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Energiepreisstatistik

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Daten von August und Dezember 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Tabelle 1: Halbjährliche Strom- und Gaspreise, zweites Halbjahr, 2009-2011
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_204), (nrg_pc_205), (nrg_pc_202) und (nrg_pc_203)
Abbildung 1: Strompreise für private Haushalte, zweites Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_204)
Tabelle 2: Zusammensetzung der Strompreise für private Haushalte, zweites Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat
Abbildung 2: Aufschlüsselung der Strompreise für private Haushalte, zweites Halbjahr 2011 (1)
(prozentualer Anteil am Preis ohne Steuern und Abgaben) – Quelle: Eurostat
Abbildung 3: Strompreise für industrielle Verbraucher, zweites Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_205)
Tabelle 3: Zusammensetzung der Strompreise für industrielle Verbraucher, zweites Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat
Abbildung 4: Aufschlüsselung der Strompreise für industrielle Verbraucher, zweites Halbjahr 2011 (1)
(prozentualer Anteil am Preis ohne Steuern und Abgaben) – Quelle: Eurostat
Abbildung 5: Erdgaspreise für private Haushalte, zweites Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_202)
Abbildung 6: Erdgaspreise für industrielle Verbraucher, zweites Halbjahr 2011 (1)
(in EUR je kWh) – Quelle: Eurostat (nrg_pc_203)
Abbildung 7: Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse, EU-27, 2005-2012 (1)
(in EUR je Liter) – Quelle: Öl-Bulletin der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission
Tabelle 4: Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse, Ende zweites Halbjahr 2012 (1)
(in EUR je Liter) – Quelle: Öl-Bulletin der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission

In diesem Artikel wird die Entwicklung der Energiepreise – für Strom, Erdgas und Mineralölerzeugnisse – für industrielle Verbraucher und Haushaltskunden in der Europäischen Union (EU) beleuchtet. Mit einbezogen sind auch (soweit verfügbar) Daten für Norwegen, Montenegro, Kroatien, die frühere jugoslawische Republik Mazedonien, die Türkei, Albanien und Bosnien-Herzegowina. Ausführlichere Energiepreisstatistiken enthält ein Artikel über Strom- und Erdgaspreise.

Der Energiepreis hängt von verschiedenen Faktoren ab, die Angebot und Nachfrage beeinflussen. Dazu gehören die geopolitische Situation, die Diversifizierung der Einfuhren, die Netzkosten, die Kosten für den Umweltschutz, extreme klimatische Bedingungen und die Höhe der Verbrauchsteuern und Abgaben. Die in diesem Artikel angegebenen Preise schließen im Allgemeinen Steuern, Abgaben, und die Mehrwertsteuer für Haushaltskunden ein; die (abzugsfähige) Mehrwertsteuer für die Industrie/Unternehmen ist dagegen nicht enthalten.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Tabelle 1 enthält eine Übersicht über die Erdgas- und Strompreise der letzten drei Jahre (jeweils zweites Halbjahr).

Strompreise für Haushaltskunden

Diese Analyse beruht auf den Preisen für Haushalte mittlerer Größe mit Standard-Stromverbrauch (zwischen 2500 und 5000 kWh im Jahr).

Die Strompreise für einen mittelgroßen Haushalt waren in der zweiten Hälfte 2011 in Dänemark, Deutschland und Zypern am höchsten (siehe Abbildung 1). Die niedrigsten Strompreise für Haushaltskunden waren in Bulgarien, Estland und Rumänien zu verzeichnen.

Der durchschnittliche Strompreis für Privathaushalte in der EU-27 (die Preise werden für jeden Mitgliedstaat entsprechend dem Verbrauch des Sektors der privaten Haushalte 2010 gewichtet) betrug in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 0,184 EUR je kWh. Der Strompreis für Haushaltskunden lag in Dänemark (0,298 EUR je kWh) fast 3,5-mal so hoch wie in Bulgarien (0,087 EUR je kWh).

Der Anteil der Steuern und Abgaben (einschließlich Mehrwertsteuer) am gesamten Strompreis war im Vereinigten Königreich am niedrigsten (4,7 %). Das liegt daran, dass lediglich ein relativ niedriger Mehrwertsteuersatz auf den Grundpreis angewandt wird und keine weiteren Steuern dazukommen. In Malta war ebenfalls eine ziemlich niedrige steuerliche Belastung zu verzeichnen (5,0 % des gesamten Strompreises für Verbraucher). Dies waren die einzigen beiden EU-Mitgliedstaaten mit einem einstelligen Steueranteil am Endpreis.

Den höchsten Steueranteil am Strompreis wiederum meldete Dänemark, wo mehr als die Hälfte des Endpreises (55,8 %) aus der Mehrwert- und anderen Steuern sowie Abgaben bestand. Es folgten Deutschland (44,9 %) und Portugal (43,2 %).

Zwischen dem zweiten Halbjahr 2010 und dem zweiten Halbjahr 2011 stiegen die Preise unter den EU-Mitgliedstaaten in Lettland (28,1 %) und Zypern (19,4 %) am stärksten, aber auch in Portugal, Spanien und Irland erhöhten sie sich um einen zweistelligen Prozentsatz. Für die gesamte EU-27 betrug der durchschnittliche Anstieg 6,3 %; diese Entwicklung spiegelte sich in den meisten Mitgliedstaaten wider. In Luxemburg (-4.9 %), Polen (-2.2 %) und Ungarn (-1.3 %) allerdings fielen die Strompreise für Haushaltskunden.

Die Meldebehörden, die an der Strompreiserhebung teilnehmen, liefern auch auf jährlicher Basis detaillierter aufgeschlüsselte Daten. Tabelle 2 und Abbildung 2 geben Aufschluss über die Zusammensetzung der Strompreise für Haushaltskunden mit Angaben über die Erzeugung und Lieferung von Energie und über Netzkosten (Kosten für Verteilung und Übertragung). In Malta, Zypern und dem Vereinigten Königreich waren die Kosten für die Erzeugung relativ hoch (über 75 % des Endpreises), in der Tschechischen Republik, Rumänien und Estland dagegen die Netzkosten (etwa 60 % des Endpreises); Frankreich und Ungarn lieferten keine derartige Analyse.

Strompreise für industrielle Verbraucher

Diese Analyse beruht auf den Preisen für industrielle Verbraucher mittlerer Größe mit Standard-Stromverbrauch (zwischen 500 und 2500 MWh im Jahr).

Der Strompreis für einen mittelgroßen Industriekunden in der EU-27 betrug weniger als zwei Drittel des Preises für einen mittelgroßen Haushaltskunden (abzugsfähige Mehrwertsteuer ist in den Preisen für die Industrie nicht enthalten). Die Strompreise für industrielle Verbraucher lagen im zweiten Halbjahr 2011 im Durchschnitt bei 0,112 EUR je kWh. Am höchsten war der Strompreis für diese Verbrauchergruppe in Zypern, Malta und Italien (siehe Abbildung 3), eher niedrig dagegen war er in Schweden, Frankreich, Rumänien, Estland, Finnland, am niedrigsten in Bulgarien (0.067 EUR je kWh).

Eine ähnliche Analyse wie die für Haushaltskunden ergibt, dass der höchste Anteil von Steuern und Abgaben (außer Mehrwertsteuer) am Strompreis für Industriekunden in Italien (28,0 %) und Deutschland (27,7 %) zu verzeichnen war. Kein weiterer EU-Mitgliedstaat meldete einen Anteil über 20 %. In Lettland, Malta und Rumänien wiederum gab es überhaupt keine Steuern und Abgaben auf den Strompreis für industrielle Verbraucher (außer gegebenenfalls der abzugsfähigen Mehrwertsteuer), und in Bulgarien, der Tschechischen Republik, Schweden und Litauen betrug der Steuer- und Abgabenanteil weniger als 2 %.

Der Strompreis für einen mittelgroßen Industriekunden nahm in der EU-27 zwischen dem zweiten Halbjahr 2010 und dem zweiten Halbjahr 2011 um 6,0 % zu. Eine derartige Entwicklung war in den meisten EU-Mitgliedstaaten zu beobachten (für Österreich liegen keine Daten vor). In Frankreich, Irland, Italien, Lettland und Zypern stieg der Preis um einen zweistelligen Prozentsatz, in den letzteren beiden um mehr als 20 %. In neun Mitgliedstaaten fiel der Strompreis für industrielle Verbraucher zwischen dem zweiten Halbjahr 2010 und dem zweiten Halbjahr 2011. Im Allgemeinen handelte es sich hier um einen eher geringfügigen Rückgang, wenngleich er in den Niederlanden 9,4 % bzw. in Slowenien, Polen und Ungarn zwischen 4 % und 6 % betrug.

Wie beim Verbrauch der Haushaltskunden gibt es auch beim industriellen Verbrauch weitere Informationen über die Aufschlüsselung der Strompreise. Tabelle 3 und Abbildung 4 zeigen, dass die Kosten für Erzeugung und Lieferung von Strom in Malta, Zypern, Griechenland und Italien (vorläufig) relativ hoch waren – über 80 % des gesamten Preises. Andererseits machten in Litauen, Estland und der Slowakei die Netzkosten etwa die Hälfte des Strompreises aus.

Erdgaspreise für Haushaltskunden

Diese Analyse beruht auf den Preisen für Haushalte mittlerer Größe mit Standard-Erdgasverbrauch (zwischen 5600 und 56 000 kWh bzw. 20 und 200 GJ im Jahr).

Der Erdgaspreis für einen mittelgroßen Haushalt in der EU-27 lag in der zweiten Hälfte 2011 bei 0,064 EUR pro kWh. Am höchsten war er in Schweden, Dänemark und Italien (siehe Abbildung 5). Die niedrigsten Erdgaspreise für private Haushalte gab es in Rumänien, Estland, Lettland und Bulgarien (alle unter 0,05 EUR pro kWh). Der Erdgaspreis für private Haushalte im Land mit den höchsten Preisen (Schweden mit 0,117 EUR pro kWh) war 4,2-mal so hoch wie im Land mit den niedrigsten Preisen (Rumänien mit 0,028 EUR pro kWh).

Für Haushaltskunden war der Steueranteil am gesamten Erdgaspreis im Vereinigten Königreich am geringsten (4,8 %). Dort wird ein relativ niedriger Mehrwertsteuersatz auf den Grundpreis angewandt, ohne dass weitere Steuern oder Abgaben dazukommen. Darüber hinaus meldete von den EU-Mitgliedstaaten nur Luxemburg (9.5 %) einen einstelligen Anteil von Mehrwert- und anderen Steuern sowie Abgaben am Erdgaspreis für Haushaltskunden. In Dänemark bestand etwas mehr als die Hälfte (50,4 %) des Erdgasendpreises für Haushaltskunden aus der Mehrwert- und anderen Steuern sowie Abgaben. Dahinter folgten Rumänien (47,8 %) und Schweden (44,3 %) – vielleicht etwas überraschend, da Rumänien dennoch der Mitgliedstaat mit den insgesamt niedrigsten Erdgaspreisen für Haushaltskunden war.

Zwischen dem zweiten Halbjahr 2010 und dem zweiten Halbjahr 2011 stiegen die Erdgaspreise für Haushalte in der EU-27 um 12,6 %. Für 23 Mitgliedstaaten sind Daten verfügbar (keine Daten für Griechenland und Finnland; nicht zutreffend für Zypern und Malta). In drei Ländern stiegen die Preise um mehr als 20 %: in Belgien, Luxemburg und dem Vereinigten Königreich (dort wurde mit 23,9 % der höchste Anteil verzeichnet). In zwei Mitgliedstaaten dagegen fielen die Erdgaspreise – in Rumänien ( 0,7 %) und Polen ( 1,0 %) – und in Spanien (0,0 %) und Dänemark (0,1 %) blieben sie nahezu unverändert.

Erdgaspreise für industrielle Verbraucher

Diese Analyse beruht auf den Preisen für industrielle Verbraucher mittlerer Größe mit Standard-Erdgasverbrauch (zwischen 2778 ad 27 778 GWh bzw. 10 000 und 100 000 GJ). Die Preise für industrielle Verbraucher entsprechen dem Grundpreis einschließlich nicht abzugsfähiger Steuern und Abgaben; die abzugsfähige Mehrwertsteuer ist also nicht enthalten.

Der Erdgaspreis für einen mittelgroßen Industriekunden betrug im zweiten Halbjahr 2011 in der EU-27 im Durchschnitt 0,038 EUR je kWh – etwa 60 % des Preises für einen mittelgroßen Haushaltskunden. Am höchsten waren die Erdgaspreise im zweiten Halbjahr 2011 in Dänemark und Schweden (siehe Abbildung 6). Die Preisunterschiede in den EU-Mitgliedstaaten waren jedoch weitaus geringer als bei den Haushaltskunden. Die niedrigsten Erdgaspreise wurden in Rumänien und dem Vereinigten Königreich verzeichnet; in der Türkei lagen sie noch darunter.

Der relative Anteil von Steuern und Abgaben am Erdgaspreis für industrielle Verbraucher war in Dänemark am höchsten; er betrug die Hälfte (50.3 %) des Endpreises. Damit lag er erheblich über dem Anteil in allen anderen EU-Mitgliedstaaten: An zweiter und dritter Stelle folgten Rumänien mit 29,8 % und Finnland mit 17,6 %. In vier Mitgliedstaaten (Bulgarien, Spanien, Litauen und Polen) wurden dagegen überhaupt keine Steuern und Abgaben auf den Erdgaspreis für industrielle Verbraucher erhoben. Auch in Luxemburg (1,2 %) und Portugal (0,3 %) spielten Steuern und Abgaben beim Erdgaspreis für Industriekunden keine große Rolle.

Zwischen dem zweiten Halbjahr 2010 und dem zweiten Halbjahr 2011 stiegen die Erdgaspreise für industrielle Verbraucher in 21 von 23 Mitgliedstaaten, für die Daten verfügbar sind (keine Daten für Griechenland und Österreich; nicht zutreffend für Zypern und Malta). Am höchsten war der Preisanstieg in Finnland (39,8 %), und im Vereinigten Königreich, Slowenien, Ungarn, Irland und Litauen lag er zwischen 20 % und 30 %. Ein Preisrückgang war dagegen in Polen ( 2,2 %) und der Tschechischen Republik ( 4,7 %) zu verzeichnen.

Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse

Verbraucherpreise für Mineralölerzeugnisse enthalten im Allgemeinen Steuern und Abgaben. Abbildung 7 zeigt die Preisentwicklung von 2005 bis 2012: Der beträchtliche Preisanstieg im ersten Halbjahr 2008 wurde bereits im zweiten Halbjahr 2008 deutlich korrigiert. Danach nahm der Preis aller Mineralölerzeugnisse allmählich zu, so dass er bei vielen Erzeugnissen Ende 2012 einen historischen Höchststand erreichte oder diesem sehr nahe kam.

Euro-Super 95 kostete in der EU-27 Ende 2012 1,56 EUR je Liter, Dieselkraftstoff 0,10 EUR weniger. Von Ende 2008 bis Ende 2012 stieg der Preis für Euro-Super 95 insgesamt um 53,1 % und für Dieselkraftstoff um 46,5 %.

Tabelle 4 zeigt die Preise für Mineralölerzeugnisse in den EU-Mitgliedstaaten. Ende 2012 war Euro-Super 95 in Italien am teuersten (1,75 EUR je Liter) – 0,50 EUR mehr als in Rumänien. Der höchste Preis für Dieselkraftstoff war Ende 2012 im Vereinigten Königreich zu verzeichnen (1,73 EUR je Liter) und lag damit 0,51 EUR über dem in Luxemburg, dem Land mit dem niedrigsten Preis.

Anhand Tabelle 4 ist außerdem zu erkennen, wie groß der Unterschied zwischen den Preisen für Mineralölerzeugnisse ohne Steuern und Abgaben und den Endpreisen für die Verbraucher an der Tankstelle ist. Der Endpreis an der Tankstelle für Euro-Super 95 war in der EU-27 insgesamt 2,33-mal so hoch wie der Preis ohne Steuern und Abgaben. Damit hat sich der Preis durch Steuern und Abgaben im Allgemeinen mehr als verdoppelt. Die einzigen Ausnahmen bildeten Zypern (dort war der Aufschlag auf den Preis von Euro-Super 95 am geringsten; der Preis war mit Steuern und Abgaben 1,77-mal so hoch wie ohne), Bulgarien, Malta, Rumänien, Luxemburg, die baltischen Mitgliedstaaten und Polen.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Rechtsgrundlage für die Erhebung von Daten über die Strom- und Erdgaspreise für industrielle Verbraucher/Unternehmen ist der Beschluss 2007/394/EG der Europäischen Kommission vom 7. Juni 2007 zur Änderung der Richtlinie 90/377/EWG des Rates zur Einführung eines gemeinschaftlichen Verfahrens zur Gewährleistung der Transparenz der Gas- und Strompreise. Die Richtlinie 2008/92/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 22. Oktober 2008 betrifft Verfahren zur Verbesserung der Transparenz der vom industriellen Endverbraucher zu zahlenden Gas- und Strompreise. Gas- und Strompreise für Haushaltskunden werden auf freiwilliger Basis erhoben.

Infolge dieser Rechtsakte wird für die Erstellung von Gas- und Strompreisstatistiken im Hinblick auf Daten ab 2007 eine geänderte Methodik angewandt. Wegen dieses Bruches in den Zeitreihen wurde der Beschluss gefasst, lediglich die relativ kurzen Zeitreihen zu veröffentlichen, die auf der Grundlage der neuen Methodik zur Verfügung stehen.

Die Transparenz der Gas- und Strompreise ist durch die Verpflichtung der EU-Mitgliedstaaten gewährleistet, Eurostat Angaben zu Preisen für verschiedene Verbraucherkategorien der Bereiche Industrie und Unternehmen zu melden (die Preise für private Haushalte werden auf freiwilliger Basis mitgeteilt) sowie Daten zu Marktanteilen, Verkaufsbedingungen und zur Preisgestaltung zu übermitteln.

Die Strom- und Gastarife bzw. die Preisgestaltung fallen von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich aus. Sie können vertraglich festgelegt sein. Dies ist vor allem bei industriellen Großverbrauchern der Fall. Für kleinere Verbraucher werden sie im Allgemeinen nach der Verbrauchsmenge an Strom oder Gas und einer Reihe weiterer Kriterien festgesetzt. Die meisten Tarife enthalten zudem eine feste Gebühr. Einen Einheitspreis für Strom oder Gas gibt es daher nicht. Um die Preise im Zeitablauf und zwischen verschiedenen Ländern vergleichen zu können, werden in diesem Artikel Angaben zu ausgewählten Verbrauchsstufen für Haushaltskunden und für industrielle Verbraucher dargestellt. Hierbei werden die Haushalte in insgesamt fünf verschiedene Arten eingeteilt, für die die Strompreise auf der Grundlage mehrerer jährlicher Verbrauchsspannen erfasst werden, während für die Statistik der Erdgaspreise drei verschiedene Haushaltsarten unterschieden werden. Bei den Verbrauchern der Bereiche Industrie/Unternehmen werden die Strompreise für insgesamt sieben und die Erdgaspreise für sechs verschiedene Verbraucherarten zusammengestellt. Erdgas, das für chemische Prozesse oder die Stromerzeugung verwendet wird, ist nicht in die Erhebung einbezogen.

Bei den Gas- und Strompreisen in diesem Artikel handelt es sich um Durchschnittspreise für die sechs Monate von Januar bis Juni (erstes Halbjahr) sowie von Juli bis Dezember (zweites Halbjahr). Die Preise beinhalten den Grundpreis für Strom/Gas, die Gebühren für Übertragung und Verteilung, die Zählermiete und sonstige Leistungen. Die Strompreise für Haushaltskunden enthalten die Mehrwert- und andere Steuern, Abgaben, nichtsteuerliche Abgaben und Gebühren und entsprechen so dem Endpreis, den die Verbraucher im Allgemeinen zahlen. Verbrauchern aus der Industrie bzw. Unternehmen werden die Mehrwert- und andere Steuern in der Regel erstattet, daher sind die Preise für sie hier ohne Mehrwertsteuer und andere abzugsfähige Steuern, Abgaben und Gebühren angegeben.

Die Angaben zu Mineralölerzeugnissen sind dem Öl-Bulletin der Generaldirektion Energie entnommen. Dort werden die Preise für Mineralölerzeugnisse wöchentlich veröffentlicht, sowohl mit als auch ohne Steuern und Abgaben.

Kontext

Preis und Zuverlässigkeit der Energieversorgung, insbesondere der Versorgung mit Strom, sind zentrale Elemente der Energieversorgungsstrategie eines Landes. Die Strompreise spielen vor allem im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit eine wichtige Rolle, denn Strom macht generell einen Großteil der gesamten Energiekosten von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen aus. Im Unterschied zu einigen fossilen Brennstoffen, die in der Regel auf dem Weltmarkt zu relativ einheitlichen Preisen gehandelt werden, ist die Preisspanne bei Strom und Gas innerhalb der EU-Mitgliedstaaten größer. Die Strom- und Gaspreise sind zum Teil vom Preis für Primärbrennstoffe und neuerdings auch von den Kosten für (CO2)-Emissionszertifikate beeinflusst. In ihrer Mitteilung „Maßnahmen gegen die steigenden Ölpreise“ (KOM(2008) 384 endg.) hat die Europäische Kommission diese Probleme angesprochen. Außerdem hat sie die EU zur effizienteren Energienutzung und zur Verringerung ihrer Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aufgerufen und hierbei die Beachtung des im Maßnahmenpaket zu Klimawandel und erneuerbaren Energien enthaltenen Ansatzes betont.

Seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre werden in der EU Schritte zur Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte unternommen. 2003 wurden Richtlinien mit gemeinsamen Vorschriften für die Binnenmärkte für Strom und Gas erlassen. Es wurde festgelegt, bis wann die Märkte geöffnet werden müssen, so dass die Kunden ihren Versorger wählen können: bis zum 1. Juli 2004 für Unternehmenskunden und bis zum 1. Juli 2007 für alle Kunden einschließlich privater Haushalte. Einige Länder haben ihre Märkte bereits vor diesen Terminen liberalisiert, andere haben etwas länger dafür gebraucht, die notwendigen Maßnahmen einzuleiten. Infolgedessen haben das Europäischen Parlament und der Rat im Juli 2009 ein drittes Paket mit Legislativvorschlägen angenommen, das den Kunden eine echte und tatsächliche Wahl der Anbieter ermöglichen und wirkliche Vorteile bringen soll. Seit März 2011 sind die Strom- (2009/72/EG) und die Gas- (2009/73/EC)Richtlinie dieses dritten Pakets in nationales Recht umgesetzt, neben drei neuen Verordnungen – eine über die Bedingungen für den Zugang zu den Erdgasfernleitungsnetzen (Nr. 715/2009), eine über dieNetzzugangsbedingungen für den grenzüberschreitenden Stromhandel (Nr. 714/2009) und eine zur Gründung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (Nr. 713/2009).

Mit dem dritten Paket soll bis 2014 durch folgende Schritte die Integration der nationalen Energiemärkte erreicht werden:

  • wirksame Entflechtung zwischen Energieerzeugung und Versorgungsinteressen einerseits sowie dem Netzbetrieb andererseits;
  • transparentere Endkundenmärkte und wirkungsvollere Regelungen zum Verbraucherschutz;
  • eine wirksamere Regulierungsaufsicht durch unabhängige Marktaufsichtseinrichtungen;
  • die Einrichtung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden, die für eine effektive Zusammenarbeit zwischen den nationalen Regulierungsbehörden sorgt und Entscheidungen zu grenzüberschreitenden Angelegenheiten trifft;
  • bessere grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Investitionen durch ein neues europäisches Netzwerk für Übertragungsnetzbetreiber, in dem Strom- und Gasnetzbetreiber der EU zusammengeschlossen sind und gemeinsame Marktvorgaben, technische Bestimmungen und Sicherheitsnormen entwickeln.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Energiestatistik – Preise(t_nrg_price)
Gaspreise für industrielle Standardverbraucher mittlerer Größe (ten00112)
Gaspreise für private Standardhaushalte mittlerer Größe (ten00113)
Strompreise für industrielle Standardverbraucher mittlerer Größe(ten00114)
Strompreise für private Standardhaushalte mittlerer Größe (ten00115)

Datenbank

Energiestatistik – Preise (nrg_price)
Energiestatistik – Preise Gas und Elektrizität – neue Methodik ab 2007 (nrg_pc)
Energiestatistik – Preise Gas und Elektrizität – alte Methodik bis 2007(nrg_pc_h)

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Methodik / Metadaten

Weblinks

Siehe auch