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Internationaler Dienstleistungsverkehr

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Daten von September 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank

In diesem Artikel finden Sie Informationen zum internationalen Handel mit Dienstleistungen sowohl für die Europäische Union (EU) als auch für die EU-Mitgliedstaaten. Er enthält Angaben über die wichtigsten Handelspartner der EU im Dienstleistungsverkehr und über den Anteil verschiedener Arten von Dienstleistungen am internationalen Dienstleistungsverkehr insgesamt.

Tabelle 1: Dienstleistungsverkehr, 2005 und 2010 (1)
(in Mrd. EUR) – Quelle: Eurostat (bop_q_eu), (bop_q_euro) und (bop_q_c)
Tabelle 2: Beitrag zum Extra-EU-27-Handel mit Dienstleistungen, 2009 – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Tabelle 3: Beitrag zum Intra-EU-27-Handel mit Dienstleistungen, 2009 – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Abbildung 1: Dienstleistungsverkehr, EU-27, 2009
(Anteil an den Extra-EU-27-Transaktionen in %) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Tabelle 4: EU-27-Dienstleistungsverkehr – Kreditseite, 2005-2010
(in %) – Quelle: Eurostat (tec00080)
Tabelle 5: EU-27-Dienstleistungsverkehr – Debetseite, 2005-2010
(in %) – Quelle: Eurostat (tec00081)
Tabelle 6: Entwicklung des Dienstleistungsverkehrs, EU-27, 2005-2010
(in Mrd. EUR) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Abbildung 2: Extra-EU-Handel nach Hauptdienstleistungskategorien, EU-27, 2010 (1)
(in Mrd. EUR) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)

Dienstleistungen spielen in allen modernen Volkswirtschaften eine wichtige Rolle. Ein effizienter Dienstleistungssektor ist für Handel und Wirtschaftswachstum von ebenso großer Bedeutung wie für Dynamik und Stabilität der Wirtschaft. Dienstleistungen erfüllen lebensnotwendige Funktionen für Wirtschaft und Industrie, beispielsweise auf den Gebieten Finanzen, Logistik und Kommunikation. Ein verstärkter Dienstleistungsverkehr und die höhere Verfügbarkeit von Dienstleistungen können das Wirtschaftswachstum ankurbeln, indem sie die Leistungsfähigkeit anderer Wirtschaftszweige verbessern, denn Dienstleistungen können – insbesondere in einer zunehmend vernetzten, globalisierten Welt – wichtige Vorleistungen darstellen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Der Anteil der Dienstleistungen an den Ausfuhren insgesamt (Waren und Dienstleistungen) blieb im Zeitraum von 2004 bis 2008 mit Werten zwischen 28,1 % und 28,8 % relativ konstant, stieg jedoch 2009 auf 30,0 %, bevor er 2010 wieder auf 27,8 % fiel. Der Anteil der Dienstleistungen an den Einfuhren lag im Zeitraum von 2004 bis 2008 ebenfalls in einem stabilen Korridor zwischen 22,2 % und 24,7 %, stieg 2009 auf 25,7 % und ging 2010 ebenfalls zurück, und zwar auf 23,4 %.

Die EU-27 verzeichnete 2010 einen Überschuss bei den Dienstleistungstransaktionen mit Ländern der übrigen Welt in Höhe von 73,5 Mrd. EUR, der sich aus 527,7 Mrd. EUR auf der Kreditseite und 454,2 Mrd. EUR auf der Debetseite ergibt (siehe Tabelle 1).

Das Vereinigte Königreich verbuchte im Jahr 2010 mit 52,2 Mrd. EUR unter allen Mitgliedstaaten den höchsten Überschuss im Dienstleistungsverkehr (Extra- und Intra-EU-27-Handel zusammen) und lag damit weit vor Spanien (27,9 Mrd. EUR) und Luxemburg (22,8 Mrd. EUR), die auf die Plätze zwei und drei verwiesen wurden. Am anderen Ende der Skala verzeichnete Deutschland mit 19,3 Mrd. EUR unter allen Mitgliedstaaten das bei weitem größte Defizit bei Dienstleistungsgeschäften. Dabei muss hervorgehoben werden, dass der überwiegende Anteil des Dienstleistungsverkehrs der Mitgliedstaaten Intra-EU-Geschäfte umfasste, die 2010 auf der Kreditseite 56,4 % und auf der Debetseite 58,3 % des Dienstleistungsverkehrs ausmachten.

Auf die Region Nordamerika, den wichtigsten Außenhandelspartner der EU-27 im internationalen Dienstleistungsverkehr im Jahr 2009, entfielen 27,1 % der Kredit- und 32,5 % der Debettransaktionen (siehe Abbildung 1). Die Handelsbilanzen der EU-27 mit Nordafrika, Mittelamerika und Nordamerika fielen im Dienstleistungsbereich negativ aus.

Über zwei Drittel der Kredite (67,0 %) und Debete (69,8 %) der EU-27 im internationalen Dienstleistungsverkehr entfielen 2010 auf die folgenden drei Kategorien: Transport, Reiseverkehr und sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen (siehe Abbildung 2). Der höchste Überschuss im Dienstleistungsverkehr wurde mit 32,6 Mrd. EUR bei den sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen verzeichnet, gefolgt von 26,7 Mrd. EUR bei den Finanzdienstleistungen, 21,9 Mrd. EUR bei den EDV- und Informationsleistungen und 18,9 Mrd. EUR beim Transport. Die höchsten Defizite hingegen waren mit 14,7 Mrd. EUR beim Reiseverkehr und 11,9 Mrd. EUR bei Patenten und Lizenzen zu verzeichnen.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die fünfte Ausgabe des Zahlungsbilanzhandbuchs (Balance of Payments Manual, Fifth Edition – BPM5) des Internationalen Währungsfonds (IWF) und das Handbuch zur Statistik des internationalen Handels mit Dienstleistungen (Manual on Statistics of International Trade in Services) der Vereinten Nationen sind die wichtigsten Referenzdokumente zur Methodik für die Erstellung von Statistiken über den internationalen Dienstleistungsverkehr. Die sechste Ausgabe des Zahlungsbilanzhandbuchs (BPM6) wurde im Dezember 2008 fertiggestellt und die darin enthaltenen Vorgaben sollen ab 2014 gelten.

Die Übermittlung von statistischen Daten über den internationalen Dienstleistungsverkehr an Eurostat ist in der Verordnung (EG) Nr. 184/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates geregelt. Die Eurostat-Statistiken über den internationalen Dienstleistungsverkehr gliedern sich in die drei großen Untergruppen Transport, Reiseverkehr und sonstige Dienstleistungen.

  • Transport – Hierunter fallen alle Transportleistungen, die von Gebietsansässigen eines Wirtschaftsgebiets für Gebietansässige eines anderen Wirtschaftsgebiets erbracht werden, und die Beförderung von Personen oder Waren (Frachten), die Vermietung (Charterung) von Beförderungsmitteln mit Beförderungspersonal oder damit verbundene Hilfs- und Nebentätigkeiten beinhalten. Dabei werden alle Verkehrsträger berücksichtigt – Seeschifffahrt, Luftfahrt, Raumtransport, Eisenbahnen, Straßenverkehr, Binnenschifffahrt und Rohrfernleitungen –, ebenso sonstige Nebentätigkeiten und Hilfsdienste wie Lagerung und Zwischenlagerung.
  • Reiseverkehr – Hierunter fallen hauptsächlich die Waren und Dienstleistungen, die in einem Wirtschaftsgebiet von Reisenden erworben werden, die sich dort weniger als ein Jahr aufhalten. Die Waren oder Dienstleistungen werden von dem Reisenden oder in seinem Namen erworben oder ihm ohne Gegenleistung (d. h. als Geschenk) zur Nutzung oder Weitergabe zur Verfügung gestellt. Ausgenommen ist die Beförderung von Reisenden innerhalb des Wirtschaftsgebiets, das sie besuchen, sofern diese Beförderung durch Transportunternehmen durchgeführt wird, die nicht in dem besuchten Wirtschaftsgebiet ansässig sind, sowie die grenzüberschreitende Beförderung von Reisenden; beide werden als Personenbeförderung unter Transport verbucht. Ebenfalls ausgenommen sind Waren, die von Reisenden zwecks Weiterverkaufs in ihrem eigenen Wirtschaftsgebiet oder einem anderen Wirtschaftsgebiet erworben werden. Der Reiseverkehr wird untergliedert in die beiden Teilkomponenten Geschäftsreisen und Privatreisen.
  • Sonstige Dienstleistungen – Hierunter fallen die unter Transport und Reiseverkehr nicht erfassten grenzüberschreitenden Dienstleistungstransaktionen (wie Kommunikations- und Bauleistungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, EDV- und Informationsleistungen, Patente und Lizenzen, sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen, Dienstleistungen für persönliche Zwecke, für Kultur und Freizeit sowie Regierungsleistungen).

Maßgebend für die geografische Aufschlüsselung des internationalen Dienstleistungsverkehrs ist der Unternehmenssitz des jeweiligen Handelspartners, wobei zwischen folgenden Kategorien unterschieden wird: Intra-EU-Transaktionen, die der Summe der von EU-Mitgliedstaaten gemeldeten Transaktionen mit anderen EU-Mitgliedstaaten entsprechen; Extra-EU-Transaktionen, die den von EU-Mitgliedstaaten gemeldeten Transaktionen mit Ländern außerhalb der EU entsprechen und weltweite Transaktionen, die der Summe der Intra-EU- und der Extra-EU-Transaktionen entsprechen.

Kontext

Dienstleistungen tragen zunehmend zum wirtschaftlichen Wohlstand der EU bei – sie machen in jedem Mitgliedstaat über 50 % des BIP aus. Dennoch ist der Wert der Warenausfuhren und -einfuhren in der Regel zwei- bis dreimal höher als der der Dienstleistungen. Dieses Ungleichgewicht dürfte zum Teil der Eigenheit bestimmter Dienstleistungen zuzuschreiben sein, z. B. sind bestimmte freiberufliche Tätigkeiten durch nationale Gesetze geregelt. Ein weiterer Unterschied zwischen Waren und Dienstleistungen besteht im unmittelbaren Kontakt zwischen Dienstleistungserbringer und Verbraucher. Viele Dienstleistungen sind nicht transportierbar, das heißt, sie setzen eine räumliche Nähe von Dienstleistungsanbieter und Verbraucher voraus. Diese Voraussetzung der räumlichen Nähe hat zur Folge, dass Dienstleistungstransaktionen oftmals mit Faktormobilität gekoppelt sind. Ein wichtiges Merkmal von Dienstleistungen ist daher, dass es unterschiedliche Arten der Erbringung von Dienstleistungen gibt. Dienstleistungen sind häufig speziell an die Bedürfnisse und den Geschmack der Kunden angepasst und somit keine gleichförmigen Massenprodukte. Damit ein internationaler Handel mit nicht transportierbaren Dienstleistungen stattfinden kann, muss entweder der Verbraucher den Dienstleistungsanbieter oder umgekehrt der Dienstleistungsanbieter den Verbraucher aufsuchen. Zu den Dienstleistungen gehört ein breites Spektrum unterschiedlichster Produkte und Tätigkeiten, die kaum mit einer einfachen Definition zu fassen sind. Zudem sind Dienstleistungen oftmals nur schwer von Waren zu trennen, mit denen sie oft im Verbund oder als Paket vermarktet werden.

Trotz des vergleichsweise geringen Volumens des internationalen Dienstleistungsverkehrs spricht eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass der Dienstleistungsverkehr in nächster Zeit zunehmen wird. Durch technische Entwicklungen können verschiedene Dienstleistungen nun einfacher gehandelt werden, so werden heute beispielsweise einige Finanz-, Bildungs-, Gesundheits- und Regierungsleistungen über das Internet erbracht. Zudem ist davon auszugehen, dass der internationale Dienstleistungsverkehr durch Liberalisierungsbestrebungen künftig erleichtert wird und dadurch einen Aufschwung erfährt. Ziel der Richtlinie 2006/123/EG vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt (die „Dienstleistungsrichtlinie“) ist es, Hindernisse für den Dienstleistungsverkehr innerhalb der EU zu beseitigen und die Entwicklung von grenzüberschreitenden Tätigkeiten zu ermöglichen. Sie soll zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nicht nur von Dienstleistungsunternehmen, sondern der gesamten europäischen Industrie beitragen.

Auf internationaler Ebene hat die Einbeziehung der Dienstleistungen in die Uruguay-Runde der Handelsverhandlungen zum Abschluss des (Übereinkommens über den Handel mit Dienstleistungen (GATS)) geführt, das im Januar 1995 in Kraft trat. Ziele des GATS sind ein höheres Maß an Transparenz und Vorhersagbarkeit der einschlägigen Regeln und Vorschriften sowie die Förderung einer fortschreitenden Liberalisierung im Verlauf weiterer Verhandlungsrunden.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Internationaler Dienstleistungsverkehr, geographische Aufgliederung (t_bop_its)

Datenbank

Internationaler Dienstleistungsverkehr, geographische Aufgliederung (bop_its)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch