breadcrumb.ecName
de Deutsch

Schwerin: CO2-Neutralität durch ein geothermisches Fernwärmenetz erreichen

  • 11 October 2018

Schwerin gräbt tief: das Fernwärmesystem dieser deutschen Landeshauptstadt steht kurz davor, unterirdisch eine kontinuierliche Warmwasserversorgung zu erschließen. Die Bohrungen an den Brunnen sollen 2018 beginnen und Wärme, die von dieser Quelle gewonnen wird, soll ab 2020 für Haushalte zur Verfügung stehen. EU-Mittel tragen dazu bei, die Pumpen betriebsfertig zu machen.

Das neue Erdwärmenetz wird die CO2-Emissionen aufgrund von Fernwärme in unserer Stadt um etwa 7 500 Tonnen senken.

René Tilsen, Geschäftsführer BioE

Das Fernwärmesystem der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ist bereits bestens integriert. Die neue Erdwärmeanlage, die zu den größten Anlagen in der Region zählen wird, wird in dieses bestehende System eingebunden. Die Anlage ist darauf ausgelegt, ca. 10 % des Schweriner Heizwärmebedarfs zu decken – dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Ankündigung der Stadt, bis 2050 CO2-Neutralität zu erreichen. 

Die Erschließung eines großen Warmwasserreservoirs – oder genauer gesagt Salzwasserreservoirs – unter der Erdoberfläche, wird es Schwerin ermöglichen, seine CO2-Emissionen zu senken. Es wird aber gleichzeitig auch die Abhängigkeit des Fernwärmesystems von Erdgas und folglich die Exposition gegenüber Preisschwankungen dieses umfassend importierten Rohstoffs verringern. 

Salzwasserbohrungen

Zur Erdwärmeanlage Schwerins gehören zwei Brunnen. An einem Brunnen wird das Salzwasser an die Oberfläche gepumpt und an dem anderen Brunnen wird die Flüssigkeit nach der Aufbereitung wieder der Gesteinsschicht zugeführt.

Das Salzwasser wird aus einer Tiefe von ca. 1 250 m heraufgepumpt, strömt mit einer Temperatur von ca. 50 °C zu und wird ca. 30 °C kälter wieder unter die Erdoberfläche befördert. Dieser Temperaturunterschied wird unter Verwendung einer Kombination aus Wärmetauschern und Wärmepumpen für das Fernwärmesystem genutzt. 

Die Temperatur des Wassers, das in die Haushalte im Einzugsbereich des Fernwärmesystems gepumpt wird, hat je nach Nachfrage und Jahreszeit eine Temperatur von 80 °C bis 130 °C. Auf dem Rückweg von den Gebäuden hat das Wasser in dem Kreislauf immer noch eine Restwärme von ca. 55 °C, die durch die Wärme aufgrund des Salzwassers auf ungefähr 80 °C ansteigt. Weitere Energie wird durch ein KWK zugeführt, in dem das Wasser in einem weiteren Schritt auf die erforderliche Temperatur gebracht wird.  

Zuverlässig und erneuerbar 

Geothermisches Salzwasser ist ein reichlich vorhandener, erneuerbarer Rohstoff, der den ganzen Tag über, an jedem Tag wetterunabhängig verfügbar ist. Zusätzlich zu den 5 % Energie, die bereits aus Biogas gewonnen werden, wird die Leistung der neuen Erdwärmeanlage den Anteil der erneuerbaren Energien in dem Energiemix des Schweriner Fernwärmesystems wesentlich erhöhen. 

Das Projekt wird von dem Energieproduzenten EVSE (Energieversorgung Schwerin GmbH & Co. Erzeugung KG) geleitet, einer der Gesellschaften, welche die Stadtwerke Schwerin bilden. Neuigkeiten über die Fortschritte des Projekts wurden im Juni 2018 von René Tilsen, dem Geschäftsführer der EVSE-Tochtergesellschaft BioE, mitgeteilt. Tilsen ging davon aus, dass der Bau der Betriebsbrunnen im dritten Quartal dieses Jahres beginnt.

„Das Bohrloch für den Einleitungsbrunnen soll 2019 gebohrt werden“, sagte Tilsen, „und wir gehen davon aus, dass die Anlage 2020 in Betrieb genommen werden kann.“ Zur Steigerung der Anlageleistung und zur weiteren Reduzierung der Emissionen des Systems könnten laut der Projektträger im weiteren Verlauf zusätzliche Brunnen hinzugefügt werden.

Gesamtinvestition und EU-Mittel 

Die Gesamtinvestition für das Projekt „Geothermic use of existing thermic brine for distant heating in Schwerin“ (dt.: Erdwärmenutzung von bestehendem thermischem Salzwasser für Fernwärme in Schwerin) beläuft sich auf 15,9 Millionen EUR, daran beteiligt sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des operationellen Programms „Mecklenburg-Vorpommern“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 mit 9,2 Millionen EUR. Die Investition fällt unter die Priorität 3 "Förderung der Senkung von CO2-Emissionen".