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Statistiken zur sozialen Eingliederung

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Daten vom Oktober 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Tabelle 1: Von sozialer Ausgrenzung bedrohte bzw. armutsgefährdete Bevölkerung, 2006-2011 - Quelle: Eurostat (ilc_peps01)
Abbildung 1: Anzahl der von sozialer Ausgrenzung bedrohten bzw. armutsgefährdeten Personen, aufgeschlüsselt nach Art der Gefährdung, EU-27, 2010 (1)
(in Mio.) - Quelle: Eurostat (ilc_pees01)
Abbildung 2: Anteile der von sozialer Ausgrenzung bedrohten bzw. armutsgefährdeten Bevölkerung, 2010 (1)
(in %) - Quelle: Eurostat (ilc_pees01) und (ilc_li02)
Abbildung 3: Armutsgefährdungsquote and Armutsgefährdungsschwelle, 2010 - Quelle: Eurostat (ilc_li01) und (ilc_li02)
Abbildung 4: Quote der materiellen Entbehrung – Anteil von Personen, die sich bestimmte Waren nicht leisten können, 2010 (1)
(in %) - Quelle: Eurostat (ilc_sip8)
Abbildung 5: Personen im Alter bis 60 in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität, 2009-2010
(in %) - Quelle: Eurostat (ilc_lvhl11)

Die soziale Eingliederung stellt seit langem einen Schlüsselaspekt der politischen Maßnahmen der Europäischen Union (EU) dar. Das übergreifende Ziel der EU-Politik in diesem Bereich besteht in einer wesentlichen Verringerung der Anzahl der von sozialer Ausgrenzung bedrohten bzw. armutsgefährdeten Personen und somit in der Schaffung einer sozial integrativen Gesellschaft.

Als mehrdimensionale Konzepte lassen sich jedoch Begriffe wie Armut und soziale Ausgrenzung nur schwierig mit statistischen Mitteln erfassen. Folglich wurden sowohl monetäre als auch nichtmonetäre Indikatoren entwickelt, so z. B. die Armutsgefährdungsquote, die Armutsgefährdungsschwelle, die Quote der erheblichen materiellen Entbehrung und der Prozentsatz von Personen, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsbeteiligung leben. Bei der Analyse der sozialen Eingliederung sollten noch weitere ebenfalls relevante Faktoren in Betracht gezogen werden, so der Zugang zur allgemeinen und beruflichen Bildung, die Gesundheit und die Wohnsituation.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Armutsgefährdung oder soziale Ausgrenzung

Die Situation in den Jahren 2010 und 2011

Im Jahr 2010 lebten 115,7 Mio. Menschen in der EU-27 in Haushalten, die als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht eingestuft werden. Das entspricht einem Anteil von 23,4 % der Gesamtbevölkerung (siehe Tabelle 1). Die Zahl der armutsgefährdeten bzw. von sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen sank zwar im Zeitraum zwischen 2006 und 2009, dieser Trend änderte sich jedoch 2010 mit einem Anstieg der Anteile um 0,3 Prozentpunkte (2,0 Millionen Menschen) im Vergleich zu 2009. Hinter diesem als gewogener Durchschnittswert der nationalen Angaben berechneten Gesamtwert für die EU-27 verbergen sich erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten. So galten 2010 in Bulgarien (41,6 %) und Rumänien (41,4 %) etwa zwei Fünftel der Bevölkerung als von Armut bzw. sozialer Ausgrenzung bedroht, in Lettland (38,1 %) und Litauen (33,4 %) betrug dieser Anteil über ein Drittel der Bevölkerung. Für das Jahr 2011 liegen bereits Daten für alle vier EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Anteilen der von Armut bzw. sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung vor. Dieser Anteil stieg auf beinahe die Hälfte in Bulgarien (49,1 %), auf rund zwei Fünftel der Bevölkerung in Lettland (40,1 %), setzte den rückläufigen Trend in Rumänien fort (40,3 %) und blieb in Litauen stabil (33,4 %).

Über ein Viertel der Bevölkerung galt 2010 in sechs anderen Mitgliedstaaten als von Armut bzw. sozialer Ausgrenzung bedroht: so in Irland (29,9 %), Ungarn (29,9 %), Polen (27,8 %), Griechenland (27,7 %), Spanien (25,5 %) und Portugal (25,3 %). Auch Kroatien meldete eine relativ hohe Quote der Armutsgefährdung bzw. der sozialen Ausgrenzung, die beinahe ein Drittel der Bevölkerung (31,3 %) umfasste. Zu den EU-Mitgliedstaaten mit den geringsten Quoten der Armutsgefährdung bzw. Gefährdung durch soziale Ausgrenzung zählten 2010 die Tschechische Republik (14,4 %), Schweden (15,0 %) und die Niederlande (15,1 %); auch Island (13,7 %) und Norwegen (14,9 %) verzeichneten einen relativ niedrigen Anteil ihrer jeweiligen Bevölkerung als armutsgefährdet bzw. durch soziale Ausgrenzung gefährdet. Die für das Jahr 2011 verfügbaren Daten belegen einen Anstieg dieser Zahlen in der Tschechischen Republik (auf 15,3 %), in den Niederlanden (auf 15,7 %) und in Schweden (auf 16,1 %) und einen Rückgang in Norwegen (auf 14,6 %).

Im Jahr 2010 waren 16,0 Mio. Personen in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht – dies ist die höchste Personanzahl in der EU-27 und entspricht 13,8 % des Gesamtwertes für die EU-27. In Italien und im Vereinigten Königreich galten 2010 zwischen 14 und 15 Mio. Personen als von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet, während Spanien, Frankreich und Polen waren die einzigen anderen Mitgliedstaaten waren, nach deren Angaben mehr als zehn Millionen Personen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht waren.

Die jüngsten Entwicklungen zwischen 2009 und 2010 bzw. zwischen 2010 und 2011 – in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit der Daten – zeigen, dass die Anteile der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung in Italien, Polen und Rumänien gemäß einem seit 2006 sichtbaren Trend zurückgingen, wobei auch in Luxemburg ein Rückgang zu beobachten war. Bei allen übrigen EU-Mitgliedstaaten wurde für das letzte Jahr, für das Daten verfügbar sind, ein Anstieg der Anteile der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung registriert. Der bei weitem stärkste Anstieg wurde in Bulgarien (plus um 7,5 Prozentpunkte im Jahr 2011) und Irland (plus 4,2 Prozentpunkte im Jahr 2010) registriert; es folgten Lettland (plus 2,0 Prozentpunkte im Jahr 2011) und Spanien (plus 1,5 Prozentpunkte im Jahr 2011).

In absoluten Werten haben die Zahlen für Spanien, das Vereinigte Königreich und Frankreich die stärksten Auswirkungen auf den Anteil der von Armut bzw. von sozialer Ausgenzung bedrohten Bevölkerung der EU-27 im Jahr 2010 gezeitigt. Für diese Mitgliedstaaten wurde bei der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung für den Zeitraum zwischen 2009 und 2010 ein Anstieg von 1,02 Mio., 820 000 bzw. 493 000 Personen gemeldet.

Mittelfristige Entwicklungen

Bei einer weiteren Analyse aller in Tabelle 1 dargestellten Jahre gingen die Anteile der von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerung in der EU-27 von 25,2 % im Jahr 2006 auf 23,1 % im Jahr 2009 zurück; es folgte (wie oben aufgeführt) ein erneuter Anstieg auf 23,4 % im Jahr 2010. Über die Hälfte der EU-Mitgliedstaaten ließ mit relativ hohen Anteilen der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung im Jahr 2006 oder 2007 eine ähnliche Entwicklung erkennen. Die niedrigsten Anteile wurden im Jahr 2008 bzw. 2009 und ein Anstieg der Anteile in den Jahren 2010 und/oder 2011 verzeichnet.

Polen und Rumänien waren die wichtigsten Ausnahmen von diesem allgemeinen Trend; hier, wie auch in Italien, ging der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung im gesamten Betrachtungszeitraum (abgesehen von einem geringen Anstieg im Jahr 2007) zurück. In Malta wurde eine gegensätzliche Entwicklung registriert – hier stieg der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung jedes Jahr an. Die Entwicklungen in Österreich, Portugal und Slowenien weichen leicht von dem allgemeinen Trend ab: hier stiegen die Anteile der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung kontinuierlich bis 2008, danach glich das Muster dem der übrigen Mitgliedstaaten mit einem Rückgang im Jahr 2009 (und 2010 für Österreich) und einem erneuten Anstieg. Die Situation in Irland und Schweden wich ebenfalls von der allgemeinen Entwicklung ab: Hier wurden die niedrigsten Anteile relativ früh, nämlich im Jahr 2007, erreicht, danach stiegen die Anteile der der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung wieder an (mit Ausnahme des Jahre 2010 für Schweden). In Deutschland verlief die Entwicklung umgekehrt – Hier wurde der niedrigste Anteil relativ spät, nämlich im Jahr 2010, erreicht, bevor im Jahr 2011 ein erneuter Anstieg gemeldet wurde. Abgesehen von dem Anstieg im Jahr 2011 verlief die Entwicklung in Estland anders, als in allen anderen Mitgliedstaaten: Hier wurde der höchste Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung im Jahr 2009 erreicht (zu einem Zeitpunkt, als etwa ein Drittel der Mitgliedstaaten ihre tiefsten Werte verzeichnete); im Jahr 2010 hingegen, als die Mehrheit der Mitgliedstaten einen Anstieg meldete, gingen die Werte zurück.

Trotz des jüngsten Anstiegs der Anteile der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung waren die aktuellsten Werte (2010 oder 2011 je nach Datenverfügbarkeit) für 17 Mitgliedstaaten niedriger als die Werte vom Jahr 2006 (2007 im Falle von Rumänien): Die stärksten Rückgänge wurden in Polen und Bulgarien (hier ging der Anteil um mehr als 12 Prozentpunkte zurück) registriert, es folgten die Slowakei und Rumänien (ein Rückgang um mindestens 5 Prozentpunkte). Der stärktste Anstieg insgesamt wurde in Irland (plus 6,6 Prozentpunkte), Spanien (plus 3,7 Prozentpunkte) und Slowenien (plus 2,2 Prozentpunkte) verzeichnet.

Analyse nach Art der Gefährdung

Die allgemeine Gefährdung durch Armut oder soziale Ausgrenzung lässt sich in drei Arten der Gefährdung einteilen: die Armutsgefährdung, die Gefahr der erheblichen materiellen Entbehrung und/oder das Leben in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbsintenstität – siehe Abbildung 1. Menschen gelten als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn sie mit mindestens einem dieser Risiken konfrontiert sind, wobei sich 30,6 % der von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerung in der EU-27 mit zwei oder sogar allen drei Arten der Gefährdung konfrontiert sahen. 2010 lebten in der EU-27 48 Mio. Personen in Haushalten, die ausschließlich mit Einkommensarmut konfrontiert waren (dagegen weder erheblichen materiellen Entbehrungen noch niedriger Erwerbsintensität ausgesetzt waren). Weitere 18,7 Mio. Personen waren von erheblichen materiellen Entbehrungen betroffen (hingegen von keiner der beiden anderen Gefährdungsarten), und weitere 13,7 Mio. Personen lebten in Haushalten mit niedriger Erwerbsintensität (waren jedoch von keinem der beiden anderen Risiken betroffen). Weitere 27,9 Mio. Personen lebten in Haushalten, die mit zwei der drei Gefährdungsarten konfrontiert waren, und 7,5 Mio. Personen hingegen gehörten Haushalten an, in denen alle drei Risikofaktoren vorhanden waren.

Abbildung 2 zeigt eine nach Mitgliedstaaten aufgeschlüsselte vereinfachte Analyse der Anteile der Bevölkerung, die mit den drei oben aufgeführten Gefährdungen konfrontiert sind, wobei folgende Aspekte dargestellt werden:

  • der Anteil armutsgefährdeter Personen umfasst Personen in Haushalten, die ausschließlich armutsgefährdet sind, sowie armutsgefährdete Personen in Kombination mit einem der beiden anderen Risiken bzw. mit beiden; dieser Anteil umfasste im Jahr 2010 in der EU-27 insgesamt 80,8 Millionen Personen;
  • anschließend wird in der Analyse der zusätzliche Anteil der Bevölkerung dargestellt, die mit erheblicher materieller Entbehrung konfrontiert ist (entweder als Einzelrisikofaktor oder in Kombination mit dem Faktor sehr niedriger Erwerbsintensität); dieser Anteil umfasste im Jahr 2010 in der EU-27 insgesamt 21,3 Millionen Personen;
  • in der letzten Kategorie wird der Anteil der Bevölkerung in Haushalten dargestellt, die auschließlich über den Faktor sehr niedriger Erwerbsintensität definiert sind (also unter Auschluss der Faktoren Armutsgefährdung oder erhebliche materielle Entbehrung); dieser Anteil umfasste im Jahr 2010 in der EU-27 insgesamt 13,7 Millionen Personen.

Insofern entspricht die Summe der drei Kategorien in Abbildung 2 dem Gesamtanteil der durch Armut oder soziale Ausgrenzung gefährdeten Bevölkerung (mit geringen Abweichungen aufgrund von Rundungsfehlern).

Armutsgefährdung

Im Jahr 2010 wurden 16,4 % der Bevölkerung der EU-27 als armutsgefährdet eingestuft (die monetäre Dimension des Indikators für Armutsgefährdung oder soziale Ausgrenzung), wobei der Anteil zwischen 9,0 % in der Tschechischen Republik und 21,3 % in Lettland lag. In Abbildung 3 wird auch die Analyse der Armutsgefährdungsschwelle dargestellt, die als 60 % des Medianeinkommens des jeweiligen Mitgliedstaates definiert wird – die Daten berücksichtigen die Preisunterschiede in den einzelnen Ländern. 2010 reichten die Armutsgefährdungsschwellen von dem Höchstwert von über 16 000 KKS in Luxemburg bis zu weniger als 4 000 KKS in Lettland, Litauen, Bulgarien und Rumänien. Sozialschutzsysteme wirken sich auf den als armutsgefährdet betrachteten Anteil der Bevölkerung sowie auf verschiedene mehr oder weniger für monetäre Armut anfällige Gruppen der Gesellschaft aus. Weitere Informationen zu den Themen Einkommen und Armut enthält der Artikel über die Einkommensverteilung.

Materielle Entbehrung und erhebliche materielle Entbehrung

Im Hinblick auf eine umfassendere Sicht der sozialen Eingliederung können neben den einkommensbezogenen Kennzahlen für die Armut eine Reihe weiterer Faktoren, wie z. B. materielle Entbehrung, analysiert werden. Eine Analyse der materiellen Entbehrung stellt im Gegensatz zum relativen Ansatz bei der Analyse der Einkommensarmut einen eher absoluten Ansatz dar. Grundlage der Definition der materiellen Entbehrung bildet die Unerschwinglichkeit einer Auswahl von Gütern, die als erforderlich oder wünschenswert betrachtet werden, bzw. die Unfähigkeit für folgende Ausgaben aufkommen zu können: Hypotheken- oder Mietschulden, Schulden bei Rechnungen für Versorgungsleistungen, Mietkaufraten oder sonstige Kreditzahlungen; einen einwöchigen Jahresurlaub an einem anderen Ort; jeden zweiten Tag eine Fleisch-, Geflügel- oder Fischmahlzeit bzw. eine entsprechende vegetarische Mahlzeit; unerwartete Ausgaben; ein Telefon (einschließlich Mobiltelefon); einen Farbfernseher; eine Waschmaschine; ein Auto; eine angemessene Beheizung der Wohnung. Die Quote der materiellen Entbehrung gibt an, wie viele Menschen sich aus einer neun Posten umfasssenden Liste mindestens drei nicht leisten können. Diejenigen, die sich vier und mehr Posten nicht leisten können, gelten als von erheblicher materieller Entbehrung betroffen. Im Jahr 2010 war etwa jeder sechste (17,5 %) Einwohner der EU-27 von materieller Entbehrung betroffen, bei knapp der Hälfte dieser Personen (8,1 % der Gesamtbevölkerung) wurde eine erhebliche materielle Entbehrung festgestellt. Die höchsten Anteile der von materieller Entbehrung betroffenen Bevölkerung unter den EU-Mitgliedstaaten verzeichneten Bulgarien (55,7 %), Rumänien (49,2 %) und Lettland (46,1 %),wobei über die Hälfte dieser Personen in die Kategorie der erheblichen materiellen Entbehrung fielen. Eine ähnliche Situation meldeten Ungarn, Litauen und Polen (wo die drei nächsthöheren Quoten der materiellen Entbehrung festgestellt wurden): Über die Hälfte der unter materieller Entbehrung betroffenen Bevölkerung fiel hier in die Kategorie der erheblichen materiellen Entbehrung. In Luxemburg, den Niederlanden und den nordischen Mitgliedstaaten war weniger als 3 % der gesamten Bevölkerung von materieller Entbehrung betroffen (siehe Abbildung 4).

Erwerbsintensität

Die Erwerbstätigkeit bietet in der Regel eine wirkungsvolle Absicherung gegen Armut. Der Indikator für Personen in Haushalten mit geringer Erwerbsintensität erfasst Personen im Alter zwischen 0 und 59 Jahren, die in Haushalten leben, in denen die erwachsenen Haushaltsmitglieder im Jahr vor der Erhebung eine Erwerbstätigkeit im Umfang von weniger als 20 % ihres gesamten Erwerbspotenzials ausübten; diese Personen sind häufiger von sozialer Ausgrenzung betroffen. 2010 lebten in der EU-27 ein Zehntel der Bevölkerung im Alter bis 60 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintenstität, dies stellt einen Anstieg um einen Prozentpunkt (3,6 Mio. Personen) im Vergleich mit dem Jahr 2009 dar. Höchstwahrscheinlich ist der Anstieg auf die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Beschäftigungsstruktur der Haushalte in der gesamten EU zurückzuführen. In Irland lebte beinahe ein Viertel (22,9 %) der Bevölkerung im Alter bis zu 60 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintenstität (siehe Abbildung 5); dies war bei weitem der höchste Anteil unter allen EU-Migliedstaaten und ein Anstieg um 3,1 Prozentpunkte im Vergleich mit 2009. Auch im Vereinigten Königreich (13,1 %), in Belgien (12, %), Lettland (12,2 %), Ungarn (11,8 %), Deutschland (11,1 %), Dänemark (10,3 %) und Italien (10,2 %) wurden zweistellige Anteile der Bevölkerung im Alter bis zu 60 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintenstität registriert. Der rascheste Anstieg des Anteils der Bevölkerung im Alter bis zu 60 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintenstität zwischen 2009 und 2010 wurde in Lettland (5,5 Prozentpunkte), gefolgt von Estland (3,3 Prozentpunkte) und Irland (3,1 Prozentpunkte) gemeldet; auch Island meldete mit 3,5 Prozentpunkten einen relativ hohen Anstieg. Die niedrigsten Anteile der Bevölkerung im Alter bis zu 60 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintenstität in den EU-Mitgliedstaaten wurden in Zypern (4,6 %), Luxemburg (5,5 %) und Schweden (5,9 %) registriert; die Schweiz meldete sogar einen noch niedrigeren Anteil (4,1 %). In Island war der Anteil der Bevölkerung im Alter bis zu 60 Jahren in Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintenstität 2010 zwar 2,7 Mal höher als im Jahr 2009; dieser Anteil fiel jedoch mit 5,6 % relativ niedrig aus.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die EU-Statistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) stellt Statistiken über Einkommen, Lebensbedingungen und die soziale Eingliederung bereit. Weitere Informationen über EU-SILC, die Berechnung des verfügbaren Haushaltseinkommens sowie die Berechnung der Haushaltsgröße anhand von „Erwachsenenäquivalenten“ sind im Artikel zum Thema Einkommensverteilungenthalten.

Kontext

Auf der Tagung des Europäischen Rates von Laeken im Dezember 2001 sprachen sich die europäischen Staats- und Regierungschefs für einen ersten Satz einheitlicher statistischer Indikatoren für soziale Ausgrenzung und Armut aus, der von der Untergruppe „Indikatoren“ des Ausschusses für Sozialschutz (SPC) weiter verfeinert wird. Diese Indikatoren sind ein wesentlicher Bestandteil der offenen Methode der Koordinierung, mit der die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung überwacht werden. Im Mai 2006 nahm der Ausschuss für Sozialschutz ein Portfolio übergreifender Indikatoren an, ergänzt durch spezifische Indikatoren zu sozialer Eingliederung, Rente und Gesundheit.

Die „Europäische Plattform gegen Armut und soziale Ausgrenzung: Ein europäischer Rahmen für den sozialen und territorialen Zusammenhalt“’ (KOM(2010) 758 endg.) stellt eine der sieben Leitinitiativen der im Jahr 2010 angenommenen Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum dar. Sie soll:

  • für wirtschaftlichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt sorgen;
  • die Anerkennung der Grundrechte der von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffenen Menschen auf ein Leben in Würde und auf aktive Teilhabe an der Gesellschaft gewährleisten;
  • die Eingliederung von Menschen in ihr lokales Umfeld, die berufliche Ausbildung, die Arbeitsuche und den Zugang zu Sozialleistungen erleichtern.

Im Zusammenhang mit der Strategie Europa 2020 vereinbarte der Europäische Rat im Juni 2010 ein Leitziel für die soziale Eingliederung. Die EU-SILC bildet die Datenquelle für die drei Unterindikatoren zu diesem Ziel –„Armutsgefährdungsquote“, „Quote der erheblichen materiellen Entbehrung“ und „In Haushalten mit sehr niedriger Erwerbsintensität lebende Personen“. Eines der zur Messung der Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie Europa 2020 formulierten Ziele lautet, dass bis 2020 die Zahl der armutsgefährdeten oder von sozialer Ausgrenzung bedrohten Menschen in der gesamten EU-27 um mindestens 20 Millionen sinken sollte.

Eine der Leitinitiativen im Zusammenhang mit dem im Rahmen der Strategie Europa 2020 formulierten Leitziel wurde in der Mitteilung der Europäischen Kommission zu einer Reihe von „Nationalen Strategien zur Integration der Roma“ (COM(2012) 226 final) dargelegt. Im Rahmen dieser Strategien wird versucht, auf die Situation der Roma – die als die größte Minderheitengruppe Europas gelten und zwischen 10 und 20 Millionen Personen zählen – aufmerksam zu machen und um eine spürbare Verbesserung in Hinblick auf ihre Integration und Einbindung in die Gesellschaft zu erreichen. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zielen auf die Herausstellung des Kampfes gegen Armut und soziale Ausgrenzung, die Anhebung des Beschäftigungsniveaus und die Senkung der Schulabbruchquote – bei allen drei Maßnahmen handelt es sich um Hauptziele der Strategie Europa 2020.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Bevölkerung (Strategie Europa 2020) (ilc_pe)
Hauptindikator - Das Europa-2020-Ziel bezüglich Armut und soziale Ausgrenzung (ilc_peps)
Schnittmengen von Untergruppen der Europa-2020-Indikatoren bezüglich Armut und soziale Ausgrenzung (ilc_pees)
Einkommensverteilung und monetäre Armut (ilc_ip)
Monetäre Armut (ilc_li)
Lebensbedingungen (ilc_lv)
Gesundheit und Arbeitsbedingungen (ilc_lvhl)
Materielle Entbehrung (ilc_md)
Materielle Entbehrung nach Dimension (ilc_mddd)

Spezieller Bereich

Methodik/Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch