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Bevölkerungsstatistik – Einführung

Diese Artikel wurde im Oktober 2018 archiviert.

Seit 2008 hat die EU-28 mehr als 500 Millionen Einwohner. Von allen Staaten weltweit haben nur China und Indien mehr Einwohner. An den jüngsten Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung lässt sich ablesen, dass die Bevölkerung der EU wächst, wenn auch relativ langsam, und dass sich die Bevölkerungsstruktur verändert, da die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit allmählich das Rentenalter erreichen, sodass der Anteil älterer Menschen wächst.

In der Strategie Europa 2020 wird die Alterung der Bevölkerung neben Globalisierung, Klimawandel, Wettbewerbsfähigkeit und makroökonomischen Ungleichgewichten als eine der größten Herausforderungen für die Europäische Union (EU) in den kommenden Jahren ausgemacht. Die Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur stehen seit einigen Jahren ganz oben auf der politischen, der wirtschaftspolitischen und der sozialen Agenda. Die demografischen Entwicklungen in Bezug auf Bevölkerungswachstum, Fertility statistics, Mortality and life expectancy statistics (auf Englisch) und Migration werden auf politischer Ebene sehr aufmerksam verfolgt.

Der Bevölkerungszuwachs kann auf ein natürliches Bevölkerungswachstum (jedes Jahr übersteigt die Zahl der Geburten die Zahl der Sterbefälle) oder auf einen positiven Wanderungssaldo (mehr Zuwanderer als Abwanderer) zurückzuführen sein. Da die Fruchtbarkeitsrate in der EU früher sehr viel höher war als in den letzten Jahrzehnten, war meist das natürliche Bevölkerungswachstum für Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur ausschlaggebend. Inzwischen hat eine andere Gewichtung von Familie, Arbeit und sonstigen Aktivitäten manche Menschen dazu veranlasst, die Geburt des ersten Kindes aufzuschieben oder weniger oder auch gar keine Kinder zu bekommen. Dadurch ist die Zahl der Geburten merklich zurückgegangen. Die Fruchtbarkeitsziffern in den EU-Mitgliedstaaten sind systematisch niedriger als das natürliche Ersatzniveau (durchschnittlich 2,1 Kinder je Frau gelten als Ersatzniveau). Verbesserungen im Gesundheitswesen und in der Medizin, eine gesündere Lebensweise und ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein haben dazu beigetragen, dass die Menschen heute länger leben. So hat die Lebenserwartung in der EU ein historisch hohes Niveau erreicht. Sofern sich die derzeitigen Trends fortsetzen, ist weiterhin mit einer steigenden und auch gesünderen Lebenserwartung zu rechnen, was zu beispiellosen demografischen Veränderungen führen kann (z.B. einer alternden Bevölkerung, niedrigen Geburts- und Fruchtbarkeitsziffern, Veränderungen in der Familienstruktur und Migration). Dies werden Schlüsselbereiche für die kommenden Jahre sein, da mit Auswirkungen in ganz unterschiedlichen Bereichen wie Arbeitsmärkte, Renten und Gesundheitsversorgung, Wohnen und soziale Dienstleistungen, Migration und Asylpolitik zu rechnen ist.

In den letzten Jahren haben immer mehr Menschen in anderen Ländern Schutz gesucht. Die Ursachen dafür liegen vor allem in den Konflikten und Verfolgungen im Nahen Osten und in Nordafrika, aber auch in anderen Ländern, vor allem in Asien und Afrika. Der massive Zustrom von Menschen nach Europa war Anlass für eine Reihe politischer Initiativen und Maßnahmen. Aufgrund dieser Entwicklung geht es verstärkt um die Frage, wie viele Migranten in den aufnehmenden Ländern integriert werden können und wie sich Integration messen lässt.

EU-Maßnahmen in den Bereichen Bevölkerung, Migration und Asyl

Für politische Entwicklungen im Bereich Bevölkerungswachstum sind im Allgemeinen die EU-Mitgliedstaaten und/oder ihre regionalen Behörden zuständig. Vor diesem Hintergrund hat die EU eine eingehendere Debatte über die Entwicklung einer Sozialagenda angeregt, die beispielsweise helfen soll, die Ziele der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu erreichen. Die EU will die Mitgliedstaaten dazu anregen, ihre Maßnahmen dahingehend neu auszurichten, dass Wachstum und Beschäftigung gefördert werden und die künftige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen als Voraussetzung für einen nachhaltigen sozialen Zusammenhalt sichergestellt wird.

Eine alternde Bevölkerung

2010 haben Eurostat und die Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration einen gemeinsamen demografischen Bericht mit dem Titel „Demography report 2010 — Older, more numerous and diverse Europeans“ (auf Englisch) veröffentlicht. Darin werden verschiedene Maßnahmen erläutert, die im Hinblick auf die alternde Bevölkerung eingeleitet worden sind, um älteren Menschen die Chance zu geben, in ihrem Leben länger aktiv und produktiv zu bleiben. Am Ende ihres Arbeitslebens könnten ältere Menschen auch dazu angeregt werden, freiwillige Aufgaben zu übernehmen oder sich auf andere Weise in die Zivilgesellschaft einzubringen und so weiter aktiv zu bleiben. Außerdem befasst sich der Bericht mit der Migration und der Frage, welche Rolle sie (zumindest zeitweise) bei der Bewältigung der Herausforderungen im Zusammenhang mit der alternden Bevölkerung spielen könnte. Zuwanderer, die aus wirtschaftlichen Gründen kommen, sind überwiegend relativ jung. Dadurch tragen sie zu einer Verjüngung und zur Vielfalt der Gesellschaft bei.

Die Generaldirektion Wirtschaft und Finanzen hat eine Veröffentlichung mit dem Titel „The 2015 Ageing Report“ (auf Englisch) vorgelegt, der sich auf die Bevölkerungsvorausschätzungen von Eurostat (EUROPOP2013) stützt. Der Bericht beleuchtet die haushaltsmäßigen Auswirkungen einer alternden Bevölkerung in den EU-Mitgliedstaaten bis 2060 und die Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen im Hinblick auf die möglichen Belastungen durch eine veränderte Bevölkerungsstruktur, die durch entsprechende Ausgaben für Altersrenten, Gesundheitsversorgung, Langzeitpflege, Bildung und Arbeitslosenleistungen entstehen. Diese Informationen sind in eine ganze Reihe politischer Projekte eingeflossen, u. a. in die Strategie Europa 2020, das Europäische Semester und den Stabilitäts- und Wachstumspakt, oder wurden für eine Analyse der Folgen der alternden Bevölkerung für den Arbeitsmarkt herangezogen. Anfang 2017 hat Eurostat seine Bevölkerungsvorausschätzungen überarbeitet. Sie umfassen jetzt den Zeitraum 2015 bis 2080.

Europäische Säule sozialer Rechte

2017 nahm die Europäische Kommission eine Mitteilung zur Einführung einer Säule sozialer Rechte (COM(2017) 250 final) an, deren Ziel die Schaffung einer integrativeren und faireren Union ist (die Säule wurde in erster Linie für die Mitgliedstaaten des Euroraums konzipiert). Es geht darum, die schnellen Veränderungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt zu bewältigen. Dazu unterstützt Eurostat die politischen Entwicklungen mit einem Scoreboard von Schlüsselindikatoren, um die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten im Hinblick auf Beschäftigung und Soziales beobachten zu können. Im Abschnitt über öffentliche Unterstützung/Sozialschutz und soziale Inklusion finden sich zwei demografische Indikatoren zur Analyse der Gesundheitsversorgung:, nämlich gesunde Lebensjahre im Alter von 65 Jahren und Lebenserwartung mit 65 Jahren.

Migration

Mit dem Stockholmer Programm wurde ein Fahrplan für die politischen Entwicklungen in der EU im Zusammenhang mit Einwanderung und Asyl im Zeitraum 2009 bis 2014 vorgelegt. Die EU-Mitgliedstaaten haben sich darauf verständigt, in diesem Zeitraum eine gemeinsame Einwanderungspolitik zu entwickeln, um die legale Einwanderung in die EU richtig zu steuern, Maßnahmen zur Integration von Zuwanderern zu verbessern und die Zusammenarbeit mit Drittstaaten, aus denen die meisten Zuwanderer stammen, zu intensivieren. Auf EU-Ebene wurden Rechtsvorschriften eingeführt, um die Zulassung und den Aufenthalt folgender Gruppen von Nicht-EU-Bürgern zu vereinheitlichen, die in der EU arbeiten oder studieren wollen:

  • unbezahlte Praktikanten, Schüler und freiwillige Arbeitskräfte;
  • Studierende;
  • hochqualifizierte Arbeitskräfte (Hochqualifizierten-Richtlinie 2009/50/EG);
  • Wissenschaftler.

Im Dezember 2011 folgte die Annahme der Richtlinie über eine kombinierte Aufenthaltserlaubnis (Richtlinie 2011/98/EU), mit der eine ganze Reihe von Rechten für Drittstaatsarbeitnehmer, die sich rechtmäßig in einem EU-Mitgliedstaat aufhalten, eingeführt wurde. 2014 folgten zwei weitere Richtlinien über die Bedingungen für die Einreise und den Aufenthalt von Saisonarbeitnehmern und von unternehmensintern transferierten Arbeitnehmern.

2014 legte die Europäische Kommission eine Liste mit zehn Prioritäten für ihr Arbeitsprogramm für den Zeitraum 2015 bis 2019 vor, darunter eine Migrationsagenda (Auf dem Weg zu einer Europäischen Migrationsagenda). Die EU bemüht sich, Menschen in Not zu helfen und ihnen Schutz zu gewähren. Sie stellt sich der aktuellen wie auch der langfristigen Herausforderung, die Migrationsströme zu bewältigen, Menschenleben zu retten und humanitäre Hilfe bereitzustellen, indem sie es Migranten und Flüchtlingen ermöglicht, näher an ihren Heimatländern zu bleiben, und Drittstaaten hilft, die Ursachen für irreguläre Migration längerfristig zu bekämpfen.

Als sich die Situation mit der Flüchtlingskrise in Europa dramatisch veränderte, hat sich die Europäische Kommission weiter mit dieser Thematik befasst und im Mai 2015 eine Migrationsagenda (COM(2015) 240 final) vorgelegt. Darin heißt es, dass Migration sowohl Chance als auch Herausforderung für die EU sein könne. Über die aktuelle Krise hinaus sollten strukturelle Maßnahmen entwickelt werden, um die EU-Mitgliedstaaten bei der Bewältigung aller Aspekte der Zuwanderung zu unterstützen. In der Agenda werden über Sofortmaßnahmen als Reaktion auf die Krisensituation im Mittelmeer hinaus längerfristige Maßnahmen für die Bewältigung der Migration erläutert:

  • Entwicklung einer neuen Politik für legale Migration – dies wird für die künftigen demografischen Herausforderungen der EU als besonders wichtig angesehen;
  • Menschenleben retten und Außengrenzen sichern – dazu zählt humanitäre Hilfe, um menschliche Tragödien zu verhindern (die EU hat beispielsweise weitere Mittel für die Such- und Rettungsoperationen von Frontex bereitgestellt);
  • Anreize für irreguläre Migration reduzieren – dazu gehört, dass die Ursachen für irreguläre Migration bekämpft werden, gegen Schleuser und Menschenhändler vorgegangen wird und Maßnahmen zur Rückführung besser umgesetzt werden;
  • Stärkung der gemeinsamen Asylpolitik der EU.

Asyl

Die EU verfügt über ein Gemeinsames Europäisches Asylsystem für eine wirksame, faire und humane Asylpolitik mit gemeinsamen, harmonisierten Vorschriften. Im April 2016 nahm die Europäische Kommission eine Mitteilung zur Reformierung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems und Erleichterung legaler Wege nach Europa“ (COM(2016) 197 final) an. Sie enthält Pläne für ein nachhaltigeres System der Zuweisung von Asylbewerbern auf die EU-Mitgliedstaaten, um Mängel zu beheben, die in der Flüchtlingskrise von 2015 zutage getreten sind, insbesondere im Hinblick auf die Dublin-Verordnung (Verordnung (EU) Nr. 604/2013). Eurostat erhebt Daten zu Asylbewerbern, erstinstanzlichen und endgültigen Entscheidungen über Asylanträge, Neuansiedlungen und zur Wiederaufnahme bzw. Aufnahme von Asylbewerbern (Dublin-Statistik).

Im Sommer 2016 nahm die EU einen Migrationspartnerschaftsrahmen an, der die Grundlage für ein neues Konzept zur besseren Migrationssteuerung bilden sollte. Die Zusammenarbeit zwischen EU-Mitgliedstaaten, europäischen Institutionen und Drittstaaten zur besseren Steuerung der Migrationsströme sollte gefördert werden durch:

  • kurzfristige Maßnahmen zur Rettung von Menschenleben, zum Kampf gegen Schleuser, zur verstärkten Rückführung von Menschen, die kein Aufenthaltsrecht in der EU haben, und zur Unterstützung von Menschen in Not durch Neuansiedlung von Flüchtlingen;
  • längerfristige Maßnahmen zur Bekämpfung der Ursachen von irregulärer Migration und Zwangsumsiedlung in Partnerländern und zur Verbesserung der Chancen in den Herkunftsländern durch Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung.

Zunächst war der Rahmen schwerpunktmäßig auf einige prioritäre Länder in Subsahara-Afrika – Äthiopien, Mali, Niger, Nigeria und Senegal – ausgerichtet und sah Vorschläge für Partnerschaften in Form von maßgeschneiderten Migrationspakten (politische Rahmenvereinbarungen über eine Kooperation durch Zusammenlegung verschiedener Instrumente zur Entwicklung einer umfassenden Partnerschaft) entsprechend den besonderen Bedürfnissen der jeweiligen Länder vor. Im Oktober 2016 vereinbarte die EU eine Erweiterung der Kooperation durch zwei neue Migrationspakte mit Jordanien und Libanon, um diese beiden Länder, die im Hinblick auf Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Syrien-Konflikt eine Schlüsselrolle spielen, stärker zu unterstützen. Im Februar 2017 legten die Staats- und Regierungschefs der EU die Erklärung von Malta über eine Reihe von Maßnahmen zur Bewältigung der Ströme von Migranten und Asylsuchenden aus Libyen nach Italien vor.

Bevölkerungs-, Migrations- und Asylstatistiken

Eurostat erfasst, überwacht und analysiert eine Vielzahl demografischer Daten über die Bevölkerungsentwicklung auf nationaler und regionaler Ebene und zu verschiedenen demografischen Faktoren, die für die Größe, die Struktur und die charakteristischen Merkmale der Bevölkerung bestimmend sein können:

Außerdem erhebt Eurostat detaillierte Daten zu verschiedenen Themen im Zusammenhang mit Migration, Staatsangehörigkeit und Asyl:

Diese Statistiken bilden die Grundlage für die Entwicklung und Beobachtung der EU-Politik auf verschiedenen Gebieten, beispielsweise hinsichtlich der Auswirkungen der Migration auf die Arbeitsmärkte, der Integration von Migranten, der Entwicklung eines gemeinsamen Asylsystems, der Verhinderung von illegaler Einwanderung und der Bekämpfung von Menschenhandel.

Die Volks- und Wohnungszählung (Zensus) ist eine umfangreiche Erhebung, die alle zehn Jahre von den nationalen statistischen Ämtern nach unterschiedlichen Methoden und anhand unterschiedlicher Datenquellen durchgeführt wird. Sie ermöglicht die zahlenmäßige Erfassung der gesamten Bevölkerung und des Wohnungsbestands und liefert zusätzlich Angaben zu verschiedenen geografischen, demografischen, sozialen und wirtschaftlichen Merkmalen sowie zu Haushalten und Familien. Zensusdaten sind daher eine unverzichtbare Quelle für wichtige Statistiken von den kleinsten geografischen Einheiten bis zur nationalen und internationalen Ebene. Das umfangreiche und reichhaltige Datenmaterial des Zensus ist sowohl für Politiker als auch für Wissenschaftler von großem Interesse. Die letzte Volks- und Wohnungszählung in den EU-Mitgliedstaaten wurde 2011 durchgeführt. Sie basierte auf europäischen Rechtsvorschriften, in denen erstmals ein einheitlicher Datensatz von hoher Qualität festgelegt wurde:

Der Census Hub ist eine moderne, innovative technische Lösung zur Übermittlung und Verbreitung von Daten aus den Volks- und Wohnungszählungen. Er gewährleistet freien Zugang zu den reichhaltigen Daten aus der europäischen Volks- und Wohnungszählung 2011. Mit diesem einfach anzuwendenden Instrument können die Nutzer selbst aus verschiedenen Themen auf den eigenen Bedarf zugeschnittene Tabellen erstellen.

Zensus- und Bevölkerungsdaten haben auch einen breiteren Anwendungsbereich in der amtlichen Statistik. Sie eignen sich beispielsweise zur Kalibrierung von Erhebungsdaten oder zur Berechnung von Indikatoren (in Verbindung mit anderen Datenquellen), z. B. zur Berechnung von Pro-Kopf-Zahlen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Einwanderung (migr_immi)
Auswanderung (migr_emi)
Erwerb und Verlust der Staatsangehörigkeit (migr_acqn)

Spezieller Bereich

Weitere Informationen

Weblinks