Statistics Explained

FuE-Ausgaben

Datenauszug vom Juni 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: September 2016.
Abbildung 1: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE in der Triade und China, 2003–2013
(in % des BIP)
Quelle: Eurostat (tsc00001)
Tabelle 1: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE, 2003–2013
(in % des BIP)
Quelle: Eurostat (), (t2020_20) und (rd_e_gerdtot)
Tabelle 2: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE nach Sektor, 2008 und 2013
(in % des BIP)
Quelle: Eurostat (tsc00001)
Tabelle 3: Bruttoinlandsaufwendungen für FuE nach Mittelherkunft, 2008 und 2013
(in % der Bruttoinlandsaufwendungen für FuE)
Quelle: Eurostat (tsc00031)

In diesem Artikel werden Daten über die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in der Europäischen Union (EU) dargestellt, aufgeschlüsselt nach dem Sektor, der die Forschungsarbeit leistet (dem Leistungssektor), und nach der Finanzierungsquelle. Die Daten wurden mittels statistischer Erhebungen erlangt, die regelmäßig auf nationaler Ebene durchgeführt werden und in der FuE tätige private und öffentliche Einrichtungen erfassen.

Eines der wichtigsten Ziele der EU in den letzten zehn Jahren bestand darin, verstärkte Investitionsanreize zu setzen, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu stärken. In der Lissabon-Strategie wurde der EU das Ziel vorgegeben, bis 2010 3 % ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) in FuE-Tätigkeiten zu investieren. Dieses Ziel wurde nicht erreicht – und deshalb wurde das 3 %-Ziel beibehalten; es ist eines von fünf Hauptzielen der 2010 angenommenen Strategie Europa 2020.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Die Bruttoinlandsaufwendungen für FuE (GERD) beliefen sich 2013 in der EU-28 auf 272 Mrd. EUR; dies entspricht einem Anstieg um 0,7 % gegenüber dem Vorjahr und um 43,8 % gegenüber dem Stand vor zehn Jahren (2003). Allerdings basieren diese Veränderungsraten auf den Werten in jeweiligen Preisen und spiegeln daher sowohl Preisänderungen als auch reale Änderungen der Höhe der Ausgaben wider. 2012 betrugen die Ausgaben für FuE in der EU-28 76,4 % der GERD der Vereinigten Staaten und waren 2,1 Mal so hoch wie in China; 2011 betrugen die FuE-Ausgaben der EU-28 das 1,8fache der FuE-Ausgaben Japans und das 8,0fache der FuE-Ausgaben Südkoreas.

Um eine bessere Vergleichbarkeit der Zahlen zu erreichen, werden die GERD häufig im Verhältnis zum BIP – siehe Abbildung 1 – oder im Verhältnis zur Einwohnerzahl angegeben. Das Verhältnis GERD zu BIP, einer der fünf Schlüsselindikatoren der Strategie Europa 2020, das auch als FuE-Intensität bezeichnet wird, sank in der EU-28 im Zeitraum 2003–2005 geringfügig von 1,80 % auf 1,76 %. 2006 begann es anzusteigen und erreichte 2012 trotz eines leichten Rückgangs im Jahr 2010 den Wert von 2,01 %; auch 2013 stand es unverändert bei 2,01 %. Trotz des jüngsten Anstiegs blieben die FuE-Ausgaben der EU-28 im Verhältnis zum BIP deutlich hinter den entsprechenden Werten Japans (3,38 % im Jahr 2011) und der Vereinigten Staaten (2,81 % im Jahr 2012) zurück, wie dies bereits seit längerer Zeit zu beobachten ist; 2012 hatte die FuE-Intensität in China fast den Wert der EU-28 erreicht.

Von 2004 bis 2008 nahm die relative Größenordnung der GERD in der japanischen Volkswirtschaft zu, da der Anteil der FuE-Ausgaben am BIP um 0,34 Prozentpunkte anstieg; das Wirtschaftswachstum war in diesem Zeitraum in Japan allerdings gedämpft. Von 2008 bis 2010 sank das Verhältnis GERD zu BIP der japanischen Volkswirtschaft jedoch um 0,22 Prozentpunkte, bevor 2011 wieder eine leichte Erholung einsetzte (ein Plus von 0,13 Prozentpunkten).

In den Vereinigten Staaten wuchs das Verhältnis GERD zu BIP von 2,49 % im Jahr 2004 auf einen Höchstwert von 2,82 % im Jahr 2009 und damit um 0,33 Prozentpunkte. 2010 ging die FuE-Intensität in den Vereinigten Staaten wieder auf 2,74 % zurück, stieg dann 2011 und 2012 aber erneut auf 2,81 % an.

Chinas FuE-Intensität nahm in dem in Abbildung 1 dargestellten Zeitraum rasch zu, und zwar von 1,13 % im Jahr 2003 bis auf 1,98 % im Jahr 2012 und damit um 0,85 Prozentpunkte.

Die höchsten FuE-Intensitäten in den EU-Mitgliedstaaten wurden 2013 in Finnland (3,31 %), Schweden (3,30 %) und Dänemark (3,06 %) erreicht – siehe Tabelle 1. Zehn Mitgliedstaaten meldeten FuE-Ausgaben, die 2013 weniger als 1,00 % ihres BIP ausmachten. Neben Griechenland verzeichneten die Mitgliedstaaten, die der EU 2004 oder später beitraten, die geringsten FuE-Intensitäten. Gleichwohl ist festzustellen, dass Slowenien (2,59 %) eine über dem EU-28-Durchschnitt liegende FuE-Intensität meldete und die Tschechische Republik (1,91 %), Estland (1,74 %) und Ungarn (1,41 %) ebenfalls Werte über 1,00 % aufwiesen.

Leistungssektor

Zur Erklärung der Unterschiede zwischen den Ländern bei der relativen Größenordnung ihrer FuE-Ausgaben wird häufig die Höhe der Ausgaben der Unternehmen herangezogen. Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, entsprach im Jahr 2013 der Anteil der im Unternehmenssektor geleisteten Forschung und Entwicklung 1,28 % des BIP der EU-28, während er in Japan 2,60 % (Daten von 2011) und in den Vereinigten Staaten 1,96 % (Daten von 2012) betrug. Der relative Anteil der FuE-Ausgaben des Staatssektors und des Hochschulsektors bewegte sich hingegen in allen drei Ländern der Triade auf einem weitgehend vergleichbaren Niveau. Mit 3,09 % (Daten von 2011) des BIP war der Anteil der im Unternehmenssektor geleisteten FuE-Ausgaben in Südkorea sogar noch höher.

Die Auswertung der Daten für die EU-Mitgliedstaaten ergibt, dass diejenigen Länder, in denen der Anteil der FuE-Ausgaben der Unternehmen am BIP relativ hoch war – Finnland, Schweden, Dänemark, Slowenien, Österreich und Deutschland – auch eine insgesamt relativ hohe FuE-Intensität (2,59 % oder höher) aufwiesen. Mit Ausnahme von Slowenien und in etwas geringerem Maße auch Deutschland lagen diese Länder auch bei den Ausgaben der Hochschulen auf den vorderen Plätzen; auch in Estland und den Niederlanden war in diesem Bereich der Anteil der FuE-Ausgaben am BIP relativ hoch. Die FuE-Ausgaben des Staates im Verhältnis zum BIP waren in Deutschland, der Tschechischen Republik, Slowenien, Finnland, Frankreich und Luxemburg am höchsten.

Mittelherkunft

Eine Analyse der FuE-Ausgaben nach Mittelherkunft ergibt, dass im Jahr 2012 mehr als die Hälfte (55,0 %) der Gesamtausgaben in der EU-28 auf die Unternehmen entfiel, während der Staat ein Drittel (32,8 %) beisteuerte und weitere 9,7 % aus dem Ausland zuflossen (Auslandsgelder). In Japan entfielen 76,5 % (Daten von 2011), in China 74,0 % und in den Vereinigten Staaten 59,1 % der GERD auf die Unternehmen. Tabelle 3 bestätigt die relativ bedeutende Rolle der Unternehmen als Finanzierungsquelle für FuE in Deutschland, wobei unternehmensfinanzierte FuE 2012 etwa zwei Drittel der gesamten GERD ausmachten. Hingegen wurde in Zypern, Rumänien und Griechenland der Großteil der Bruttoinlandsaufwendungen für FuE vom Staat aufgebracht. Auch beim Anteil der FuE-Mittel aus dem Ausland bestanden erhebliche Unterschiede – relativ hohe Anteile (über 20,0 % der GERD insgesamt 2013) verzeichneten Lettland, Bulgarien, Litauen, die Tschechische Republik, Irland (Daten von 2012), das Vereinigte Königreich, Luxemburg (Daten von 2011) und Malta.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die Statistiken über Wissenschaft, Technologie und Innovation (WTI-Statistiken) basieren auf der Entscheidung Nr.  1608/2003/EG des Europäischen Parlaments und des Rates zur Erstellung und Entwicklung von Gemeinschaftsstatistiken über Wissenschaft und Technologie. Die Entscheidung wurde mit der Verordnung (EG) Nr. 753/2004 der Europäischen Kommission bezüglich der Statistiken über Wissenschaft und Technologie umgesetzt, die 2004 erlassen wurde. 2012 wurde mit der Verordnung (EU) Nr. 995/2012 der Europäischen Kommission eine neue Verordnung zur Erstellung und Entwicklung von Gemeinschaftsstatistiken über Wissenschaft und Technologie angenommen.

Bei der Erstellung der Statistiken über FuE-Ausgaben legt Eurostat die Leitlinien des 2002 von der OECD veröffentlichten Frascati-Handbuchs (auf Englisch) zugrunde. Die FuE-Ausgaben sind eine grundlegende Messgröße für die „innerbetrieblichen Ausgaben“, d. h. die Gesamtausgaben für FuE-Aktivitäten, die innerhalb einer statistischen Einheit oder eines Sektors in den EU-Mitgliedstaaten getätigt werden.

Die wichtigsten Untergliederungen der FuE-Statistiken bilden die vier Leistungssektoren Unternehmen, Staat, Hochschulen und private Organisationen ohne Erwerbszweck (zu letzterem Sektor finden sich in diesem Artikel keine Angaben). Die Bruttoinlandsaufwendungen für FuE (GERD) verteilen sich auf diese vier Sektoren. In den Ausgabendaten wird die innerhalb des Hoheitsgebiets eines Staates durchgeführte Forschung unabhängig von der Mittelherkunft berücksichtigt. Diese Daten werden in der Regel als Prozentanteil am BIP ausgedrückt, der auch als FuE-Intensität bezeichnet wird. Darüber hinaus sind weitere Analysen der FuE-Ausgaben verfügbar – nach Finanzierungsquelle, Wissenschaftsbereich, Art der Kosten, Wirtschaftszweig (NACE), Unternehmensgrößenklasse, FuE-Aktivitätsart, sozioökonomischem Ziel und Region (NUTS).

Kontext

In ihrer Leitinitiative der Innovationsunion der Strategie Europa 2020 hat die Europäische Kommission neuerlich mit Nachdruck gefordert, das in Europa vorhandene wissenschaftliche Fachwissen in marktfähige Produkte und Dienstleistungen umzumünzen. Dazu sollen Maßnahmen des öffentlichen Sektors eingesetzt und so die Privatwirtschaft stimuliert und Engpässe beseitigt werden, die verhindern, dass es die Ideen bis zur Marktreife schaffen. Die jüngste überarbeitete Fassung der integrierten wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Leitlinien (die im Rahmen der Strategie Europa 2020 überarbeitet wurden) enthält eine Leitlinie für die Optimierung der FuE- und der Innovationsförderung sowie die Stärkung des Wissensdreiecks (aus Forschung, Innovation und Bildung); so soll der weitere Ausbau der digitalen Wirtschaft befördert werden.

Die Europäische Kommission entwickelt auf drei Ebenen Indikatoren zur Unterstützung der Politikgestaltung im Bereich Forschung und Innovation. Diese Indikatoren werden in der Regel eingeteilt in Leitindikatoren, Indikatoren des Leistungsanzeigers der Innovationsunion (oder Kernindikatoren (auf Englisch) und ein umfassendes System weiterer Indikatoren. Der Leitindikator ist die Zielvorgabe von 3 % für die Forschungsintensität, die in der EU bis 2020 erfüllt werden soll. Dieser Indikator ist einer von fünf Europa-2020-Leitindikatoren, die im Rahmen der Strategie Europa 2020 erfasst werden. Die Indikatoren des Leistungsanzeigers dienen der Beobachtung von Forschung und Innovation für den Rat (Wettbewerbsfähigkeit), während das umfassende System von Indikatoren für ausführliche Wirtschaftsanalysen und für die Berichterstattung der Dienststellen der Europäischen Kommission über die Wettbewerbsfähigkeit der Innovationsunion verwendet werden.

Ein Aspekt, der in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erfuhr, betrifft die strukturellen Unterschiede bei der FuE-Finanzierung zwischen Europa und seinen wichtigsten Wettbewerbern. Europäische Politiker sind um eine Erhöhung der FuE-Ausgaben der Unternehmen bemüht, um diese dem BIP-Anteil anzunähern, der beispielsweise in Japan und den Vereinigten Staaten von den Unternehmen für FuE aufgewendet wird. Mit dem Europäischen Forschungsraum (EFR) (auf Englisch) soll zumindest ein Teil der Hindernisse überwunden werden, die die europäischen Forschungsanstrengungen behindern dürften, indem zum Beispiel geografische, institutionelle, disziplinäre und sektorale Grenzen aufgehoben werden.

Im Dezember 2008 verabschiedete der Rat (Wettbewerbsfähigkeit) eine Vision für den EFR. Der einleitenden Erklärung dieser Vision zufolge werden alle Akteure im gesamten EFR von der „Fünften Grundfreiheit“, dem freien Verkehr von Forschern, Wissen und Technologien profitieren, außerdem von attraktiven Bedingungen für Forschungstätigkeiten und Investitionen in FuE-intensiven Sektoren, einem europaweiten Wettbewerb in der Wissenschaft und zugleich einer angemessenen Zusammenarbeit und Koordination. Die Vision 2020 für den EFR ist Teil des weiter gefassten Rahmens der Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum.

Im November 2011 präsentierte die Europäische Kommission mit dem Programm Horizont 2020 (auf Englisch), das rund 80 Mrd. EUR für Investitionen in Forschung und Innovation zur Umsetzung der Innovationsunion vorsieht, ein Nachfolgeprogramm für das Siebte Rahmenprogramm. Horizont 2020 soll dazu beitragen, aus wissenschaftlichen Errungenschaften innovative Waren und Dienste zu entwickeln, die Geschäftsmöglichkeiten eröffnen und das Leben der Menschen zum Positiven verändern können. Das von 2014 bis 2020 laufende Programm ist Ausdruck des Bestrebens der EU, neues Wachstum und Beschäftigung in Europa zu schaffen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Forschung und Entwicklung (t_research)
Statistiken über Forschung und Entwicklung (t_rd)
Ausgaben für Forschung und Entwicklung, nach Leistungssektor (tsc00001)
Bruttoinlandsausgaben für FuE (GERD) nach Finanzierungsquellen (tsc00031)

Datenbank

Forschung und Entwicklung (research)
Statistiken über Forschung und Entwicklung (rd)
FuE-Ausgaben auf nationaler und regionaler Ebene (rd_e)
EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie (Quelle: GD JRC) (rd_scb) (Excel-Tabellen)
Staatliche Aufwendungen für FuE (gba)
GBAORD insgesamt nach NABS 2007 sozioökonomischen Zielen (gba_nabsfin07)
GBAORD insgesamt nach NABS 1992 sozioökonomischen Zielen (gba_nabsfin92)
GBAORD insgesamt in % der gesamten Staatsausgaben (gba_nabste)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Handbücher

ESMS-Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks