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Territoriale Typologien

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Daten von Februar 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Spezieller Bereich.
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Üblicherweise wurden territoriale Typologien durch die Bevölkerungsgröße und die Dichte der lokalen Verwaltungseinheiten auf Ebene 2 (Ebene LAU 2) wie Kommunen, Gemeinden oder lokale Behörden bestimmt. Bei den neuen Typologien, die hier beschrieben werden, kommen Bevölkerungs-Rasterzellen zur Anwendung, die eine genauere Charakterisierung von Gebieten und Regionen ermöglichen. Der vorliegende Artikel enthält einen kurzen Überblick über die Typologien sowie Begriffsbestimmungen, terminologische Hinweise und einige grundlegende statistische Angaben.

Bei den vorliegenden Typologien werden Rasterzellen in der Größe von 1 km² gemäß ihren Gemeinsamkeiten bezüglich Bevölkerungsgröße und –dichte verschiedenen Cluster-Typen zugeordnet: Jede Rasterzelle kann nur einem Cluster-Typ zugeordnet werden. Gebiete (Ebene LAU 2) oder Regionen (NUTS-Ebene 3) können anschließend gemäß dem Bevölkerungsanteil an den verschiedenen Cluster-Typen nach bestimmten Gebiets- oder Regionaltypologien klassifiziert werden: Auch hier kann jedes Gebiet der Ebene LAU 2 oder jede Region der NUTS-Ebene 3 nur einem Typ angehören. Bei jeder dieser Typologien (von Clustern, Gebieten oder Regionen) wird das gesamte geografische Gebiet der Europäischen Union (EU) ohne Überschneidungen oder Auslassungen erfasst.

Die Typologie von Gebieten auf der Ebene LAU 2 wird hauptsächlich bei Erhebungen wie der Arbeitskräfteerhebung und der Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) angewandt; die regionale Typologie von Regionen der NUTS-Ebene 3 dient im Wesentlichen der Überwachung der ländlichen Entwicklung.

Karte 1: Cluster-Typen - Quelle: Eurostat, GFS, EFGS, REGIO-GIS
Karte 2: Verstädterungsgrad von Gebieten der Ebene LAU 2 (1) - Quelle: Eurostat (agr_r_accts)
Karte 3: Stadt-Land-Typologie von Regionen der NUTS-Ebene 3 (1) - Quelle: Eurostat (agr_r_accts)
Abbildung 1: Benachbarte Rasterzellen
Tabelle 1: Zusammenfassung der Bezeichnungen der einzelnen Typologien und Kategorien - Quelle: Eurostat, GFS, EFGS, REGIO-GIS
Tabelle 2: Anteil der Bevölkerung nach unterschiedlichen Typologien (1)
(% der Bevölkerung) – Quelle: Eurostat, GFS, EFGS, REGIO-GIS
Tabelle 3: Anteil der Landfläche nach unterschiedlichen Typologien (1)
(% der Landfläche) - Quelle: Eurostat, GFS, EFGS, REGIO-GIS

Typologien

Cluster-Typen

Bei der Typologie von Clustern werden 1 km² große Rasterzellen (und deren Cluster) in drei Typen unterteilt. Als Kriterien werden die Bevölkerungsdichte innerhalb der einzelnen Rasterzellen sowie die kombinierte Bevölkerungsgröße von Clustern zugrunde gelegt, wenn die Cluster aus sich berührenden (also benachbarten oder angrenzenden) Zellen bestehen; der Begriff der „sich berührenden Zellen“ und das so genannte Lückenschließungsverfahren bei Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte werden im Folgenden näher erläutert. Bei der Typologie werden die drei folgenden Typen von Rasterzellen oder Clustern angewandt:

  • Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte/städtische Zentren/urbane Zentren: Cluster sich berührender Rasterzellen (Kontiguität) von 1 km² Größe mit einer Dichte von mindestens 1 500 Einwohnern pro km² und mindestens 50 000 Einwohnern nach der Lückenschließung;
  • städtische Cluster: Cluster sich berührender Rasterzellen von 1 km²mit einer Dichte von mindestens 300 Einwohnern pro km² und mindestens 5 000 Einwohnern;
  • ländliche Rasterzellen: Rasterzellen außerhalb der Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte und der städtischen Cluster.

Sich berührende Zellen und Lückenschließung bei Anwendung der Cluster-Typologie

Zur Bestimmung der Bevölkerungsgröße müssen die Rasterzellen in Cluster unterteilt werden. Bei den hier dargelegten Methoden werden für die Festlegung der Cluster drei unterschiedliche Kontiguitätsregeln verwendet, die im Folgenden erläutert werden.

  1. Kontiguität einschließlich der Diagonalen — für städtische Cluster. Überschreitet das zentrale Quadrat (Rasterzelle) in Abbildung 1 die Schwelle für die Bevölkerungsdichte, wird das Quadrat mit allen acht es umgebenden Rasterzellen, die diese Schwelle überschreiten, in dieselbe Gruppe eingeordnet.
  2. Kontiguität unter Ausschluss der Diagonalen — für Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte. Überschreitet das zentrale Quadrat (Rasterzelle) in Abbildung 1 die Schwelle für die Bevölkerungsdichte, wird es mit allen vier Zellen, die unmittelbar darüber, darunter oder daneben liegen und diese Schwelle ebenfalls überschreiten, in dieselbe Gruppe eingeordnet. Dementsprechend können die Zellen mit den Nummern 2, 4, 5 und 7 in denselben Cluster aufgenommen werden, die Zellen 1, 3, 6 und 8 hingegen nicht, weil sie über die Diagonale miteinander verbunden sind.
  3. Mehrheitsregel oder Lückenschließung — für Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte

Bei den Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte besteht das Ziel darin, lückenlose urbane Zentren zu ermitteln. Enklaven müssen daher aufgefüllt werden. Befindet sich das zentrale Quadrat in Abbildung 1 nicht von vornherein in einem Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte, so wird es einem solchen hinzugefügt, wenn fünf oder mehr der acht es umgebenden Zellen (daher einschließlich der Diagonalen) einem einzigen Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte angehören. Diese Regel wird so lange angewendet, bis keine weiteren Zellen hinzugefügt werden können.

Typologie des Verstädterungsgrades für Gebiete der Ebene LAU 2 – eine Typologie der Gebiete

In Abhängigkeit vom Bevölkerungsanteil in den unterschiedlichen Cluster-Typen werden Gebiete der Ebene LAU 2 in drei Verstädterungsgrade unterteilt.

  • Dicht besiedelte Gebiete/Städte/städtische Ballungsräume: Mindestens 50 % der Bevölkerung lebt ihn Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte [1].
  • Gebiete mit mittlerer Bevölkerungsdichte/Städte und Vororte/kleinstädtische Gebiete: Weniger als 50 % der Bevölkerung leben in ländlichen Rasterzellen und weniger als 50 % leben in Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte.
  • Dünn besiedelte Gebiete/ländliche Gebiete: Mehr als 50 % der Bevölkerung leben in ländlichen Rasterzellen.

Stadt-Land-Typologie von Regionen der NUTS-Ebene 3 – eine regionale Typologie

In Abhängigkeit vom Anteil der ländlichen Bevölkerung (mit anderen Worten dem Anteil der Bevölkerung, die in ländlichen Rasterzellen leben) werden die Regionen der NUTS-Ebene 3 in die folgenden drei Gruppen unterteilt:

  • überwiegend städtische Regionen/städtische Regionen: Die ländliche Bevölkerung macht weniger als 20 % der Gesamtbevölkerung aus;
  • intermediäre Regionen: Die ländliche Bevölkerung macht zwischen 20 % und 50 % der Gesamtbevölkerung aus;
  • überwiegend ländliche Regionen/ländliche Regionen: Die ländliche Bevölkerung macht 50 % oder mehr der Gesamtbevölkerung aus.

In einem letzten Schritt wird die Größe der Städte in der Region zugrunde gelegt.

  • Eine Region, die nach den oben genannten Kriterien als überwiegend ländlich eingestuft wurde, wird der intermediären Kategorie zugeordnet, wenn sich dort eine Stadt mit mehr als 200 000 Einwohnern befindet, die mindestens 25 % der regionalen Bevölkerung ausmachen.
  • Eine Region, die nach den oben genannten Kriterien als intermediär eingestuft wurde, wird der städtischen Kategorie zugeordnet, wenn sich dort eine Stadt mit mehr als 500 000 Einwohnern befindet, die mindestens 25 % der regionalen Bevölkerung ausmachen.

Zusammenfassende Tabelle: Bezeichnungen und Alternativbezeichnungen

Die Bezeichnungen der Typologien und Kategorien können sich je nach Kontext, Nutzer oder Verbreitungsart unterscheiden. Tabelle 1 enthält eine Übersicht über die verwendeten Bezeichnungen und die geografischen Ebenen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Bevölkerungsanteil nach Art des Gebiets

Obgleich diese Typologien ähnliche Muster aufweisen, kann die Verwendung unterschiedlicher Typologien zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Aus Tabelle 1 geht demnach hervor, dass etwa 34 % der EU-27-Bevölkerung in ländlichen Rasterzellen, 29 % in dünn besiedelten Gebieten und 24 % in überwiegend ländlichen Gebieten lebten.

Darüber hinaus variieren die Zahlen auf nationaler Ebene stärker als auf der EU-Ebene insgesamt. Wie Tabelle 2 zeigt, lebten 35 % der bulgarischen Bevölkerung in Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte, 43 % in dicht besiedelten Gebieten und 15 % in überwiegend städtischen Regionen.

Anteil der Landfläche nach Art des Gebiets

Die unter Verwendung dieser verschiedenen Typologien gewonnenen Daten zeigen für die Landflächen ein breiteres Spektrum an Ergebnissen als für die Bevölkerung. Wie aus Tabelle 3 hervorgeht, waren 3 % der Landfläche der EU-27 von städtischen Clustern, 13 % von Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte und 35 % von intermediären Regionen bedeckt. Auch hier variieren die Zahlen auf nationaler Ebene stärker als auf der Ebene der EU insgesamt, wie Tabelle 3 deutlich zeigt.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Mit diesen Typologien werden unterschiedliche Gebiete klassifiziert und auf verschiedenen geografischen Ebenen definiert, nämlich Rasterzellen, Gebiete der Ebene LAU 2 und Regionen der NUTS-Ebene 3. Allerdings kann die Analyse der statistischen Daten auf der Grundlage dieser Typologien auf eine höhere geografische Ebene übertragen werden. So ist der Anteil der Landflächen in der EU-27, die sich aus intermediären Regionen zusammensetzen, ein deutliches Anzeichen dafür, dass in der EU die regionale Typologie überwiegt. Ein ähnlicher Indikator könnte auch auf die nationale Ebene sowie auf die NUTS-Ebenen 1, 2 und 3 übertragen werden. Allerdings können in einigen Fällen statistische Daten, die auf diesen Typologien beruhen, nur für die EU insgesamt oder auf nationaler Ebene berechnet und verbreitet werden. Dies lässt sich im Wesentlichen mit Repräsentativität, Vertraulichkeit und Verlässlichkeit des Indikators begründen. Einige Erhebungen, beispielsweise die Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (SILC), liefern verlässliche statistische Angaben zum Grad der Verstädterung in dünn besiedelten Gebieten auf nationaler Ebene, nicht aber auf NUTS-Ebene 3.

Kontext

Die Europäische Kommission hat Typologien auf der Grundlage von Bevölkerungsgröße und –dichte eingeführt, um die Lage und Entwicklung in den städtischen und ländlichen Gebieten zu überwachen.Im Vertrag über die Europäische Union (auch als Vertrag von Maastricht bezeichnet) wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass den ländlichen Gebieten und ländlichen Regionen besondere Aufmerksamkeit gelten muss.

Im Vertrag von Lissabon ist der territoriale Zusammenhalt neben dem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt als eines der Ziele der EU aufgeführt. Dieses neue Konzept wurde in einem Grünbuch zum territorialen Zusammenhalt: Territoriale Vielfalt als Stärke (KOM(2008) 616) vorgestellt und die Debatte wurde 2009 im 6. Zwischenbericht über den Zusammenhalt zusammengefasst. Im 5. Bericht über den Zusammenhalt werden die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dem territorialen Zusammenhalt erläutert und dargelegt, wie diese in politische Vorschläge umgesetzt werden können. Eine der wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dem territorialen Zusammenhalt ist der Bedarf an Daten über unterschiedliche territoriale Ebenen, insbesondere für untergeordnete geografische Einheiten. Die Klassifikation des Verstädterungsgrades bietet einen einmaligen Einblick in Entwicklungen auf lokaler Ebene und zeigt deutlich die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Spezieller Bereich

Städtestatistiken – Urban Audit

Methodik / Metadaten

  • Sie finden hier eine Datei mit allen Klassifikationen. Dieser Link funktioniert möglicherweise nicht mit bestimmten Versionen des Internet Explorer. Bei Problemen versuchen Sie es bitte mit Chrome, Opera oder Firefox.

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

  • Städtische/ländliche Typologien. Überblicksplakat, veröffentlicht von der GD Regionalpolitik (auf Englisch):
Urban rural poster.png

Weblinks

Siehe auch

Fußnoten

  1. Darüber hinaus sollten in jedem Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte mindestens 75 % der Bevölkerung in dicht besiedelten Gebieten der Ebene LAU 2 leben. Damit wird auch sichergestellt, dass alle Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte von mindestens einer dicht besiedelten LAU-2-Einheit vertreten werden, auch wenn auf dieses Cluster weniger als 50 % der Bevölkerung dieser LAU-2-Einheit entfallen.