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Archive:Statistiken zur Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum

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Datenauszug vom Juli 2016. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Oktober 2017.
Abbildung 1: Gesamtbevölkerung, EU-28, 1960-2016 (1)
(Stand: 1. Januar, in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Abbildung 2: Bevölkerungswachstum nach Komponenten
(jährliche rohe Ziffern), EU-28, 1960-2015 (1)
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Abbildung 3: Geburten und Sterbefälle, EU-28, 1961-2015 (1)
(in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 1: Bevölkerungsbilanz, 2015
(in Tsd.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 2: Rohe Bevölkerungswachstumsziffern, 2013-2015
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 3: Beitrag von natürlichem Bevölkerungswachstum und (korrigiertem) Wanderungssaldo
zum Bevölkerungswachstum, 2015 (1)
Quelle: Eurostat

Dieser Artikel vermittelt einen Überblick über die Entwicklung der Statistik zur Bevölkerung der Europäischen Union (EU); hierbei wird auf die zwei Komponenten des Bevölkerungswachstums eingegangen: das natürliche Bevölkerungswachstum und den (korrigierten) Wanderungssaldo. Nähere Informationen zum Wanderungssaldo enthält der Artikel über Statistiken zu Wanderungsströmen und Migrantenbevölkerung.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Die Bevölkerung der EU-28 wächst weiter

Die gegenwärtige demografische Situation in der EU-28 ist durch anhaltendes Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. So nahm die Bevölkerung der EU-28 insgesamt im Jahr 2015 zu, allerdings ging sie in 11 Mitgliedstaaten zurück. Ein Blick auf die neuesten Daten, die zur Verfügung stehen, ist ebenfalls aufschlussreich. Aus ihnen geht hervor, dass im Jahr 2015 in der EU-28 erstmals (seit Beginn der Untersuchungsreihe im Jahr 1961) ein natürlicher Rückgang der Bevölkerungsziffern zu verzeichnen war.

Zum 1. Januar 2016 wurde die Bevölkerung der EU-28 auf 510,1 Millionen Menschen und damit auf 1,8 Millionen mehr als im Jahr davor geschätzt. Die Zunahme der Bevölkerungszahlen fiel im Jahr 2015 höher aus als 2014, als die EU-28 um 1,3 Millionen Menschen wuchs.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet, wuchs die Einwohnerzahl der EU-28 gegenüber 406,7 Millionen im Jahr 1960 bis 2016 auf 510,1 Millionen, das entspricht einer Zunahme um 103,4 Millionen Menschen (siehe Abbildung 1). Das Bevölkerungswachstum hat sich in den letzten Jahrzehnten allmählich verlangsamt: So wuchs die Bevölkerung der EU-28 im Zeitraum 2005-2016 um durchschnittlich etwa 1,5 Millionen Personen pro Jahr, während sie in den 1960er Jahren durchschnittlich um ca. 3,3 Millionen Personen pro Jahr zugenommen hatte.

2015 überstieg die Zahl der Sterbefälle in der EU-28 (erstmals seit Beginn der Zeitreihen im Jahr 1961) die Zahl der Lebendgeburten. Hieraus ergab sich der oben genannte natürliche Bevölkerungsrückgang. Das im Jahr 2015 verzeichnete Bevölkerungswachstum der EU-28 war daher vollständig auf das (korrigierte) Wanderungssaldo zurückzuführen. Allerdings waren in den EU-Mitgliedstaaten unterschiedliche Tendenzen zu beobachten, wie weiter unten aufgezeigt wird. 2015 erreichte der Anteil des (korrigierten) Wanderungssaldos am Bevölkerungswachstum 1,9 Millionen Personen – eine etwa doppelt so hohe Zunahme wie im Vorjahr und die größte Zunahme seit Beginn der Zeitreihen im Jahr 1961. Diese Komponente stellt seit 1992 die wichtigste Determinante des Bevölkerungswachstums in der EU-28 dar (siehe Abbildung 2).

Seit Mitte der 1980er Jahre ist der Wanderungssaldo in der EU-28 beträchtlich gestiegen. Zugleich ist die Zahl der Lebendgeburten zurückgegangen, die Zahl der Sterbefälle hingegen gestiegen. Die Differenz zwischen Lebendgeburten und Sterbefällen ist in der EU-28 seit 1961 deutlich geringer geworden (siehe Abbildung 3). In den letzten Jahren war die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen (das natürliche Bevölkerungswachstum) sehr klein. Zudem überstieg im Jahr 2015 die Zahl der Sterbefälle die Zahl der Geburten, sodass, wie oben festgestellt, ein natürlicher Rückgang der Bevölkerungsziffern zu verzeichnen war. Da davon auszugehen ist, dass die Zahl der Sterbefälle mit der Alterung der geburtenstarken Jahrgänge zunehmen wird, und unter der Annahme, dass die Fruchtbarkeitsziffer auf einem relativ niedrigen Niveau verharren wird, kann für die Zukunft ein negatives natürliches Bevölkerungswachstum (mehr Sterbefälle als Geburten) nicht ausgeschlossen werden. Sollte dies der Fall sein, wird es wesentlich von der Bevölkerungswanderung abhängen, ob die Bevölkerung der EU-28 insgesamt zu- oder abnimmt.

Bevölkerungswachstum auf nationaler Ebene

Die Bevölkerungszahlen der einzelnen EU-Mitgliedstaaten zum 1. Januar 2016 lagen im Bereich von 0,4 Millionen in Malta bis 82,2 Millionen in Deutschland. Die Einwohner Deutschlands, Frankreichs, des Vereinigten Königreichs und Italiens machten am 1. Januar 2016 zusammengenommen mehr als die Hälfte (53,8 %) der Gesamtbevölkerung der EU-28 aus (siehe Tabelle 1).

Die Bevölkerung der EU-28 nahm zwar 2015 um 1,8 Millionen Personen zu, doch fiel dieser Bevölkerungszuwachs in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten durchaus unterschiedlich aus: Während insgesamt 17 Mitgliedstaaten einen Anstieg der Bevölkerung verzeichneten, entwickelte sich die Einwohnerzahl in den übrigen 11 Mitgliedstaaten rückläufig. Luxemburg, Österreich, Deutschland, Malta und Schweden verzeichneten 2015 mit mehr als 10,0 pro 1 000 Einwohner die höchsten Bevölkerungszuwächse; sie lagen damit um nahezu das Dreifache über dem EU-28-Durchschnitt von 3,5 pro 1 000 Einwohner (siehe Tabelle 2). Von diesen fünf EU-Mitgliedstaaten registrierte Luxemburg mit 23,3 pro 1 000 Einwohner den kräftigsten Anstieg. Die stärksten relativen Rückgänge der Bevölkerungszahl wurden in Litauen (-11,3 pro 1 000 Einwohner), Lettland (-8,7) und Kroatien (-8,2) verzeichnet.

Eine Untersuchung der beiden Komponenten des Bevölkerungswachstums auf nationaler Ebene ergibt acht unterschiedliche Arten des Bevölkerungswachstums, bei denen zwischen Bevölkerungszuwachs und Bevölkerungsrückgang, dem relativen Gewicht der natürlichen Bevölkerungsentwicklung und dem Wanderungssaldo unterschieden wird — die vollständige Typologie zeigt Tabelle 3. 2015 wurden die höchsten rohen Quoten des natürlichen Bevölkerungswachstums in Irland verzeichnet (7,7 pro 1 000 Einwohner), gefolgt von Zypern (3,9) und Luxemburg (3,7). Insgesamt 13 EU-Mitgliedstaaten wiesen ein negatives natürliches Bevölkerungswachstum auf, wobei die größten Rückgänge in Bulgarien (-6,2 pro 1 000 Einwohner), Ungarn und Kroatien (jeweils -4,0) sowie Rumänien (-3,8) beobachtet wurden. In relativen Zahlen wiesen 2015 Luxemburg (19,6 pro 1 000 Einwohner), Österreich (14,2), Deutschland (14,1) und Malta (9,7) den größten positiven rohen Wanderungssaldo auf, Litauen (-7,7 pro 1 000 Einwohner), Lettland (-5,4), Kroatien (-4,3) und Griechenland (-3,3) hingegen den stärksten negativen rohen Wanderungssaldo.

Von den 17 EU-Mitgliedstaaten, in denen die Bevölkerung im Jahr 2015 wuchs, war dies in zwölf Mitgliedstaaten sowohl auf das natürliche Wachstum als auch auf die Nettowanderung zurückzuführen. In Irland und Zypern war dies ausschließlich dem natürlichen Bevölkerungswachstum zu verdanken, da der Wanderungssaldo negativ war. In Deutschland, der Tschechischen Republik und Estland war das Bevölkerungswachstum hingegen allein dem positiven Wanderungssaldo zuzuschreiben, da das natürliche Bevölkerungswachstum negativ war.

Insgesamt 11 EU-Mitgliedstaaten meldeten für 2015 einen Bevölkerungsrückgang. In fünf Ländern (Griechenland, Spanien, Kroatien, Lettland und Litauen) war dies vor allem auf einen negativen Wanderungssaldo zurückzuführen (wenn auch ergänzt durch ein relativ schwaches negatives natürliches Bevölkerungswachstum). In Bulgarien, Ungarn, Polen, Portugal und Rumänien hingegen wurde der Bevölkerungsrückgang im Wesentlichen durch das negative natürliche Bevölkerungswachstum bewirkt, zu dem ein relativ niedriger negativer Wanderungssaldo hinzukam. In Italien war der Bevölkerungsschwund ausschließlich auf das negative natürliche Bevölkerungswachstum zurückzuführen, da der Wanderungssaldo positiv war.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Bevölkerungsbilanz vermittelt einen Überblick über die jährlichen Bevölkerungsentwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten. Statistische Daten über das Bevölkerungswachstum sind in absoluten Zahlen und als rohe Ziffern verfügbar.

Das Bevölkerungswachstum in einem bestimmten Jahr ist die Differenz zwischen der Bevölkerungsgröße am 1. Januar des betreffenden Jahres und am 1. Januar des vorausgegangenen Jahres. Das Bevölkerungswachstum setzt sich zusammen aus den beiden Komponenten natürliches Bevölkerungswachstum und (korrigierter) Wanderungssaldo. Das natürliche Bevölkerungswachstum ist die Differenz zwischen der Zahl der Lebendgeburten und der Zahl der Sterbefälle. Eine positive Zahl bedeutet einen natürlichen Zuwachs der Bevölkerung. Der Wanderungssaldo ist definiert als die Differenz zwischen der Zahl der Einwanderer und der Zahl der Auswanderer. In Verbindung mit der jährlichen Bevölkerungsbilanz ermittelt Eurostat durch die Berechnung der Differenz zwischen dem Bevölkerungswachstum insgesamt und dem natürlichen Bevölkerungswachstum den Wanderungssaldo; dieses Konzept wird als korrigierter Wanderungssaldo bezeichnet.

Kontext

Statistiken zum Bevölkerungswachstum und zur Bevölkerungsstruktur werden in zunehmendem Maße zur Unterstützung politischer Entscheidungsprozesse eingesetzt. Sie ermöglichen die Beobachtung des demografischen Verhaltens im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kontext. Hierbei sind die Entwicklungen von besonderem Interesse, die die wahrscheinliche Verringerung der Relevanz der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sowie den damit zusammenhängenden Anstieg der Zahl älterer Menschen betreffen. Diese Statistiken können zur Unterstützung einer Vielzahl unterschiedlicher Analysen eingesetzt werden, so z. B. Studien zur Bevölkerungsalterung und deren zu erwartenden Auswirkungen auf die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Sozialleistungen, die Bewertung der Fruchtbarkeit als Hintergrund für familienpolitische Maßnahmen oder die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des demografischen Wandels.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Bevölkerungsstand (demo_pop)
Regionale Daten (demopreg)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

  • Fruchtbarkeit (ESMS metadata file — demo_fer_esms) (auf Englisch)
  • Sterblichkeit (ESMS metadata file — demo_fer_esms) (auf Englisch)
  • Bevölkerung (ESMS metadata file — demo_pop_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks