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Fluoridierung
Quelle:
SCHER (2010)

Übersicht & Details:
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Fluoridierung


 
Glossar

Kleine Mengen Fluorid können sich positiv auf die Kariesvorbeugung während des Zahnwachstums auswirken. Das Fluorid kann im Trinkwasser enthalten sein – entweder als natürlicher Bestandteil oder beigefügt – aber auch als Zusatzstoff in Zahnpasten, Mundspülungen oder Dentalgels.

Im Rahmen einer Trinkwasserfluoridierung wird die gesamte Bevölkerung eines Gebietes erreicht, allerdings ist der Vorgang als Gesundheitsmaßnahme umstritten. Zuviel Fluorid kann ungesund sein und in Form von Dentalfluorose zu Verfärbungen bis hin zu Schäden an den Zähnen führen. Auch gibt es Hinweise darauf, dass ein Fluoridüberschuss andere Gesundheitsfolgen nach sich ziehen kann.

Welche Erkenntnisse wurden aus wissenschaftlicher Sicht zuletzt in Bezug auf Belastungen und Nutzen von Fluorid gemacht und welche Rolle spielen die unterschiedlichen Fluoridquellen bei der Zahngesundheit?

Eine Analyse des Wissenschaftlichen Ausschusses „Gesundheits- und Umweltrisiken” (SCHER) der Europäischen Kommission.

Die Antworten auf diese Fragen sind eine sinngetreue Zusammenfassung des Wissenschaftlichen Gutachtens erstellt in 2010 durch den wissenschaftlichen Ausschuss "Der Wissenschaftliche Ausschuss Gesundheit und Umweltrisiken" (SCHER):
“Critical review of any new evidence on the hazard profile, health effects, and human exposure to fluoride and the fluoridating agents of drinking water” Mehr...

 

1. Einführung

Einführung

Fluorid tritt in der Natur auf, jedoch ist es für das normale Wachstum und die Entwicklung des Menschen nicht notwendig. Allerdings kann Fluorid bei der Kariesprophylaxe eingesetzt werden. Aus diesem Grund findet sich Fluorid in Zahnpasten und in Nahrungsergänzungsmitteln; in einigen Ländern wird Trinkwasser mit Fluorid versetzt.

Übermäßige Fluoridaufnahme steht im Verdacht negative gesundheitliche Auswirkungen nach sich zu ziehen. Im Rahmen dieses Berichts werden die neuesten Erkenntnisse in Bezug auf Fluoridaufnahme und mögliche Folgen geprüft. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Auswirkungen der bei Trinkwasser am häufigsten verwendeten Fluoridierungsmittel und auf die Wirksamkeit der Wasserfluoridierung bei der Prävention von Karies gelegt.

 

2. Wie wirkt Fluorid im Körper?

Wie wirkt Fluorid im Körper?

Natürlich auftretende wie auch künstliche Fluorverbindungen bilden in Wasser Fluorid-Ionen (F-). Bei Verschlucken werden Fluoride über den Magen und den Darm absorbiert. Man geht davon aus, dass keine wesentliche Aufnahme über die Mundschleimhaut oder über die Haut stattfindet. Ein geringer Bevölkerungsanteil ist unter Umständen am Arbeitsplatz Staubpartikeln ausgesetzt, die Fluorid enthalten, allerdings sind hiervon nur bestimmte Berufsgruppen betroffen.

Nach der Absorption geht Fluorid in den Blutkreislauf über und erreicht 30-60 Minuten nach der Aufnahme die höchste Konzentration. Danach wird der Stoff über die Nieren ausgeschieden, ein Teil wird allerdings in die mineralische Komponente von Knochen und Zähnen eingebaut.

 

3. Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat Fluorid und was sind die neuesten dahingehenden Erkenntnisse?

Welche gesundheitlichen Auswirkungen hat Fluorid und was sind die neuesten dahingehenden Erkenntnisse?

Kinder, die während der Entwicklungsphase des Zahnschmelzes zu viel Fluorid aufnehmen, können unter Umständen Dentalfluorose entwickeln. Bei einem milden Verlauf können Zahnverfärbungen entstehen. Die schwere Form der Dentalfluorose führt zu Löchern im Zahnschmelz. Es können sowohl die Milchzähne als auch die bleibenden Zähne, die man auch im Erwachsenenalter noch hat, angegriffen werden.

Langfristiger Fluoridüberschuss führt zu Skelettfluorose. Fluorid baut sich in die mineralische Matrix des Knochens ein und schwächt die Knochenstruktur. Die Krankheit trat in Gegenden in Indien, China und Afrika auf, in denen hohe Konzentrationen von Fluorid im Trinkwasser vorkommen oder wo fluoridhaltige Kohle in geschlossenen Räumen verbrannt wird. In Europa sind nur einige Fälle unter Arbeitern in der Chemie- und mineralverarbeitenden Industrie bekannt.

Es konnte kein Zusammenhang zwischen Wasserfluoridierung und Knochenbrüchen hergestellt werden. Moderate Fluoridierung könnte das Risiko von Knochenbrüchen sogar verringern.

In Tier- und Humanstudien wurden andere mögliche Risiken durch Fluoridaufnahme untersucht. Es konnten keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen Fluorid und Knochenkrebs oder anderen vermuteten Risiken wie neurolgoischen oder reproduktiven Folgen nachgewiesen werden.

 

4. Gibt es Grund zur Beunruhigung hinsichtlich der Fluoridaufnahme in der Bevölkerung? Wenn ja, welche Bevölkerungsteile sind gefährdet?

Gibt es Grund zur Beunruhigung hinsichtlich der Fluoridaufnahme in der Bevölkerung? Wenn ja, welche Bevölkerungsteile sind gefährdet?

Ein Großteil der Fluoridaufnahme erfolgt über Fluorid in Trinkwasser. Schätzungen dazu können mithilfe der Fluoridkonzentrationen im Trinkwasser verschiedener Regionen angestellt werden. Auch die Nahrungsmittel- und Flüssigkeitsaufnahme, Zahnpastaverbauch und ähnliche Kennzahlen geben Aufschluss über die Fluoridaufnahme in bestimmten Gebieten. Existieren keine verlässlichen Messdaten, errechnet man die Fluoridaufnahme mittels verschiedener Szenarios für unterschiedliche Bevölkerungsteile mit unterschiedlichen Gewohnheiten.

Bei Erwachsenen und Kindern über 15 Jahren wurden die zulässigen Höchstmengen nur in Gegenden mit außergewöhnlich hohen Fluoridmengen im Trinkwasser überschritten. Es wird hier von einer täglichen Flüssigkeitsaufnahme von fast drei Litern mit einem Fluoridgehalt von 3 mg/l ausgegangen.

Aufgrund fehlender statistischer Daten existieren nur wenige Schätzungen für Kinder unter 15 Jahren. Die Hauptunterschiede bestehen darin, ab welchem Alter und wie gründlich Kinder lernen, Zahnpasta wieder auszuspucken ohne einen Teil zu verschlucken.

Sehr junge Kinder sind am meisten gefährdet, die Höchstgrenze bei der Fluoridaufnahme zu überschreiten. Schätzungsweise befindet sich die zulässige Höchstgrenze für Kinder unter 1-6 Jahren bei 1,5 mg am Tag. Innerhalb dieser Grenze dürfte bei weniger als 5% eine moderate Dentalfluorose entstehen. Die Höchstgrenze ist überschritten, wenn die fragliche Gruppe pro Tag mehr als 1,0 Liter mit einem Fluoridgehalt von 0,8 mg/l aufnimmt und eine durchschnittliche Menge handelsüblicher fluoridierter Zahnpasta verwendet. Bei einer Flüssigkeitsaufnahme von über 1,5 l Wasser am Tag ist die zulässige Höchstmenge schon ohne Zahnpasta überschritten.

 

5. Welche Rolle spielt Fluorid bei der Kariesprophylaxe?

Welche Rolle spielt Fluorid bei der Kariesprophylaxe?

Fluorid, das während der Zahnentwicklung in den Zahnschmelz aufgenommen wird, trägt später zur Kariesvorbeugung bei. Das Fluorid kann durch fluoridierte Zahnpasta, Mundspülungen Trinkwasser oder Salz zugeführt werden. EU-weite Trends zeigen eine Reduzierung der Kariesbildung bei 12-jährigen Kindern, ungeachtet der Tatsache, ob fluoridiertes Wasser konsumiert wurde oder nicht.

Es bestehen keine offensichtlichen Vorteile der Aufnahme von Fluorid über Trinkwasser gegenüber topischer Anwendung, d.h. mittels Zahnpasta, Mundspülungen oder Dentalgel. Die Wirkungen fortgesetzter Fluoridzuführung nach Bildung der bleibenden Zähne ungeachtet der Fluoridquelle ist nicht bestätigt.

Es gibt Anzeichen dafür, dass vor allem Kinder aus niedrigeren sozioökonomischen Gruppen von einer Wasserfluoridierung profitieren und in der Folge Ungleichheiten bei der Zahngesundheit in unterschiedlichen sozialen Gruppen ausgeglichen werden.

Wenn Kinder Wasser konsumieren, das die als Kariesprävention eingesetzten Fluoridmengen enthält, überschreiten sie leicht die Menge der Fluoridaufnahme, die bereits zu vereinzelter Bildung von Dentalfluorose führt

 

6. Welche weiteren Untersuchungen sind nötig, um die Beurteilung der Fluoridaufnahme sowie ihrer gesundheitlichen Folgen zu verbessern?

Expositionsschätzungen sind hierfür der ausschlaggebende Punkt. Um die Bewertung zu verbessern, bedarf es:
1.) neuer Biomarker für langfristige Fluoridexposition.
2.) standardisierter Methoden zur Expositionserhebung, die alle Arten der Exposition mit einbeziehen.
3.) besserer Informationen zu Fluorid in Lebensmitteln und zur Bioverfügbarkeit von Fluorid.
4.) epidemiologischer Studien, die mittels existierender Mutter-Kind-Kohorten die Rolle der Fluoridaufnahme bei der Entwicklung von Dentalfluorose sowie bei der Zahngesundheit untersuchen.

 

7. Hat die Trinkwasserfluoridierung im Speziellen negative ökologische Auswirkungen?

Hat die Trinkwasserfluoridierung im Speziellen negative ökologische Auswirkungen?

Aufgrund der momentanen Erkenntnislage geht man davon aus, dass eine Fluoridierung im Bereich zwischen 0,8 mg/l und 1,5 mg/l keine nachteiligen Auswirkungen auf Wasserorganismen hat.
Die Eigenschaften des Fluorid-Ions führen dazu, dass das Ion während der Wasseraufbereitung im Wasser verbleibt deshalb weder Boden noch terrestrische Ökosysteme verschmutzt. Freisetzung in die Atmosphäre durch Verbrennung von Klärschlamm ist ebenso unwahrscheinlich.


Cogeneris SPRL ist Inhaber des Urheberrechts der leserfreundlichen Drei-Stufen Struktur in welcher dieses SCHER Gutachten präsentiert ist.