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Belgisches Projekt verhilft städtischer Landwirtschaft zu neuen Höhen

  • 30 September 2021

Ein riesiges Gewächshaus auf dem Dach einer Lagerhalle in der Stadt Roeselare in der belgischen Provinz Westflandern soll hochwertiges, nachhaltiges Gemüse aus diesem städtischen Umfeld liefern. Das 9 000 m2 Gebilde wurde über das durch den EFRE geförderte Projekt Crop on Top Agrotopia entworfen und gebaut. Das Gewächshaus optimiert den Energie- und Wasserverbrauch, während bewährte Verfahren für Hydrokultursysteme entwickelt werden.

Mit dem Dachgewächshaus möchten wir ein Beispiel hochtechnologischer städtischer Landwirtschaft setzen, das die Innovation des Gewächshaussektors in Belgien und der gesamten EU unterstützen kann. Das Ziel ist es, die Lebensmittelproduktion nachhaltig in das städtische Umfeld zu integrieren.

Mia Demeulemeester, Geschäftsführerin, Inagro, Projektträger

Das Gewächshaus befindet sich am landwirtschaftlichen Auktionsmarkt der Stadt und wurde im Sommer 2021 in Betrieb genommen. Besonderer Wert wurde auf nachhaltige Produktion gelegt. Das Gewächshaus wird über die Müllverbrennungsanlage der Stadt und eine Anlage zur Kraft-Wärme-Kopplung, die hauptsächlich der Lagerhalle darunter dient, mit Restwärme versorgt.

Eine effiziente Wassernutzung wird über fünf Behälter gesichert, die etwa 2 000 m3 Regenwasser für die Bewässerung aufnehmen können.

Etwa 6 000 m2 des Gewächshauses werden für den erdelosen Anbau von Blatt- und Fruchtgemüse verwendet. Außerdem ermöglichen eine Abteilung für den Anbau in Innenräumen mit künstlicher LED-Beleuchtung und ein 12 m hoher Bereich vertikalen Anbaus die Entwicklung, Validierung und Demonstration moderner bewährter Verfahren für Gemüsehydrokultursysteme.

Ein Innovationsreallabor

Das Projekt hat ein Reallabor aufgebaut, um die Entwicklung innovativer Technologien für Gewächshäuser und städtische Landwirtschaft zu unterstützen. Viele verschiedene Partner aus dem Agrarsektor werden am Innovations- und Forschungsprozess beteiligt sein.

Der Ansatz mit Reallaboren wurde in drei laufenden Initiativen umgesetzt: Hy4Dense möchte ein neues Hydrokultursystem für den Anbau eng gesäten Gemüses entwerfen; bei Vertihydro haben Anbauende, Forschende und Technologielieferanten Parameter und Engpässe bei der Konstruktion des vertikalen Anbausystems des Gewächshauses bestimmt und bei Entomoponics wird an der effizienteren Nutzung des Gewächshauses gearbeitet.

Seit September 2020 ist das Reallabor von ENOLL, dem europäischen Netzwerk für Reallabore, zertifiziert.

Entwicklung von Gemeinschaftsräumen

Der Standort von Agrotopia bietet eine einzigartige Möglichkeit der Interaktion mit dem Agrarsektor. In dem Reallabor können sich Forschende, Anbauende, Technologielieferanten, Wissenseinrichtungen, Ausbildende und Personen der Zivilgesellschaft treffen und zusammenarbeiten. Agrotopia ist auf dem besten Weg, eine inspirierende Forschungsumgebung zu werden und als reales Beispiel der städtischen Gemüseproduktion zu dienen.  

Begünstigte

„Das Reallabor von Agrotopia hat uns eine einzigartige Möglichkeit geboten, die Entwicklung unserer Technologieplattform für das Gesundheitsmanagement von Mikrobiomen im Gartenanbau voranzutreiben. Die moderne Infrastruktur zusammen mit den Sachverständigen vor Ort und dem modularen Aufbau der Anlage ermöglichten es uns, hochkontrollierte Experimente an verschiedenen Pflanzzyklen gleichzeitig durchzuführen.“

Ruben Props, Mitgründer des Start-ups in Mikrobiomtechnologie Kytos

„Agrotopia ist als Forschungs- und Innovationszentrum eine unverzichtbare Verbindung für Roeselare und die Region, um professionellen städtischen Gartenanbau in einer Anbauregion umzusetzen. Über Agrotopia erlangt Roeselare als Anbauregion in Europa und weltweit den Status eines einzigartigen, innovativen Ökosystems für Landwirtschaft und Gartenbau.“

Kris Declercq, Bürgermeister der Stadt Roeselare    

Gesamtinvestition und EU-Mittel 

Die Gesamtinvestition für das Projekt „Crop on Top: Agrotopia“ beläuft sich auf 10 951 589 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung der EU mit 900 000 EUR im Rahmen des operationellen Programms „Flandern“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 beteiligt. Die Investition fällt unter die Priorität „Erhaltung und Schutz der Umwelt sowie Förderung der Ressourceneffizienz“.