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Archive:Statistik der erneuerbaren Energien

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Daten von März 2014. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: April 2015.
Tabelle 1: Primärerzeugung erneuerbarer Energien, 2002 und 2012 – Quelle: Eurostat (ten00081) und (nrg_107a)
Tabelle 2: Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoinlandsenergieverbrauch, 2012
(in %) – Quelle: Eurostat (nrg_100a) und (nrg_107a)
Abbildung 1: Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoinlandsenergieverbrauch, 2012 und 2020
(in %) – Quelle: Eurostat (t2020_31)
Abbildung 2: Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, 2012
(in % des Bruttostromverbrauchs) – Quelle: Eurostat (tsdcc330)
Abbildung 3: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, EU-28, 2002-2012 – Quelle: Eurostat (nrg_105a) und (tsdcc330)
Abbildung 4: Anteil erneuerbarer Energien am Kraftstoffverbrauch des Verkehrssektors, 2012
(in %) – Quelle: Eurostat (tsdcc340)

Dieser Artikel enthält aktuelle statistische Daten über erneuerbare Energiequellen in der Europäischen Union (EU). Erneuerbare Energiequellen sind z. B. Windkraft, (thermische, fotovoltaische und konzentrierte) Sonnenenergie, hydroelektrische Energie, Gezeitenkraft, geothermische Energie, Biomasse und die erneuerbaren Bestandteile von Abfällen.

Die Nutzung erneuerbarer Energien hat viele potenzielle Vorteile, unter anderem führt sie zu einer Reduzierung des Treibhausgasausstoßes und zur Diversifizierung der Energieversorgung. Sie verringert zudem die Abhängigkeit von den Märkten für fossile Brennstoffe (insbesondere Öl und Erdgas). Die zunehmende Bedeutung erneuerbarer Energiequellen kann zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze im Bereich neuer „grüner“ Technologien führen und sich damit auch positiv auf die Beschäftigung in der EU auswirken.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Primärerzeugung

Die Primärerzeugung erneuerbarer Energien hatte 2012 in der EU-28 mit 177,3 Mio. Tonnen Rohöleinheiten (t RÖE) einen Anteil von 22,3 % an der gesamten Primärenergieerzeugung. Von 2002 bis 2012 stieg die Menge der in der EU-28 erzeugten erneuerbaren Energie insgesamt um 81,3 % und im Jahresdurchschnitt um 6,1 %.

Biomasse und erneuerbare Abfälle hatten 2012 mit knapp zwei Dritteln (65,5 %) der primär erzeugten erneuerbaren Energie die größte Bedeutung unter den erneuerbaren Energiequellen in der EU-28 (siehe Tabelle 1). Auch Wasserkraft gehörte zu den wichtigsten erneuerbaren Energien (16,2 % der Gesamtmenge). Obwohl auf Wind- und Sonnenenergie mit 10,0 % bzw. 5,1 % der 2012 in der EU-28 erzeugten erneuerbaren Energie nach wie vor nur ein relativ kleiner Anteil entfiel, verzeichneten diese Bereiche besonders rasche Zuwächse. Was die übrigen erneuerbaren Energiequellen betrifft, so belief sich der Anteil der geothermischen Energie auf 3,2 % und der durch Gezeiten, Wellen und Ozeane erzeugten Energie auf 0,02 %, wobei Letztere ausschließlich in Frankreich und dem Vereinigten Königreich eine Rolle spielte.

Der größte Erzeuger von Energie aus erneuerbaren Quellen in der EU-28 war 2012 Deutschland mit 18,6 % der EU-Gesamtmenge. Frankreich (11,7 %), Schweden (10,4 %) und Italien (10,1 %) waren die einzigen anderen Mitgliedstaaten mit einem zweistelligen Ergebnis. Die Zusammensetzung der erneuerbaren Energiequellen wies in den einzelnen Mitgliedstaaten erhebliche Unterschiede auf, was weitgehend auf die jeweiligen Vorkommen an natürlichen Ressourcen und die klimatischen Bedingungen zurückzuführen ist. Zypern gewann beispielsweise mehr als drei Fünftel (62,5 %) der erneuerbaren Energie aus Solarkraft, während die eher gebirgigen Mitgliedstaaten Österreich, Slowenien und Kroatien mehr als ein Drittel aus Wasserkraft erzeugten. In Italien (wo es aktive Vulkane gibt) kam mehr als ein Viertel (27,7 %) der erzeugten erneuerbaren Energie aus geothermischen Energiequellen. Die Windkraft hatte in Irland (46,3 %) einen besonders hohen Anteil, aber auch in Portugal, dem Vereinigten Königreich, Dänemark und Spanien entfiel auf sie mehr als ein Fünftel der erzeugten erneuerbaren Energie.

Die Erzeugung erneuerbarer Energie erhöhte sich in Malta zwischen 2002 und 2012 um durchschnittlich 22,7 % pro Jahr, ihr absoluter Wert blieb jedoch auch weiterhin der niedrigste in der EU-28. Im selben Zeitraum wurde in Belgien, Deutschland, Irland und dem Vereinigten Königreich ein jährlicher Anstieg um mehr als 10 % verzeichnet, während Luxemburg und Zypern knapp zweistellige Zuwachsraten meldeten.

Verbrauch

Auf erneuerbare Energiequellen entfiel 2012 ein Anteil von 11,0 % am Bruttoinlandsenergieverbrauch der EU-28 (siehe Tabelle 2). In Schweden (37,2 %) und Lettland (36,4 %) wurde im Jahr 2012 mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen gespeist. In Österreich (30,1 %), Finnland (29,2 %) und Dänemark (23,3 %) war die Bedeutung der erneuerbaren Energien ebenfalls relativ hoch.

Die EU strebt an, bis zum Jahr 2020 20 % ihres Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Der Beitrag der einzelnen Mitgliedstaaten zur Verwirklichung dieses Ziels wird in nationalen Aktionsplänen zur Förderung der erneuerbaren Energien festgelegt. Abbildung 1 zeigt die aktuellen Daten zum Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch und zu den Zielen der einzelnen Länder für 2020. Im Jahr 2012 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch der EU-28 14,1 %.

Von allen Mitgliedstaaten verzeichnete im Jahr 2012 Schweden (mit 51,0 %) den höchsten Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch. Lettland, Finnland und Österreich erzielten jeweils mehr als 30,0 %. Der Vergleich der Zielwerte mit den neuesten Daten für 2012 zeigt, dass die Niederlande und das Vereinigte Königreich den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch um mindestens 10,0 Prozentpunkte steigern müssen. Dänemark, Schweden, Bulgarien und Estland hingegen haben ihre Zielmarken für 2020 bereits übertroffen.

Strom

Nach den neuesten Daten für 2012 (siehe Abbildung 2) belief sich in der EU-28 der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen auf fast ein Viertel (23,5 %) des Bruttostromverbrauchs. In Österreich (65,5 %) und Schweden (60,0 %) wurden mindestens drei Fünftel des gesamten verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen und hier insbesondere aus Wasserkraft und Biomasse erzeugt.

Die Zunahme der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen zwischen 2002 und 2012 (siehe Abbildung 3) ist vor allem auf die gestiegene Bedeutung dreier erneuerbarer Energiequellen zurückzuführen: Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse. Die Wasserkraft lieferte zwar auch 2012 den meisten aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom in der EU-28 (54,1 %). Die auf diese Weise erzeugte Menge ist aber innerhalb des vergangenen Jahrzehnts weitgehend gleich geblieben und stieg insgesamt lediglich um 3,9 %. Demgegenüber stieg die Menge des aus Biomasse (einschließlich erneuerbarer Abfälle) erzeugten Stroms zwischen 2002 und 2012 auf mehr als das Doppelte und die des Stroms aus Windkraftanlagen auf mehr als das Fünffache. Die relativen Anteile von Windkraft und Biomasse an der Gesamtmenge der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stiegen im Jahr 2012 auf 30,4 % bzw. 4,1 %. Noch stärkere Zuwächse waren bei der Stromerzeugung aus Sonnenenergie zu beobachten: Ausgehend von nur 0,3 TWh im Jahr 2002 überflügelte sie im Jahr 2008 die Stromerzeugung aus geothermischen Energiequellen sowie 2011 die Stromerzeugung aus Biomasse und erneuerbaren Abfällen und erreichte im Jahr 2012 mit 71,0 TWh einen Wert, der etwa 252 mal höher war als zehn Jahre zuvor. In diesem Zehnjahreszeitraum stieg der Anteil der Sonnenenergie an der gesamten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien von 0,1 % auf 10,5 %. Der Anteil der durch Gezeiten, Wellen und Ozeane erzeugten Energie belief sich in der EU-28 im Jahr 2012 auf nur 0,07 % der gesamten Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.

Verkehr

Ende 2008 einigte sich die EU auf ein Ziel für die einzelnen Mitgliedstaaten: Diese sollten bis 2020 mindestens 10 % des gesamten im Verkehrssektor verbrauchten Kraftstoffs aus erneuerbaren Energiequellen erzeugen (zu dem Biokraftstoffe, Wasserstoff oder „grüner“ Strom zählen). Der durchschnittliche Anteil der erneuerbaren Energiequellen belief sich 2012 in der EU-28 auf 5,1 %. Die Bandbreite reichte dabei von 12,6 % in Schweden bis hin zu nicht einmal 0,5 % in Spanien, Kroatien, Portugal, Finnland, Bulgarien, Estland und Zypern (siehe Abbildung 4).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die in diesem Artikel behandelten Statistiken wurden auf der Grundlage von Energiestatistiken berechnet, die gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1099/2008 über die Energiestatistik erstellt wurden.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch gilt als ein Schlüsselindikator, mit dem die Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum gemessen werden können. Dieser Indikator kann als Schätzwert für die Überprüfung der Umsetzung der Richtlinie 2009/28/EG zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen herangezogen werden. Bei einigen Technologien im Bereich erneuerbarer Energien ist das statistische System jedoch in manchen Ländern noch nicht hinreichend ausgereift, um den Anforderungen dieser Richtlinie zu entsprechen. So wird beispielsweise die für Wärmepumpen eingesetzte Energie aus Umweltwärme in vielen Ländern nicht erfasst. Außerdem soll nach Maßgabe der Richtlinie die Stromerzeugung aus Wasserkraft und aus Windkraft normalisiert werden, um die Auswirkungen wetterbedingter Schwankungen zu glätten. Da die Normalisierung bei Wasserkraft über 15 Jahre hinweg vorzunehmen ist, stehen in Anbetracht der Verfügbarkeit energiestatistischer Daten (für die EU-28, ab 1990) keine langen Zeitreihen für diesen Indikator zur Verfügung. Die in diesem Artikel enthaltenen Statistiken für Energie aus Wasserkraft und aus Windkraft sind daher nicht normalisiert.

Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen wird definiert als das Verhältnis zwischen dem aus erneuerbaren Energiequellen erzeugten Strom und dem Bruttoinlandsstromverbrauch. Hierunter fällt die Stromerzeugung in Wasserkraftwerken (mit Ausnahme von Pumpspeicherwerken) sowie in Biomasse- und Abfallverbrennungsanlagen, Windkraft- und Solaranlagen und in geothermischen Kraftwerken.

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Kraftstoffverbrauch des Verkehrssektors errechnet sich auf der Grundlage der Energiestatistik nach der in der Richtlinie 2009/28/EG beschriebenen Methode. Bis 2010 floss der Beitrag aller Biokraftstoffe in die Berechnung dieses Indikators ein. Seit 2011 sind die Daten über Biokraftstoffe im Verkehrssektor auf Biokraftstoffe beschränkt, die den Anforderungen der Richtlinie 2009/28/EG entsprechen (d. h. die Kriterien der Nachhaltigkeit erfüllen).

Kontext

Die EU hat Pläne für eine neue Energiestrategie erarbeitet, die auf einer sichereren, nachhaltigen und CO2-armen Wirtschaft basiert. Neben der Bekämpfung des Klimawandels durch eine Verringerung des Treibhausgasausstoßes dürfte die Nutzung erneuerbarer Energiequellen eine sicherere Energieversorgung, eine größere Vielfalt des Energieangebots und weniger Luftverschmutzung bewirken. Zudem können auf diese Weise neue Arbeitsplätze in den Bereichen Umwelt und erneuerbare Energien entstehen.

Im Dezember 2008 wurde eine integrierte Energie- und Klimaschutzstrategie (auf Englisch) verabschiedet, die zusätzliche Anreize für die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energiequellen auf 20 % des gesamten Energieverbrauchs bis 2020 enthielt und mit der zu einer Senkung des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen um jeweils 20 % aufgerufen wurde. In der Richtlinie 2009/28/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen ist ein Gesamtziel für die EU vorgegeben, wonach der Anteil erneuerbarer Energiequellen am Energieverbrauch bis 2020 auf 20 % und an dem im Verkehrssektor verbrauchten Kraftstoff ebenfalls bis 2020 auf 10 % gesteigert werden soll. Die Richtlinie sieht eine Änderung der rechtlichen Regelungen für die Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien vor. Demnach sollen die Mitgliedstaaten nationale Aktionspläne für die künftige Entwicklung der erneuerbaren Energien in ihrem Land ausarbeiten. Sie führt Mechanismen für die Zusammenarbeit ein und stellt Kriterien für dieNachhaltigkeit von Biokraftstoffen auf (um Bedenken Rechnung zu tragen, dass sich die Nutzung von Biokraftstoffen nachteilig auf die Preise pflanzlicher Erzeugnisse, die Versorgung mit Lebensmitteln, den Schutz der Wälder, diebiologische Vielfalt und die Wasser- und Bodenressourcen auswirken könnte).

Am 6. Juni 2012 legte die Europäische Kommission die Mitteilung Erneuerbare Energien: ein wichtiger Faktor auf dem europäischen Energiemarkt (COM(2012) 271 final) vor, in der sie über 2020 hinaus Perspektiven für die Politik im Bereich der erneuerbaren Energie aufzeigte. Außerdem forderte sie darin ein besser abgestimmtes Vorgehen auf europäischer Ebene bei der Einführung und Reform von Förderregelungen und rief zur Intensivierung des Handels mit erneuerbaren Energieträgern zwischen den EU-Mitgliedstaaten auf. Im Januar 2014 schlug die Europäische Kommission eine Reihe von Energie- und Klimazielen für 2030 vor, um Anreize für private Investitionen in Infrastruktur und CO2-arme Technologien zu schaffen. Die Verwirklichung dieser Ziele gilt als ein notwendiger Schritt, um die im Hinblick auf die Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2050 festgelegten Zielsetzungen zu erreichen. Eines der zentralen vorgeschlagenen Ziele lautet, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2020 auf mindestens 27 % zu erhöhen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Energiestatistik – Hauptindikatoren (t_nrg_indic)
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch (t2020_31)
Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (tsdcc330)
Kraft-Wärme-Kopplung (tsdcc350)
Energiestatistik – Mengen (t_nrg_quant)
Primärerzeugung von Energie durch Ressource (ten00076)
Primärerzeugung von erneuerbarer Energie nach Typ (ten00081)
Anteil erneuerbarer Energien am Bruttoendenergieverbrauch (tsdcc110)
Bruttoinlandsverbrauch an Primärenergie (ten00086)
Inländischer Bruttoenergieverbrauch nach Brennstofftyp (tsdcc320)
Bruttostromerzeugung insgesamt (ten00087)
Energieabhängigkeit (tsdcc310)
Anteil erneuerbarer Energie am Kraftstoffverbrauch des Verkehrs (tsdcc340)

Datenbank

Energiestatistik – Hauptindikatoren (nrg_indic)
Anteil von Energie aus erneuerbaren Quellen (nrg_ind_335a)
Energiestatistik – Mengen, jährliche Daten (nrg_quant)
Energiestatistik - Versorgung, Umwandlung, Verbrauch (nrg_10)
Versorgung, Umwandlung, Verbrauch - erneuerbare Energien - jährliche Daten (nrg_107a)
Versorgung, Umwandlung, Verbrauch - Abfälle (nicht erneuerbare) - jährliche Daten (nrg_108a)
Energiestatistik – Infrastruktur (nrg_11)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks