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Archive:Verbraucherpreisindizes – Inflation und vergleichende Preisniveaus

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Daten vom September 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Abbildung 1: Gesamt-HVPI, durchschnittliche jährliche Inflationsrate, 2001-2011
(in %) – Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind) und (prc_ipc_a)
Tabelle 1: Gesamt-HVPI, durchschnittliche jährliche Inflationsrate, 2001-2011
(in %) – Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind) und (prc_ipc_a)
Abbildung 2: HVPI nach Hauptkategorien, durchschnittliche jährliche Inflationsrate EU-27, 2011
(in %) – Quelle: Eurostat (prc_hicp_aind)
Tabelle 2: Vergleichende Preisniveaus, 2001-2011 (1)
(Konsum der privaten Haushalte einschl. indirekter Steuern EU-27 = 100) – Quelle: Eurostat (prc_ppp_ind)
Abbildung 3: Preiskonvergenz zwischen den EU-Mitgliedstaaten, 2001-2011
(in %, Variationskoeffizient der vergleichenden Preisniveaus des Konsums der privaten Haushalte einschl. indirekter Steuern)
– Quelle: Eurostat (prc_ppp_conv)

Der Anstieg des allgemeinen Preisniveaus von Waren und Dienstleistungen in einer Volkwirtschaft wird als Inflationbezeichnet; sie wird in der Regel anhand von Verbraucherpreisindizes oder Einzelhandelspreisindizes gemessen. Für die Beobachtung der Preisentwicklung innerhalb der Europäischen Union (EU) wurde ein spezieller Verbraucherpreisindex entwickelt, der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI). Bei einer Inflation in einer Volkswirtschaft verliert das Geld an Kaufkraft, und die Verbraucher können nicht mehr dieselbe Menge an Waren und Dienstleistungen (zum selben Geldbetrag) kaufen. Wenn hingegen die Preise fallen, sollten die Verbraucher mehr Waren und Dienstleistungen kaufen können; diese Entwicklung wird auch als Deflation bezeichnet. Bei unverändertem Preisniveau (oder einer relativ niedrigen Inflationsrate) spricht man von einer Phase der Preisstabilität.

Kaufkraftparitäten werden zur Schätzung von Unterschieden im Preisniveau verschiedener Länder herangezogen; aus diesen können Preisniveauindizes berechnet werden. Diese können ihrerseits als Basis für eine Analyse der Preiskonvergenz zwischen Ländern oder Regionen herangezogen werden.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Inflation: Preisveränderungen im Zeitverlauf===

Im Vergleich zur Entwicklung in der Vergangenheit stiegen die Verbraucherpreisindizes in den letzten beiden Jahrzehnten relativ moderat. Die Inflationsrate für die EU (bewegliches Aggregat je nach der Zahl der Mitgliedstaaten) ging in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf 1,2 % im Jahr 1999 zurück und pendelte sich zwischen 2000 und 2007 zwischen 2,0 % und 2,3 % jährlich ein.

2008 betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate in der EU 3,7 %. Dieser starke Anstieg der Verbraucherpreise kann weitgehend auf die rasche Erhöhung der Energie- und Nahrungsmittelpreise zwischen Herbst 2007 und Herbst 2008 zurückgeführt werden. Tatsächlich verzeichneten die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel 2008 mit einem Anstieg von durchschnittlich 6,7 % in der EU historisch hohe Inflationsraten; diese Erhöhung war vor allem bedingt durch die spürbare Verteuerung von Milcherzeugnissen, Speiseölen und Fetten.

2009 lag die jährliche Inflationsrate für die EU bei 1,0 %; dies steht in Zusammenhang mit den zwischen Sommer 2008 und Sommer 2009 rückläufigen Nahrungsmittelpreisen. Die Energiepreise sanken in der Zeit von Dezember 2008 bis November 2009, wobei der größte Rückgang im Juli 2009 stattfand (-10,4 % gegenüber demselben Monat des Vorjahres).

2010 schien sich der Preisanstieg in der EU leicht zu beschleunigen, denn die jährliche Inflationsrate lag bei 2,1 %, also in etwa auf dem Niveau in den Jahren bis zur Finanz- und Wirtschaftskrise. 2011 stieg die Inflationsrate rascher an und führte zu einem Preisanstieg, der in der EU bei durchschnittlich 3,1 % und im Euroraum bei 2,7 % lag.

Die Verbraucherpreise stiegen 2011 in allen 27 Mitgliedstaaten – siehe Tabelle 1. Die raschesten Preisanstiege wurden in Rumänien (5,8 %) und Estland (5,1 %), gemeldet, während die Inflationsraten im Vereinigten Königreich, in Lettland, Litauen und in der Slowakei zwischen 4 % und 4,5 % lagen. Von den in Tabelle 2 ausgewiesenen Nichtmitgliedstaaten meldete die Türkei mit 6,5 % die höchste Inflationsrate, wobei diese jedoch unter dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre in diesem Land blieb. Am anderen Ende der Skala fanden sich 2011 bei den EU-Mitgliedstaaten mit den niedrigsten Inflationsraten Irland mit 1,2 % und Schweden mit 1,4 %, während Japan 2010 mit -0,7 % eine Deflation auswies, womit sich das im vergangenen Jahrzehnt beobachtete Muster niedriger oder negativer Raten fortsetzte.

Für die Analyse der Preisentwicklungen bei zahlreichen Waren und Dienstleistungen gibt es zwölf Hauptkategorien – siehe Abbildung 2. Die höchsten Preisanstiege in der EU wurden 2011 (mit 5 % oder mehr) für Verkehr und Wohnung sowie für Wasser und Brennstoffe gemeldet; ansonsten kam es nur bei den Kategorien Alkohol und Tabak sowie Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke zu Preissteigerungen, die über der Gesamtinflationsrate lagen. Nur in einer Kategorie fielen 2011 die Preise in der EU: Kommunikation (-0,4 %).

Preisniveauindizes: Vergleich der Preisniveaus der einzelnen Länder===

Das vergleichende Preisniveau des Konsums der privaten Haushalte ist in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich. 2011 reichte die Bandbreite von 51 in Bulgarien bis 142 in Dänemark (EU-27= 100). Erhebliche Zunahmen ihrer vergleichenden Preisniveaus beobachteten mehrere Länder, die der EU 2004 bzw. 2007 beitraten, insbesondere die Slowakei, die Tschechische Republik, Rumänien, Estland und Lettland, aber auch Luxemburg und in geringerem Maße Griechenland und Spanien, in den zehn Jahren zwischen 2001 und 2011. Dagegen meldeten nur wenige Mitgliedstaaten einen Rückgang ihrer vergleichenden Preisniveaus; insbesondere das Vereinigte Königreich, das im Jahr 2001 17 % über dem Durchschnitt der EU-27 lag, wies 2011 mit einem Indexniveau von lediglich 2 % über dem Durchschnitt der EU-27 fast einen Gleichstand auf.

Im Zeitraum von 2003 bis 2008 kam es innerhalb der EU-27 insgesamt zu einer Konvergenz der Preisniveaus (siehe Abbildung 3), wobei der Variationskoeffizient der vergleichenden Preisniveaus von 32,9 % auf 23,6 % sank. Danach stieg der Variationskoeffizient 2009 auf 25,1 % und veränderte sich dann 2010 (24,9 %) und 2011 (25,0 %) kaum.

Im Zeitraum 2001 bis 2011 wiesen die Preisniveaus im Euroraum mit einem Variationskoeffizienten von 15,5 % im Jahr 2011 – 2001 hatte er noch bei 22,0 % gelegen – ein homogeneres Bild auf als in der EU-27 insgesamt. Entgegen der in der EU-27 insgesamt beobachteten Entwicklung setzte sich die Preiskonvergenz innerhalb des Euroraums ungehindert fort, obwohl sie sich ab 2008 leicht verlangsamte.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Inflation

Die harmonisierten Verbraucherpreisindizes sollen die Veränderungen der Preise der von privaten Haushalten erworbenen Waren und Dienstleistungen im Zeitverlauf messen. Diese Indizes decken praktisch alle Waren und Dienstleistungen ab, die Haushalte bei monetären Transaktionen erwerben können; selbst genutztes Wohneigentum ist jedoch noch nicht inbegriffen.

Die Waren und Dienstleistungen werden nach der internationalen Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualverbrauchs eingeteilt, die der Zusammenstellung der harmonisierten Verbraucherpreisindizes angepasst wurde (COICOP/HVPI). Auf der untersten Ebene dieser Systematik veröffentlicht Eurostat rund 100 Teilindizes für Verbraucherpreise, die zu Indizes für größere Kategorien von Waren und Dienstleistungen zusammengefasst werden können. Die Inflationsrate ist ein Beispiel hierfür; sie wird als Veränderungsrate des Gesamt-HVPI berechnet.

Die Indizes werden anhand eines einheitlichen Ansatzes mit einheitlichen Definitionen berechnet und liefern vergleichbare Messwerte für die Inflation der Verbraucherpreise in allen Ländern sowie für verschiedene Ländergruppen, z. B. EU, Euroraum und Europäischer Wirtschaftsraum (EWR). Es gibt drei wichtige HVPI-Aggregate:

Zu beachten ist, dass bei diesen Aggregaten Veränderungen in der Zusammensetzung der jeweils abgedeckten Ländergruppe durch die Verwendung eines Kettenindex Rechnung getragen wird; so ist Slowenien beim Verbraucherpreisindex für die Währungsunion erst ab 2007 berücksichtigt, Zypern und Malta ab 2008, die Slowakei erst ab 2009 und Estland erst ab 2011.

Die harmonisierten Verbraucherpreisindizes werden mit einem einheitlichen Basisjahr dargestellt (derzeit 2005 = 100). Normalerweise werden anhand der Indizes prozentuale Veränderungen ermittelt, die den Preisanstieg/-rückgang in dem betreffenden Zeitraum angeben. Die Preisänderungen in den Tabellen und Abbildungen dieses Artikels werden als Jahresdurchschnittswerte angegeben, die Basisindizes hingegen werden von Eurostat monatlich erstellt und veröffentlicht. Die Veröffentlichung der harmonisierten Verbraucherpreisindizes erfolgt rund 14 bis 16 Tage nach Ende des Berichtsmonats. Die meisten Daten liegen seit Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Reihen vor.

Vergleichende Preisniveaus

Im Rahmen des Eurostat-OECD-Programms Kaufkraftparitäten (KKP) werden in regelmäßigen Abständen die Preise von Waren und Dienstleistungen des privaten Verbrauchs erhoben, und zwar in den EU-Mitgliedstaaten, in den EFTA-Ländern, in den Kandidatenländern (Montenegro, Kroatien, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Serbien und der Türkei) und in zwei westlichen Balkanländern (Albanien sowie Bosnien und Herzegowina). Jeder Erhebungszyklus umfasst sechs Erhebungen, die sich auf eine bestimmte Gruppe von Produkten des privaten Verbrauchs beziehen, wobei zwei Erhebungen pro Jahr durchgeführt werden und der gesamte Zyklus somit drei Jahre umfasst. Wurde der Preis für eine bestimmte Ware oder Dienstleistung für einen früheren Bezugszeitraum erfasst, werden detaillierte Verbraucherpreisindizes eingesetzt, um die Zeitreihe um den jüngsten Zeitraum zu erweitern.

KKP sind Indikatoren für Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern. Sie geben an, wie viele Währungseinheiten eine bestimmte Menge von Waren und Dienstleistungen in verschiedenen Ländern kostet. KKP können als Währungsumrechnungskurse herangezogen werden, um in Landeswährung ausgedrückte Ausgaben in eine künstliche gemeinsame Währung umzurechnen (den Kaufkraftstandard), wodurch der Effekt von Preisniveauunterschieden zwischen den Ländern ausgeschaltet wird. So können anhand von KKP Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen in vergleichbare Volumenaggregate umgerechnet werden, um beispielsweise das Bruttoinlandsprodukt (BIP) verschiedener Länder zu vergleichen, ohne dass die Zahlen durch unterschiedliche Preisniveaus in diesen Ländern verzerrt werden.

KKP können auch herangezogen werden, um Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern zu schätzen. Es handelt sich um aggregierte Preisrelationen, die anhand von Preisvergleichen einer breiten Palette von Waren und Dienstleistungen berechnet werden. Preisniveauindizes können im Verhältnis der Kaufkraftparitäten zu den Wechselkursen ermittelt werden. Preisniveauindizes können für eine Reihe von Ausgabenaggregaten auf der Grundlage der Ausgabenklassifikation der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ermittelt werden. Die unterschiedlichen Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen sollten auf der Grundlage der Konsumausgaben der privaten Haushalte analysiert werden. Eurostat gibt detaillierte Informationen über Preisniveauindizes für über 30 verschiedene Gruppen von Waren und Dienstleistungen heraus. Vergleichende Preisniveauindizes für die EU-Mitgliedstaaten werden ausgedrückt im Verhältnis zum durchschnittlichen Preisniveau der EU-27. Liegt der Preisniveauindex eines bestimmten Mitgliedstaats über 100, bedeutet dies, dass die Preise in diesem Mitgliedstaat im Durchschnitt über denen des EU-Mittels liegen. Beträgt der Preisniveauindex hingegen weniger als 100, sind auch die durchschnittlichen Preise unter dem Mittel für die EU-27 insgesamt.

Preisniveauindizes können als Basis für eine Analyse der Preiskonvergenz verwendet werden. Zu diesem Zweck wird der Variationskoeffizient der Preisniveauindizes für mehrere Länder berechnet (z. B. für die EU-Mitgliedstaaten). Ein im Zeitverlauf abnehmender Koeffizient deutet auf konvergierende Preisniveaus hin. Eurostat veröffentlicht eine jährliche Schätzung der Preiskonvergenz auf der Grundlage der Entwicklung des Variationskoeffizienten im Zeitverlauf.

Kontext

Harmonisierte Verbraucherpreisindizes dienen zur Messung der Inflation im Euroraum. Preisstabilität ist das Hauptziel der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hat Preisstabilität als mittelfristigen Anstieg des harmonisierten Verbraucherpreisindex für den Euroraum gegenüber dem Vorjahr von knapp unter 2 % definiert.

Harmonisierte Verbraucherpreisindizes werden auch für geldpolitische Zwecke und für die Bewertung der Inflationskonvergenz gemäß dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union genutzt. In Artikel 1 des Protokolls über die Konvergenzkriterien heißt es, dass „ein Mitgliedstaat eine anhaltende Preisstabilität und eine während des letzten Jahres vor der Prüfung gemessene durchschnittliche Inflationsrate aufweisen muss, die um nicht mehr als 1,5 Prozentpunkte über der Inflationsrate jener – höchstens drei – Mitgliedstaaten liegt, die auf dem Gebiet der Preisstabilität das beste Ergebnis erzielt haben“. Ende Mai 2012 verabschiedete die Europäische Kommission einen ‘Konvergenzbericht 2012’ (COM(2012) 257 final), in dem für acht Mitgliedstaaten untersucht wird, inwieweit sie hinsichtlich der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) ihren Verpflichtungen bereits nachgekommen sind. Im Bericht wurde festgestellt, dass nur Bulgarien und Schweden die Inflationskriterien im Verhältnis zum für März ermittelten Referenzwert von 3,1 % erfüllt hatten.

Besonders wichtig für die Europäische Kommission sind die KKP für die Erstellung der Liste der Regionen, die für Leistungen des Strukturfonds in Frage kommen, sowie für die Festlegung der Höhe der Mittel für die einzelnen Regionen. Ein Kriterium für die Zuteilung dieser Mittel basiert auf dem durch KKP umgerechneten BIP, das dann in Kaufkraftstandards pro Kopf ausgedrückt wird.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

HVPI zu konstanten Steuersätzen (prc_hicp_ct)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (Index) (prc_hicp_midx)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (jährliche Änderungsrate) (prc_hicp_manr)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (monatliche Änderungsrate) (prc_hicp_mmor)
HVPI (2005=100) – monatliche Daten (Veränderungsrate des 12-Monatsdurchschnitts) (prc_hicp_mv12r)
HVPI (2005=100) – jährliche Daten (Durchschnittsindex und Veränderungsrate) (prc_hicp_aind)
HVPI – Ländergewichte (prc_hicp_cow)
HVPI – Gewichte der Indizes (prc_hicp_inw)
HVPI (1996=100) – monatliche Daten (Index) (prc_hicp_midx96)
Kaufkraftparitäten (KKP), Preisniveauindizes und reale Ausgaben für Aggregate des ESVG 95 (prc_ppp_ind)
Preiskonvergenzanzeige (Variationskoeffizient des vergleichenden Preisniveauindex für die Konsumausgaben der privaten Haushalte in %) (prc_ppp_conv)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch