BIP und Konten der privaten Haushalte auf regionaler Ebene
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- Daten von März 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Mittels des Statistischen Atlasses von Eurostat können Sie alle Karten interaktiv verwenden (siehe Benutzerhandbuch).
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein wichtiges Maß der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wirtschafswachstums: Im ersten Teil dieses Artikels wird eine nach Regionen aufgeschlüsselte Analyse des BIP der Europäischen Union (EU) auf der Grundlage des BIP je Einwohner vorgestellt und veranschaulicht, wie sich dieses Maß in den letzten Jahren verändert hat. Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung liefert wichtige Informationen, die für eine regionale Wirtschaftsanalyse genutzt werden können. Die Mittelzuteilung im Rahmen der Kohäsionspolitik der EU erfolgt ebenfalls anhand dieser Statistiken (die nur zu laufenden Preisen vorliegen). Obwohl die Kohäsionspolitik sämtliche Regionen in der EU abdeckt, fließt der größte Teil der Strukturfondsmittel in Regionen der NUTS-Ebene 2, deren BIP je Einwohner weniger als 75 % des Durchschnitts der EU-27 (ermittelt anhand eines Dreijahresdurchschnitts) beträgt.
Im zweiten Teil des Artikels werden die regionalen Haushaltseinkommen (für die ebenfalls nur Statistiken zu laufenden Preisen verfügbar sind) betrachtet. Es werden Informationen zum Primäreinkommen (zum Beispiel Einkommen aus Erwerbstätigkeit) sowie zum verfügbaren Einkommen, das aus staatlichen Umverteilungsmaßnahmen (Steuern, Sozialleistungen und sonstige Transfers) resultiert, vermittelt. Zu beachten ist, dass sich die Angaben zu den regionalen Haushaltseinkommen auf das Jahr 2008 beziehen, während die BIP-Analyse auf dem Referenzjahr 2009 beruht.
Wichtigste statistische Ergebnisse
Das BIP und die Haushaltseinkommen werden zunächst in der jeweiligen Landeswährung berechnet und anschließend in Kaufkraftparitäten (KKP) umgerechnet. Dabei werden die unterschiedlichen Preisniveaus in den Mitgliedstaaten berücksichtigt und so genauere Vergleiche ermöglicht. Für die Berechnung des BIP wird eine allgemeine Parität herangezogen, das Haushaltseinkommen wird hingegen anhand einer spezifischen Kaufkraftparität für Konsumausgaben berechnet.
Die Verwendung von KKP (anstelle von Markt-Wechselkursen) ermöglicht die Umrechnung dieser Indikatoren in eine gemeinsame künstliche Währung, den sogenannten Kaufkraftstandard (KKS) bzw. im Fall des Haushaltseinkommens in den Kaufkraftkonsumstandard (KKKS). Dadurch kann die Kaufkraft in den einzelnen Regionen der Mitgliedstaaten mit unterschiedlichen Währungen und unterschiedlichen Preisniveaus verglichen werden. Weitere Informationen zur Verwendung von KKP sind dem Abschnitt „Datenquellen und Datenverfügbarkeit“ zu entnehmen.
Regionales BIP je Einwohner
Karte 1 zeigt das BIP je Einwohner in den einzelnen Regionen auf der NUTS-Ebene 2 als prozentualen Anteil am Durchschnitt der EU-27, das sich im Jahr 2009 absolut gesehen auf 23 500 KKS belief, wobei es 2008 noch 25 000 KKS waren. In den NUTS-2-Regionen reichte die Spanne beim BIP je Einwohner von 6 400 KKS (27 % des EU-27-Durchschnitts) in Severozapaden in Bulgarien bis 78 000 KKS (332 % des EU-27-Durchschnitts) in der britischen Hauptstadtregion Inner London; das Verhältnis zwischen den beiden Enden der Verteilung betrug 12,2:1. Bei der Rangfolge der Regionen mit dem höchsten BIP pro Einwohner belegten Luxembourg mit 266 % des EU-27-Durchschnitts, die Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (Belgien) mit 223 % und Hamburg (Deutschland) mit 188 % die Ränge zwei bis vier, gefolgt von der slowakischen, französischen und tschechischen Hauptstadtregion mit 178 %, 177 % bzw. 175 % des EU-27-Durchschnitts. Unter den Regionen mit dem höchsten BIP je Einwohner befanden sich viele Hauptstadtregionen und angrenzende Regionen — dies galt für Belgien, die Tschechische Republik, Dänemark, Irland, Spanien, Frankreich, Luxemburg (das aus einer einzigen Region besteht), die Niederlande, Österreich, die Slowakei, Finnland, Schweden und das Vereinigte Königreich. Außerdem verzeichneten mehrere Regionen in Süddeutschland, in der Nähe von Großstädten im Westen Deutschlands, in Nordspanien und Italien, im Westen Österreichs und in den Niederlanden sowie die Region um Antwerpen (Belgien), die Inselgruppe Åland (Finnland) und North Eastern Scotland (Vereinigtes Königreich) ein durchschnittliches BIP je Einwohner, das mehr als 25 % über dem Durchschnitt der EU-27 lag. Die Hauptstadtregionen Praha (Tschechische Republik) und Bratislavský kraj (Slowakei) waren die einzigen anderen Regionen in den 2004 bzw. 2007 beigetretenen Mitgliedstaaten, in denen das durchschnittliche BIP je Einwohner den EU-27-Durchschnitt um mehr als 25 % übertraf. Die (nach dieser Maßzahl) danach folgende wohlhabendste Region in den Mitgliedstaaten, die der EU 2004 bzw. 2007 beitraten, liegt weit zurück: Bucureşti - Ilfov in Rumänien mit 111 % des EU-27-Durchschnitts. Zahodna Slovenija (Slowenien) und Közép-Magyarország (Ungarn) waren die einzigen Regionen in den 2004 bzw. 2007 beigetretenen Mitgliedstaaten mit einem in KKS ausgedrückten BIP je Einwohner, das über dem EU-27-Durchschnitt lag.
Insgesamt unterschritt das BIP je Einwohner den EU-27-Durchschnitt zu 25 % oder mehr in 68 Regionen, von denen sich 20 in den folgenden sechs EU-15-Mitgliedstaaten konzentrierten: Italien (fünf Regionen im Süden), Frankreich (vier Überseeregionen), Griechenland und Portugal (jeweils vier Regionen), Vereinigtes Königreich (zwei Regionen) und Spanien (Extremadura). Die übrigen 48 Regionen lagen in den 2004 bzw. 2007 beigetretenen Mitgliedstaaten: Mit Ausnahme von Zypern und Malta gab es in jedem dieser zwölf Mitgliedstaaten mindestens eine Region, in der dieser Wert unterschritten wurde. Darunter befanden sich 22 Regionen, in denen das durchschnittliche BIP je Einwohner höchstens 50 % des EU-27-Durchschnitts betrug; diese Regionen lagen in Bulgarien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei. Etwa 38,5 Millionen Menschen, d. h. 7,7 % der EU-27-Bevölkerung, lebten in den 22 Regionen, deren BIP je Einwohner (in KKS) höchstens 50 % des EU-27-Durchschnitts betrug.
Ein allgemein niedriges durchschnittliches BIP je Einwohner wurde auch in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und in Kroatien verzeichnet, wobei jedoch die kroatische Hauptstadtregion Sjeverozapadna Hrvatska 78 % des EU-27-Durchschnitts erreichte.
Aus Tabelle 1 ist der Anteil der Bevölkerung ersichtlich, die 2009 in Regionen lebte, deren BIP je Einwohner (in KKS) weniger als 75 % des EU-27-Durchschnitts betrug, sowie der Anteil der in Regionen mit einem BIP von mehr als 125 % des Durchschnitts lebenden Bevölkerung. Demnach lebten 2009 23,3 % der Bevölkerung in Regionen, deren BIP je Einwohner unter 75 % des EU-27-Durchschnitts lag, während 19,0 % in Regionen lebten, in denen dieser Wert mehr als 125 % des EU-27-Durchschnitts betrug; der Anteil der Bevölkerung im mittleren Bereich (BIP je Einwohner zwischen 75 % und 125 %) belief sich auf 57,7 %. In den drei baltischen Mitgliedstaaten, in denen es jeweils nur eine NUTS-2-Region gibt, lebte die gesamte Bevölkerung in Regionen mit einem durchschnittlichen BIP je Einwohner unter 75 % des EU-27-Durchschnitts; dies war auch in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (das Land besteht ebenfalls aus nur einer Region) der Fall. In Rumänien, der Slowakei, Polen, der Tschechischen Republik, Bulgarien, Ungarn, Portugal und Slowenien lebte mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Regionen, deren durchschnittliches BIP je Einwohner weniger als 75 % des EU-27-Durchschnitts betrug; dies traf auch auf Kroatien zu.
In Luxemburg (eine NUTS-2-Region) lebte dagegen die gesamte Bevölkerung in einer Region, deren durchschnittliches BIP je Einwohner mehr als 125 % des EU-27-Durchschnitts betrug; in Irland, den Niederlanden und Finnland lebten über 50 % der Bevölkerung in solchen Regionen. In den beiden Insel-Mitgliedstaaten Zypern und Malta (jeweils nur eine NUTS-2-Region) lebte die gesamte Bevölkerung in Regionen mit einem BIP je Einwohner im mittleren Bereich (75 % bis 125 % des EU-27-Durchschnitts); dasselbe galt für die Mehrheit der Bevölkerung im Vereinigten Königreich (86,8 %), in Frankreich (78,8 %), Schweden (78,5 %), Griechenland (78,3 %), Spanien (77,9 %), Deutschland (70,5 %), Dänemark (69,7 %), Belgien (64,0 %) und Österreich (60,6 %).
Genauere regionale Analyse
Während in Karte 1 der Schwerpunkt auf NUTS-2-Regionen liegt, denen besondere Bedeutung für die Festlegung der Förderfähigkeit im Rahmen der Strukturfonds zukommt, bietet Karte 2 eine genauere, nach NUTS-3-Regionen aufgeschlüsselte Analyse der regionalen Wirtschaft. Logischerweise ergeben sich bei der Gesamtanalyse Ähnlichkeiten zur Analyse nach NUTS-2-Regionen, wenngleich etliche NUTS-3-Regionen Merkmale aufweisen, die für die höhere Ebene (NUTS-Ebene 2), zu der sie gehören, atypisch sind. Dieses Phänomen kann häufig durch Pendlerströme aus dem Umland in zentrale NUTS-3-Regionen bedingt sein und dazu führen, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in den Ballungsräumen konzentriert. So wurde beispielsweise für die bulgarische Hauptstadtregion Yugozapaden auf der NUTS-Ebene 2 ein durchschnittliches BIP je Einwohner (in KKS) von 75 % des EU-27-Durchschnitts ermittelt; auf der detaillierteren NUTS-Ebene 3 erreichte die Region Sofia (stolitsa) bei diesem Indikator aber 104,3 %, während die übrigen vier NUTS-3-Regionen Werte von unter 50 % verzeichneten. Ähnlich sah es in der polnischen Hauptstadtregion Mazowieckie auf der NUTS-Ebene 2 aus, wo in den dazugehörigen NUTS-3-Regionen Ostrołęcko-Siedlecki und Radomski ein durchschnittliches BIP je Einwohner (in KKS) erzielt wurde, das weniger als die Hälfte des für Mazowieckie ermittelten Durchschnitts betrug, der aufgrund des vergleichsweise hohen Wertes in der NUTS-3-Region Miasto Warszawa nach oben gezogen wurde.
In der NUTS-2-Region Oberbayern (Deutschland) waren sehr große Unterschiede bei den für diesen Indikator ermittelten Werten zwischen den dazugehörigen Regionen auf der NUTS-Ebene 3 feststellbar: Fürstenfeldbruck verzeichnete ein durchschnittliches BIP je Einwohner (in KKS) von 79,6 % des EU-27-Durchschnitts, während München Landkreis 330,2 % erreichte. Ähnlich kam in der Region Rheinhessen-Pfalz (NUTS-Ebene 2) die NUTS-3-Region Südwestpfalz auf ein durchschnittliches BIP je Einwohner (in KKS), das 52,3 % des EU-27-Durchschnitts entsprach, während Ludwigshafen am Rhein (Kreisfreie Stadt) 215,3 % erzielte. In den deutschen NUTS-3-Regionen Regensburg, Schweinfurt, Wolfsburg, Düsseldorf und Koblenz (alles kreisfreie Städte) war das durchschnittliche BIP je Einwohner mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt in den Regionen auf der NUTS-Ebene 2, zu denen sie gehören, d. h. Oberpfalz, Unterfranken, Braunschweig, Düsseldorf bzw. Koblenz. In den Niederlanden kam die NUTS-3-Region Oost-Groningen auf ein durchschnittliches BIP je Einwohner (in KKS), das 72,8 % des EU-27-Durchschnitts entsprach, und erreichte damit weniger als die Hälfte des für die Region Groningen (NUTS-Ebene 2) insgesamt ermittelten Wertes (170 %).
Große regionale Streuung innerhalb der Länder
Während Karte 2 zeigt, dass beim BIP je Einwohner in einigen Fällen zwischen den NUTS-3-Regionen innerhalb derselben Region auf der NUTS-Ebene 2 große Unterschiede bestanden, werden in Abbildung 1 die beträchtlichen regionalen Unterschiede innerhalb der Länder dargestellt. Zypern und Luxemburg bestehen auf der NUTS-Ebene 3 jeweils nur aus einer Region.
In Dänemark, Malta und Schweden war der höchste Wert des regionalen durchschnittlichen BIP je Einwohner im Jahr 2009 weniger als doppelt so hoch wie der niedrigste Wert, während in den übrigen in Abbildung 1 aufgeführten Ländern der Unterschied größer war; so lag das Verhältnis in Deutschland, Frankreich, Polen und Rumänien bei mehr als 5:1, und im Vereinigten Königreich erreichte es 10,5:1.
In zahlreichen Mitgliedstaaten erzielte die Hauptstadtregion (auf der NUTS-Ebene 3) das höchste BIP je Einwohner (in KKS): Dies galt für Belgien, Bulgarien, Dänemark, Estland, Irland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Portugal, die Slowakei, Slowenien, Schweden, die Tschechische Republik, Ungarn und das Vereinigte Königreich (zu beachten ist, dass die Hauptstadt des Vereinigten Königreichs zwei NUTS-3-Regionen umfasst) sowie Kroatien und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien. Dabei verzeichneten die Hauptstadtregionen aller Mitgliedstaaten, die der EU 2004 bzw. 2007 beigetreten sind, das höchste durchschnittliche BIP je Einwohner; die einzige Ausnahme bildete Rumänien, wo der höchste Wert für die Region rund um die Hauptstadt ermittelt wurde. Ähnlich stellte sich die Lage in Frankreich dar, wo auf der NUTS-Ebene 3 das höchste durchschnittliche BIP je Einwohner in einer an die Hauptstadtregion angrenzenden Region erreicht wurde. Deutschland war der einzige Mitgliedstaat, in dem die Hauptstadtregion auf der NUTS-Ebene 3 ein unter dem nationalen Durchschnitt liegendes durchschnittliches BIP je Einwohner erzielte.
Konvergenz
Karte 3 zeigt, wie stark sich das BIP je Einwohner zwischen 2000 und 2009 im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt verändert hat (ausgedrückt in Prozentpunkten des EU-27-Durchschnitts). Dabei ist zu bedenken, dass der Untersuchungszeitraum mehrere Jahre umfasst, in denen die EU insgesamt ein relativ starkes Wachstum aufwies, gefolgt von den Anfängen der Finanz- und Wirtschaftskrise. Da zudem die Analyse auf einem Vergleich mit dem EU-Durchschnitt basiert, kann ein negativer Wert für eine einzelne Region dennoch für eine — wenngleich unter dem EU-27-Durchschnitt liegende - Zunahme stehen, wobei in diesem Zeitraum eine Steigerung (zu laufenden Preisen) von 23,0 % verzeichnet wurde. Im Rahmen der Analyse werden zwei Jahre verglichen; es werden jedoch nicht die Veränderungen innerhalb eines Jahres, d. h. zwischen Jahresanfang und ende, sondern nur die Gesamtergebnisse dieser Jahre zusammengenommen dargestellt. In diesen Gesamtergebnissen können Zeiträume, in denen die Veränderung des BIP je Einwohner in einer Region positiv war (Expansion), ebenso berücksichtigt sein wie Phasen mit negativer Änderungsrate (Kontraktion).
Relativ schnell expandierende Regionen, deren BIP je Einwohner im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt um mehr als zehn Prozentpunkte zugenommen hat, erscheinen im dunkelsten Lilawert. Regionen, die niedrigere Expansionsraten bzw. sogar eine Kontraktion (d. h. einen Rückgang des BIP je Einwohner im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt um mehr als zehn Prozentpunkte) verzeichneten, erscheinen im hellsten Lilawert.
Mehrere Hauptstadtregionen, vor allem in den 2004 bzw. 2007 beigetretenen Mitgliedstaaten, verbuchten hohe Steigerungen. Die höchsten Zuwachsraten im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt wurden in den Hauptstadtregionen der Slowakei (+69 Prozentpunkte), Rumäniens (+55), Bulgariens (+38) und der Tschechischen Republik (+36) erzielt, gefolgt von Griechenland (+29) und dem Vereinigten Königreich (+28). Auch am unteren Ende der Skala belegten Hauptstadtregionen die Ränge eins und zwei, allerdings verbuchte die belgische Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest einen Rückgang um 33 Prozentpunkte im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt, gefolgt von Wien (Österreich) mit -25 Prozentpunkten.
Wie die Karte zeigt, lag dieses Maß der Wirtschaftsleistung in den südwestlichen und östlichen Randgebieten der EU, insbesondere in den Regionen der baltischen Mitgliedstaaten, Polens, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Ungarns, Rumäniens, Bulgariens, Griechenlands und Zyperns im Osten sowie Spaniens im Westen über dem EU-27-Durchschnitt. Neben Spanien und Griechenland gehörten Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Finnland und das Vereinigte Königreich zu den EU-15-Mitgliedstaaten mit einer Region, in der die Steigerung mehr als zehn Prozentpunkte im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt ausmachte.
In Bulgarien, der Tschechischen Republik, Polen, Rumänien, Slowenien und der Slowakei erzielten alle Regionen zwischen 2000 und 2009 ein über der durchschnittlichen Wachstumsrate der EU-27 liegendes Wachstum des BIP je Einwohner (in KKS); dies war auch in den baltischen Mitgliedstaaten, in Zypern und Luxemburg der Fall, die jeweils nur eine Region auf der NUTS-Ebene 2 haben.
Im Gegensatz dazu verzeichneten alle Regionen in Dänemark, Irland, Italien, Österreich und Schweden wie auch (das nur aus einer Region bestehende) Malta ein Wachstum an BIP je Einwohner (in KKS), das unter der durchschnittlichen Wachstumsrate der EU-27 lag. In 53 Regionen sackte das BIP je Einwohner im Verhältnis zum Durchschnitt der EU-27 um mindestens zehn Prozentpunkte ab, allerdings war keine Region in den Mitgliedstaaten darunter, die in den Beitrittswellen von 2004 bzw. 2007 zur EU hinzukamen. Es handelte sich hauptsächlich um Regionen im Vereinigten Königreich (16 Regionen), in Frankreich und in Italien (jeweils 11 Regionen), während es in Schweden vier waren, jeweils drei in Belgien und Deutschland und jeweils eine in Dänemark, Griechenland, Spanien, den Niederlanden und Österreich.
Allgemeine Zunahme der Konvergenz in der EU
Die regionale Konvergenz des BIP je Einwohner (in KKS) kann auf verschiedene Weise beurteilt werden. Der einfachste Ansatz besteht darin, das Verhältnis zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert zu ermitteln. Anhand dieser Methode verringerte sich die Streuungsbreite unter den EU-27-Regionen von einem Faktor von 17,1 im Jahr 2000 auf 12,2 im Jahr 2009, vor allem aufgrund des rascheren Wirtschaftswachstums in Bulgarien und Rumänien. Bei diesem Ansatz werden aber nur die Extremwerte betrachtet, die große Mehrheit der Regionen bleibt unberücksichtigt. Eine umfassende Beurteilung der regionalen Konvergenz ermöglicht hingegen der Indikator für die Streuung des regionalen BIP: Weitere Informationen zur Berechnungsmethode sind dem Abschnitt „Datenquellen und Datenverfügbarkeit“ zu entnehmen. Dabei werden Abweichungen des BIP je Einwohner aller NUTS-2-Regionen vom jeweiligen nationalen Durchschnitt berücksichtigt und mit der regionalen Bevölkerung gewichtet. Ein Vergleich der nationalen Streuungswerte (erhoben aus Daten auf der NUTS-2-Ebene) für 2000 und 2009 findet sich in Tabelle 1. 2009 war der Streuungsgrad in den meisten EU-15-Mitgliedstaaten geringer als in den 2004 bzw. 2007 der EU beigetretenen Mitgliedstaaten; dies galt allerdings nicht für Slowenien und Polen. Zudem nahm der Streuungsgrad in den letztgenannten Mitgliedstaaten zwischen 2000 und 2009 in der Regel zu: Die mit Abstand höchste Steigerung verzeichnete Bulgarien, die geringste Zunahme Slowenien und Polen. Zunehmende regionale Disparitäten dürften demnach eine Begleiterscheinung des wirtschaftlichen Aufholprozesses gewesen sein, der sich in vielen der 2004 bzw. 2007 hinzugekommenen Mitgliedstaaten vollzieht.
Ein gemischteres Bild ergab sich für die EU-15-Mitgliedstaaten. Während der Streuungsgrad in Griechenland erheblich zunahm, nahmen die Disparitäten in Schweden, im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Irland und Portugal nur gering zu. In Österreich (Eurostat-Schätzungen), Finnland, Spanien, Italien (ebenfalls Eurostat-Schätzungen), Deutschland, Belgien und Dänemark war die Streuung zwischen 2000 und 2009 rückläufig, in den Niederlanden unverändert gering.
Unterm Strich war der Trend in Richtung zunehmender Konvergenz innerhalb mehrerer EU-15-Mitgliedstaaten sowie zunehmender Konvergenz zwischen den Mitgliedstaaten stärker als der Trend in Richtung wachsender Divergenz innerhalb anderer Mitgliedstaaten, so dass als Fazit aus den Eurostat-Schätzungen eine Zunahme der regionalen Konvergenz in der EU-27 insgesamt festgestellt werden kann.
Ein Vergleich zwischen den Daten für 2000 und für 2009 macht deutlich, dass es sechs Regionen gelungen ist, die für die Strukturfonds geltende 75 %-Grenze im fraglichen Zeitraum zu überschreiten, und zwar Yugozapaden (Bulgarien), Voreio Aigaio (Griechenland), Andalucía (Spanien), Mazowieckie (Polen), Região Autónoma dos Açores (Portugal) und Bucureşti – Ilfov (Rumänien). 2009 wohnten in diesen Regionen 18,2 Millionen Menschen, was etwa 3,6 % der Bevölkerung der EU-27 entspricht. Gleichzeitig ist das BIP je Einwohner (in KKS) jedoch in der Region West Wales and The Valleys (Vereinigtes Königreich) auf einen Wert unter 75 % des EU-27-Durchschnitts gefallen, während dieser Indikator in der süditalienischen Region Puglia von über 75 % des EU-27-Durchschnitts auf einen darunter liegenden Wert sank.
Einkommen der privaten Haushalte: Ergebnisse für das Jahr 2008
In marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften mit staatlichem Umverteilungsmechanismus unterscheidet man zwei Stufen der Einkommensverteilung. Die primäre Verteilung gibt das Einkommen der privaten Haushalte an, das sich unmittelbar aus dem Marktgeschehen, also dem Kauf und Verkauf von Produktionsfaktoren und Gütern, ergibt. Hier sind vor allem Einkommen aus unselbständiger Arbeit und selbständiger Erwerbstätigkeit sowie in Form von Zinsen, Dividenden und Pachteinkünften zu nennen. Negativ schlagen etwa zu zahlende Zinsen und Pachten zu Buche, wobei der Saldo all dieser Transaktionen als Primäreinkommen der privaten Haushalte bezeichnet wird.
Der zweite Begriff ist das verfügbare Einkommen, das sich aus dem Primäreinkommen zuzüglich aller Sozialleistungen und monetären Transfers (im Rahmen der staatlichen Umverteilung) und abzüglich Steuern auf Einkommen und Vermögen sowie Sozialbeiträge und ähnliche Transfers ergibt und somit das Einkommen darstellt, das jemand ausgeben oder sparen kann.
Karte 4 vermittelt einen Überblick über das Primäreinkommen je Einwohner in den NUTS-2-Regionen von 24 Mitgliedstaaten: Anders als im Fall des BIP stehen für die NUTS-3-Ebene keine Angaben zu den Haushaltseinkommen zur Verfügung. Im Jahr 2008 belief sich das durchschnittliche Primäreinkommen je Einwohner in der EU-27 auf 17 200 KKKS. Die Streuungsbreite reichte dabei von 36 800 KKKS je Einwohner in der Region Inner London (Vereinigtes Königreich) bis zu 3 600 KKKS in Severozapaden (Bulgarien), was einem Verhältnis von 10,2:1 entspricht.
In Karte 4 sticht vor allem das vergleichsweise hohe Niveau der Einkommen je Einwohner in Hauptstadtregionen ins Auge. Die höchsten Einkommen je Einwohner wurden in der Tschechischen Republik, Dänemark, Irland, Griechenland, Frankreich, Ungarn, Polen, Portugal, Rumänien Slowenien, der Slowakei, Schweden und dem Vereinigten Königreich jeweils in der NUTS-2-Region verzeichnet, die die Hauptstadt einschließt; zu beachten ist, dass für sechs weitere Mitgliedstaaten überhaupt keine Aufschlüsselung nach NUTS-2-Regionen zur Verfügung steht. Lisboa (Portugal) und Berlin (Deutschland) waren die einzigen Hauptstadtregionen in der EU-15, die unter dem EU-27-Durchschnitt liegende Primäreinkommen je Einwohner meldeten, während Bratislavský kraj (Slowakei) als einzige Hauptstadtregion in den 2004 bzw.2007 der EU beigetretenen Mitgliedstaaten ein Primäreinkommen je Einwohner verbuchte, das höher ausfiel als der EU-27-Durchschnitt.
Von den 51 Regionen auf der NUTS-Ebene 2, die 2008 um mehr als 25 % über dem EU-27-Durchschnitt liegende Primäreinkommen je Einwohner meldeten, entfielen 19 auf Deutschland, jeweils sieben befanden sich in Italien und dem Vereinigten Königreich, sechs in Österreich, vier in Belgien, jeweils drei in Spanien und den Niederlanden und jeweils eine in Frankreich und Schweden. Zentren mit hohen Durchschnittseinkommen je Einwohner gab es in ganz Österreich, in Südengland und North Eastern Scotland (Vereinigtes Königreich) sowie im Nordosten Spaniens. Des Weiteren bestand ein offenkundiges Nord-Süd-Gefälle in Italien (höhere Einkommen im Norden) sowie ein Ost-West-Gefälle in Deutschland und den Niederlanden (höhere Einkommen im Westen).
In 28 NUTS-2-Regionen wurden Primäreinkommen je Einwohner erzielt, die 50 % und mehr unter dem EU-27-Durchschnitt lagen; sie befanden sich ausnahmslos in den Mitgliedstaaten, deren Beitritt zur EU 2004 bzw. 2007 erfolgte, zehn davon in Polen, sieben in Rumänien (alle mit Ausnahme der Hauptstadtregion Bucureşti – Ilfov), sechs in Bulgarien (alle Regionen), vier in Ungarn und eine in der Slowakei.
Das Primäreinkommen in der EU-27 verringerte sich aufgrund staatlicher Eingriffe (Umverteilung) um 13,3 %, sodass 2008 ein durchschnittliches verfügbares Einkommen von 14 900 KKKS je Einwohner erzielt wurde. Inner London (26 600 KKKS je Einwohner) war die Region mit dem höchsten verfügbaren Einkommen je Einwohner, während Severozapaden (Bulgarien) den niedrigsten Wert (3 800 KKKS) meldete. Somit betrug das Verhältnis zwischen dem höchsten und dem niedrigsten regionalen Wert 6,9:1 (gegenüber 10,2:1 beim Primäreinkommen).
Ein Vergleich des Primäreinkommens mit dem verfügbaren Einkommen zeigt den in der Regel nivellierenden Einfluss der staatlichen Eingriffe. Aufgrund der Umverteilung wurden in Süditalien, Westspanien und im Westen des Vereinigten Königreichs sowie in den östlichen Regionen Bulgariens, Deutschlands, Polens, Rumäniens und Ungarns erheblich höhere relative Einkommen erreicht. Obwohl die meisten NUTS-2-Regionen angaben, dass das verfügbare Einkommen je Einwohner niedriger war als das Primäreinkommen je Einwohner, profitierten 30 Regionen von Sozialleistungen und sonstigen Transfers in einem Maße, dass das verfügbare Einkommen je Einwohner höher ausfiel; sieben dieser Regionen befanden sich Polen, jeweils fünf in Portugal und Rumänien, jeweils vier in Griechenland und dem Vereinigten Königreich, drei in Bulgarien und jeweils eine in Deutschland und Italien.
Abbildung 2 gibt Aufschluss über die Unterschiede beim verfügbaren Einkommen je Einwohner in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2008 und in Norwegen im Jahr 2007. Die meisten Hauptstadtregionen meldeten die höchsten verfügbaren Einkommen je Einwohner in ihrem jeweiligen Land; dies galt für 14 der 21 Mitgliedstaaten mit mehr als einer Region auf der NUTS-Ebene 2. In den übrigen sieben Mitgliedstaaten mit mehreren NUTS-2-Regionen (Belgien, Deutschland, Spanien, Italien, Niederlande, Österreich und Finnland) lag das verfügbare Einkommen je Einwohner in der Hauptstadtregion im Allgemeinen weiterhin über dem nationalen Durchschnitt; dies traf auf die Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (Belgien) und Berlin (Deutschland) nicht zu.
In Rumänien war das verfügbare Einkommen je Einwohner in der Region Bucureşti - Ilfov 2,5 Mal so hoch wie in der Region Nord-Est und somit die größte Spanne, die zwischen Regionen in ein und demselben Land registriert wurde; außerdem bestand zwischen den Regionen mit dem höchsten und dem niedrigsten Wert ein relativ starkes Gefälle beim verfügbaren Einkommen in Frankreich, Griechenland, dem Vereinigten Königreich und der Slowakei. Am anderen Ende der Skala war das verfügbare Einkommen je Einwohner recht homogen: Dänemark (das höchste durchschnittliche regionale Einkommen betrug das 1,08fache des entsprechenden Einkommens in der Region mit dem niedrigsten Wert), Österreich (1,09), Slowenien (1,16) und Irland (1,17).
Datenquellen und Datenverfügbarkeit
Das Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen auf nationaler und regionaler Ebene (ESVG) enthält die Methodik für die Erstellung der regionalen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in der EU. Das ESVG 1995 entspricht in allen Punkten den weltweit gültigen Leitlinien für Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen (System of National Accounts, SNA 1993). Nachdem 2008 auf internationaler Ebene eine aktualisierte Fassung des SNA vereinbart worden war, wurde auch die Überarbeitung des ESVG in Angriff genommen.
Das BIP ist die zentrale Messgröße der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, in der die wirtschaftliche Lage eines Landes oder einer Region zusammenfassend abgebildet wird. Für die Berechnung des BIP stehen verschiedene Ansätze zur Verfügung: Entstehungsrechnung, Verwendungsrechnung und Verteilungsrechnung.
Regional aufgegliederte Daten für die Einkommenskategorien der privaten Haushalte werden im Rahmen der regionalen VGR auf NUTS-Ebene 2 erhoben. Für Bulgarien (und somit auch für die EU-27) wurden die Zahlen für 2008 geschätzt.
Vergleiche zwischen dem Wohn- und dem Arbeitsort der Menschen
Ein regionaler Vergleich des Niveaus der Wirtschaftsleistung kann erfolgen, indem man das regionale BIP der Bevölkerung der jeweiligen Region gegenüberstellt; an dieser Stelle wird der Unterschied zwischen Wohn- und Arbeitsort bedeutsam. Das BIP misst die in den Grenzen einer Region bzw. eines Landes erbrachte wirtschaftliche Leistung unabhängig davon, ob diese Leistung von in dieser Region oder in diesem Land wohnenden oder nicht dort wohnenden Beschäftigten erbracht wurde. Folglich basiert das regionale BIP je Einwohner auf einer arbeitsplatzbezogenen Zahl (das in der Region geschaffene BIP), die durch eine wohnortbezogene Zahl (die in der Region wohnhafte Bevölkerung) dividiert wird. Diese unerwünschte Eigenschaft macht sich bei einem erheblichen Pendlersaldo, d. h. dem Verhältnis zwischen Ein- und Auspendlern, besonders deutlich bemerkbar. Gebiete mit einer beträchtlichen Zahl an Einpendlern verzeichnen häufig ein (im Vergleich zu den umliegenden Regionen) extrem hohes regionales BIP je Einwohner. Dies gilt vor allem für wirtschaftliche Zentren wie die Regionen London (Vereinigtes Königreich), Wien (Österreich), Hamburg (Deutschland), Praha (Tschechische Republik) und Luxembourg. Angesichts dieser Besonderheit ist das hohe BIP je Einwohner, das in einigen Regionen mit Einpendlersaldo erzielt wird, nicht zwangsläufig mit einem entsprechend hohen Einkommensniveau der Menschen gleichzusetzen, die ihren Wohnsitz in diesen Regionen haben.
Im Gegensatz dazu spiegeln die Einkommen der privaten Haushalte unabhängig davon, ob das Primäreinkommen oder das verfügbare Einkommen zugrunde gelegt wird, das Einkommen der in einer Region wohnenden Menschen wider. Daher kann das Einkommen der privaten Haushalte der in derselben Region wohnenden Bevölkerung direkt gegenübergestellt werden. Abgesehen von den Pendlerströmen können noch andere Faktoren dazu führen, dass die regionale Verteilung des Einkommens nicht mit der des BIP übereinstimmt. Dazu gehören beispielsweise Einkünfte aus Mieten, Zinsen oder Dividenden, die Bewohnern einer bestimmten Region zufließen, aber von Bewohnern anderer Regionen gezahlt werden.
Kaufkraftparitäten
Das regionale BIP wird in der Währung der jeweiligen Region (und damit des jeweiligen Landes) berechnet. Im Interesse einer besseren Vergleichbarkeit kann es in eine gemeinsame Währung umgerechnet werden — z. B. in Euro oder Dollar.
Wechselkurse drücken zahlreiche Faktoren aus, die Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten beeinflussen, z. B. internationaler Handel, Inflationserwartungen und Zinsgefälle. In den Wechselkursen werden jedoch nicht alle Preisniveauunterschiede zwischen Ländern reflektiert. Um dies auszugleichen, kann man das BIP mithilfe von Umrechnungsfaktoren, sogenannten Kaufkraftparitäten (KKP), in eine künstlicher Kaufkraftstandard (KKS) genannte gemeinsame Währung konvertiert werden; dadurch ist es möglich, die Kaufkraft unterschiedlicher Währungen zu vergleichen. Selbst in einer Währungsunion wie dem Euroraum bildet eine gemeinsame Währung die vom jeweiligen nationalen Preisniveau abhängigen Kaufkraftunterschiede der einzelnen Länder ab. Im weiteren Sinne führt die Verwendung von KKS-Reihen anstelle der Reihen auf der Grundlage des Euro in der Regel zu einer Nivellierung, da die Regionen mit einem sehr hohen BIP je Einwohner (in EUR) gewöhnlich auch ein vergleichsweise hohes Preisniveau aufweisen (so sind beispielsweise die Lebenshaltungskosten im Zentrum von Paris oder London im Allgemeinen höher als in den ländlichen Gebieten Frankreichs oder des Vereinigten Königreichs).
Die Berechnung des BIP je Einwohner auf der Grundlage von KKS-Reihen anstelle von Euro-Reihen kann zu Unterschieden in der Rangfolge der Regionen führen. Für die schwedische Region Östra Mellansverige wurde 2009 beispielsweise ein BIP je Einwohner von 26 600 EUR gemeldet, wodurch sie vor der italienischen Region Marche mit 25 600 EUR lag. In KKS jedoch liegt Marche mit 24 600 KKS je Einwohner vor Östra Mellansverige, das 23 800 KKS je Einwohner aufweist.
Streuung des regionalen BIP je Einwohner
Seit 2007 berechnet Eurostat einen abgeleiteten Indikator, der die Abweichungen des BIP je Einwohner in den einzelnen Regionen ein und desselben Landes erfasst. Die Streuung D des regionalen BIP der Regionen der NUTS-Ebene 2 wird definiert als Summe der absoluten Unterschiede zwischen regionalem und nationalem BIP je Einwohner, gewichtet entsprechend dem Bevölkerungsanteil der Region und ausgedrückt in Prozent des nationalen BIP je Einwohner:
In der obigen Gleichung ist:
- yi das regionale BIP je Einwohner der Region i,
- Y das BIP je Einwohner im nationalen Durchschnitt,
- pi die Bevölkerung der Region i,
- P die Bevölkerung des Landes,
- n die Zahl der Regionen des Landes.
Der Wert dieses Streuungsindikators ist gleich Null, wenn die Werte des regionalen BIP je Einwohner in allen Regionen des Landes identisch sind. Das Streuungsniveau wird, ceteris paribus, ansteigen, wenn sich die Unterschiede zwischen den Werten des regionalen BIP je Einwohner unter den Regionen vergrößern. Ein Wert von 30 % bedeutet, dass das mit der regionalen Bevölkerung gewichtete BIP je Einwohner aller Regionen des jeweiligen Landes um durchschnittlich 30 % vom nationalen Wert abweicht.
Kontext
Die wirtschaftliche Entwicklung wird gemeinhin anhand des BIP dargestellt, das im regionalen Zusammenhang herangezogen werden kann, um die gesamtwirtschaftliche Tätigkeit und ihr Wachstum zu bestimmen, und als Grundlage für Vergleiche zwischen Regionen dient. Zudem ist das BIP auch aus politischer Sicht eine wichtige Kennzahl, spielt es doch bei der Festlegung der Höhe des Beitrags, den ein Mitgliedstaat in den EU-Haushalt einzahlt, eine wichtige Rolle, während Dreijahresdurchschnitte des BIP herangezogen werden, um zu entscheiden, welche Regionen Fördermittel aus den Strukturfonds der Europäischen Union erhalten.
Zudem wird das BIP heute als Ersatzindikator für den allgemeinen Lebensstandard betrachtet. Von der Auslegung und Zielsetzung her kann das BIP aber nicht als Grundlage für politische Debatten über die gesamte Bandbreite der Themen fungieren. So gibt das BIP beispielsweise keinen Aufschluss über die ökologische Nachhaltigkeit oder die soziale Eingliederung; diese Einschränkungen müssen bei der Nutzung des BIP für Analysezwecke berücksichtigt werden. Zunehmend setzt sich die Erkenntnis durch, dass wirtschaftliche, soziale und umweltbezogene Prioritäten nicht allein anhand des BIP bestimmt werden sollten.
Dieses Anliegen bildete den Schwerpunkt etlicher internationaler Initiativen, und im August 2009 nahm die Europäische Kommission eine Mitteilung mit dem Titel ‘„Das BIP und mehr: die Messung des Fortschritts in einer Welt im Wandel“’ (KOM(2009) 433 endg.) an; darin werden einige Maßnahmen zur Verbesserung und Ergänzung der BIP-Messwerte dargelegt. Wie die Europäische Kommission bemerkte, spricht vieles dafür, das BIP mit Statistiken zur Berücksichtigung anderer wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Fragestellungen zu ergänzen, die ebenfalls entscheidende Bedeutung für das Wohlergehen der Menschen haben. In der Mitteilung werden folgende fünf Maßnahmen zur besseren Messung des Fortschritts in einer Welt im Wandel vorgeschlagen:
- Maßnahme 1: Ergänzung des BIP durch ökologische und soziale Indikatoren (ein umfassender Umweltindex, Lebensqualität und Wohlergehen),
- Maßnahme 2: Informationen in Beinahe-Echtzeit für die Entscheidungsfindung (mehr Zeitnähe für die Umweltindikatoren und die sozialen Indikatoren),
- Maßnahme 3: Genauere Berichterstattung über Verteilung und Ungleichheiten,
- Maßnahme 4: Entwicklung eines europäischen Anzeigers für nachhaltige Entwicklung (koordiniert durch die Generaldirektion Umwelt),
- Maßnahme 5: Einbeziehung von ökologischen und sozialen Anliegen in die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.
Siehe auch
- European sector accounts - backgrounds (Hintergrundartikel auf Englisch)
- Household financial assets and liabilities (auf Englisch)
- Update of the SNA 1993 and revision of ESA95 (Hintergrundartikel auf Englisch)
- Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen und BIP
- Wirtschaft und Finanzen — Einleitung
Weitere Informationen von Eurostat
Veröffentlichungen
- Konvergenz und Disparitäten beim regionalen Bruttoinlandsprodukt — Statistik kurz gefasst 46/2011 (auf Englisch)
- Eurostat Jahrbuch der Regionen 2011 — Kapitel 7 (auf Englisch)
- Eurostat Jahrbuch der Regionen 2011 — Kapitel 8 (auf Englisch)
- Überschuldung europäischer Haushalte im Jahr 2008 — Statistik kurz gefasst 61/2010 (auf Englisch)
- Regionale Unterschiede im Einkommen der privaten Haushalte gehen 2008 weiter zurück — Statistik kurz gefasst 59/2011 (auf Englisch)
Haupttabellen
- Regionalstatistiken (t_reg), siehe:
- Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - ESVG95 (t_reg_eco)
- Verfügbares Einkommen der privaten Haushalte, nach NUTS-2-Regionen (tgs00026)
- Primäreinkommen der privaten Haushalte, nach NUTS-2-Regionen (tgs00036)
Datenbank
- Regionalstatistiken (reg), siehe:
- Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen - ESVG95 (reg_eco)
- Konten nach Haushalte - ESVG95 (reg_ecohh)
- Primäres Einkommensverteilungskonto der privaten Haushalte nach NUTS-2-Regionen(nama_r_ehh2p)
- Konto der sekundären Einkommensverteilung (Ausgabenkonzept) der privaten Haushalte nach NUTS-2-Regionen (nama_r_ehh2s)
- Haushaltseinkommen nach NUTS-2-Regionen (nama_r_ehh2inc)
- Konten nach Haushalte - ESVG95 (reg_ecohh)
Spezieller Bereich
Methodik / Metadaten
- Gross domestic product (GDP) at current market prices (ESMS metadata file — nama_r_e2gdp_esms) (auf Englisch)
- Household accounts - ESA95 (ESMS metadata file — reg_ecohh_esms) (auf Englisch)
- Household Budget Surveys in the EU — Methodology and recommendations for harmonisation — 2003 (auf Englisch)