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Innovatives belgisches Finanzierungsprogramm unterstützt die Erneuerung sanierungsbedürftiger Eigenheime

  • 20 September 2021

In der Stadt Gent, die in der belgischen Region Flandern gelegen ist, hilft das Projekt ICCARus Menschen, die in sanierungsbedürftigen Eigenheimen wohnen und nicht über die notwendigen Mittel für eine Sanierung verfügen. ICCARus stellt pro Haushalt bis zu 30 000 EUR für Sanierungen zur Verfügung. Dieser Betrag – zuzüglich eines Teils der Wertsteigerung des Hauses (sofern zutreffend) – muss nur bei Veräußerung des Hauses zurückgezahlt werden. Mit den Rückzahlungen werden dann neue Sanierungsprojekte finanziert. Die Eigentümerinnen und Eigentümer stellen die Finanzierung jedoch nicht selbst bereit; vielmehr wird auf jedes Haus eine Hypothek in Höhe von 50 000 EUR als Bürgschaft aufgenommen.

Das Projekt nutzt für die Sanierungen innovative wiederkehrende Finanzmittel basierend auf dem Prinzip der Subventionsbindung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Zuschüssen wird dabei keine Vorfinanzierung erwartet. So können Familien mit begrenzten finanziellen Mitteln ihre Lebensumstände verbessern.

Derkien De Baets, Projektleiterin, Stadt Gent

Vorerst hat sich ICCARus zum Ziel gesetzt, 100 Häuser sicherer, gesünder und energieeffizienter zu gestalten. Die Arbeiten umfassen die Installation von Dreifach- oder Hocheffizienzverglasungen, die Dämmung des Daches oder die Ausstattung mit einer Zentralheizung, die Modernisierung der Elektrik, die Beseitigung von Brandgefahren sowie den Einbau neuer Bäder und Küchen.

Die Hauseigentumsparteien werden über den Zeitraum der Planungs- und Umsetzungsphase begleitet, in der sie eine aktive Rolle spielen. Bei technischen, rechtlichen, sozialen und administrativen Problemen stehen ihnen während des gesamten Prozesses Fachleute zur Seite.

Hindernisse für die Sanierung

Die Wohneigentumsquote in der Region Flandern fällt mit über 70 % hoch aus. Rund ein Drittel der Eigenheime entspricht jedoch nicht den von der Region festgelegten Mindeststandards für Sicherheit, Qualität und Energieeffizienz. So liegt die Energieeffizienz der belgischen Wohnimmobilien beispielsweise 72 % unter dem europäischen Durchschnitt.

Da der private Wohnungsmarkt klein ist und die Wartelisten für Sozialwohnungen länger werden, haben viele Menschen mit niedrigem Einkommen keine andere Wahl, als ein Haus in schlechtem Zustand zu kaufen. Und obwohl es Förderinstrumente wie Subventionen oder steuerliche Anreize gibt, müssen die Sanierungsarbeiten in der Regel abgeschlossen und bezahlt sein, bevor die Häuser bewohnt werden dürfen. Das ist für viele Haushalte schlichtweg untragbar.

Außerdem schämen sich viele dieser Menschen für ihr Zuhause, was dazu führen kann, dass sie sich aus dem Gemeinschaftsleben zurückzuziehen.

Vielfalt und Einbeziehung

ICCARus ist die Fortsetzung eines Experiments mit zehn Häusern, das 2012 gestartet wurde, um den Mangel an gutem, bezahlbarem Wohnraum in Gent zu beheben. Die wiederkehrenden Finanzmittel des Projekts ermöglichen hierbei die Wiederverwendung öffentlicher Mittel, ohne dass die Staatsverschuldung zunimmt. Aber auch die private Verschuldung wird dadurch nicht erhöht, da die Begünstigten auf Wunsch für den Rest ihres Lebens in ihren Häusern wohnen bleiben können.

Nach der Sanierung werden den Hausbesitzenden Beratungsdienste angeboten, um sie bei der Beantragung zusätzlicher Finanzhilfe in Höhe von schätzungsweise 6 800 EUR pro Haus zu unterstützen. Das Projekt wird in Gent noch bis mindestens 2026 fortgeführt. In dieser Zeit sollen 200 weitere Häuser saniert werden. Nach jeweils 20 geleisteten Rückzahlungen beginnt eine neue Sanierungsrunde.

Begünstigte

„Gent knapt op (ICCARus) wird mir dabei helfen, mein Haus besser instandzuhalten. Endlich muss ich nicht mehr frieren. Die angenehme Wärme in meinem Haus ermutigt mich dazu, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Ich freue mich auf neue Fenster und ein von Licht durchflutetes Haus!“

– Durch das Projekt begünstigte Person, die anonym bleiben möchte

„Ich wohne in einem schönen Viertel, doch die Fassade meines Hauses ist in einem schlechten Zustand. Mir fiel auf, dass sich die Nachbarschaft daran störte. Das hat sich auf mich ausgewirkt und das soziale Miteinander erschwert. Nach dem Sommer wird meine Fassade erneuert. Dass dieses Problem schon bald der Vergangenheit angehört, lässt mich wieder ruhig schlafen.“

– Durch das Projekt begünstigte Person, die anonym bleiben möchte    

Gesamtinvestition und EU-Mittel 

Die Gesamtinvestition für das Projekt „ICCARus (Gent knapt op)“ beläuft sich auf 4 799 546 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 4 799 546 EUR im Rahmen der Initiative „Innovative Maßnahmen für eine nachhaltige Stadtentwicklung“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 beteiligt.