Abgereichertes Uran ist ein Metall hoher Dichte, das als Abfallprodukt bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Kraftwerken entsteht. Es ist zwar radioaktiv, jedoch weit weniger als das Ausgangsmaterial. Verwendet wird es zur Erhöhung der Durchschlagskraft panzerbrechender Geschosse und Bomben. Diese Munitionsarten kamen in beiden Golfkriegen sowie in Serbien und dem Kosovo zum Einsatz. Diese Verwendung löste Bedenken in Bezug auf eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch die Aufnahme des freigesetzten Urans aus. Viele Studien fanden keine Beweise für eine Gefährdung, diese Ergebnisse bleiben jedoch umstritten. Im Jahr 2008 hat das Europäische Parlament wissenschaftliche Untersuchungen zu abgereichertem Uran und dessen Verbreitung angefordert. Welche neuen und aussagekräftigen Belege für die Gefährdung von Umwelt und Gesundheit durch abgereichertes Uran liegen vor, insbesondere nach einer Verwendung für militärische Zwecke?
Ein Gutachten des Wissenschaftlichen Ausschusses der Gesundheit und Umweltrisiken (SCHER).
Fragen zu Abgereichertes Uran
- Einleitung
- Was ist abgereichertes Uran und wie wird es verwendet?
- Welche Auswirkungen hat die Strahlung auf die Gesundheit?
- Stellt abgereichertes Uran eine Strahlengefahr dar?
- Welche weiteren Auswirkungen kann abgereichertes Uran auf die menschliche Gesundheit haben?
- Welche Umweltschäden können durch Uran ausgelöst werden?
- Welche Erkenntnisse gibt es über die Uranexposition?
- Gibt es Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltrisiken durch Uranrestmengen?
- Fazit
Die Antworten auf diese Fragen sind eine sinngetreue Zusammenfassung des Wissenschaftlichen Gutachtens erstellt in 2010 durch den wissenschaftlichen Ausschuss "Der Wissenschaftliche Ausschuss Gesundheit und Umweltrisiken" (SCHER):
"Opinion on the environmental and health risk posed by depleted uranium" Mehr...
1. Einleitung
Die Verwendung von abgereichertem Uran, insbesondere für Munition, löst Bedenken über die möglichen Gesundheitsrisiken dieses Materials aus.
Bestehende Expertenstudien, die bislang keine schlüssigen Hinweise auf die schädigende Wirkung der Strahlung von abgereichertem Uran ergaben, sind heute weitgehend umstritten.
Für eine erneute Einschätzung möglicher Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch abgereichertes Uran hat der Wissenschaftliche Ausschuss Gesundheit und Umweltrisiken (Scientific Committee on Health and Environmental Risks, SCHER) vorhandene Gutachten und die aktuellste wissenschaftliche Literatur ausgewertet.
2. Was ist abgereichertes Uran und wie wird es verwendet?

Abgereichertes Uran fällt als Abfallprodukt während der Anreicherung von Uran für die nukleare Energieerzeugung an. Seine Radioaktivität ist durch den niedrigeren Anteil des spaltbaren Materials U-235 geringer als die des natürlich vorkommenden Urans.
Uran weist eine sehr hohe Dichte auf. Es ist 1,7 Mal so dicht wie Blei und ist damit dort einsetzbar, wo sich eine große Masse in kleinem Volumen als vorteilhaft erweist, wie zum Beispiel bei panzerbrechenden Geschossen und Bomben. Uranmunition wurde in beiden Golfkriegen (1991 und 2003), in Serbien und im Kosovo verwendet.
3. Welche Auswirkungen hat die Strahlung auf die Gesundheit?

Die Strahlung kann aufgrund unmittelbarer Gewebeschäden die sogenannte Strahlenkrankheit verursachen. Derartige Gewebeschäden können als Folge von Strahlentherapien, Berufsunfällen und nach dem Einsatz nuklearer Waffen auftreten. Am stärksten betroffen sind dabei Zellen, die schnell reproduziert werden (z. B. im Darm), das Knochenmark und die Haut. Eine sehr hohe Strahlendosis verursacht die Zerstörung des Gewebes und führt innerhalb kürzester Zeit zum Tod.
Die Strahlenkrankheit tritt erst nach Überschreitung einer bestimmten Strahlendosis auf. Selbst unter Beachtung aller denkbaren Expositionswege gilt es als unwahrscheinlich, dass abgereichertes Uran eine derart starke Strahlenbelastung verursachen kann.
Eine Strahlenexposition kann auch zu Mutationen der DNS und einer damit verbundenen Erhöhung des Krebsrisikos führen. Man geht im Allgemeinen davon aus, dass sich die Höhe des Risikos nach der Höhe der Dosis richtet, ohne dass dabei ein Mindestgrenzwert besteht.
Eine eindeutige Verbindung zwischen der Häufigkeit von Tumoren und der Strahlenbelastung durch natürliche Strahlenquellen konnte durch Studien nicht belegt werden. Unter Umständen lässt sich dies auf die Problematik zurückführen, epidemiologische Studien mit derart niedrigen Dosen durchzuführen. Neuesten biologischen Erkenntnissen zufolge gibt es jedoch Hinweise auf existierende Grenzwerte für die krebserregende Wirkung sowohl von Strahlen als auch von chemischen Einwirkungen.
4. Stellt abgereichertes Uran eine Strahlengefahr dar?
Alle Uranisotope sind radioaktiv. Die Radioaktivität von abgereichertem Uran ist um ca. 40 Prozent geringer als die des natürlichen Urans. Die Aktivität von abgereichertem Uran besteht hauptsächlich in der Aussendung von Alphateilchen, welche die menschliche Haut nicht durchdringen. Demnach besteht eine Strahlengefahr durch abgereichertes Uran nur dann, wenn Uranstaub eingeatmet wird, kontaminierte Lebensmittel verzehrt werden, kontaminiertes Wasser getrunken wird, oder wenn Granatsplitter in den Körper eintreten.
5. Welche weiteren Auswirkungen kann abgereichertes Uran auf die menschliche Gesundheit haben?

Die wahrscheinlichste Ursache für eine schädigende Wirkung von abgereichertem Uran ist die chemische Toxizität, die allen Uranisotopen gleichermaßen zu eigen ist.
Die Humantoxizität von Uran wurde gründlich erforscht. Die Aufnahme von löslichen Uranverbindungen über die Nahrung führt zu einer Akkumulation in den Nieren undNierenschäden sind die am häufigsten dokumentierte Folge von Urantoxizität. Studien belegen, dass abgereichertes und natürlich vorkommendes Uran dieselbe Toxizität aufweisen. Die medizinische Überwachung von Golfkriegsveteranen, die Verletzungen durch Granatsplitter aus Uranmunition erlitten haben, konnte bisher keine schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen belegen.
6. Welche Umweltschäden können durch Uran ausgelöst werden?
Über die ökologischen Auswirkungen von Uranstrahlung liegen weniger Daten vor, als über dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Toxizität gilt als die wahrscheinlichste Ursache für Gesundheitsschäden bei Menschen.
7. Welche Erkenntnisse gibt es über die Uranexposition?
- 7.1 Natürliche Exposition ist ein relevanter Maßstab
- 7.2 Was geschieht mit abgereichertem Uran in Munition?
7.1 Natürliche Exposition ist ein relevanter Maßstab
Uran kommt in der Natur in Mineralien und im Erdboden vor sowie, in geringeren Mengen auch in Nahrungsmitteln. Nach Schätzungen nimmt jeder Mensch pro Tag im Durchschnitt 1 bis 2 Mikrogramm Uran über die Nahrung und 1,5 Mikrogramm über das Trinkwasser auf.
7.2 Was geschieht mit abgereichertem Uran in Munition?

Panzerbrechende Munition die ein Ziel getroffen hat, setzt Uranstaub und größere Metallsplitter frei. Der Uranstaub entzündet sich und verursacht die Bildung von Uranoxid, welches sich größtenteils im Innenraum des Zielfahrzeugs ausbreitet. Entweichender Staub verbreitet sich aufgrund der hohen Dichte von Uranmetall üblicherweise nicht sehr weit.
Munition mit abgereichertem Uran, die im Erdboden einschlägt, bleibt dort vergraben. Anschließend oxidiert und zersetzt sich das Uran dort über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg. Mit der Zeit wird das Uran aus dem unmittelbaren Umfeld des Aufschlagsortes entfernt. Die Mengen sind zu gering, um maßgeblich zu der natürlichen Uranstrahlung beizutragen.
Studien über Restmengen von abgereichertem Uran in Kampfgebieten zeigen für gewöhnlich eine geringe Konzentration des Metalls, welche ungefähr der des natürlich vorkommenden Urans entspricht. Allerdings kann es auch eine geringe Anzahl sogenannter "Hot Spots" geben, die eine höhere Konzentration aufweisen.
Urinproben bei Soldaten und Zivilisten aus Gebieten, in denen Uranmunition eingesetzt wurde, deuten normalerweise auf eine sehr geringe Exposition zu abgespeichertem Uran hin.
8. Gibt es Hinweise auf Gesundheits- oder Umweltrisiken durch Uranrestmengen?
Sowohl die Strahlenexposition durch abgereichertes Uran als auch seine Aufnahme durch den Menschen liegen offenbar unter den für Uran festgelegten Grenzwerten für eine chemische und radiologische Gefährdung. Umweltkontrollen deuten im Allgemeinen auf eine geringe Kontamination in Kriegsgebieten hin. Eine Ausnahme sind dabei lediglich Gebiete in unmittelbarer Nähe von zerstörten Fahrzeugen oder Wuchtgeschossen. Die Risiken für Lebewesen an Land und im Wasser sind gering.
9. Fazit
SCHER stimmt mit den Ergebnissen bestehender Expertengutachten überein, dass es keine Hinweise auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken durch eine potentielle Verbreitung von abgereichtertem Uran gibt. Die Strahlenexposition durch abgereichertes Uran ist, gemessen an der natürlich vorhandenen Strahlung, sehr gering.
Fahrzeuge die in Kriegsgebieten von abgereichertem Uran getroffen wurden, sollten für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht und ordnungsgemäß entsorgt werden. Ebenso sollte gebrauchte Uranmunition eingesammelt und entsorgt werden.
Cogeneris SPRL ist Inhaber des Urheberrechts der leserfreundlichen Drei-Stufen Struktur in welcher dieses SCHER Gutachten präsentiert ist.