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Arbeitslosigkeit und mehr

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Daten von Juni 2014. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Nächste geplante Aktualisierung: Dezember 2015.
Tabelle 1: Arbeitslosenquote, 2003–2013
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Tabelle 2: Arbeitslosenquote, EU-28, 2003–2013
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a) und (une_ltu_a)
Tabelle 3: Jugendarbeitslosenquote und Anteil der arbeitslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung, 2011–2013
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a), (une_rt_q) und (lfsi_act_a)
Abbildung 1: Arbeitslosenquote nach Geschlecht, 2013 (1)
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Abbildung 2: Arbeitslosenquote nach Dauer der Arbeitslosigkeit, 2013
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a) und (une_ltu_a)
Tabelle 4: Arbeitslosenquote nach Geschlecht und Alter, 2008 und 2013
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Abbildung 3: Arbeitslosenquote
(der 25 bis 64-Jährigen) nach Bildungsgrad, 2013
(in %) – Quelle: Eurostat (lfsa_urgaed)
Abbildung 4: ILO Erwerbsstatus und neue ergänzende Indikatoren, Altersklasse 15–74, EU-28, 2013 – Quelle: Eurostat (lfsa_pganws) und (lfsi_sup_age_a)
Tabelle 5: Arbeitslosenquote und ergänzende Indikatoren, 2013 – Quelle: Eurostat (lfsa_pganws) und (lfsi_sup_age_a)

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die statistischen Informationen zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union (EU) sowie eine kurze Analyse der Unterbeschäftigung und der potenziell verfügbaren Arbeitskräfte. Die aktuellsten Zahlen zur Arbeitslosigkeit in der EU und im Euroraum können einem gesonderten Artikel über Arbeitslosenstatistiken (auf Englisch) entnommen werden, während ein Artikel über Statistiken zu Unterbeschäftigung und potenziell zusätzlichen Erwerbspersonen (auf Englisch) genauere Zahlen zu unterbeschäftigten Personen und der potenziellen Erwerbsbevölkerung enthält.

Arbeitslosenzahlen und Arbeitslosenquoten verhalten sich zyklisch und folgen im Wesentlichen der allgemeinen Konjunktur. Allerdings kann sowohl die kurzfristige als auch die langfristige Entwicklung der Arbeitslosigkeit zusätzlich durch andere Faktoren wie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen oder demografische Veränderungen beeinflusst werden.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Arbeitslosigkeit

Anfang 2000 waren ca. 20,6 Mio. Personen bzw. 9,2 % der gesamten Erwerbsbevölkerung der EU-28 arbeitslos; dabei ist zu beachten, dass es sich bei allen Zahlenangaben zu Quoten/Raten in diesem Abschnitt um saisonbereinigte Daten handelt. Danach fiel die Arbeitslosenquote in der EU-28 bis zum ersten Quartal 2001 auf 19,5 Mio. Arbeitslose bzw. auf eine Quote von 8,6 %. Anschließend stieg sie jedoch wieder an; im letzten Quartal 2004 betrug die Zahl der arbeitsuchenden und für den Arbeitsmarkt verfügbaren Personen 21,3 Mio., was einer Arbeitslosenquote von 9,2 % entsprach.

Im ersten Quartal 2005 setzte in der gesamten EU ein kontinuierlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit ein, der bis zum ersten Quartal 2008 anhielt, als die Arbeitslosigkeit einen Tiefstand von 16,2 Mio. Personen erreichte (was einer Quote von 6,8 % entsprach), bevor sie im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise drastisch zunahm. Vom ersten Quartal 2008 bis zum zweiten Quartal 2010 wuchs die Arbeitslosigkeit in der EU-28 um etwas mehr als 7 Mio. Personen, wodurch sich die Quote auf 9,7 % erhöhte (zum damaligen Zeitpunkt die höchste Quote, die seit Beginn der Reihe im Jahr 2000 verzeichnet wurde). Der Rückgang der Arbeitslosigkeit während der anschließenden drei Quartale war ein trügerisches Zeichen für das Ende der Krise und eine zunehmend stabile Lage am Arbeitsmarkt in der EU. Tatsächlich stieg die Arbeitslosigkeit in der EU-28 vom ersten Quartal 2011 bis zum ersten Quartal 2013 wieder kontinuierlich bis auf einen Rekordwert von 26,5 Mio. Personen an, was einer Quote von 10,9 % entsprach. Danach verringerte sich die Arbeitslosenquote geringfügig und lag im vierten Quartal 2013 bei 10,7 %.

Die Arbeitslosenquote im Euroraum (ER-18) folgte im Großen und Ganzen der Entwicklung in der EU-28, war jedoch von 2000 bis Anfang 2004 niedriger als in der EU-28. Von 2005 bis Anfang 2008 verlief die Entwicklung dann umgekehrt – in den Mitgliedstaaten, [[Glossary:Euro area enlargements/de|die nicht dem Euroraum angehörten], ging die Arbeitslosigkeit schneller zurück als im Euroraum. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise stieg die Arbeitslosenquote im Euroraum mit einem beträchtlichen Tempo an; nur im Zeitraum von Mitte 2010 bis Mitte 2011 nahm sie vorübergehend ab. Im zweiten Quartal 2013 erreichte die Arbeitslosigkeit im Euroraum einen Höchstwert von 19,2 Mio. und ging dann im zweiten Halbjahr etwas zurück.

In den Vereinigten Staaten lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2000 mit ca. 4,0 % deutlich unter der der EU-28. Sie blieb bis Anfang 2008, als die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten plötzlich rasch zunahm, erheblich niedriger als in der EU. Bis Anfang 2009 war die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten auf den gleichen Stand wie in der EU-28 emporgeschnellt und verharrte bis Anfang 2010 über dem Wert der EU-28. Dann ging die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten bis zum vierten Quartal 2013 auf 7,0 % zurück. In Japan lag die Arbeitslosenquote im Zeitraum 2000–2013 mit Werten von 3,7 % im dritten Quartal 2007 bis 5,4 % im dritten Quartal 2009, als der Rückgang der Quote einsetzte, deutlich unter der der EU; bis zum vierten Quartal 2013 war sie auf 3,9 % gefallen.

Jugendarbeitslosigkeit

Die Jugendarbeitslosenquote (erfasst werden Personen unter 25 Jahren) ist in der Regel höher als die Arbeitslosenquote von Personen aller Altersklassen (15–74 Jahre), zuweilen mehr als doppelt so hoch. Wie die Gesamtarbeitslosenquote nahm auch die Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 von 2005 bis 2007 deutlich ab und erreichte im ersten Quartal 2008 mit 15,1 % ihren Tiefststand. Die Finanz- und Wirtschaftskrise traf die Jugendlichen jedoch schwer. Ab dem zweiten Quartal 2008 stieg die Jugendarbeitslosenquote und erreichte im ersten Quartal 2013 einen Höchstwert von 23,6 %; danach fiel sie dann wieder und stand im letzten Quartal desselben Jahres bei 23,1 %. Von 2000 bis Mitte 2007 war die Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 durchweg höher als im Euroraum. Ab Mitte 2007 bis zum dritten Quartal 2010 lagen die beiden Quoten sehr eng beieinander. Danach schwankte die Jugendarbeitslosenquote im Euroraum stärker als in der EU-28; nach einer rückläufigen Entwicklung bis Mitte 2011 stieg sie bis Ende 2012 wieder an. Mitte 2012 war sie im Euroraum höher als in der EU-28, und im zweiten Halbjahr 2013 vergrößerte sich der Abstand zwischen beiden Werten noch (weil die Quote für den Euroraum langsamer sank als die für die EU-28).

Hohe Jugendarbeitslosenquoten spiegeln bis zu einem gewissen Grade die Schwierigkeiten junger Menschen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz wider. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die absolute Zahl der arbeitslosen Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren sehr hoch ist, denn in dieser Altersklasse absolvieren viele junge Menschen ein Vollzeitstudium und sind daher weder erwerbstätig noch arbeitsuchend (d. h., sie gehören nicht zur Erwerbsbevölkerung, die bei der Berechnung der Arbeitslosenquote den Nenner bildet). Deshalb wird der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen anders berechnet, und zwar als Anteil der arbeitslosen Jugendlichen an der gesamten jugendlichen Bevölkerung. Tabelle 3 zeigt, dass der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung in den Mitgliedstaaten der EU-28 – wie nicht anders zu erwarten – deutlich unter der Jugendarbeitslosenquote lag; seit 2008 ist er aufgrund der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt jedoch erheblich angestiegen.

Arbeitslosigkeit von Männern und Frauen

Seit jeher ist Arbeitslosigkeit unter Frauen weiter verbreitet als unter Männern. Im Jahr 2000 betrug die Arbeitslosenquote der Frauen in der EU-28 ca. 10 %, die der Männer hingegen ca. 8 %. Bis Ende 2002 hatte sich dieser geschlechtsspezifische Unterschied auf etwa 1,5 Prozentpunkte verringert und blieb von 2002 bis Mitte 2007 weitgehend konstant. Seit dem ersten Quartal 2008, als die beiden Quoten mit 6,3 % bzw. 7,4 % auf ihrem jeweiligen Tiefststand waren, haben sich die Arbeitslosenquoten für Männer und Frauen in der EU-28 aufeinander zu bewegt, und im zweiten Quartal 2009 überstieg die Arbeitslosenquote der Männer die der Frauen. Ein Rückgang der Arbeitslosenquote der Männer im Jahr 2010 und im ersten Halbjahr 2011 sowie die gleichzeitige Stabilität der Quote bei den Frauen im gleichen Zeitraum führten dazu, dass die Quote der Männer wieder knapp unter der der Frauen lag. Von Mitte 2011 bis Mitte 2013 stiegen beide Quoten nahezu gleich schnell an – im ersten Quartal 2013 verzeichneten beide einen Höchstwert von 10,9 %. Im zweiten Halbjahr 2013 gingen beide Quoten zurück und lagen am Jahresende bei 10,6 % für die Männer und 10,7 % für die Frauen.

Arbeitslosigkeit im Jahr 2013

Im Jahr 2013 betrug die Gesamtarbeitslosenquote in der EU-28 10,8 %, was einem Zuwachs um 0,4 Prozentpunkte gegenüber 2012 entsprach. Noch größer war der Anstieg mit 0,8 Prozentpunkten von 2011 bis 2012. In den Vereinigten Staaten fiel die Arbeitslosenquote im dritten Jahr in Folge von 9,6 % im Jahr 2010 auf 7,4 % im Jahr 2013.

Von 2012 bis 2013 stieg die Arbeitslosenquote in 18 EU-Mitgliedstaaten, sank in acht Mitgliedstaaten und blieb in der Tschechischen Republik und in Schweden unverändert. Den stärksten Rückgang der durchschnittlichen jährlichen Arbeitslosenquote verzeichneten von 2012 bis 2013 Lettland (-3,1 Prozentpunkte) sowie Irland und Litauen (jeweils -1,6 Prozentpunkte). Auch in Estland, Ungarn, Dänemark, dem Vereinigten Königreich und Deutschland ging die Arbeitslosenquote zurück. Am deutlichsten stieg die Arbeitslosenquote im Zeitraum 2012–2013 in den EU-Mitgliedstaaten Zypern (+4,0 Prozentpunkte), Griechenland (+3,0 Prozentpunkte), Italien (+1,5 Prozentpunkte), die Niederlande (+1,4 Prozentpunkte), Spanien (+1,3 Prozentpunkte) sowie Kroatien und Slowenien (jeweils +1,2 Prozentpunkte). Um weniger als einen Prozentpunkt stieg die Arbeitslosenquote in Belgien, Bulgarien, Frankreich, Luxemburg, Malta, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, der Slowakei und Finnland. Mit 27,5 % lag die Gesamtarbeitslosenquote 2013 in Griechenland von allen EU-Mitgliedstaaten am höchsten. Die Streuung der Arbeitslosenquoten unter den 28 EU-Mitgliedstaaten vergrößerte sich 2013 weiter und folgte damit einem Trend, der 2008 eingesetzt hatte.

Eine der größten Sorgen der politischen Entscheidungsträger ist die Langzeitarbeitslosigkeit. Neben ihren finanziellen und sozialen Auswirkungen auf das persönliche Leben beeinträchtigt sie den sozialen Zusammenhalt und kann letztendlich auch das Wirtschaftswachstum bremsen. Im Jahr 2013 waren insgesamt 5,1 % der Erwerbspersonen in der EU-28 seit mehr als einem Jahr arbeitslos, über die Hälfte davon – 2,9 % der Erwerbsbevölkerung – seit mehr als zwei Jahren. Beide Werte sind gegenüber 2012 erheblich angestiegen, als 4,7 % der Erwerbspersonen in der EU-28 seit mehr als einem Jahr und 2,6 % seit mehr als zwei Jahren arbeitslos waren.

Im Zeitraum 2012–2013 sind die Arbeitslosenquoten für Männer und Frauen in der gesamten EU-28 gestiegen: die der Männer von 10,4 % auf 10,8 % und die der Frauen von 10,5 % auf 10,9 %. Im Euroraum (ER-18) stiegen die Quoten im Zeitraum 2012–2013 schneller, und zwar bei den Männern von 11,2 % auf 11,9 % und bei den Frauen von 11,4 % auf 12,1 %. In 16 der 28 EU- Mitgliedstaaten lagen 2013 die Arbeitslosenquoten der Männer über denen der Frauen. Der geschlechtsspezifische Unterschied zwischen den Arbeitslosenquoten der Männer und der Frauen lag im Bereich von -6,9 Prozentpunkten in Griechenland (niedrigere Quote bei den Männern) bis +4,3 Prozentpunkten in Irland (höhere Quote bei den Männern).

Die Jugendarbeitslosenquote in der EU-28 war 2013 mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote. Bei einem Wert von 23,5 % war fast jede vierte jugendliche Erwerbsperson ohne Arbeit, obwohl diese Personen nach Arbeit suchten und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. Im Euroraum war die Jugendarbeitslosenquote mit 24,0 % etwas höher, und sie war in allen EU-Mitgliedstaaten höher als die Arbeitslosenquote der 25- bis 74-Jährigen. Besonders hoch war sie in Griechenland (58,3 %), Spanien (55,5 %), Kroatien (50,0 %), Italien (40,0 %), Zypern (38,9 %), Portugal (38,1 %) und in der Slowakei (33,7 %). Deutschland (7,9 %) und Österreich (9,2 %) meldeten als einzige Mitgliedstaaten eine Jugendarbeitslosenquote von unter 10 %.

Qualifizierte Bildungsabschlüsse gelten oft als guter Schutz gegen Arbeitslosigkeit, da die Arbeitslosenquote bei Personen mit niedrigerem Bildungsabschluss tendenziell höher ist, was 2013 in allen EU-Mitgliedstaaten zu erkennen war. Während die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der EU-28 von Personen im Alter von 25 bis 64 Jahren, die lediglich über einen Abschluss des Sekundarbereichs I verfügten, 17,9 % betrug, lag sie bei Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss mit 5,9 % deutlich darunter.

Andere Formen der Arbeitslosigkeit: Unterbeschäftigung und potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen

2013 gab es in der EU-28 9,9 Mio. unterbeschäftigte Teilzeitkräfte. Davon waren 6,6 Mio. Frauen (66,3 %). Auch von den 2,2 Mio. Erwerbslosen, die arbeitsuchend waren, jedoch nicht unmittelbar zur Verfügung standen, waren diese in der Mehrheit Frauen (1,2 Mio. bzw. 54,9 %). Das Gleiche galt für die weiteren 9,3 Mio. unmittelbar zur Verfügung stehenden Personen, die jedoch nicht aktiv Arbeit suchten (5,3 Mio. Frauen bzw. 57,3 %).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die wichtigste Datenquelle für die Zahlen zur Arbeitslosigkeit, zur Unterbeschäftigung und zur potenziellen Erwerbsbevölkerung ist die Arbeitskräfteerhebung der Europäischen Union (EU-AKE). Diese Haushaltserhebung wird in allen EU-Mitgliedstaaten im Einklang mit dem einschlägigen EU-Recht durchgeführt. Es liegen mindestens vierteljährlich Zahlen vor.

Arbeitslosigkeit

Die von Eurostat veröffentlichten Arbeitslosenstatistiken beruhen auf der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) von Arbeitslosigkeit, der zufolge drei Kriterien vorliegen müssen: Die betroffene Person ist ohne Arbeit, aktiv auf Arbeitsuche und für eine Beschäftigung verfügbar. Aufgrund der Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene und der relativ zeitnahen Verfügbarkeit ist die Arbeitslosenquote nach der ILO-Definition der gebräuchlichste Arbeitsmarktindikator. Neben der Arbeitslosenquote vermitteln auch Indikatoren wie die Beschäftigung oder Erwerbstätigkeit und die Quote der freien Stellen wertvolle Einblicke in die Entwicklung des Arbeitsmarkts.

Für die Erstellung und Verbreitung monatlicher Daten über die Arbeitslosigkeit gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage. Nur einige wenige Länder übermitteln monatliche Daten über die Arbeitslosigkeit direkt aus der Arbeitskräfteerhebung. Für viele Länder berechnet Eurostat gleichwohl monatliche Daten anhand monatlicher Zahlen aus den Arbeitslosenregistern. Als Vergleichsmaßstab für die Vergleichbarkeit der Daten unter den Ländern werden stets die vierteljährlichen Daten der EU-AKE herangezogen.

Die monatlichen Arbeitslosenzahlen werden von Eurostat in Form von Quoten (also als prozentualer Anteil an der Erwerbsbevölkerung) oder als absolute Zahlen (in Tausend), nach Geschlecht und für zwei Altersgruppen (15 bis 24 Jahre und 25 bis 74 Jahre) veröffentlicht. Die Zahlen können in Form von unbereinigten und saisonbereinigten Reihen sowie als Trendzyklusreihen abgerufen werden. Die Zeitreihen für Aggregate für die EU-28 und den Euroraum (ER-18) liegen ab 2000 vor; in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten wurde zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit der Übermittlung begonnen.

Vierteljährliche und jährliche Arbeitslosenzahlen der AKE werden ebenfalls veröffentlicht, und zwar in feineren Untergliederungen – beispielsweise nach Hauptaltersklassen, nach Staatsangehörigkeit oder nach erreichtem Bildungsgrad; hinzu kommen Daten über die Langzeitarbeitslosigkeit (mehr als 12 Monate arbeitslos) und die Dauerarbeitslosigkeit (mehr als 24 Monate arbeitslos).

Die Arbeitslosenquoten werden auch nach dem erreichten Bildungsgrad der Bevölkerung dargestellt. Die verschiedenen Bildungsabschlüsse entsprechen den Definitionen der Internationalen Standardklassifikation für das Bildungswesen der Vereinten Nationen (ISCED 1997) (auf Englisch).

Unterbeschäftigung und potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen

Viele Personen erfüllen die drei oben genannten Kriterien nur teilweise und gelten daher nicht als arbeitslos. Um Informationen über nicht Arbeitslose zu bieten, veröffentlicht Eurostat auch Indikatoren für folgende Gruppen:

  • Unterbeschäftigte Teilzeitkräfte: Personen, die in Teilzeit arbeiten, zusätzliche Arbeitsstunden leisten möchten und dafür zur Verfügung stehen.
  • Potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen: Arbeitslose, die arbeiten möchten und entweder für Arbeit zur Verfügung stehen oder arbeitsuchend sind, jedoch nicht beides gleichzeitig. Dazu gehören u. a. entmutigte Arbeitsuchende und Personen, die aufgrund persönlicher oder familiärer Umstände keine Arbeit suchen können. Diese Gruppe ist in zwei Gruppen unterteilt: Personen, die Arbeit suchen, aber nicht unmittelbar zur Verfügung stehen, und Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, jedoch nicht nach Arbeit suchen.

Kontext

Die Arbeitslosenquote ist ein wichtiger Indikator, der sowohl eine soziale als auch eine wirtschaftliche Komponente hat. Ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit ist für die Betroffenen mit Einkommensverlusten verbunden und für den Staat mit einer zunehmenden Belastung durch die Ausgaben für Sozialleistungen und durch sinkende Steuereinnahmen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht kann Arbeitslosigkeit als ungenutzte Arbeitskraft betrachtet werden.

Zeitreihen zur Arbeitslosigkeit werden von der Europäischen Kommission, anderen öffentlichen Einrichtungen und den Medien als wirtschaftlicher Indikator genutzt, während die Banken diese Daten beispielsweise für die Analyse des Konjunkturzyklus heranziehen. Nicht zuletzt interessiert sich auch die Öffentlichkeit für die Arbeitslosenzahlen.

Die Arbeitslosenquote gilt als Spätindikator. Nach Einsetzen eines Wirtschaftsabschwungs dauert es in der Regel mehrere Monate, bis die Arbeitslosenquote zu steigen beginnt. Wenn sich die Wirtschaft wieder erholt, zögern die Arbeitgeber zunächst meist, neue Mitarbeiter einzustellen, so dass es mehrere Monate dauern kann, bis die Arbeitslosenquote wieder zu fallen beginnt.

Die Arbeitslosenquoten der Männer und der Jugendlichen sowie die Langzeitarbeitslosenquote unterliegen offenbar stärkeren konjunkturellen Schwankungen als die Arbeitslosenquote insgesamt. Die Sozialpolitik steht häufig vor der Herausforderung, hier Abhilfe zu schaffen, indem sie nach Wegen sucht, um die Beschäftigungsmöglichkeiten für verschiedene Gesellschaftsgruppen, Beschäftigte bestimmter Wirtschaftszweige oder die Bewohner bestimmter Regionen zu verbessern.

Die Globalisierung und die technische Entwicklung wirken sich offenbar zunehmend auf das Alltagsleben aus, so dass sich die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften und Qualifikationen zum Teil rasch entwickelt. In ihrem Bemühen, die Produktivität zu steigern sowie wettbewerbsfähiger und innovativer zu werden, sehen sich die Unternehmen unter Umständen dazu veranlasst, durch die Forderung nach größerer Flexibilität Risiken an die Arbeitnehmer weiterzugeben. Ihre Anforderungen richten sich dabei sowohl an die bereits Beschäftigten als auch an diejenigen, die Arbeit suchen. Im Zusammenhang mit der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS) gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen, mit denen die Menschen angehalten werden sollen, im Arbeitsmarkt zu verbleiben oder nach einem Arbeitsplatz zu suchen, u. a.: Förderung eines lebenszyklusbasierten Ansatzes in der Beschäftigungspolitik, Förderung des lebenslangen Lernens, bessere Unterstützung von Arbeitsuchenden, Gewährleistung von Chancengleichheit.

Die von der Europäischen Kommission vorgelegte Strategie Europa 2020 skizziert eine Vision für die soziale Marktwirtschaft Europas im 21. Jahrhundert. Im Rahmen der Leitinitiativen Eine Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten und Jugend in Bewegung (auf Englisch) soll die (Jugend-)Arbeitslosigkeit durch eine Reihe politischer Maßnahmen verringert werden. Die hierfür vorgelegten Vorschläge betreffen Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Bildung, die Schaffung eines (Arbeits-)Umfelds, das zum Erreichen höherer Erwerbsquoten und einer höheren Arbeitsproduktivität beiträgt, sowie Initiativen, mit denen jungen Menschen der Eintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert werden soll.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise sowie die nachfolgende schleppende Erholung machten viele der auf den europäischen Arbeitsmärkten erzielten Fortschritte zunichte. Als Reaktion auf die steigende Arbeitslosigkeit brachte die Europäische Kommission im April 2012 eine Reihe von Maßnahmen zur Schaffung von Arbeitsplätzen, das so genannte Beschäftigungspaket auf den Weg.

Besondere Sorgen bereitet den politischen Entscheidungsträgern die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen EU-Mitgliedstaaten. Neben dem Schwerpunkt, der in den Leitinitiativen der Strategie Europa 2020 auf die Jugendarbeitslosigkeit gelegt wurde, verständigte sich die EU auf eine Reihe von Folgemaßnahmen, um so die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. Das Paket zur Jugendbeschäftigung (2012) baute auf den Maßnahmen des Beschäftigungspakets auf und beinhaltete

  • einen vom Rat im April 2013 angenommenen Vorschlag, dass alle EU-Mitgliedstaaten eine „Jugendgarantie“ einführen sollen (um zu gewährleisten, dass sämtliche Jugendliche unter 25 Jahren binnen vier Monaten nach dem Bildungs- oder Ausbildungsabschluss oder nach Verlust des Arbeitsplatzes ein konkretes Stellenangebot von guter Qualität erhalten);
  • erneute Konsultationen mit den EU-Sozialpartnern über die Einführung eines Qualitätsrahmens für Praktika;
  • die Koordinierung der Europäischen Ausbildungsallianz, indem öffentliche Behörden, Unternehmen, Sozialpartner, Schulungseinrichtungen, Jugendvertreter und andere Hauptakteure zur Förderung von Lehrstellenprogrammen und initiativen in ganz Europa zusammengeführt werden.

Mit der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen (2013) wurden die Maßnahmen in diesem Bereich ausgebaut und beschleunigt, um so insbesondere Jugendliche, die sich nicht in Bildung, Beschäftigung oder Ausbildung befinden, in Regionen mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 25 % zu unterstützen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

LFS Hauptindikatoren (t_lfsi)
Arbeitslosigkeit – bereinigte LFS-Reihe (t_une)
LFS-Reihe – Detaillierte jährliche Erhebungsergebnisse (t_lfsa)
Arbeitslosenquote der Bevölkerung im Alter 25 bis 64 Jahre nach Bildungsstand (tps00066)

Datenbank

LFS Hauptindikatoren (lfsi)
Arbeitslosigkeit – bereinigte LFS-Reihe (une)
LFS-Reihe – Detaillierte vierteljährliche Erhebungsergebnisse (ab 1998) (lfsq)
Arbeitslosigkeit insgesamt – LFS-Reihe (lfsq_unemp)
LFS Reihe – Detaillierte jährliche Erhebungsergebnisse (lfsa)
Arbeitslosigkeit insgesamt – LFS-Reihe (lfsa_unemp)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks