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Internationaler Dienstleistungsverkehr

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Daten von August 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Tabelle 1: Dienstleistungsverkehr, 2006 und 2011 (1)
(in Mrd. EUR) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Tabelle 2: Beitrag zum Extra-EU-27-Handel mit Dienstleistungen, 2011 – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Tabelle 3: Beitrag zum Intra-EU-27-Handel mit Dienstleistungen, 2011 – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Abbildung 1: Dienstleistungsverkehr, EU-27, 2010
(Anteil an den Extra-EU-27-Transaktionen in %) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Tabelle 4: EU-27-Dienstleistungsverkehr – Kreditseite, 2006-2011
(in %) – Quelle: Eurostat (tec00080)
Tabelle 5: EU-27-Dienstleistungsverkehr – Debetseite, 2006-2011
(in %) – Quelle: Eurostat (tec00081)
Tabelle 6: Entwicklung des Dienstleistungsverkehrs, EU-27, 2006-2011
(in Mrd. EUR) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)
Abbildung 2: Extra-EU-Handel nach Hauptdienstleistungskategorien, EU-27, 2011 (1)
(in Mrd. EUR) – Quelle: Eurostat (bop_its_det)

Dieser Artikel bietet Informationen zum internationalen Handel mit Dienstleistungen für die Europäische Union (EU), die EU-Mitgliedstaaten, einige Länder der EFTA und Kandidatenländer sowie Japan und die Vereinigten Staaten. Der Artikel liefert hauptsächlich Informationen über die wichtigsten Handelspartner der EU im Dienstleistungsverkehr. Außerdem wird der internationale Handel nach Art der Dienstleistungen analysiert.

Dienstleistungen spielen in allen modernen Volkswirtschaften eine wichtige Rolle. Einem effizienten Dienstleistungssektor wird für den Handel und das Wirtschaftswachstum eine ebenso große Bedeutung beigemessen wie für die Dynamik und die Stabilität der Wirtschaft. Dienstleistungen erfüllen lebensnotwendige Funktionen für Wirtschaft und Industrie insgesamt, beispielsweise auf den Gebieten Finanzen, Logistik und Kommunikation. Ein verstärkter Dienstleistungsverkehr und die höhere Verfügbarkeit von Dienstleistungen können das Wirtschaftswachstum ankurbeln, indem sie die Leistungsfähigkeit anderer Wirtschaftszweige verbessern, denn Dienstleistungen können – insbesondere in einer zunehmend vernetzten, globalisierten Welt – wichtige Vorleistungen darstellen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Der Anteil der Dienstleistungen an den (Extra-EU-27-)Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen war im Zeitraum 2001-2008 relativ stabil. Er bewegte sich zwischen 28 % and 29 %. Dieser Anteil stieg 2009 auf 30,3 % an, bevor er 2010 auf 28,6 % und 2011 noch weiter auf 27,4 % zurückging (den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren). Der Anteil der Dienstleistungen an den (Extra-EU-27-)Einfuhren von Waren und Dienstleistungen erreichte 2002 mit 26,5 % seinen Höhepunkt, danach ging er viermal nacheinander zurück. Der 2006 mit 22,3 % relativ niedrige Anteil der Dienstleistungen an den EU-27-Einfuhren von Waren und Dienstleistungen änderte sich kaum, bis 2009 ein erheblicher Anstieg auf 25,9 % zu verzeichnen war. Die relative Bedeutung des Dienstleistungssektors ging danach erneut zurück; der Sektor machte nur noch einen Anteil von 21,8 % an den EU-27-Einfuhren von Waren und Dienstleistungen aus (ebenfalls der niedrigste Anteil seit mehr als zehn Jahren).

Die EU-27 verzeichnete 2011 einen Überschuss bei den Dienstleistungstransaktionen mit Ländern der übrigen Welt in Höhe von 109,1 Mrd. EUR (vorläufiger Betrag), der sich aus 579,5 Mrd. EUR auf der Kreditseite und 470,4 Mrd. EUR auf der Debetseite ergibt (siehe Tabelle 1).

Das Vereinigte Königreich verbuchte im Jahr 2011 mit 76,6 Mrd. EUR unter allen Mitgliedstaaten den höchsten Überschuss im Dienstleistungsverkehr (Extra- und Intra-EU-Handel zusammen) und lag damit weit vor Spanien (34 Mrd. EUR) und Luxemburg (23 Mrd. EUR) auf den folgenden Plätzen. Am anderen Ende der Skala verzeichnete Deutschland 2011 mit 21,6 Mrd. EUR von allen Mitgliedstaaten das bei weitem größte Defizit bei den Dienstleistungsgeschäften. Dabei ist hervorzuheben, dass der Großteil des internationalen Dienstleistungsverkehrs der Mitgliedstaaten Intra-EU-Geschäfte umfasste, die 2011 auf der Kreditseite 55,7 % und auf der Debetseite 58,5 % des Dienstleistungsverkehrs ausmachten.

Auf die Region Nordamerika, den wichtigsten Außenhandelspartner der EU-27 im internationalen Dienstleistungsverkehr im Jahr 2010, entfielen 26,4 % der gesamten Kredit- und 31,4 % der gesamten Debettransaktionen (siehe Abbildung 1). Die größten Nettosalden bei den Dienstleistungen wurden gegenüber den asiatischen Ländern, den EFTA-Staaten und den Golfstaaten verzeichnet (2010 Überschüsse von mehr als 11 Mrd. EUR). Einen Überschuss verzeichnete die EU-27 auch gegenüber den meisten übrigen Regionen. Für Zentralamerika (5,2 Mrd. EUR), Nordafrika (5 Mrd. EUR) und Nordamerika (110 Mio. EUR) wurden dagegen Negativsalden verzeichnet.

Tabelle 6 zeigt eine ähnliche Entwicklung des Dienstleistungsverkehrs für eine Reihe ausgewählter Handelspartner (eher auf Länder bezogen als auf Regionen). Daraus geht hervor, dass 2011 der wichtigste Handelspartner der EU-27 (vorläufige Zahlen) die Vereinigten Staaten waren, wobei sich die Kredit- und die Debetseite ungefähr die Waage hielten. Der größte Überschuss beim Dienstleistungsverkehr wurde gegenüber Russland verzeichnet (11,8 Mrd. EUR).

Über zwei Drittel der Kredite (67,7 %) und Debete (70,0 %) der EU-27 im internationalen Dienstleistungsverkehr entstanden 2011 in drei Kategorien: Transport, Reiseverkehr und sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen (siehe Abbildung 2). Der höchste Überschuss im Dienstleistungsverkehr wurde mit 45,9 Mrd. EUR bei den sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen verzeichnet, gefolgt von 26,3 Mrd. EUR bei den EDV- und Informationsdienstleistungen, 25,9 Mrd. EUR bei den Finanzdienstleistungen und 21,8 Mrd. EUR beim Transport. Die höchsten Defizite hingegen wurden mit 8,5 Mrd. EUR bei Patenten und Lizenzen und 4,6 Mrd. EUR beim Reiseverkehr registriert.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die fünfte Ausgabe des Zahlungsbilanzhandbuchs (Balance of Payments Manual, Fifth Edition – BPM5) des Internationalen Währungsfonds (IWF) und das Handbuch zur Statistik des internationalen Handels mit Dienstleistungen (Manual on Statistics of International Trade in Services) der Vereinten Nationen manual on statistics of international trade in services] sind die wichtigsten Referenzdokumente zur Methodik für die Erstellung von Statistiken über den internationalen Dienstleistungsverkehr. Die sechste Ausgabe des Zahlungsbilanzhandbuchs (BPM6) wurde im Dezember 2008 fertiggestellt, und die darin enthaltenen Vorgaben sollen ab 2014 gelten.

Die Übermittlung von statistischen Daten über den internationalen Dienstleistungsverkehr an Eurostat ist in der Verordnung (EG) Nr. 184/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates geregelt.

Maßgebend für die geografische Aufschlüsselung des internationalen Dienstleistungsverkehrs ist der Unternehmenssitz des jeweiligen Handelspartners, wobei zwischen folgenden Kategorien unterschieden wird: Intra-EU-Transaktionen, die der Summe der von EU-Mitgliedstaaten gemeldeten Transaktionen mit anderen EU-Mitgliedstaaten entsprechen; Extra-EU-Transaktionen, die den von EU-Mitgliedstaaten gemeldeten Transaktionen mit Ländern außerhalb der EU entsprechen. Die weltweiten Transaktionen entsprechen der Summe der Intra-EU- und der Extra-EU-Transaktionen.

Die von Eurostat produzierten Statistiken über den internationalen Dienstleistungsverkehr gliedern sich in die drei großen Untergruppen Transport, Reiseverkehr und sonstige Dienstleistungen.

  • Transport – Hierunter fallen alle Transportleistungen, die von Gebietsansässigen eines Wirtschaftsgebiets für Gebietansässige eines anderen Wirtschaftsgebiets erbracht werden und die Beförderung von Personen oder Waren (Frachten), die Vermietung (Charterung) von Beförderungsmitteln mit Beförderungspersonal oder damit verbundene Hilfs- und Nebentätigkeiten beinhalten. Dabei werden alle Verkehrsträger berücksichtigt – Seeschifffahrt, Luftfahrt, Raumtransport, Eisenbahnen, Straßenverkehr, Binnenschifffahrt und Rohrfernleitungen –, ebenso sonstige Nebentätigkeiten und Hilfsdienste wie Lagerung und Zwischenlagerung.
  • Reiseverkehr – Hierunter werden hauptsächlich die Waren und Dienstleistungen verbucht, die in einem Wirtschaftsgebiet von Reisenden erworben werden, die sich dort weniger als ein Jahr aufhalten. Die Waren oder Dienstleistungen werden von dem Reisenden oder in seinem Namen erworben oder ihm ohne Gegenleistung (d. h. als Geschenk) zur Nutzung oder Weitergabe zur Verfügung gestellt. Ausgenommen ist die Beförderung von Reisenden innerhalb des Wirtschaftsgebiets, das sie besuchen, sofern diese Beförderung durch Transportunternehmen durchgeführt wird, die nicht in dem besuchten Wirtschaftsgebiet ansässig sind, sowie die grenzüberschreitende Beförderung von Reisenden; beide werden als Personenbeförderung unter Transport verbucht. Ebenfalls ausgenommen sind Waren, die von Reisenden zwecks Weiterverkaufs in ihrem eigenen Wirtschaftsgebiet oder einem anderen Wirtschaftsgebiet erworben werden. Der Reiseverkehr wird untergliedert in die beiden Teilkomponenten Geschäftsreisen und Privatreisen.
  • Sonstige Dienstleistungen – Hierunter fallen die unter Transportleistungen und Reiseverkehr nicht erfassten grenzüberschreitenden Dienstleistungstransaktionen (wie Kommunikations- und Bauleistungen, Versicherungs- und Finanzdienstleistungen, EDV- und Informationsleistungen, Patente und Lizenzen, sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen, Dienstleistungen für persönliche Zwecke, für Kultur und Freizeit sowie Regierungsleistungen).

Kontext

Dienstleistungen tragen zunehmend zum wirtschaftlichen Wohlstand der EU bei – sie machen in jedem Mitgliedstaat über 50 % des BIP aus. Dennoch ist der Wert der Warenausfuhren und -einfuhren in der Regel zwei- bis dreimal höher als der der Dienstleistungen. Dieses Ungleichgewicht dürfte zum Teil der Eigenheit bestimmter Dienstleistungen zuzuschreiben sein, da beispielsweise bestimmte berufliche Tätigkeiten durch unterschiedliche nationale Gesetze geregelt sind. Ein weiterer Unterschied zwischen Waren und Dienstleistungen besteht im unmittelbaren Kontakt zwischen Dienstleistungserbringer und Verbraucher. Viele Dienstleistungen sind nicht transportierbar, das heißt, sie setzen eine räumliche Nähe von Dienstleistungsanbieter und Verbraucher voraus. Diese Voraussetzung der räumlichen Nähe hat zur Folge, dass Dienstleistungstransaktionen oftmals mit Faktormobilität gekoppelt sind. Ein wichtiges Merkmal von Dienstleistungen ist daher, dass es unterschiedliche Arten der Erbringung von Dienstleistungen gibt. Dienstleistungen sind häufig speziell an die Bedürfnisse und den Geschmack der Kunden angepasst und somit keine gleichförmigen Massenprodukte. Damit ein internationaler Handel mit nicht transportierbaren Dienstleistungen stattfinden kann, muss entweder der Verbraucher den Dienstleistungsanbieter oder umgekehrt der Dienstleistungsanbieter den Verbraucher aufsuchen. Zu den Dienstleistungen gehört ein breites Spektrum unterschiedlichster Produkte und Tätigkeiten, die kaum mit einer einfachen Definition zu fassen sind. Zudem sind Dienstleistungen oftmals nur schwer von Waren zu trennen, mit denen sie oft im Verbund oder als Paket vermarktet werden.

Trotz des vergleichsweise geringen Volumens des internationalen Dienstleistungsverkehrs spricht eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass der Dienstleistungsverkehr in nächster Zeit zunehmen wird. Durch technische Entwicklungen konnte die Marktfähigkeit verschiedener Dienstleistungen gesteigert werden, so können heute beispielsweise Finanz-, Bildungs-, Gesundheits- und Regierungsleistungen über das Internet erbracht werden. Zudem ist davon auszugehen, dass der internationale Dienstleistungsverkehr durch Liberalisierungsbestrebungen künftig erleichtert wird und dadurch einen Aufschwung erfährt. Auf internationaler Ebene hat die Einbeziehung der Dienstleistungen in die Uruguay-Runde der Handelsverhandlungen zum Abschluss des Übereinkommens über den Handel mit Dienstleistungen (GATS) geführt, das im Januar 1995 in Kraft trat. Ziele des GATS sind ein höheres Maß an Transparenz und Vorhersagbarkeit der einschlägigen Vorschriften und Bestimmungen sowie die Förderung einer fortschreitenden Liberalisierung im Verlauf weiterer Verhandlungsrunden.

Ziel der Dienstleistungsrichtlinie 2006/123/EG vom 12. Dezember 2006 über Dienstleistungen im Binnenmarkt ist es, die Hindernisse für den Dienstleistungsverkehr zu beseitigen, die Entwicklung von grenzüberschreitenden Tätigkeiten zu ermöglichen und es Dienstleistungsunternehmen zu erleichtern, sich anderswo in der EU niederzulassen oder ihre Dienstleistungen anderswo in der EU anzubieten. Nach der Richtlinie haben die Mitgliedstaaten „einheitliche Ansprechpartner“ zu schaffen, um die Unternehmen durch die Bereitstellung von Informationen über das Anbieten von Dienstleistungen im Ausland zu unterstützen. Mit der Richtlinie soll die Wettbewerbsfähigkeit nicht nur der Dienstleistungsunternehmen, sondern der europäischen Unternehmen insgesamt verbessert werden, und den Verbrauchern sollen gleichzeitig eine größere Auswahl und bessere Qualität geboten werden.

Ende Mai 2012 bestätigte die Europäische Kommission, dass alle Mitgliedstaaten die Dienstleistungsrichtlinie offiziell in nationales Recht übertragen hatten. Nach Artikel 41 der Richtlinie (demzufolge ein umfassender Bericht über die Anwendung der Richtlinie erforderlich ist) veröffentlichte die Europäische Kommission am 8. Juni 2012 eine Mitteilung mit dem Titel „Eine Partnerschaft für neues Wachstum im Dienstleistungssektor 2012-2015“ (COM(2012) 261). Diese Mitteilung war Teil eines umfassenderen „Dienstleistungspakets“, einer Reihe von Vorschlägen, mit denen das Wachstum angekurbelt und das Potenzial des Dienstleistungsmarkts voll ausgeschöpft werden soll.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Internationaler Dienstleistungsverkehr, geografische Aufschlüsselung (t_bop_its)

Datenbank

Internationaler Dienstleistungsverkehr, geografische Aufschlüsselung (bop_its)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch