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Italienisch-österreichisches Projekt entwickelt 3D-Tumormodelle für individuelle Krebstherapien

  • 17 June 2020

Die Präzisionskrebsmedizin ist ein Therapieansatz zur genetisch genau auf die betroffene Person abgestimmten Behandlung von Tumoren. Für das Projekt „PreCanMed“ haben sich fünf Exzellenzzentren für Krebsforschung aus der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien und dem österreichischen Tirol zusammengeschlossen, um eine Plattform für die Präzisionskrebstherapie aufzubauen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu wirksameren, individuellen Krebstherapien.

PreCanMed hat eine überregionale Plattform geschaffen für die Erzeugung und Kryokonservierung von 3D-Tumor-Organoidmodellen aus menschlichem Tumorgewebe, die Genomanalyse zur Erforschung genetisch bedingter Tumorabhängigkeiten und -schwachstellen, die Erprobung der Wirksamkeit von Therapieansätzen an Tumor-Organoiden und den Aufbau gemeinsamer Ressourcen als Standardarbeitsanweisungen, biologisches Material und Daten für die Präzisionskrebsmedizin.

Stefan Schoeftner, assoziierter Professor im Department für Life Sciences an der Universität Triest

Die Partner des „PreCanMed“-Projekts erforschten Tumor-Organoid-Technologie, die aus Tumorzellen von Erkrankten gezüchtet werden. Dieses wichtige Instrument ermöglicht es, mit gesundem sowie krankem Gewebe aus Patientenproben an der Entwicklung von maßgeschneiderten Behandlungen zu forschen. Tumor-Organoide sind 3D-Zellkulturmodelle, die aus Patientengewebe gewonnen werden. Sie können im Labor kultiviert werden und ahmen die Merkmale des ursprünglichen Tumors präzise nach.

Das Projekt hat die Grundlage für die weitreichende zukünftige Anwendung dieser Technologie gelegt und wird das Verständnis von der Vielschichtigkeit der Krankheit Krebs verbessern, neue Durchbrüche in der Krebsbehandlung ermöglichen und dazu beitragen, das Potenzial der personalisierten Medizin zu nutzen.

Sozioökonomischer Druck

Trotz erheblicher Fortschritte in der Krebsbehandlung, wirken etablierte Standardtherapieprotokolle bei vielen Patientinnen und Patienten nicht und sind manche Tumore bis heute schwer zu behandeln. Dies führt zu sozioökonomischem Druck auf die nationalen Gesundheitssysteme und Verzweiflung bei den Betroffenen und deren Angehörigen.

Um dieses Problem zu lösen, hat das Forschungsteam des Projekts „PreCanMed“ bestehendes Wissen über die Erzeugung von Tumor-Organoiden aus Gewebe von Brust-, Lungen- und Darmkarzinomen integriert und darauf aufgebaut. Die Forschenden entnahmen während Operationen und Biopsien Proben und ermittelten die besten Bedingungen für deren Wachstum. Im Zuge des Projekts wurde außerdem eine Plattform für die Generierung zuverlässiger, personalisierter Krebsmodelle aufgebaut und für den Forschungs- und Entwicklungssektor zur Verfügung gestellt.

Personalisierte Krebsmodelle

Obwohl sie sich noch in einer frühen Entwicklungsphase befindet, ist die Forschung an Tumor-Organoiden vielversprechend. Tumor-Organoide aus Tumorzellen von Erkrankten spiegeln Tumorhistologie, molekulare Subtypen und die Reaktion auf Behandlungen gut wider. Sie können mit hoher Effizienz generiert, in flüssigem Stickstoff eingefroren und später zur weiteren Verwendung reaktiviert werden.

Mittels Genomforschung und Tumor-Organoiden können Forschende individuelle Therapieansätze im Labor erproben und deren Wirksamkeit in vitro mit der Wirksamkeit von Standardkrebstherapien vergleichen. Das Projekt hat Forschungsnachwuchs ausgebildet sowie unter Fachleuten und in der Öffentlichkeit gleichermaßen Aufmerksamkeit für die Bedeutung der Präzisionsmedizin erregt.

Im Rahmen von „PreCanMed“ wurde zudem eine Biobank aus Tumor-Organoiden angelegt, die von Patientenproben stammen. Jedes einzelne Tumor-Organoid stellt ein persönliches, dynamisches Krankheitsmodell dar und ermöglicht Experimente auf Patientenebene, wie es bisher nicht möglich war. Daraus sollen wirksamere, individuelle Krebstherapien entstehen.

Videos

PreCanMed. Auf dem neuesten Stand der Krebsforschung und der Tumorbekämpfung PreCanMed. Alle frontiere della ricerca sul cancro e di nuovi farmaci anti-tumorali (Italienisch)

Gesamtinvestition und EU-Mittel

Die Gesamtinvestition für das Projekt „PreCanMed“ beläuft sich auf 1 294 139 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 998 629 EUR im Rahmen des operationellen Programms „Interreg V-A Italien-Österreich“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 beteiligt. Die Investition fällt unter die Priorität „Forschung und Innovation“.