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Archive:Statistiken zur Bevölkerung und zum Bevölkerungswachstum

Datenauszug vom Juli 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: Juli 2016.
Abbildung 1: Gesamtbevölkerung, EU-28, 1960–2015 (1)
(Stand: 1. Januar, in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Abbildung 2: Bevölkerungswachstum nach Komponenten
(jährliche rohe Ziffern), EU-28, 1960–2014 (1)
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Abbildung 3: Geburten und Sterbefälle, EU-28, 1961–2014 (1)
(in Mio.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 1: Bevölkerungsbilanz, 2014
(in Tsd.)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 2: Rohe Bevölkerungswachstumsziffern, 2012–2014
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_gind)
Tabelle 3: Beitrag von natürlichem Bevölkerungswachstum
und (korrigiertem) Wanderungssaldo zum Bevölkerungswachstum, 2014 (1)
Quelle: Eurostat (demo_gind)

Dieser Artikel vermittelt einen Überblick über die Entwicklung der Statistik zur Bevölkerung der Europäischen Union (EU); hierbei wird auf die zwei Komponenten des Bevölkerungswachstums eingegangen: das natürliche Bevölkerungswachstum und den (korrigierten) Wanderungssaldo. Nähere Informationen zum Wanderungssaldo enthält der Artikel über Statistiken zu Wanderungsströmen und Migrantenbevölkerung.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Die Bevölkerung der EU-28 wächst weiter

Die gegenwärtige demografische Situation in der EU-28 ist durch anhaltendes Bevölkerungswachstum gekennzeichnet. So nahm die Bevölkerung der EU-28 insgesamt im Jahr 2014 zu, allerdings ging sie in 12 Mitgliedstaaten zurück.

Kroatien trat der EU am 1. Juli 2013 als 28. Mitgliedstaat bei, womit die Bevölkerung der EU-27 (zum damaligen Zeitpunkt) um 4,3 Millionen wuchs. Die in diesem Artikel vorgestellten Zahlen und Aggregate beziehen sich für alle Jahre auf die EU-28, um eine Analyse im Zeitverlauf zu ermöglichen.

Zum 1. Januar 2015 wurde die Bevölkerung der EU-28 auf 508,2 Millionen Menschen und damit auf 1,3 Millionen mehr als im Jahr davor geschätzt (bei diesen Zahlen für 2015 ist der Bruch in der Reihe durch die Hinzuzählung des französischen Übersee-Departements Mayotte zu beachten). Die Zunahme im Jahr 2014 fiel geringer als 2013 aus, als die EU-28 um 1,7 Millionen Menschen wuchs.

Über einen längeren Zeitraum betrachtet, wuchs die Einwohnerzahl der EU-28 gegenüber 406,7 Millionen im Jahr 1960 bis 2015 um 101,5 Millionen (siehe Abbildung 1). Das Bevölkerungswachstum hat sich in den letzten Jahrzehnten allmählich verlangsamt: So wuchs die Bevölkerung der EU-28 im Zeitraum 1994–2014 um durchschnittlich etwa 1,3 Millionen Personen pro Jahr, während sie in den 1960er Jahren durchschnittlich um ca. 3,3 Millionen Personen pro Jahr zugenommen hatte.

Im Jahr 2014 waren 14,5 % (0,2 Millionen Personen) des Bevölkerungsanstiegs in der EU-28 auf natürliches Bevölkerungswachstum (positive Differenz zwischen Lebendgeburten und Sterbefällen) zurückzuführen. Etwa 85,5 % des Bevölkerungswachstums insgesamt entfielen auf den korrigierten Wanderungssaldo: Diese Komponente stellte mit knapp 1,0 Millionen Personen weiterhin die wichtigste Determinante des Bevölkerungswachstums im Jahr 2014 dar.

Der Beitrag des (korrigierten) Wanderungssaldos zum Gesamtwachstum der Bevölkerung der EU-28 ist seit 1992 größer als der des natürlichen Wachstums (siehe Abbildung 2). 2003 war er mit 95 % des Bevölkerungswachstums insgesamt am höchsten, 2009 sank er auf 58 % und 2013 stieg er erneut bis auf einen Höchstwert von 95 % an. 2014 lag der Anteil des Wanderungssaldos am Gesamtwachstum der Bevölkerung bei 85,5 %.

Der relativ geringe Anteil des natürlichen Bevölkerungswachstums am Bevölkerungswachstum insgesamt ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Zum einen ist seit Mitte der 1980er Jahre der Wanderungssaldo in der EU-28 beträchtlich gestiegen, und zum anderen ist die Zahl der Lebendgeburten zurückgegangen, die Zahl der Sterbefälle hingegen gestiegen.

Die Differenz zwischen Lebendgeburten und Sterbefällen ist in der EU-28 seit 1960 deutlich geringer geworden (siehe Abbildung 3). In den letzten Jahren (2013–2014) war diese Differenz sehr klein und mit dem geringen natürlichen Bevölkerungswachstum 2002 und 2003 vergleichbar. Da davon auszugehen ist, dass die Zahl der Sterbefälle mit der Alterung der geburtenstarken Jahrgänge zunehmen wird, und unter der Annahme, dass die Fruchtbarkeitsziffer auf einem relativ niedrigen Niveau verharren wird, kann für die Zukunft ein negatives natürliches Bevölkerungswachstum (mehr Sterbefälle als Geburten) nicht ausgeschlossen werden. Sollte dies der Fall sein, wird es wesentlich von der Bevölkerungswanderung abhängen, ob die Bevölkerung insgesamt zu- oder abnimmt, wie es in einigen EU-Mitgliedstaaten bereits zu beobachten ist.

Bevölkerungswachstum auf nationaler Ebene

Die Bevölkerungszahlen der einzelnen EU-Mitgliedstaaten zum 1. Januar 2015 lagen im Bereich von 0,4 Millionen in Malta bis 81,2 Millionen in Deutschland. Die Einwohner Deutschlands, Frankreichs, des Vereinigten Königreichs und Italiens machten am 1. Januar 2015 zusammengenommen mehr als die Hälfte (54 %) der Gesamtbevölkerung der EU-28 aus (siehe Tabelle 1).

Die Bevölkerung der EU-28 nahm 2014 zwar um 1,1 Millionen Personen zu (durch die Einbeziehung des französischen Übersee-Departements Mayotte zum 1. Januar 2015 kamen weitere 220 300 Personen hinzu), doch fiel dieser Bevölkerungszuwachs in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten durchaus unterschiedlich aus: Während insgesamt 16 Mitgliedstaaten einen Anstieg der Bevölkerung verzeichneten, entwickelte sich die Einwohnerzahl in den übrigen 12 Mitgliedstaaten rückläufig. Luxemburg, Schweden, Malta und Österreich verzeichneten 2014 mit mehr als 9,0 pro 1 000 Einwohner die höchsten Bevölkerungszuwächse; sie lagen damit um mehr als das Dreifache über dem EU-28-Durchschnitt von 2,2 pro 1 000 Einwohner (siehe Tabelle 2). Von diesen vier EU-Mitgliedstaaten registrierte Luxemburg mit 23,9 pro 1 000 Einwohner den kräftigsten Anstieg. Die stärksten relativen Rückgänge der Bevölkerungszahl wurden in Zypern (-12,9 pro 1 000 Einwohner), Griechenland (-8,4) und Lettland (-7,7) verzeichnet. Die Daten für Zypern weisen in den letzten Jahren einen deutlichen Umschwung von einem kräftigen zu einem rückläufigen Bevölkerungswachstum aus, der im Wesentlichen auf einen negativen Wanderungssaldo zurückzuführen ist (siehe unten).

Eine Untersuchung der beiden Komponenten des Bevölkerungswachstums auf nationaler Ebene ergibt acht unterschiedliche Arten des Bevölkerungswachstums, bei denen zwischen Bevölkerungszuwachs und -rückgang sowie zwischen dem relativen Gewicht von natürlichem Bevölkerungswachstum und Wanderungssaldo unterschieden wird – die vollständige Typologie zeigt Tabelle 3. 2014 wurden die höchsten rohen Quoten des natürlichen Bevölkerungswachstums in Irland (8,1 pro 1 000 Einwohner), gefolgt von Zypern (4,7), Frankreich und Luxemburg (jeweils 4,0) verzeichnet. Insgesamt 11 EU-Mitgliedstaaten wiesen ein negatives Bevölkerungswachstum auf, wobei die größten Rückgänge in Bulgarien (-5,7 pro 1 000 Einwohner), Rumänien (-3,5), Lettland und Litauen (jeweils -3,4) sowie Ungarn (-3,3) beobachtet wurden. In relativen Zahlen wiesen 2014 Luxemburg (19,9 pro 1 000 Einwohner), Österreich (8,7), Schweden (7,9), Deutschland (7,2) und Malta (7,1) den größten positiven rohen Wanderungssaldo auf, Zypern (-17,6 pro 1 000 Einwohner), Griechenland (-6,4), Lettland (-4,3) und Litauen (-4,2) hingegen den stärksten negativen Wanderungssaldo.

Von den 16 EU-Mitgliedstaaten, in denen die Bevölkerung im Jahr 2014 wuchs, war dies in 12 Mitgliedstaaten sowohl auf das natürliche Wachstum als auch auf die Nettowanderung zurückzuführen. In Irland und Slowenien war dies ausschließlich dem natürlichen Bevölkerungswachstum zu verdanken, da der Wanderungssaldo negativ war. Während sich dieser Trend im Falle Irlands bereits verfestigt hat, war dies in Slowenien das erste Jahr mit einem negativen Wanderungssaldo. In Deutschland und Italien war das Bevölkerungswachstum hingegen allein dem positiven Wanderungssaldo zuzuschreiben, da das natürliche Bevölkerungswachstum negativ war.

Insgesamt 12 EU-Mitgliedstaaten meldeten für 2014 einen Bevölkerungsrückgang. In fünf Ländern (Griechenland, Lettland, Litauen, Polen und Portugal) war dies vor allem auf einen negativen Wanderungssaldo in Verbindung mit einem negativen natürlichen Bevölkerungswachstum zurückzuführen. In Bulgarien, Kroatien, Estland und Rumänien hingegen wurde der Bevölkerungsrückgang im Wesentlichen durch das negative natürliche Bevölkerungswachstum bewirkt, zu dem ein negativer Wanderungssaldo hinzukam. In Ungarn war der Bevölkerungsschwund ausschließlich auf das negative natürliche Bevölkerungswachstum zurückzuführen, da der Wanderungssaldo leicht positiv war. Der Rückgang der Bevölkerung in Spanien und Zypern war ausschließlich die Folge des negativen Wanderungssaldos, der das positive natürliche Wachstum aufhob.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Bevölkerungsbilanz vermittelt einen Überblick über die jährlichen Bevölkerungsentwicklungen in den EU-Mitgliedstaaten.

Statistische Daten über das Bevölkerungswachstum sind in absoluten Zahlen und als rohe Ziffern verfügbar. Das Bevölkerungswachstum in einem bestimmten Jahr ist die Differenz zwischen der Bevölkerungsgröße am 1. Januar des betreffenden Jahres und am 1. Januar des vorausgegangenen Jahres. Das Bevölkerungswachstum setzt sich zusammen aus den beiden Komponenten natürliches Bevölkerungswachstum und (korrigierter) Wanderungssaldo. Das natürliche Bevölkerungswachstum ist die Differenz zwischen der Zahl der Lebendgeburten und der Zahl der Sterbefälle. Eine positive Zahl bedeutet einen natürlichen Zuwachs der Bevölkerung. Der Wanderungssaldo ist definiert als die Differenz zwischen der Zahl der Einwanderer und der Zahl der Auswanderer. In Verbindung mit der jährlichen Bevölkerungsbilanz ermittelt Eurostat durch die Berechnung der Differenz zwischen dem Bevölkerungswachstum insgesamt und dem natürlichen Bevölkerungswachstum den Wanderungssaldo; dieses Konzept wird als korrigierter Wanderungssaldo bezeichnet.

Kontext

Statistiken zum Bevölkerungswachstum und zur Bevölkerungsstruktur werden in zunehmendem Maße zur Unterstützung politischer Entscheidungsprozesse eingesetzt. Sie ermöglichen die Beobachtung des demografischen Verhaltens im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Kontext. Hierbei sind die Entwicklungen von besonderem Interesse, die die wahrscheinliche Verringerung der Relevanz der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sowie den damit zusammenhängenden Anstieg der Zahl älterer Menschen betreffen. Diese Statistiken können zur Unterstützung einer Vielzahl unterschiedlicher Analysen eingesetzt werden, so z. B. Studien zur Bevölkerungsalterung und deren zu erwartenden Auswirkungen auf die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen und der Sozialleistungen, die Bewertung der Fruchtbarkeit als Hintergrund für familienpolitische Maßnahmen oder die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des demografischen Wandels.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Bevölkerungsstand (demo_pop)
Regionale Daten (demopreg)

Spezieller Bereich

Methodik/Metadaten

  • Fruchtbarkeit (ESMS metadata file — demo_fer_esms) (auf Englisch)
  • Sterblichkeit (ESMS metadata file — demo_mor_esms) (auf Englisch)
  • Bevölkerung (ESMS metadata file — demo_pop_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks