden war der Steueranteil am geringsten im Vereinigten Königreich (4,75 %), wo der Mehrwertsteuersatz auf den Grundpreis vergleichsweise niedrig war und keine Energiesteuern oder sonstigen Abgaben erhoben wurden. In Dänemark, dem Land mit dem höchsten Steueranteil, entfiel mehr als die Hälfte des Endpreises (56,57 %) auf Steuern.

Im Zeitraum vom ersten Halbjahr 2010 bis zum ersten Halbjahr 2011 stiegen die Erdgaspreise für Haushaltskunden in allen EU Mitgliedstaaten an: Für Finnland (Haushaltskunden) und Griechenland liegen wegen der begrenzten Größe der Gasmärkte keine Gaspreise vor, für Zypern und Malta gelten Gaspreise nicht. Im Durchschnitt erhöhte sich der Erdgaspreis für Haushalte in der EU-27 im genannten Zeitraum um 6,9 %. Erhebliche Steigerungen der Erdgaspreise mussten Haushaltskunden in Lettland (Anstieg um 23,2 %), Schweden (18,5 %) und Luxemburg (17,6 %) hinnehmen. Schweden (0,122 EUR je kWh) und Dänemark (0,116 EUR je kWh) lagen bei den Erdgaspreisen für private Haushalte an der Spitze und nahezu um das Vierfache über dem niedrigsten Preis, der in Rumänien erhoben wurde (0,028 EUR je kWh) – siehe Tabelle 1.

Tabelle 3 zeigt den Anteil der Steuern am Gesamterdgaspreis für Haushaltskunden. Sie enthält außerdem Angaben zum Grundpreis ohne Steuern, zu den tatsächlichen Steuerbeträgen in Euro je kWh sowie zum relativen Anteil der Steuern am Endpreis für Erdgas. Wie beim Strom war der Anteil der Steuern am Gesamtpreis auch beim Erdgas am niedrigsten im Vereinigten Königreich, am höchsten in Dänemark.

Industrielle Verbraucher

Für industrielle Verbraucher (mit einem jährlichen Stromverbrauch zwischen 500 und 2000 Megawattstunden (MWh)) waren die Strompreise im ersten Halbjahr 2011 am höchsten in Malta, Zypern und Italien (siehe Tabelle 1), am niedrigsten in Bulgarien, Finnland und Estland: Der Strompreis für industrielle Verbraucher war in Malta 2,6-mal so hoch wie in Bulgarien. Für industrielle Verbraucher mit einem jährlichen Erdgasverbrauch zwischen 2778 und 27 778 MWh (10 000 und 100 000 GJ) lagen die Preise im ersten Halbjahr 2011 am höchsten in Dänemark, am niedrigsten in Rumänien und im Vereinigten Königreich. Der Erdgaspreis für industrielle Verbraucher war in Dänemark 2,6-mal so hoch wie in Rumänien. Vom ersten Halbjahr 2010 bis zum ersten Halbjahr 2011 stiegen die Strompreise für industrielle Verbraucher in der EU 27 im Durchschnitt um 5,0 % und die Erdgaspreise um 12,6 %.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Aufgrund einer Änderung der Methodik entstand ein Bruch in der Datenreihe: Die Zeitreihen für Energiepreise sind daher relativ kurz (seit 2007). Dennoch kann festgestellt werden, dass die Strom- und Gaspreise sogar in dieser relativ kurzen Zeit erheblichen Schwankungen unterlagen – dies gilt insbesondere für die Gaspreise.

Die Transparenz der Energiepreise ist innerhalb der EU durch die Verpflichtung der EU Mitgliedstaaten gewährleistet, Eurostat Angaben zu Preisen für verschiedene Verbraucherkategorien der Bereiche Industrie und Unternehmen sowie zu Marktanteilen, Verkaufsbedingungen und zur Preisgestaltung zu übermitteln. Die Preise für Haushaltskunden werden auf freiwilliger Basis mitgeteilt.

Die Strom- und Gastarife bzw. die Preisgestaltung fallen von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich aus. Sie können einerseits vertraglich festgelegt sein. Dies ist vor allem bei gewerblichen Großverbrauchern der Fall. Für kleinere Verbraucher werden sie im Allgemeinen nach der Verbrauchsmenge an Strom oder Gas und einer Reihe weiterer Kriterien festgesetzt. Die meisten Tarife enthalten zudem eine feste Gebühr. Einen Einheitspreis für Strom oder Gas gibt es daher nicht. Um die Preise im Zeitablauf und zwischen verschiedenen Ländern vergleichen zu können, werden in diesem Artikel Angaben zu ausgewählten Verbrauchsstufen für Haushaltskunden und für industrielle Verbraucher/Unternehmen dargestellt. Hierbei werden die Haushalte in insgesamt fünf verschiedene Typen eingeteilt, für die die Strompreise auf der Grundlage mehrerer jährlicher Verbrauchsstufen erfasst werden, während für die Statistik der Erdgaspreise drei verschiedene Haushaltstypen unterschieden werden. Bei den Verbrauchern der Bereiche Industrie/Unternehmen werden die Strompreise für insgesamt sieben und die Erdgaspreise für sechs verschiedene Verbrauchertypen zusammengestellt.

Rechtsgrundlage für die Erhebung von Daten über Strom- und Erdgaspreise für industrielle Verbraucher/Unternehmen ist der Beschluss 2007/394/EG der Europäischen Kommission vom 7. Juni 2007 zur Änderung der Richtlinie 90/377/EWG des Rates zur Einführung eines Verfahrens für die Erfassung von Gas- und Strompreisen. Die Richtlinie 2008/92/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2008 betrifft Verfahren zur Verbesserung der Transparenz der vom industriellen Endverbraucher zu zahlenden Gas- und Strompreise.

Bei den angegebenen Preisen handelt es sich um Durchschnittspreise für einen Zeitraum von sechs Monaten (ein Halbjahr) von Januar bis Juni und von Juli bis Dezember eines jeden Jahres. Die Daten in diesem Artikel beziehen sich auf die erste Hälfte des jeweiligen Bezugsjahres. Die Preise beinhalten den Grundpreis für Strom/Gas, die Gebühren für Übertragung und Verteilung, die Zählermiete und sonstige Leistungen.

Kontext

Preis und Zuverlässigkeit der Energieversorgung, insbesondere der Versorgung mit Strom, sind zentrale Elemente der Energieversorgungsstrategie eines Landes. Die Strompreise spielen vor allem im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit eine wichtige Rolle, denn Strom macht in der Regel einen Großteil der gesamten Energiekosten von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen aus. Im Unterschied zu fossilen Brennstoffen, die normalerweise auf dem Weltmarkt zu relativ einheitlichen Preisen gehandelt werden, ist die Preisspanne bei Strom und Erdgas wesentlich größer. Die Strom- und Gaspreise sind zum Teil vom Preis für Primärbrennstoffe und neuerdings auch von den Kosten für CO2-Emissionszertifikate beeinflusst.

Diese Probleme wurden von der Europäischen Kommission in ihrer Mitteilung „Maßnahmen gegen die steigenden Ölpreise" (KOM(2008) 384) angesprochen. Darin wurde die EU zur effizienteren Energienutzung und zur Verringerung ihrer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aufgerufen, wobei insbesondere nach dem Konzept des Maßnahmenpakets zu Klimawandel und erneuerbaren Energien vorgegangen werden sollte.

Seit der zweiten Hälfte der 90-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind in der EU Schritte zur Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte unternommen worden. 2003 wurden Richtlinien mit gemeinsamen Vorschriften für die Binnenmärkte für Strom und Gas erlassen. Für die Marktöffnung und die freie Wahl des Energieversorgers wurden folgende Fristen festgesetzt: 1. Juli 2004 für gewerbliche Abnehmer und 1. Juli 2007 für alle Verbraucher (einschließlich der privaten Haushalte). Einige Länder haben ihre Märkte bereits vor diesen Terminen liberalisiert, andere haben wesentlich länger gebraucht, um die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Nach wie vor behindern jedoch hohe Hürden den Eintritt in die Strom- und Erdgasmärkte, was sich an der Zahl der Märkte zeigt, die noch immer von Versorgern mit (beinahe) vollständigem Monopol dominiert werden. Im Juli 2009 haben das Europäische Parlament und der Rat ein drittes Paket von Legislativvorschlägen verabschiedet, das den Kunden eine echte und wirksame Wahl der Anbieter ermöglichen und wirkliche Vorteile bringen soll. Dieses Paket ist im März 2011 in Kraft getreten. Es wird damit gerechnet, dass die verbesserte Transparenz der Gas- und Strompreise einen Beitrag zur Förderung des fairen Wettbewerbs leisten wird, indem die Verbraucher ermutigt werden, zwischen verschiedenen Energiequellen (Öl, Kohle, Erdgas und erneuerbaren Energiequellen) und verschiedenen Anbietern zu wählen. Die Energiepreistransparenz kann durch die Veröffentlichung und Bekanntmachung der Preise und der Preisgestaltung auf möglichst breiter Ebene erhöht werden.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Energy Statistics - prices (t_nrg_price)
Natural gas prices for medium size industrial standard consumers (ten00112)
Natural gas prices for medium size household standard consumers (ten00113)
Electricity prices for medium size industrial standard consumers (ten00114)
Electricity prices for medium size household standard consumers (ten00115)

Datenbank

Energy Statistics - prices (nrg_price)
Energy Statistics: gas and electricity prices - New methodology from 2007 onwards (nrg_pc)
Energy Statistics: gas and electricity prices - Old methodology until 2007 (nrg_pc_h)
Gas and electricity prices for structural indicators - prices on 1st January (1991-...) (nrg_pc_priceind)

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Methodik / Metadaten

Weblinks

Siehe auch