Im Projekt SeeWandel werden komplexe Wechselwirkungen untersucht, die sich auf die biologische Vielfalt, die Funktionsweise und die Ressourcen am Bodensee auswirken, der an der Grenze von Deutschland, Österreich und der Schweiz liegt. Der Schwerpunkt liegt darauf, die Auswirkungen von Nährstoffrückgang, Klimawandel sowie gebietsfremden, nicht heimischen Arten zu untersuchen. Erkenntnisse darüber, wie diese Stressfaktoren die Stabilität des Ökosystems beeinflussen, sorgen für eine bessere Wasserbewirtschaftung und ermöglichen es den Politikern, informierte Entscheidungen über die Zukunft des Bodensees zu treffen.
Untersuchung der Bedrohungen für das Ökosystem Bodensee
- 12 June 2019
Im Projekt SeeWandel haben sich Forscherinnen und Forscher, Interessengruppen und externe Fachleute zusammengeschlossen, um die Bedrohungen für das Ökosystem Bodensee wie z. B. den Klimawandel und das Eindringen gebietsfremder Arten zu untersuchen. Gemeinsam wird versucht, die wesentlichen Veränderungen des Sees zu verstehen und möglichst vorbeugende Maßnahmen zu treffen.
Der Bodensee ist ein wichtiges Trinkwasserreservoir und Ökosystem, das in den Bereichen Tourismus, Erholung, Fischerei, Naturschutz und Energieerzeugung von entscheidender Bedeutung ist. In den vergangenen hundert Jahren hat sich das Ökosystem des Sees stark verändert. In den 1950er- bis 1980er-Jahren haben ungeklärte Abwässer und intensive Landwirtschaft zum übermäßigen Eintrag von Nährstoffen in dieses Gewässer geführt. Der Nährstoffgehalt hat sich bis heute fast vollständig erholt, doch der Klimawandel beeinträchtigt zahlreiche natürliche Prozesse im See, zum Beispiel die Wasserzirkulation, die Sauerstoffverteilung und die Resuspension von Nährstoffen. Ein weiteres Problem stellt das Eindringen nicht heimischer Pflanzen- und Tierarten dar.
Insgesamt arbeiten sieben Forschungsinstitute an 13 Unterprojekten, um die Reaktionen des Bodensees auf die sich verändernden Umweltbedingungen zu untersuchen. Das Projekt wird zur Entwicklung von Instrumenten für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Ökosystems beitragen. Es wird eine Auseinandersetzung mit Interessengruppen, Agenturen und lokalen Behörden stattfinden, deren Ergebnisse und Informationen den für die Wasserbewirtschaftung verantwortlichen Behörden und Politikern zur Verfügung gestellt werden, damit sie informierte Entscheidungen fällen können.
Eindringen gebietsfremder Arten
Im Bodensee sind mindestens 37 nicht heimische Pflanzen- und Tierarten auffindbar, darunter der dreistachlige Stichling, die Zebra- und Quagga-Dreikantmuschel, der Höckerflohkrebs und Wasserflöhe. Das Eindringen gebietsfremder Arten und der Klimawandel haben zu Veränderungen in der Zusammensetzung und Dynamik der Flora und Fauna des Sees geführt, die eine Bedrohung für die natürliche biologische Vielfalt und die Funktionsweise des Ökosystems darstellen. Diese Änderungen sind außerdem eine wirtschaftliche Bedrohung, da die Fischerträge zurückgehen und die Instandhaltungskosten der städtischen Wasserversorgung steigen.
Im Obersee machen dreistachlige Stichlinge mittlerweile 80 % der Fischbestände aus. Sie konkurrieren mit lokalen Felchen um dieselbe Nahrung. Das Projekt untersucht die Hintergründe für das massive Auftreten der Stichlinge, bewertet die aktuellen Fischbestände und versucht, die Bewegung und die Muster der Nahrungskonkurrenz zu verstehen, damit die Strategien zur Fischbewirtschaftung angepasst werden können. Eine weitere wichtige Art, die untersucht wird, ist der Wasserfloh, dessen Evolution und Anpassung den Einfluss der menschlichen Aktivitäten am See aufdeckt.
Zusammenarbeit und Vergleichsstudien
In bestimmten Forschungsbereichen werden Vergleichsstudien mit anderen Seen wie dem Walensee und dem Zürichsee durchgeführt. Unter anderem werden die Hintergründe des massiven Auftretens der hochgiftigen Burgunderblutalge untersucht, die dank eines langfristigen Überwachungsprogramms im Zürichsee besser verstanden wird. Der Fokus liegt nun auf dem Vergleich der Dynamik und der Triebkräfte der Algenpopulation wie z. B. den Auswirkungen des Klimawandels auf den Bodensee, um mögliche Trends für weitere Entwicklungen zu bewerten.
Sieben Forschungsinstitute in drei Ländern arbeiten mit zahlreichen interessierten Parteien und verantwortlichen Politikern zusammen. Um die Integration von Fachwissen und den Wissensaustausch zu fördern, wurden thematische Gruppen eingerichtet und Workshops durchgeführt.
Im Rahmen des Projekts wurden mindestens zehn Arbeitsplätze geschaffen: ein Projektkoordinator und Projektleiter, acht Promotionsstellen und eine studentische Praktikantenstelle.
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SeewandelGesamtinvestition und EU-Mittel
Die Gesamtinvestition für das Projekt „SeeWandel. Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen“ beläuft sich auf 5 666 477 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 2 248 708 EUR im Rahmen des operationellen Programms „Interreg CBC DE/AT/CH/FL ‚Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein‘“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 beteiligt. Die Investition fällt unter die Priorität „Umwelt und Ressourceneffizienz“.