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Arbeitsmarktpolitische Eingriffe

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Daten von September 2011. Neueste Daten: Weitere Informatonen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank

Arbeitsmarktpolitische Eingriffe zielen im Allgemeinen darauf ab, Arbeitslosen und anderen Bevölkerungsgruppen mit besonderen Schwierigkeiten beim Eintritt in den Arbeitsmarkt Hilfestellung zu leisten. In den meisten Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) sind die Hauptzielgruppe die Menschen, die bei den öffentlichen Arbeitsverwaltungen als arbeitslos gemeldet sind.

Die strategischen Ziele zur Förderung der Erwerbsbeteiligung konzentrieren sich allerdings zunehmend auf eine weiter gefasste Zielgruppe von Personen, die zwar offiziell nicht arbeitslos sind, jedoch häufig andere Formen von Sozialleistungen beziehen und von denen angenommen wird, dass sie mit geeigneter Unterstützung und Hilfestellung in der Lage sind, eine Erwerbstätigkeit auszuüben. Aufgrund dessen richten die Mitgliedstaaten je nach ihren nationalen Gegebenheiten und Prioritäten ihre Konzepte auf unterschiedliche Zielgruppen aus und setzen dabei auf unterschiedliche Arten von Maßnahmen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Abbildung 1: Staatliche Ausgaben für arbeitsmarktpolitische Eingriffe, 2009
(in % des BIP) – Quelle: Eurostat (lmp_expsumm)
Abbildung 2: Staatliche Ausgaben für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, EU-27, 2009 (1) (in % des Gesamtwerts) – Quelle: Eurostat (tps00077)
Tabelle 1: Arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, Teilnehmende nach Art der Maßnahme, 2009
(jährlicher durchschnittlicher Bestand in 1
000) – Quelle: Eurostat (lmp_partsumm)

In der EU-27wurden 2009 insgesamt 2,2  % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für arbeitsmarktpolitische Eingriffe aufgewendet. Das waren ungefähr 0,6 Prozentpunkte (des BIP) mehr als im Vorjahr 2008, da die Gesamtausgaben für arbeitsmarktpolitische Einwürfe um 35,4 % zunahmen. Zum größten Teil rührte dieser Anstieg von einer Erhöhung der Ausgaben für Leistungen bei Arbeitslosigkeit her, da die Staaten die große Zahl von Menschen unterstützten, die unmittelbar durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ihren Arbeitsplatz verloren hatten. So stieg der auf AMP-Unterstützungen entfallende Anteil der arbeitsmarktpolitischen Ausgaben auf 64,1 % gegenüber 59,7 % im Vorjahr, während der Anteil der Ausgaben für AMP-Maßnahmen von 28,8 % auf 25,3 % sank und der Anteil der AMP-Dienste sich mit 11 % kaum änderte.

Bei der Höhe der Ausgaben und der Verteilung von Ausgaben und Teilnehmern auf die verschiedenen Arten von AMP-Eingriffen bestanden zwischen den Mitgliedstaaten erhebliche Unterschiede, die zum einen auf die unterschiedlichen Merkmale und Probleme der nationalen Arbeitsmärkte zurückzuführen sind, zum anderen ihren Ursprung aber auch in den unterschiedlichen politischen Sichtweisen der jeweiligen Regierungen haben.

Innerhalb der EU wurden 2009 die höchsten relativen Ausgaben für AMP-Eingriffe aus Belgien gemeldet (3,8 % des BIP), dahinter folgten Spanien, Irland und Dänemark, die einzigen Länder, die ebenfalls mehr als 3,0 % ihres BIP für derartige Eingriffe aufwendeten (siehe Abbildung 1). Am anderen Ende der Skala gaben neun Mitgliedstaaten weniger als 1,0 % ihres BIP für AMP-Eingriffe aus: Rumänien, Malta, Bulgarien, das Vereinigte Königreich, Tschechien, Zypern, die Slowakei, Griechenland und Litauen. Gemessen am BIP gab Spanien am meisten für AMP-Unterstützung aus (3 %); daneben wandten Belgien und Irland als einzige andere Länder jeweils mehr als 2 % auf. Belgien, Dänemark und Polen gaben am meisten für AMP-Maßnahmen aus (ungefähr 1,2 %), während Schweden und die Niederlande die höchsten relativen Ausgaben für AMP-Dienstleistungen meldeten – 0,4 % des BIP.

AMP-Maßnahmen (siehe Abbildung 2) unterstützen zumeist den Übergang aus der Arbeitslosigkeit oder Nichterwerbstätigkeit in die Beschäftigung, und zwar zum einen, indem sie durch Weiterbildung oder Praktika die Beschäftigungsfähigkeit verbessern und für die Arbeitgeber Anreize setzen, Personen aus bestimmten Zielgruppen einzustellen, oder zum anderen, indem sie Hilfe zur Selbstständigkeit bieten. Die öffentlichen Ausgaben für AMP-Maßnahmen in der EU-27 machten im Jahr 2009 insgesamt 0,6 % des BIP aus. Der größte Teil dieser Ausgaben entfiel auf Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen (42.6 %), etwas weniger als ein Viertel (23,8  %) wurde für Beschäftigungsanreize aufgewendet, 14,4 % für geförderte Beschäftigung und Rehabilitation (Maßnahmen zur Förderung der Eingliederung von Menschen mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit in den Arbeitsmarkt) und 12,1 % für die direkte Schaffung von Arbeitsplätzen (Bereitstellung von Zeitarbeitsplätzen zusätzlich zum Regelangebot auf dem Arbeitsmarkt).

Im Jahr 2009 nahmen in der EU-27 im Jahresdurchschnitt 10,5 Mio. Menschen an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teil, kaum mehr als 2008 (10,3  Mio.). Für rund 4,3  Mio. von ihnen wurden Beschäftigungsanreize gesetzt, bei denen Arbeitgeber, die Arbeitskräfte aus bestimmten Zielgruppen entweder als reguläre Arbeitskräfte oder im Rahmen spezieller Berufspraktika beschäftigen, zumeist aus öffentlichen Mitteln finanzierte befristete Zuschüsse erhalten. Weitere 3,2 Millionen nahmen an speziellen Schulungen zur Integration in den Arbeitsmarkt teil (siehe Tabelle 1).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In den AMP-Statistiken werden alle Eingriffe in den Arbeitsmarkt erfasst, die unter folgende Definition fallen: „Staatliche Eingriffe in den Arbeitsmarkt, die auf ein effizientes Funktionieren des Arbeitsmarktes abzielen und Ungleichgewichte korrigieren. Diese unterscheiden sich von anderen, allgemeinen beschäftigungspolitischen Eingriffen darin, dass sie selektiv auf bestimmte Zielgruppen auf dem Arbeitsmarkt ausgerichtet sind.“ Die AMP-Statistiken beschränken sich damit auf staatliche Eingriffe in den Arbeitsmarkt, die ausdrücklich auf bestimmte Zielgruppen ausgerichtet sind, die Schwierigkeiten haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, sowie Personen, die aktuell nicht erwerbstätigsind, jedoch für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Drei Arten von Eingriffen

AMP-Eingriffe werden nach der Art der Intervention einer von drei Kategorien zugeordnet:

  • AMP-Dienstleistungen sind Arbeitsmarkteingriffe, bei denen die Hauptaktivität der Teilnehmer in der Arbeitssuche besteht und die Teilnahme in der Regel nicht in einer Veränderung des Arbeitsmarktstatus resultiert.
  • AMP-Maßnahmen sind Arbeitsmarkteingriffe, bei denen die Hauptaktivität der Teilnehmer eine andere als die Arbeitssuche ist und die Teilnahme in der Regel in einer Veränderung des Arbeitsmarktstatus resultiert. Teilnehmer dieser Maßnahmen, die als Arbeitslose registriert sind, werden in der Regel nicht mehr als registrierte Arbeitslose gezählt, weil sie befristet an einer Aus- oder Weiterbildung teilnehmen oder erwerbstätig sind und daher nicht aktiv Arbeit suchen bzw. dem Arbeitsmarkt nicht unmittelbar zur Verfügung stehen. Eine Tätigkeit, die nicht zu einer Veränderung des Arbeitsmarktstatus führt, kann immer noch als AMP-Maßnahme betrachtet werden, wenn die Intervention die folgenden Kriterien erfüllt:
  1. Die unternommenen Aktivitäten dienen nicht der Arbeitssuche, werden überwacht und stellen über einen signifikanten Zeitraum eine Vollzeit- oder bedeutende Teilzeitaktivität des Teilnehmers dar, und
  2. Ziel ist, die Berufsqualifikation der Teilnehmer zu verbessern oder
  3. die Intervention setzt Anreize zur Aufnahme oder zur Schaffung einer Beschäftigung (einschließlich selbständiger Tätigkeit).
  • AMP-Unterstützungen sind Eingriffe, die Einzelpersonen aus Arbeitsmarktgründen direkt oder indirekt finanzielle Unterstützung bieten oder Einzelpersonen für Nachteile, die durch die Lage auf dem Arbeitsmarkt bedingt sind, entschädigen.

Weitere Untergliederungen

Die drei genannten Hauptkategorien von AMP-Eingriffen sind nach Art des Eingriffs weiter untergliedert in neun Unterkategorien:

  • AMP-Dienstleistungen
1. Arbeitsmarkt-Dienstleistungen
  • AMP-Maßnahmen
2. Ausbildung;
3. Arbeitsplatztausch und Jobsharing;
4. Beschäftigungsanreize;
5. Geförderte Beschäftigung und Rehabilitation;
6. Direkte Schaffung von Arbeitsplätzen;
7. Gründungsinitiativen;
  • AMP-Unterstützungen
8. Einkommensunterstützung für Arbeitslose;
9. Vorruhestand.

Das Handbuch zur AMP-Methodik enthält Leitlinien für die Erhebung von Daten über AMP-Eingriffe: Welche Eingriffe zu berücksichtigen sind, wie diese Eingriffe nach Art des Eingriffs zu klassifizieren sind, wie die mit den einzelnen Eingriffen verbundenen Ausgaben zu messen sind und wie die Zahl der Teilnehmer an den Eingriffen anhand von Beständen und Strömen (Zugängen und Abgängen) zu messen ist.

Kontext

Durch AMP-Eingriffe erhalten Arbeitslose und andere Gruppen, die Schwierigkeiten haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, Unterstützung. Die AMP-Datensammlung wurde von der Europäischen Kommissionals Reaktion auf zwei Vereinbarungen des Europäischen Rates von 1997 als ein Instrument zur Beobachtung von Umsetzung und Entwicklung zielgerichteter beschäftigungspolitischer Maßnahmen in der EU entwickelt. Durch die erste Vereinbarung vom Juni 1997 in Amsterdam wurde bekräftigt, dass die Beschäftigungspolitik zwar weiterhin allein in den Verantwortungsbereich der Mitgliedstaaten fallen sollte, dass sie jedoch eine Angelegenheit von gemeinsamem Interesse sei, so dass auf europäischer Ebene eine koordinierte Strategie notwendig sei. Durch die zweite Vereinbarung wurde im November 1997 in Luxemburg, dem „Beschäftigungsgipfel“ wurde die Europäische Beschäftigungsstrategie (EBS) ins Leben gerufen, die arbeitsmarktpolitischen Eingriffen eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer zuwies. Seitdem werden AMP-Statistiken dazu genutzt, sowohl aktive als auch passive Interventionen am Arbeitsmarkt zu beobachten und insbesondere auch – wie in der Strategie von Lissabonfestgelegt – die einschlägigen Bereiche der beschäftigungspolitischen Leitlinien.

Im Rahmen der neuen Strategie Europa 2020 wird mit dem Konzept der „Flexicurity“ die Bereitstellung und Umsetzung aktiver arbeitsmarktpolitischer Interventionen angestrebt; zugleich sollen angemessene Leistungen für Nichterwerbstätige sichergestellt werden.

Mit der Veröffentlichung der Mitteilung „Gemeinsame Grundsätze für den Flexicurity-Ansatz herausarbeiten: Mehr und bessere Arbeitsplätze durch Flexibilität und Sicherheit“ (KOM(2007) 359) der Europäischen Kommission, in der die Frage behandelt wurde, wie es gelingen kann, die Aspekte der Flexibilität am Arbeitsmarkt und der Sicherheit für die Beschäftigten in Einklang zu bringen, rückte das Thema „Flexicurity“ im Jahr 2007 auf der Beschäftigungsagenda der EU ganz weit nach vorne. Diesem modernen Flexicurity-Ansatz zufolge geht es beim Aspekt der Sicherheit nicht nur um Einkommenssicherheit (beispielsweise durch die Zahlung angemessener Leistungen bei Arbeitslosigkeit), sondern auch darum, die Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmer sicherzustellen, indem gewährleistet wird, dass sie lebenslang Möglichkeiten haben, ihre Qualifikationen weiter zu entwickeln und an die Anforderungen das Arbeitsmarktes anzupassen. In der Strategie Europa 2020 wird daher ausdrücklich auf die Bereitstellung aktiver arbeitsmarktpolitischer Interventionen – das heißt AMP-Maßnahmen und AMP-Dienstleistungen – sowie auf moderne Systeme der sozialen Sicherheit, darunter AMP-Unterstützungen, Bezug genommen. Diese politischen Maßnahmen zugunsten des Arbeitsmarktes bilden somit wichtige Instrumente der Strategie Europa 2020, und wichtige Indikatoren auf der Grundlage von AMP-Daten werden auch weiterhin zur Überwachung der Fortschritte genutzt.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Labour market policy
Main tables
Labour market policy (t_lmp)
Public expenditure on labour market policies, by type of action (tps00076)
Public expenditure on labour market policy measures, by type of action (tps00077)
Public expenditure on labour market policy supports, by type of action (tps00078)
Participants in labour market policy measures, by type of action (tps00079)
Beneficiaries of labour market policy supports, by type of action (tps00080)
Persons registered with Public Employment Services (tps00081)

Datenbank

Labour market policy
Database
Labour market policy (lmp)
Public expenditure on labour market policy (LMP) interventions (lmp_expend)
Participants in labour market policy (LMP) interventions (lmp_particip)
LMP based indicators for monitoring the Employment Guidelines (lmp_indic)
Persons registered with Public Employment Services (PES) (lmp_rjru)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Weblinks

Siehe auch