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Statistiken über ausländische Direktinvestitionen

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Datenauszug vom Juni 2016. Neuste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: April 2017.

Dieser Artikel bietet einen Überblick über die Statistiken zu ausländischen Direktinvestitionen (ADI) in der Europäischen Union (EU), und zwar insbesondere zu den Beständen am Jahresende, den jährlichen Strömen und den Erträgen. Untersucht wird vorwiegend der Zeitraum von 2011 bis 2014 für die EU-28. Es ist darauf hinzuweisen, dass die Zahlen für 2013 und 2014 auf neuen methodischen Standards beruhen – der 6. Ausgabe des Zahlungsbilanzhandbuchs (BPM6) (auf Englisch) und der 4. Ausgabe der Definition der ADI-Referenzgrößen (BD4) (auf Englisch) – und die Statistiken ab dem Jahr 2013 folglich nicht unmittelbar mit den Statistiken der Vorjahre verglichen werden können.

Abbildung 1: ADI-Ströme und Bestände, EU-28, 2009–14
(in Mrd. EUR)
Quelle: Eurostat (bop_fdi_main), (bop_fdi6_flow) und (bop_fdi6_pos)
Tabelle 1: Ausländische Direktinvestitionen, EU-28, 2011–14 (1)
Quelle: Eurostat (bop_fdi_main) und (bop_fdi6_flow)
Abbildung 2: ADI-Abflüsse, Durchschnitt 2013–14
(in % der gesamten Abflüsse aus der EU-28)
Quelle: Eurostat (bop_fdi6_flow)
Karte 1: ADI-Bestände im Ausland, EU-28, Ende 2014 (1)
Quelle: Eurostat (bop_fdi6_pos)
Tabelle 2: Die zehn Partnerländer außerhalb der EU-28 mit den höchsten ADI-Beständen, EU-28, Ende 2012 14
(in Mrd. EUR)
Quelle: Eurostat (bop_fdi_main) und (bop_fdi6_pos)
Tabelle 3: ADI-Bestände der EU-28 nach Wirtschaftszweigen, EU-28, Ende 2013
(in Mrd. EUR)
Quelle:'‘ Eurostat (bop_fdi6_pos)
Abbildung 3: ADI-Erträge und -Renditen, EU-28, 2010–14 (1)
Quelle: Eurostat (bop_fdi_main), (bop_fdi6_inc) und (bop_fdi6_pos)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Kernpunkte

Sowohl die Zuflüsse in die EU (Direktinvestitionen von Drittstaaten in EU-Mitgliedstaten) als auch die Abflüsse (Direktinvestitionen von EU-Mitgliedstaaten in Staaten außerhalb der EU) gingen 2014 stark zurück und fielen auf das niedrigste Niveau des Zeitraums von 2009 bis 2014. Diese erheblichen Rückgänge sind vor allem auf große Desinvestitionen in den traditionellen Partnerländern – den Vereinigten Staaten und der Schweiz – zurückzuführen; aber auch von den Vereinigten Staaten ausgehende Desinvestitionen in der EU spielten eine Rolle. Die ADI-Bestände nahmen 2014 beständig zu und setzten damit den Trend vorhergehender Jahre fort. Die Renditen sowohl der Investitionsabflüsse als auch der Investitionszuflüsse der EU-28 stiegen 2014 gegenüber 2013 leicht an. Über Zweckgesellschaften (SPE)  [1] kanalisierte ADI-Ströme spielten wie in den Vorjahren für die Ergebnisse eine wesentliche Rolle.

ADI-Ströme

Starker Rückgang der ADI-Ströme 2014

Direktinvestitionen der EU-Mitgliedstaaten in Ländern außerhalb der EU (Abflüsse)

Nach einer Zunahme in den Jahren von 2009 bis 2013 gingen die Direktinvestitionen der EU-Mitgliedstaaten in Ländern außerhalb der EU 2014 stark zurück und fielen auf ihr niedrigstes Niveau im Zeitraum von 2009 bis 2014 (siehe Abbildung 1) [2]. Dieser drastische Rückgang war vor allem einem hohen Investitionsabbau (Desinvestitionen) in einigen traditionellen Partnerländern – vor allem den Vereinigten Staaten mit -69,8 Mrd. EUR und der Schweiz mit -20 Mrd. EUR – geschuldet (siehe Tabelle 1). Luxemburg und die Niederlande waren aufgrund sinkender Investitionen durch Zweckgesellschaften von diesen starken Rückgängen besonders betroffen. Besonders stark fielen die Desinvestitionen beim Erwerb von Beteiligungskapital im US-Markt aus. Hier war ein Rückgang von 219,9 Mrd. EUR im Jahr 2013 auf -82,1 Mrd. EUR im Jahr 2014 zu verzeichnen.

Die Direktinvestitionen der EU-Mitgliedstaaten sanken auch in Mittelamerika erheblich, blieben aber mit 20,7 Mrd. EUR im positiven Bereich. Dies war vor allem auf die rückläufigen ADI-Transaktionen der EU mit den in diesem Raum, in dem Zweckgesellschaften eine wichtige Rolle spielen, ansässigen Offshore-Finanzzentren zurückzuführen.

In Kanada war bei den Direktinvestitionen der EU-Mitgliedstaaten eine kräftige Aufwärtsentwicklung von 11,8 Mrd. EUR im Jahr 2013 auf 23,4 Mrd. EUR im Jahr 2014 zu beobachten.

Direktinvestitionen aus Drittstaaten in EU-Mitgliedstaaten (Zuflüsse)'‘

Auch die der EU zufließenden Direktinvestitionen gingen 2014 zurück und spiegelten somit die Entwicklung bei den Abflüssen wider. Auch diese Entwicklung war überwiegend auf die Transaktionsströme mit den Vereinigten Staaten zurückzuführen, die nach einem Plus von 433,4 Mrd. EUR 2013 mit -20,3 Mrd. EUR 2014 ins Minus drehten. Mit anderen Worten kam es zu einem Wandel von Investitionen zu Desinvestitionen. Unter den EU-Mitgliedstaaten waren die Niederlande und Luxemburg am stärksten betroffen; sie meldeten beide bedeutende Abzüge von Beteiligungskapital durch Investoren aus den Vereinigten Staaten.

Auch die Direktinvestitionen aus Südamerika und Asien in der EU schrumpften. Die Direktinvestitionen aus Brasilien sanken von 14,3 Mrd. EUR 2013 auf 1,0 Mrd. EUR 2014 während für Singapur die Entwicklung von 12,9 Mrd. EUR Investitionen zu -5,5 Mrd. EUR Desinvestitionen verlief.

Luxemburg war weiterhin führender Investor der EU in Ländern außerhalb der EU

ADI-Ströme können von einem Jahr zum nächsten erheblich schwanken, da sie häufig von umfangreichen Fusionen und Übernahmen beeinflusst werden. Luxemburg war weiterhin der EU-Mitgliedstaat mit dem höchsten Anteil an den ADI-Abflüssen der EU (siehe Abbildung 2).

Im Zeitraum 2013–2014 entfiel der größte Anteil (57 %) an den ADI-Abflüssen der EU auf Luxemburg, wobei die meisten Direktinvestitionen Luxemburgs von Zweckgesellschaften abgewickelt werden. Zweckgesellschaften spielen auch in anderen Mitgliedstaaten der EU eine wichtige Rolle, insbesondere in den Niederlanden, Belgien und Ungarn.

Die Vereinigten Staaten waren im Zeitraum von 2013 bis 2014 mit rund 60 % das Hauptziel für ADI-Abflüsse aus Luxemburg in Nichtmitgliedstaaten. An zweiter Stelle standen Offshore-Finanzzentren, woran die Bedeutung des Finanzsektors für diesen Mitgliedstaat sichtbar wird.

Auch die ADI-Abflüsse aus den Niederlanden in Nichtmitgliedstaaten waren im Zeitraum von 2013 bis 2014 mit 17 % der gesamten Abflüsse aus der EU-28 sehr hoch, sodass die Niederlande in diesem Jahr unter den Mitgliedstaaten vor Deutschland (8 % der Gesamtabflüsse) auf Platz 2 rangierten.

ADI-Bestände

Fortsetzung des Wachstums im Jahr 2014'

Trotz der Einführung der neuen Methodik im Jahr 2013 nahmen 2013 und 2014 die ADI Bestände sowohl bei den Zu- als auch bei den Abflüssen zu. Zwischen dem Ende des Jahres 2013 und dem Ende des Jahres 2014 wuchsen die Bestände bei den Abflüssen um 7,6 % und bei den Zuflüssen um 9,6 %.

In Nordamerika befindet sich weiterhin der größte Anteil an ADI-Beständen der EU-28 in Nichtmitgliedstaaten

Ende 2014 wies Nordamerika den größten Anteil (40,2 %) an den ADI-Beständen der EU-28 im Ausland aus (siehe Karte 1). Allein auf die Vereinigten Staaten entfielen rund 34,5 % (1985 Mrd. EUR) der Gesamtabflüsse der EU-28 (siehe Tabelle 2).

In europäischen Ländern außerhalb der EU befanden sich Ende 2014 20,6 % der Abflussbestände der EU-28. Mit 11,0 % der Gesamtbestände an Abflüssen war die Schweiz das zweitwichtigste Land bezüglich der ADI-Positionen der EU-28; diese Investitionen betrafen in erster Linie das Kredit- und Versicherungsgewerbe.

Drittwichtigstes Land war Ende 2014 Brasilien mit einem Anteil von 6 % an den ADI-Abflussbeständen der EU-28; Kanada erreichte Platz vier.

Auf die asiatischen Länder mit China, Singapur und Hongkong als Hauptstandorten entfielen 11,6 % der abfließenden ADI-Bestände der EU-28. Diese drei Länder vereinten zusammen fast die Hälfte der ADI-Positionen der EU-28 in Asien auf sich.

Die Vereinigten Staaten hielten den größten Anteil an ADI-Beständen in der EU-28

Ende 2014 entfielen auf die Vereinigten Staaten fast 40 % aller ADI-Zuflussbestände der EU-28 aus der übrigen Welt (siehe Tabelle 2). Damit behaupteten die Vereinigten Staaten ihre Stellung als bedeutendster Halter von ADI-Beständen in der EU-28; diese Investitionen betrafen Ende 2013 hauptsächlich den Sektor Finanzdienstleistungen, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe; bei letzterem entfielen ein Drittel auf die Herstellung von Mineralöl, chemischen Produkten, Pharmazeutika sowie Gummi- und Kunststofferzeugnissen und ein weiteres Drittel auf die Herstellung von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren.

Ähnlich wie in der Rangfolge bei den ADI-Abflüssen hielt die Schweiz 2014 den zweitgrößten Bestand an ADI in der EU-28 im Wert von 509 Mrd. EUR, von denen etwa die Hälfte auf den Sektor Finanzdienstleistungen entfiel (Ende 2013).

Weitere Länder mit bedeutenden Anteilen an ADI-Beständen in der EU-28 waren Ende 2014 Japan und Kanada (jeweils 3,6 % der Anteile). Ende 2014 zählte China noch nicht zu den zehn größten Investoren (in Bezug auf die ADI-Zuflüsse) in der EU-28.

Investitionen in Finanzdienstleistungen weiterhin vorherrschend

Ende 2013 verzeichnete die EU-28 eine positive ADI-Bilanz, d. h. die Bestände an ADI-Abflüssen überstiegen die Bestände an Zuflüssen (siehe Tabelle 3). Im Jahresverlauf 2013 waren in der Struktur der Transaktionen bei den ADI-Beständen der EU-28 kaum Veränderungen zu verzeichnen; der Dienstleistungssektor wies nach wie vor einen Negativsaldo auf, der auf Transaktionen im Finanzdienstleistungsbereich zurückzuführen war. Fast alle anderen Dienstleistungssektoren konnten einen Positivsaldo verzeichnen.

Auf die Dienstleistungen entfiel der bei weitem größte Beitrag zu den ADI-Beständen der EU-28 sowohl bei den Abflüssen ins Ausland (57 %) als auch bei den Zuflüssen ins Inland (87 %); deren jeweiliger Anteil an den Gesamtbeständen war Ende 2013 gegenüber 2012 stabil geblieben. Etwa drei Fünftel der ADI-Bestände im Dienstleistungsbereich innerhalb und knapp vier Fünftel der Bestände außerhalb der Union betrafen das Finanz- und Versicherungswesen, das im Jahresverlauf 2013 expandierte.

Das verarbeitende Gewerbe war zweitgrößer Sektor. Auf Mineralöl sowie chemische und pharmazeutische Produkte entfielen sowohl bei den Investitionszuflüssen als auch bei den Investitionsabflüssen etwa 40 % der gesamten ADI-Bestände des verarbeitenden Gewerbes.

Erträge aus ADI

Nettoerträge der EU-28 stiegen 2014

Die aus ADI-Abflüssen erzielten Investitionserträge der EU-28 aus Nichtmitgliedstaaten stiegen 2014 auf 313 Mrd. EUR. Die Erträge der EU-28, die an Investoren in Nichtmitgliedstaaten auf ADI-Zuflüsse gezahlt wurden, nahmen ebenfalls zu und betrugen 207 Mrd. EUR (siehe Abbildung 3).

Die Rendite ging 2013 sowohl bei Zu- als auch bei den Abflüssen zurück, wobei sich allerdings nicht abschätzen lässt, in welchem Umfang dieser Rückgang auf die 2013 erfolgte Einführung der neuen Methodik zurückzuführen ist. Die Renditen stiegen zwischen 2013 und 2014 leicht an [3].

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die statistischen Daten über ausländische Direktinvestitionen in der EU werden gemäß der Verordnung (EG) Nr. 184/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die gemeinschaftliche Statistik der Zahlungsbilanz, des internationalen Dienstleistungsverkehrs und der Direktinvestitionen und der Verordnung (EU) Nr. 555/2012 der Kommission zu deren Änderung erhoben.

Die zugrunde liegende Methodik ist die OECD-Referenzdefinition des Begriffs Direktinvestitionen in der dritten Auflage, eine mit dem IWF-Zahlungsbilanzhandbuch in der fünften Auflage in allen Punkten übereinstimmende praktische Definition.

Dieser Artikel stützt sich auf ADI-Daten, die im Juni 2016 in der Datenbank von Eurostat vorlagen. Die Reihen in der Datenbank erfassen den Zeitraum 1992–2014, aufgegliedert nach Partnerland, Wirtschaftszweig und Art der Direktinvestition (Beteiligungskapital, Darlehen und reinvestierte Gewinne). Die in diesem Artikel für die Jahre 2013 und 2014 dargestellten ADI-Zahlen beruhen auf den neuen internationalen Standards, der 6. Ausgabe des Zahlungsbilanzhandbuchs (BPM6) (auf Englisch) und der 4. Ausgabe der Definition der ADI-Referenzgrößen (BD4) (auf Englisch).

Die Aggregate für die EU beinhalten Zweckgesellschaften, bei denen es sich um eine besondere Art von Unternehmen (vielfach Holdinggesellschaften) handelt.

Kontext

In einer Welt zunehmender Globalisierung, in der politische, wirtschaftliche und technologische Schranken rasch überwunden werden, ist der Umfang der Teilnahme eines Landes an der weltweiten Wirtschaftstätigkeit ein wichtiger Indikator für seine Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, beschränken sich moderne Unternehmen bei ihren Geschäftsbeziehungen mit dem Ausland nicht auf den traditionellen Handel mit Waren und Dienstleistungen; dies zeigt die steigende Zahl von Fusionen, Partnerschaften, Joint Ventures, Lizenzvereinbarungen und anderen Formen der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen.

Ausländische Direktinvestitionen können als eine alternative wirtschaftliche Strategie von Unternehmen betrachtet werden, die Investitionen zur Errichtung einer neuen Betriebsstätte bzw. einer neuen Niederlassung oder zum Erwerb bestehender Anlagen eines ausländischen Unternehmens tätigen. Hierbei streben diese Unternehmen an, den Außenhandel durch die Produktion (und häufig auch den Verkauf) von Waren und Dienstleistungen außerhalb des Landes ihrer Niederlassung zu ergänzen oder zu ersetzen.

Ausländische Direktinvestitionen erfolgen auf zwei Arten: durch die Schaffung von Produktivvermögen durch Ausländer (sogenannte Investitionen auf der grünen Wiese) oder durch den Erwerb bestehender Produktionsmittel durch Ausländer (z. B. durch Kauf, Fusionen, Übernahmen). ADI unterscheiden sich insofern von Wertpapieranlagen, als sie in der Absicht getätigt werden, das betreffende Unternehmen zu kontrollieren oder wesentlichen Einfluss in der Unternehmensleitung auszuüben, und dass eine langfristige Beteiligung angestrebt wird. Direktinvestitionen umfassen nicht nur den anfänglichen Erwerb von Beteiligungskapital, sondern auch nachfolgende Kapitaltransaktionen zwischen dem ausländischen Investor einerseits und inländischen und verbundenen Unternehmen andererseits.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Haupttabellen

Direktinvestitionen der Europäischen Union (t_bop_fdi)

Datenbank

Direktinvestitionen der Europäischen Union (bop_fdi)
Direktinvestitionen der Europäischen Union (bop_fdi6)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Fußnoten

  1. Bei Zweckgesellschaften handelt es sich in erster Linie um Finanzholdinggesellschaften in ausländischem Besitz, die vor allem grenzüberschreitende Finanztransaktionen tätigen und in dem Mitgliedstaat, in dem sie ansässig sind, praktisch nicht tätig sind.
  2. Die Zahlen für die Jahre 2013 und 2014 wurden nach den neuen internationalen Standards (BPM6 und BD4) zusammengestellt und sind daher mit den Zahlen für frühere Jahre nicht unmittelbar vergleichbar.
  3. Die ADI-Rendite wird hier als (ADI-Ertrag aus Jahr t) / (ADI-Bestand am Ende des Jahres t-1) gemessen.