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Archive:Statistik der Treibhausgasemissionen - Luftemissionsrechnung

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Daten von Januar 2013. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.

In den Luftemissionsrechnungen werden Emissionen von Treibhausgasen und Luftschadstoffen in der Europäischen Union (EU) erfasst. Dabei werden im Einklang mit dem Verursacherprinzip die für die Emissionen verantwortlichen Wirtschaftszweige gemäß der auch in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen verwendeten Statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Gemeinschaft (NACE) aufgeschlüsselt. Luftemissionsrechnungen sind somit eine Erweiterung von Emissionsinventaren, z. B. den Emissionsaufstellungen, die für die offizielle Berichterstattung aufgrund von internationalen Verpflichtungen (etwa nach dem Kyoto-Protokoll) erarbeitet werden.

Die Luftemissionsrechnungen sind ein statistisches Informationssystem, das Daten über Luftemissionen und wirtschaftliche Daten aus den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen miteinander verknüpft. Der Hauptzweck dieser Rechnungen besteht darin, Daten für integrierte umweltökonomische Analysen und Modellierungen zur Ergänzung herkömmlicher Wirtschaftsdaten zu liefern. Im vorliegenden Artikel werden die Emissionen und die Intensität von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen in der EU-27 auf der Grundlage einer Untersuchung von sechs Wirtschaftszweigen analysiert, die diese Emissionen verursachen.

Tabelle 1: Unterschiede zwischen Inventaren und Rechnungen
Abbildung 1: Treibhausgasemissionen, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in % des Gesamtwerts, auf Grundlage der CO2-Äquivalente von CO2, CH4 und N2O in Tonnen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainah_r1)
Abbildung 2: Treibhausgasintensität, Analyse nach Wirtschaftszweigen, EU-27, 1998 und 2008 (1)
(in Tonnen von CO2-Äquivalenten von CO2, CH4 und N2O je Mio. EUR Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen) – Quelle: Eurostat (env_ac_ainah_r1) und (nama_nace31_k)
Tabelle 2: Berechnung aggregierter Umweltbelastungen

Wichtigste statistische Ergebnisse

Treibhausgasemissionen

In diesem Unterkapitel umfasst der Begriff Treibhausgasemissionen Kohlendioxid, Distickstoffoxid und Methan. Die durch wirtschaftliche Tätigkeiten freigesetzten Emissionen dieser drei Gase beliefen sich 2008 auf 4, 176 Mrd. Tonnen Kohlendioxidäquivalente und lagen damit 2,4 % unter dem Wert von 1998. Bei der Entwicklung der Treibhausgasemissionen in diesem Zeitraum zeigten sich lediglich geringe strukturelle Verschiebungen der Emissionen je nach Wirtschaftszweig (siehe Abbildung 1). Die größten Änderungen waren beim Anteil des Wirtschaftszweigs Verkehr und Nachrichtenübermittlung an den Treibhausgasemissionen zu beobachten, der um 3,2 % anstieg (nicht enthalten sind die Emissionen privater Fahrzeuge, die den privaten Haushalten zugerechnet werden)

Insgesamt gingen die Treibhausgasemissionen in vier der sechs in Abbildung 1 dargestellten Wirtschaftszweige zurück. Der mit Abstand größte Rückgang wurde im Wirtschaftszweig Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden verzeichnet, in dem insgesamt 29,5 % weniger Treibhausgase ausgestoßen wurden (teilweise bedingt durch eine Reduzierung des Bergbaus, da natürliche Ressourcen aufgebraucht waren oder deren Förderung unrentabel wurde). Im Zeitraum von 1998 bis 2008 fielen die Treibhausgasemissionen des Bereichs Herstellung von Waren um 9,6 %. Dies ist teilweise auf einen Rückgang der Produktion infolge der Wirtschafts- und Finzanzkrise zurückzuführen. Für den Wirtschaftszweig Verkehr und Nachrichtenübermittlung wurde hingegen in den letzten zehn Jahren, für die Daten verfügbar sind, ein Anstieg von insgesamt 29,8 % verzeichnet, während für die Energie- und Wasserversorgung ein wesentlich geringerer Zuwachs von 1,1 % gemeldet wurde.

Emissionsintensität

Anhand der Untersuchung von Umweltvariablen in Verbindung mit ökonomischen Variablen lässt sich feststellen, welcher Wirtschaftszweig zu welchen Umweltbelastungen beiträgt, so dass spezifische politische Maßnahmen bedarfsgerecht erarbeitet werden können. Für Vergleiche dieser Art muss zunächst die relative wirtschaftliche Bedeutung jedes Wirtschaftszweigs betrachtet werden. Die mit Abstand größte Wertschöpfung in der EU-27 wurde 2008 in den Bereichen sonstige Dienstleistungen und Bau (mit sowohl privaten als auch öffentlichen Dienstleistungen, die nicht unter Verkehr und Nachrichtenübermittlung fallen) erwirtschaftet, die 71,5 % zur Bruttowertschöpfung der EU-27 beitrugen. Auf die Herstellung von Waren entfielen 16,5 % der Gesamtsumme, während Verkehr und Nachrichtenübermittlung 6,9 % ausmachten. Die wirtschaftliche Bedeutung der Energie- und Wasserversorgung (2,4 %), der primären Tätigkeiten von Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht (1,8 %) und des Bergbaus und der Gewinnung von Steinen und Erden (0,9 %) war relativ gering. Weitere Informationen zur Aufschlüsselung nach Wirtschaftszweigen gemäß diesen sechs Aggregaten sind im Artikel zu dem Thema Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen und BIP zu finden.

Wie in Abbildung 1 dargestellt, ergibt sich bei der Betrachtung der Anteile dieser sechs Wirtschaftszweige an den Luftemissionen ein ganz anderes Bild. Mit Hilfe der Intensität von Emissionen lässt sich bestimmen, wie sehr die einzelnen Wirtschaftszweige im Verhältnis zum geschaffenen wirtschaftlichen Mehrwert die Umwelt belasten. Der Indikator wird ausgedrückt als das Verhältnis der Emissionen zur Bruttowertschöpfung und in erzeugten Emissionen je Geldeinheit Wirtschaftsleistung (z. B. in Tonnen von Emissionen je Million EUR Wirtschaftsleistung) wiedergegeben. Je geringer dieser Anteil, desto geringer die Umweltbelastung eines Wirtschaftszweigs verglichen mit dem relativen Beitrag zur Wirtschaftsleistung insgesamt.

Die bei weitem höchste Emissionsintensität bei Treibhausgasemissionen in der EU-27 unter den sechs Wirtschaftszweigen, die in Abbildung 2 dargestellt werden, wurde für die Energie- und Wasserversorgung verzeichnet. Im Jahr 2008 wurden in diesem Wirtschaftszweig 7 866 Tonnen Kohlendioxidäquivalente je Mio. EUR Wertschöpfung erzeugt, und damit lag die Emissionsintensität fast dreimal so hoch wie bei dem Wirtschaftszweig mit dem zweithöchsten Wert, nämlich bei Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht (2 834 Tonnen je Mio. EUR). Der einzige Wirtschaftszweig, in dem im Zeitraum von 1998 bis 2008 ein Anstieg der Treibhausgasintensität verzeichnet wurde, war die Energie- und Wasserversorgung (+1,9 %).

Am anderen Ende der Skala rangierten mit den größten Rückgängen bei der Treibhausgasintensität im Zeitraum von 1998 bis 2008 die Herstellung von Waren (-26,6 %) und sonstige Dienstleistungen sowie das Baugewerbe (-26,4 %).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In den Luftemissionsrechnungen werden Daten über Emissionen aufgeschlüsselt nach den verursachenden Wirtschaftszweigen dargestellt. Als Hauptdatenquellen im Bereich Emissionen dienen zwei internationale Abkommen, die die Maßnahmen zur Verringerung von Schadstoffemissionen in die Luft regeln: das Kyoto-Protokoll zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) über Treibhausgase und das Göteborg-Protokoll im Rahmen des Übereinkommens über weiträumige grenzüberschreitende Luftverschmutzung (CLRTAP). Die Kerndaten dieser Emissionsinventare werden von der Europäischen Umweltagentur (EUA) veröffentlicht und verbreitet.

Die Umweltgesamtrechnung ist Gegenstand des EU-Rechts und in der Verordnung (EU) Nr. 691/2011 über europäische umweltökonomische Gesamtrechnungen geregelt. In der Verordnung wird ein Rahmen für die Entwicklung verschiedener Arten von Gesamtrechnungen vorgegeben. Hierbei waren zunächst nur drei Module vorgesehen; weitere sollen folgen, sobald sie methodisch ausgereift sind. Das Modul für Luftemissionsrechnungen gehört neben den Modulen für gesamtwirtschaftliche Materialflussrechnungen und für umweltbezogene Steuern nach Wirtschaftszweig zu diesen drei vorgesehenen Modulen. Diese Rechtsgrundlage soll zur Stärkung der Kohärenz und zur Verbesserung der Verfügbarkeit von Umweltrechnungen in der gesamten EU beitragen, indem sie einen rechtlichen Rahmen für die Erstellung dieser Rechnungen vorgibt; dies umfasst auch Methodik, gemeinsame Normen, Begriffsbestimmungen, Klassifikationen und Buchungsregeln. Die erste reguläre in der Verordnung vorgeschriebene jährliche Datenerhebung erfolgt 2013.

Für die Zwecke der Luftemissionsrechnungen werden die Emissionsdaten nach Wirtschaftszweigen neu gegliedert, wobei mit der NACE dieselbe Systematik der Wirtschaftszweige zugrunde gelegt wird wie bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, so dass eine integrierte umweltökonomische Analyse durchgeführt werden kann. In den Luftemissionsrechnungen sind alle in nationalen Registern geführten Unternehmen erfasst (nach dem Gebietsansässigkeitsprinzip auch Unternehmen, die Schiffe, Flugzeuge oder andere Fahrzeuge in anderen Ländern betreiben). Die Emissionen werden jeweils dem Wirtschaftszweig zugerechnet, der für ihre Entstehung verantwortlich ist; bei den nationalen Emissionsinventaren hingegen werden nur die Emissionen innerhalb der Landesgrenzen berücksichtigt. Die für die Luftemissionsrechnungen verwendete Erfassungsmethode an sich eignet sich nicht zur Überwachung des Fortschritts bei der Erreichung der international vereinbarten Emissionsreduktionsziele, z. B. der im Kyoto-Protokoll festgelegten Ziele.

Die in diesem Artikel berücksichtigten Wirtschaftszweige sind wie folgt gruppiert:

  • Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei und Fischzucht – NACE Rev. 1.1, Abschnitte A und B;
  • Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden – NACE Rev. 1.1 Abschnitt C;
  • Herstellung von Waren – NACE Rev. 1.1 Abschnitt D;
  • Energie- und Wasserversorgung – NACE Rev. 1.1 Abschnitt E;
  • Verkehr und Nachrichtenübermittlung – NACE Rev. 1.1 Abschnitt I;
  • Sonstige Dienstleistungen und Bau – NACE Rev. 1.1 Abschnitte F, G, H, J, K, L, M, N, O und Q; zu dieser Gruppe gehören Bau, Handel, Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Kreditinstitute und Versicherungen, Beherbergungs- und Gaststätten sowie öffentliche Verwaltung, Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen.

Die Emissionen einzelner Treibhausgase und Luftschadstoffe können aggregiert werden, um Informationen über eine Umweltbelastung zu gewinnen: die globale Erwärmung. Die Anwendung einer gemeinsamen Einheit ermöglicht den Vergleich und die Verknüpfung der relativen Auswirkungen unterschiedlicher Gase, ein einziges Kilogramm Methan hat beispielsweise ein um das 21-Fache höheres Erderwärmungspotenzial als ein Kilogramm Kohlendioxid (Tabelle 2 enthält nähere Informationen zu den verwendeten Umrechnungsfaktoren). Die Umweltbelastungen der anderen Schadstoffe werden jeweils für sich betrachtet. Luftemissionsrechnungen enthalten Angaben zu drei der sechs vom Kyoto-Protokoll abgedeckten Treibhausgase: Kohlendioxid, Methan und Distickoxid. Zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels lagen keine Informationen über Perfluorkohlenwasserstoffe (PFC), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und Schwefelhexafluorid vor, da die meisten EU-Mitgliedstaaten keine nach Wirtschaftszweigen (NACE) aufgeschlüsselten Daten über diese Gase liefern können.

Kontext

Die Europäische Kommission hat in ihrer Mitteilung „Das BIP und mehr„ (KOM(2009) 433) darauf hingewiesen, dass vorhandene Informationen über die Wirtschaft durch Umweltindikatoren ergänzt werden müssen. Empfehlungen, die in die gleiche Richtung zielen, enthält ferner der sogenannte (auf Englisch) Stiglitz-Bericht, den die Kommission für die Messung der Wirtschaftsleistung und des sozialen Fortschritts erstellt hat. In diesen Empfehlungen spricht sie sich für eine stärkere Berücksichtigung des Wohlbefindens der Menschen in der Statistik und für die Ergänzung von Wirtschaftsindikatoren wie dem BIP durch zusätzliche Informationen wie physische Umweltindikatoren aus.

Umweltkonten gehören zu den statistischen Instrumenten, die für die Messung der Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft und Umwelt herangezogen werden, um festzustellen, ob die derzeitigen Produktions- und Verbrauchsaktivitäten dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung gerecht werden. Die Messung der nachhaltigen Entwicklung ist kompliziert, da wirtschaftliche, soziale und ökologische Indikatoren eingebunden werden müssen und sich nicht gegenseitig widersprechen dürfen. Die aus Umweltkonten gewonnenen Daten können anschließend politischen Entscheidungsträgern zur Untermauerung politischer Strategien für weiteres Wirtschaftswachstum und für nachhaltige Entwicklung an die Hand gegeben werden, beispielsweise Initiativen wie die Strategie Europa 2020, die darauf ausgerichtet ist, bis 2020 eine ressourcenschonende Wirtschaft mit reduzierten CO2-Emissionen in der EU zu verwirklichen.

Für eine solche ganzheitliche Betrachtung der verschiedenen Aspekte nachhaltiger Entwicklung wird der bereits vorhandene Rahmen für die Messung der Volkswirtschaft, d. h. das System der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, um Satellitensysteme für Umweltindikatoren oder soziale Indikatoren ergänzt. Bei der Erstellung dieser Satellitenkonten finden dieselben Konzepte, Begriffsbestimmungen, Klassifikationen und Buchungsregeln wie bei den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen Anwendung; zudem werden umweltbezogene oder soziale Daten mit Wirtschaftsdaten in einem kohärenten und vergleichbaren Rahmen zueinander in Beziehung gesetzt. Umweltrechnungen helfen somit, die Belastungen der Umwelt durch die Wirtschaft besser zu verstehen, indem sie zum Beispiel die Freisetzung von Stoffen (wie Luftemissionen oder Abfällen) in die Umwelt als Folge wirtschaftlicher Tätigkeiten erfassen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Siehe auch

Datenbank

Umweltgesamtrechnung
Physische und hybride Flussrechnungen
Luftemissionsrechnungen nach Wirtschaftszweig (NACE Wirtschaftszweige und Haushalte)
Übergang von Luftemissionsrechnungen zu Emissions-Inventaren

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch