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Archive:Internationaler Dienstleistungsverkehr

Datenauszug vom Juni 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die deutsche Sprachversion dieses Artikels wird im Juli 2018 archiviert.
Abbildung 1: Jährliche Veränderung im Außenhandel
(Ausfuhren plus Einfuhren) mit Drittstaaten (Extra-EU), EU-28, 2000-2016
(in %)
Quelle: Eurostat (bop_eu6_q)
Abbildung 2: Internationaler Dienstleistungsverkehr mit Drittstaaten (Extra-EU), EU-28, 2010-2016
(in Mrd. EUR)
Quelle: Eurostat (bop_its6_tot)
Abbildung 3: Anteil der EU-Mitgliedstaaten am internationalen Dienstleistungsverkehr mit Drittstaaten (Extra-EU), 2016
(in % der EU-28 insgesamt)
Quelle: Eurostat (bop_its6_tot)
Abbildung 4: Anteil der EU-Mitgliedstaaten am internationalen Dienstleistungsverkehr in der EU (Intra-EU), 2016
(in % der EU-28 insgesamt)
Quelle: Eurostat (bop_its6_tot)
Abbildung 5: Verteilung des Intra-EU- und Extra-EU-Handels (Ausfuhren plus Einfuhren) mit Dienstleistungen, 2016
(in %)
Quelle: Eurostat (bop_its6_tot)
Abbildung 6: Dienstleistungsverkehr mit Drittstaaten (Extra-EU), wichtigste Handelspartner, EU-28, 2011 und 2016
(in Mrd. EUR)
Quelle: Eurostat (bop_its6_det)
Abbildung 7: Anteil der Handelspartner am internationalen Dienstleistungsverkehr der EU-28 mit Drittstaaten (Extra-EU), 2016
(in %)
Quelle: Eurostat (bop_its6_det)
Abbildung 8: Dienstleistungsverkehr mit Drittstaaten (Extra-EU), wichtigste Handelspartner, EU-28, 2011 und 2016
(in %)
Quelle: Eurostat (bop_its6_det)

Dieser Artikel beschreibt die wichtigsten Entwicklungen im internationalen Dienstleistungsverkehr der Europäischen Union (EU), der EU-Mitgliedstaaten sowie einiger EFTA-Länder und Kandidatenländer. Außerdem enthält er Informationen über die wichtigsten Handelspartner der EU im Dienstleistungsverkehr und die gehandelten Dienstleistungskategorien.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Dienstleistungen spielen in allen modernen Volkswirtschaften eine wichtige Rolle. Ein belastbarer Dienstleistungssektor und ein größeres Angebot an Dienstleistungen können das Wirtschaftswachstum stärken und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit verbessern. In einer zunehmend globalisierten Welt stellen Finanz-, Versicherungs-, Verkehrs-, Logistik- und Kommunikationsdienstleistungen wichtige Vorleistungen dar, die die übrige Wirtschaft in entscheidender Weise unterstützen.

Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der gesamten Ausfuhren und Einfuhren von Waren- und Dienstleistungstransaktionen zwischen der EU-28 und Drittstaaten (Außenhandel, auch als Extra-EU-Handel bezeichnet) im Zeitraum 2000 bis 2016. Die Daten basieren auf der vierteljährlichen Zahlungsbilanzstatistik. In diesem Zeitraum ist der Dienstleistungsverkehr der EU-28 mit Drittstaaten jedes Jahr gewachsen. Einzige Ausnahme war das Jahr 2009 auf dem Höhepunkt der Finanz- und Wirtschaftskrise, als der Dienstleistungsverkehr der EU-28 um 7,8 % zurückgegangen ist. Ab 2010 stiegen die Dienstleistungsausfuhren und -einfuhren im Handel mit Drittstaaten relativ schnell wieder an. Nachdem die Wachstumsrate 2015 einen Spitzenwert von 10,8 % erreicht hatte, fiel sie 2016 mit 1,3 % (gegenüber 2015) moderat aus. Der Nettoüberschuss im Dienstleistungsverkehr, d. h. der Wert der Ausfuhren abzüglich des Wertes der Einfuhren, ist von 2000 bis 2016 etwa um das Zehnfache gestiegen. Im Durchschnitt hatte der internationale Dienstleistungsverkehr einen Anteil von fast 30 % am Handel mit Waren und Dienstleistungen zwischen der EU-28 und Drittstaaten. Dass der internationale Dienstleistungsverkehr der EU-28 in den letzten fünf Jahren, für die Daten vorliegen (2012-2016), stärker zugenommen hat als der Außenhandel mit Waren, weist auf seine wachsende Bedeutung für die Wirtschaftsleistung der EU hin.

Die Dienstleistungsausfuhren der EU-28 in Drittstaaten haben sich im Berichtszeitraum von 2010 bis 2015 jedes Jahr erhöht, von 569 Mrd. EUR im Jahr 2010 auf 832 Mrd. EUR im Jahr 2015. 2016 (vorläufige Zahlen) war ein leichter Rückgang auf 820 Mrd. EUR zu beobachten. Dagegen sind die Dienstleistungseinfuhren der EU-28 aus Drittstaaten im gleichen Zeitraum von 461 Mrd. EUR (2010) auf 690 Mrd. EUR (2016) gestiegen. Damit hat sich der Überschuss im Dienstleistungshandel von 108 Mrd. EUR auf 130 Mrd.EUR erhöht (siehe Abbildung 2).

Die Daten von 2016 bestätigen, dass das Vereinigte Königreich bei den Dienstleistungsausfuhren in Drittstaaten von allen EU-Mitgliedstaaten wie schon in früheren Jahren den höchsten Wert verzeichnen konnte. Mit 183 Mrd. EUR hatte es einen Anteil von 22 % am Gesamtwert für die EU-28 (siehe Abbildung 3). Es lag damit vor Deutschland (126 Mrd. EUR), Frankreich (96 Mrd.EUR), Irland (65 Mrd. EUR) und den Niederlanden (56 Mrd. EUR). Irland verzeichnete die höchsten Dienstleistungseinfuhren aus Drittstaaten im Wert von 121 Mrd. EUR, was 18 % des Gesamtwertes der EU-28 entsprach, gefolgt von Deutschland (117 Mrd. EUR), dem Vereinigten Königreich (94 Mrd. EUR), Frankreich (80 Mrd. EUR) und den Niederlanden (74 Mrd. EUR).

Vergleichbar der Analyse des Handels mit Drittstaaten in Abbildung 3 wird in Abbildung 4 der Dienstleistungshandel zwischen den EU-Mitgliedstaaten (Intra-EU-Handel) dargestellt. Deutschland verzeichnete den höchsten Wert an Dienstleistungsausfuhren in andere EU-Mitgliedstaaten (128 Mrd. EUR), gefolgt von Frankreich und dem Vereinigten Königreich (jeweils 118 Mrd. EUR). Auch bei den Dienstleistungseinfuhren aus anderen EU-Mitgliedstaaten verzeichnete Deutschland den höchsten Wert mit 159 Mrd. EUR, gefolgt von Frankreich (133 Mrd. EUR) und dem Vereinigten Königreich (88 Mrd. EUR).

2016 wies die Verteilung des gesamten Dienstleistungsverkehrs (Einfuhren und Ausfuhren zusammen) auf den Handel mit Drittstaaten und mit anderen EU-Mitgliedstaaten erhebliche Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedstaaten auf (siehe Abbildung 5). Hier machte sich zum Teil die geografische Nähe oder eine Verbindung durch historische Handelsbeziehungen bemerkbar. In Malta war der Anteil des internationalen Dienstleistungsverkehrs mit Ländern außerhalb der EU besonders hoch (62 %), ebenso in Irland (61 %) und im Vereinigten Königreich (57 %). So entfielen allein auf den Dienstleistungsverkehr mit den Vereinigten Staaten 37 % aller Transaktionen des Vereinigten Königreichs mit Drittstaaten und 21 % aller Transaktionen mit der übrigen Welt, während der Anteil der USA in Irland 26 % der Transaktionen mit Drittstaaten und 16 % der Transaktionen mit der übrigen Welt ausmachte. Dagegen machte in der Slowakei der Handel mit anderen EU-Mitgliedstaaten 82 % des internationalen Dienstleistungsverkehrs aus, und auch in Rumänien, Slowenien und Österreich waren es mehr als drei Viertel. Im EU-28-Durchschnitt fanden 57 % aller Transaktionen im internationalen Dienstleistungsverkehr innerhalb der EU-28 und 43 % mit Drittstaaten statt.

Wichtigste Handelspartner

Abbildung 6 zeigt die wichtigsten Handelspartner der EU-28 im Dienstleistungsverkehr. Zwischen 2011 und 2016 nahmen die Dienstleistungsausfuhren und -einfuhren der EU-28 um etwa 38 % zu. Die Zuwächse betrafen fast alle wichtigen Handelspartner mit Ausnahme der Transaktionen mit Russland (Rückgang der Ausfuhren um 6 % und der Einfuhren um 10 %) und der Ausfuhren nach Brasilien, die um 18 % zurückgegangen sind.

Wie bereits aus Abbildung 2 hervorging, verzeichnete die EU-28 im Zeitraum 2011 bis 2016 insgesamt einen Überschuss im internationalen Dienstleistungsverkehr mit Drittstaaten. Gegenüber Hongkong verbuchte die EU-28 in diesem Zeitraum jedoch Defizite, was vor allem auf relativ hohe Einfuhren sonstiger Unternehmensdienstleistungen in die EU-28 zurückzuführen war; dazu zählen Provisionen für Transaktionen mit Waren und Dienstleistungen, die an Händler, Warenmakler, Auktionatoren und Kommissionäre zu entrichten sind. Defizite verzeichnete die EU-28 auch gegenüber der Türkei (Zahlen nur bis 2015 verfügbar), was vor allem auf hohe Einfuhren von Reise- und Verkehrsdienstleistungen zurückzuführen war, und zwischen 2010 und 2013 sowie 2016 gegenüber Indien, im Wesentlichen bedingt durch hohe Einfuhren von EDV-Leistungen sowie technischen, handelsbezogenen und sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen.

Die jüngsten Daten zeigen, dass die EU-28 im Dienstleistungsverkehr mit allen wichtigen Handelspartnern außer Hongkong (Defizit 0,9 Mrd. EUR 2016) und Indien (Defizit 0,8 Mrd. EUR) Überschüsse erzielte. Am höchsten waren die Überschüsse 2016 gegenüber der Schweiz (24,7 Mrd. EUR), Japan (13,1 Mrd. EUR), Russland (12,5 Mrd. EUR), den Vereinigten Staaten (11,8 Mrd. EUR) und China (10,9 Mrd. EUR).

Die Anteile der wichtigsten Handelspartner der EU-28 im Jahr 2016 entsprachen im Großen und Ganzen denen von 2011. Die größten Veränderungen bestanden im Anstieg der Anteile der Dienstleistungsausfuhren der EU-28 in die Vereinigten Staaten und nach China und dem relativ starken Rückgang des Dienstleistungsverkehrs mit Russland. Abbildung 7 zeigt den Anteil der wichtigsten Handelspartner für die Aus- und Einfuhr von Dienstleistungen.

2016 waren die Vereinigten Staaten nach wie vor das weitaus wichtigste Bestimmungsland für Dienstleistungsausfuhren der EU-28 mit einem Handelswert von 219 Mrd. EUR, was mehr als einem Viertel (27 %) aller Dienstleistungsausfuhren in Drittstaaten entsprach. Es folgten die Schweiz (14 %), China (5 %), Japan (4 %), Russland (3 %) sowie Kanada, Indien und Brasilien (jeweils 2 %; siehe Abbildung 7). Auf diese acht Länder entfielen 2016 insgesamt 58 % aller Dienstleistungsausfuhren aus der EU-28 in Drittstaaten.

Die wichtigsten Bestimmungsländer für Dienstleistungsausfuhren aus der EU-28 waren zugleich die wichtigsten Herkunftsländer für Dienstleistungseinfuhren in die EU-28. Auf die acht in Abbildung 7 aufgeführten Staaten mit den höchsten Ausfuhranteilen entfielen 2016 zusammen 57 % aller aus Drittstaaten in die EU-28 einführten Dienstleistungen. Auch hier führten die Vereinigten Staaten mit einem Wert der in die EU-28 eingeführten Dienstleistungen von rund 207 Mrd. EUR; das entsprach etwa 30 % der gesamten Dienstleistungseinfuhren aus Drittländern. Es folgten die Schweiz (14 %) und China (4 %).

Wichtigste gehandelte Dienstleistungen

Seit die sechste Auflage des Handbuchs für die Erstellung der Zahlungsbilanz und des Auslandsvermögensstatus (Balance of Payments and International Investment Position Manual, BPM6) (auf Englisch) im Jahr 2013 vorgelegt wurde, werden für die Zwecke der Außenhandelsstatistik die Dienstleistungen für die vierteljährliche Datenerhebung in 12 Hauptkategorien und für die jährliche Datenerhebung – noch ausführlicher – in 97 Kategorien gegliedert. In Abbildung 8 werden die Anteile der Ausfuhren und Einfuhren der EU-28 für die wichtigsten Dienstleistungskategorien in den Jahren 2011 und 2016 verglichen. Die Kategorie „sonstige Dienstleistungen“ in dieser Abbildung umfasst Fertigungsleistungen an Werkstoffen, Instandhaltungs- und Reparaturdienstleistungen a. n. g., Bauleistungen, Dienstleistungen für persönliche Zwecke, Kultur und Freizeit sowie staatliche Waren Dienstleistungen a. n. g.

Im Jahr 2016 entfiel auf sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen mit 224 Mrd. EUR der größte Anteil (27 %) an den gesamten Dienstleistungsausfuhren der EU-28 in Drittstaaten, was gegenüber 2011 einem Anstieg um 50 Prozentpunkte entsprach. Diese Kategorie umfasst Dienstleistungen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, freiberufliche Dienstleistungen und Unternehmensberatung, technische und handelsbezogene Dienstleistungen, Dienstleistungen von Architektur- und Ingenieurbüros und wissenschaftliche Dienstleistungen, die Bereiche Abfallbehandlung, Landwirtschaft und Bergbau und andere, anderweitig nicht genannte Unternehmensdienstleistungen einschließlich Dienstleistungen für die Wasser-, Dampf-, Gas- und Erdölversorgung sowie die Elektrizitätsverteilung (soweit sie sich von der Elektrizitätsübertragung trennen lässt), Wärme- und Kälteversorgung, Wach- und Sicherheitsdienste und Detekteien, Übersetzen und Dolmetschen, Fotografie, Gebäudereinigung, Grundstücks- und Wohnungswesen und andere Dienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen.

Mit einem Wert von 135 Mrd. EUR bildete der Bereich Verkehr 2016 die zweitgrößte Gruppe der Dienstleistungsausfuhren der EU-28 in Drittländer. Das entspricht einem Anteil von 16 % an den Dienstleistungsausfuhren insgesamt und einem Anstieg um 1 Prozentpunkt gegenüber 2011. Danach folgten die Bereiche Reisen mit ca. 14 % der Dienstleistungsausfuhren in den Jahren 2011 und 2016, ferner Telekommunikations-, EDV- und Informationsdienstleistungen (10 % der Dienstleistungsausfuhren 2016 gegenüber 11 % im Jahr 2011) und Finanzdienstleistungen (11 % der Dienstleistungsausfuhren sowohl 2011 als auch 2016).

Ein ähnliches Bild bietet sich, wenn man den Anteil der in die EU-28 aus Drittstaaten eingeführten Dienstleistungen 2011 und 2016 betrachtet. Sonstige Unternehmensdienstleistungen bildeten auch hier die größte Gruppe mit einem Importwert von 222 Mrd. EUR im Jahr 2016 und einem Anteil von 32 % am Gesamtwert gegenüber 27 % im Jahr 2011. Es folgten Transportleistungen (17 % 2015 gegenüber 24 % 2011), gefolgt von Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum (16 % 2016 gegenüber 9 % 2011) und Reisedienstleistungen (15 % 2016 gegenüber 18 % 2011).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Statistiken über den internationalen Dienstleistungsverkehr liefern monetäre Daten zu diesem Handelsbereich mit einer Analyse nach Art der Dienstleistung (z.B. EDV-Leistungen oder Rechtsberatung) und nach Partnerland. Die Statistiken werden auf der Grundlage der Zahlungsbilanz eines Landes erstellt, in der alle Transaktionen erfasst sind, die zwischen Gebietsansässigen und Gebietsfremden einer Volkswirtschaft stattfinden. Außerdem unterscheidet die Statistik des internationalen Dienstleistungsverkehrs zwischen Transaktionen zwischen den EU-Mitgliedstaaten (Intra-EU) und Transaktionen mit Drittstaaten (Extra-EU). Der Gesamtwert beinhaltet internationale Transaktionen mit allen Ländern weltweit; er schließt sowohl Intra-EU- als auch Extra-EU-Transaktionen ein.

Die Übermittlung von statistischen Daten zum internationalen Dienstleistungsverkehr an Eurostat ist in der Verordnung (EG) Nr. 184/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates geregelt.

Die wichtigsten methodischen Grundlagen für die Erstellung von Statistiken des internationalen Dienstleistungsverkehrs sind:

Die in diesem Artikel präsentierten Daten basieren auf der Methodik des BPM6, das von den EU-Mitgliedstaaten ab dem Referenzjahr 2013 übernommen wurde. Einige Mitgliedstaaten haben auf freiwilliger Basis Daten nach der BPM6-Methodik bis zurück ins Referenzjahr 2010 vorgelegt. Um anhand von Daten, die nach der vorherigen Methodik (BPM5) übermittelt worden sind, eine Zeitreihe ab 2010 für das EU-28-Aggregat berechnen zu können, hat Eurostat die fehlenden Daten für die Mitgliedstaaten, für die keine Daten aus den Jahren vor 2013 verfügbar waren, geschätzt. Vollständige jährliche Daten für die EU-28 und alle Dienstleistungskategorien liegen erst ab 2010 vor.

Daten zum gesamten internationalen Dienstleistungsverkehr der EU-28 für die Jahre vor 2010 lassen sich aber der vierteljährlichen Zahlungsbilanz entnehmen. Daten, die aus beiden Quellen (vierteljährliche Zahlungsbilanz und jährliche Daten zum internationalen Dienstleistungsverkehr), d. h. ab Referenzjahr 2010 vorliegen, können leicht voneinander abweichen. Die Differenzen sind auf Unterschiede im Erfassungsbereich und möglicherweise auch auf unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Erstellung zurückzuführen.

Kontext

Dienstleistungen tragen in erheblichem Maße zum wirtschaftlichen Wohlstand der EU bei. Sie machen in jedem EU-Mitgliedstaat über 50 % des BIP aus. Dabei ist der Wert der Ausfuhren und Einfuhren von Waren in der Regel zwei- bis dreimal höher als von Dienstleistungen. Dieses Ungleichgewicht dürfte zum Teil auf die Besonderheiten mancher Dienstleistungen zurückzuführen sein. So sind beispielsweise freiberufliche Tätigkeiten auf nationaler Ebene unterschiedlich gesetzlich geregelt. Ein weiterer Unterschied zwischen Waren und Dienstleistungen besteht im unmittelbaren Kontakt zwischen Dienstleistungserbringer und Verbraucher. Viele Dienstleistungen sind nicht transportierbar, d. h. sie setzen die räumliche Nähe von Anbieter und Verbraucher voraus. Daher sind Dienstleistungstransaktionen häufig mit Faktormobilität verbunden. Damit ein internationaler Handel mit nicht transportierbaren Dienstleistungen stattfinden kann, muss entweder der Verbraucher den Dienstleistungsanbieter oder der Anbieter den Verbraucher aufsuchen. Ein wichtiges Merkmal von Dienstleistungen besteht in den unterschiedlichen Arten von Dienstleistungserbringung. Dienstleistungen sind häufig auf die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zugeschnitten und somit nicht unbedingt Einheits- oder Massenprodukte. Daher umfassen sie ein breites Spektrum unterschiedlichster Produkte und Tätigkeiten, die kaum mit einer einfachen Definition zu fassen sind. In vielen Fällen sind sie auch kaum von den Waren zu trennen, mit denen sie verbunden sind oder als Paket angeboten werden. Internationale Organisationen erkennen in zunehmendem Maße, dass Möglichkeiten zur Erhebung weitere Daten ausgelotet werden müssen, um Aufschluss darüber zu erhalten, wie Dienstleistungen erbracht werden. Damit sollen in Zukunft bessere politische Entscheidungen auf internationaler Ebene ermöglicht und ergänzende Informationen für bilaterale oder multilaterale Verhandlungen über den Dienstleistungsverkehr bereitgehalten werden. Erste Schritte in diese Richtung wurden bereits getan.

Parallel wurden mehrere Initiativen eingeleitet, die Antworten auf die Fragen geben sollen, welche Unternehmen mit Dienstleistungen handeln, ob diese Anbieter in ausländischer Hand sind und wie viele Beschäftigte sie haben. Ein erster Satz experimenteller Daten zum Dienstleistungsverkehr nach Unternehmensmerkmalen (STEC) wurde bereits erhoben. Er stellt den Versuch dar, die Transaktionen im internationalen Dienstleistungsverkehr anhand von Daten aus verschiedenen Quellen zu messen. Dazu wurden beispielsweise unternehmensbezogene Daten (aus Unternehmensregistern) und Daten zu Dienstleistungsanbietern anhand einer einheitlichen Kennung, der Kennzahl des Unternehmensregisters, miteinander verknüpft. Die an diesem Versuch beteiligten Datenspezialisten haben eine Kreuzklassifikation entwickelt, um neue Daten zur Charakterisierung der am Dienstleistungsverkehr beteiligten Unternehmen zu erhalten.

Obwohl der internationale Dienstleistungsverkehr nur etwa ein Drittel des Warenverkehrs ausmacht, spricht vieles dafür, dass sich der Anteil des Dienstleistungsverkehrs in Zukunft vergrößern wird. Dank technischer Entwicklungen konnte die Handelbarkeit verschiedener Dienstleistungen verbessert werden, sodass beispielsweise Finanzdienstleistungen, Dienstleistungen in den Bereichen Bildung und Gesundheit sowie staatliche Dienstleistungen sehr viel leichter über das Internet erbracht werden können. Außerdem dürfte der internationale Dienstleistungsverkehr durch angestrebte Liberalisierungen erleichtert und damit auch gefördert werden. Auf internationaler Ebene hat die Einbeziehung von Dienstleistungen in die Uruguay-Runde der Handelsverhandlungen zum Abschluss des Übereinkommens über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) geführt, das im Januar 1995 in Kraft getreten ist. Ziele des GATS sind ein höheres Maß an Transparenz und Berechenbarkeit der einschlägigen Vorschriften und Regelungen sowie die Förderung einer schrittweisen Liberalisierung in weiteren Verhandlungsrunden.

Auf EU-Ebene sollte die Richtlinie 2006/123/EG vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt Hindernisse für den Dienstleistungsverkehr beseitigen. Dadurch soll die Entwicklung grenzüberschreitender Tätigkeiten gefördert werden, und für Dienstleistungsunternehmen soll es einfacher werden, sich in anderen EU-Mitgliedstaaten niederzulassen und von dort aus ihre Dienstleistungen anzubieten. Die Richtlinie sieht vor, dass die EU-Mitgliedstaaten „einheitliche Ansprechpartner“ schaffen, um die Unternehmen durch die Bereitstellung von Informationen über das Anbieten von Dienstleistungen im Ausland zu unterstützen. Die Richtlinie zielt darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit nicht nur von Dienstleistungsunternehmen, sondern auch der europäischen Unternehmen insgesamt zu steigern, sodass die Verbraucher von einer größeren Auswahl und besserer Qualität profitieren.

Ende Mai 2012 bestätigte die Europäische Kommission, dass alle EU-Mitgliedstaaten die Dienstleistungsrichtlinie offiziell in nationales Recht umgesetzt hatten. Gemäß Artikel 41 der Richtlinie (der einen umfassenden Bericht über die Anwendung der Richtlinie vorsieht) veröffentlichte die Europäische Kommission am 8. Juni 2012 eine Mitteilung mit dem Titel „Eine Partnerschaft für neues Wachstum im Dienstleistungssektor 2012-2015“ (COM(2012) 261). Die Mitteilung war Teil eines umfassenderen „Dienstleistungspakets“ mit einer Reihe von Vorschlägen, mit denen das Wachstum angekurbelt und das Potenzial des Dienstleistungsmarkts voll ausgeschöpft werden soll.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Datenbank

Internationaler Dienstleistungsverkehr – geographische Aufgliederung (BPM6) (bop_its6)
Internationaler Dienstleistungsverkehr (ab 2010) (BPM6) (bop_its6_det)
Dienstleistungsverkehr, insgesamt, Aufgliederung nach Partner der EU-Mitgliedstaaten (ab 2010) (BPM6) (bop_its6_tot)

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks