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Archive:Stromerzeugung, Stromverbrauch und Marktüberblick

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In diesem Artikel wird der Strommarkt in der Europäischen Union (EU) beschrieben. Bei der Analyse der Stromerzeugung wird nach verschiedenen hierfür eingesetzten Energiequellen unterschieden. Ferner werden Statistiken zum Grad der Liberalisierung der Strommärkte (gemessen am Marktanteil des größten Stromerzeugers) untersucht und abschließend nähere Angaben zum Stromverbrauch der privaten Haushalte gemacht.

Im September 2007 verabschiedete die Europäische Kommission ihr drittes Legislativpaket zur Liberalisierung der Energiemärkte. Dieses Paket enthielt Vorschläge für die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Energiemarkts, die Ausweitung der Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher, die Förderung fairerer Energiepreise, die Schaffung eines Angebots an umweltfreundlicherer Energie und die Erhöhung der Versorgungssicherheit. Zur Verwirklichung dieser Ziele sehen die Vorschläge vor, Erzeugung und Versorgung von den Übertragungsnetzen zu trennen, den grenzüberschreitenden Energiehandel zu erleichtern, Zusammenarbeit und Investitionen im Energiebereich über die Grenzen hinweg zu fördern, die Effizienz der Regulierung zu optimieren, die Markttransparenz zu verbessern und die Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten zu stärken.

Tabelle 1: Nettostromerzeugung, 1999-2009
(in 1000 GWh) – Quelle: Eurostat (nrg_105a)
Abbildung 1: Nettostromerzeugung, EU-27, 2009 (1)
(in % der Gesamterzeugung, basierend auf GWh) – Quelle: Eurostat (nrg_105a)
Abbildung 2: Anteil des größten Erzeugers am Strommarkt, 2009 (1)
(in % der Gesamterzeugung) – Quelle: Eurostat (tsier060)
Abbildung 3: Stromverbrauch der privaten Haushalte, 2009
(1999=100) – Quelle: Eurostat (tsdpc310)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Stromerzeugung

Die Nettostromerzeugung belief sich 2009 in der EU-27 auf insgesamt 3,0 Mio. Gigawattstunden (GWh). Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Rückgang um 4,9 %, der zum Teil den Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise zuzuschreiben war. Durch diesen starken Rückgang der Stromerzeugung wurden die in den fünf vorangegangenen Jahren verzeichneten Anstiege wieder ausgeglichen, und die Stromerzeugung lag 2009 ungefähr wieder auf dem gleichen Stand wie 2003 (siehe Tabelle 1). 2009 war seit 1992 (0,5 %) das erste Jahr, in dem die Nettostromerzeugung gegenüber dem Vorjahr rückläufig war. In den Jahren von 1992 bis 2008 verzeichnete die EU-27 einen durchschnittlichen Anstieg der Nettostromerzeugung um 1,7 % pro Jahr. Von den Mitgliedstaaten wiesen Estland, Rumänien und Ungarn 2009 (gegenüber 2008) die stärksten Rückgänge bei der Nettostromerzeugung aus, nämlich jeweils mehr als 10 %. Lediglich Litauen (10,7 %) verzeichnete 2009 eine Steigerung seiner Nettostromerzeugung im zweistelligen Bereich, allerdings fielen die Anstiege in Portugal (9,3 %) und Luxemburg (9,0 %) nur wenig niedriger aus.

Mehr als ein Viertel der Nettostromerzeugung in der EU-27 stammte 2009 aus Kernkraftwerken (27,8 %), ein fast genau doppelt so großer Anteil (55,4 %) wurde in Kraftwerken erzeugt, die mit Brennstoffen wie Erdgas, Kohle oder Öl betrieben werden. Von den erneuerbaren Energiequellen (Abbildung 1) entfiel 2009 der größte Anteil der Nettostromerzeugung auf Wasserkraft (11,6 %), gefolgt von Windturbinen (4,3 %) und Solarenergie (0,5 %).

Die relative Bedeutung von Brennstoffen nahm von 54,1 % im Jahr 1999 auf 58,1 % im Jahr 2007 zu und ging dann 2009 wieder auf 55,4 % zurück. Im gleichen Zeitraum verringerte sich der Anteil der Kernenergie an der Nettostromerzeugung von 32,1 % im Jahr 1999 auf nur noch knapp 28 %. Bei den erneuerbaren Energiequellen blieb der Anteil der Nettostromerzeugung aus geothermischen Energiequellen zwischen 1999 und 2009 konstant auf niedrigem Niveau (zwischen 0,15 % und 0,17 %), während der Anteil des in Wasserkraftwerken erzeugten Stroms zunächst von 13,0 % im Jahr 1999 auf 13,5 % 2001 stieg, sich dann aber zwischen 2002 und 2009 im Bereich zwischen 10,6 % und 11,6 % stabilisierte. Die Anteile der Solar- und der Windenergie hingegen nahmen erheblich zu, wenngleich der Anteil der Solarenergie nach wie vor gering ist: Der Anteil der Nettostromerzeugung aus Solarkraft stieg von nahezu Null im Jahr 1999 auf 0,5 % im Jahr 2009. Der Anteil der Energie aus Windturbinen erhöhte sich von 0,5 % (1999) auf 4,3 % (2009).

Marktanteile

Deutschland und Frankreich lagen 2009 in der EU-27 in der Rangfolge der Stromerzeuger mit 18,3 % bzw. 17,0 % vorn; als einziger anderer Mitgliedstaat wies noch das Vereinigte Königreich einen zweistelligen Anteil auf (11,8 %). Spanien konnte seine relative Bedeutung für die Stromerzeugung in der EU-27 zwischen 1999 und 2009 um 2,1 Prozentpunkte auf 9,3 % deutlich steigern (siehe Tabelle 1).

Als ein Maß für den Fortschritt bei der Liberalisierung des Strommarkts wird der Marktanteil des größten Stromerzeugers in den betreffenden Ländern herangezogen (siehe Abbildung 2). In den beiden kleinen Inselstaaten Zypern und Malta bestand 2009 ein vollständiges Monopol: Hier wurden 100 % des Stroms vom größten (und einzigen) Erzeuger geliefert. Zwei weitere Mitgliedstaaten – Estland und Griechenland – meldeten Anteile des größten Stromanbieters von 90 % oder mehr. In elf der 23 Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, stammten weniger als 50 % des gesamten Stroms vom größten Erzeuger. Den niedrigsten Wert meldete Polen (18,1 %).

Stromverbrauch der Haushalte

In den zehn Jahren von 1999 bis 2009 stieg der Stromverbrauch der privaten Haushalte in der EU 27 um insgesamt 18,5 % (siehe Abbildung 3). Einige Mitgliedstaaten verzeichneten einen noch wesentlich stärkeren Anstieg, insbesondere Zypern, Spanien, Portugal, Rumänien und die drei baltischen Mitgliedstaaten, wo der Zuwachs mindestens doppelt so hoch ausfiel wie im Durchschnitt der EU 27. Am anderen Ende der Skala stehen zwei Mitgliedstaaten, in denen sich der Stromverbrauch rückläufig entwickelte (Belgien und die Slowakei). Es ist davon auszugehen, dass diese Ergebnisse für den Gesamtstromverbrauch privater Haushalte zum Teil von der durchschnittlichen Zahl der Haushaltsmitglieder und der Gesamtzahl der Haushalte beeinflusst sind – beides Faktoren, die mit der Bevölkerungsentwicklung zusammenhängen.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Strom wird als primäres oder sekundäres Produkt in Kraftwerken erzeugt. Die Gesamtmenge des erzeugten Stroms wird als Bruttostromerzeugung bezeichnet. Die Kraftwerke verbrauchen jedoch eine gewisse Menge an Elektrizität für den Eigenbedarf (in Hilfsaggregaten und Transformatoren). Die Nettostromerzeugung erhält man, wenn man diese Menge von der Bruttoerzeugung abzieht. Die Nettoerzeugung wird über nationale Übertragungs- und Verteilungsnetze an die Endverbraucher geleitet, in Elektrokesseln oder Wärmepumpen in Wärme verwandelt, mit Hilfe von Pumpspeicherwerken gespeichert oder gehandelt (aus- oder eingeführt).

Der Endstromverbrauch umfasst den an den Endverbraucher (Industrie, Verkehr, Haushalte und andere Sektoren) gelieferten Strom. Nicht enthalten sind die zur Umwandlung und/oder für den Eigenverbrauch der Energieerzeuger gelieferten Mengen sowie Netzverluste.

Der Marktanteil der Stromerzeuger basiert auf der Nettostromerzeugung; der von den Erzeugern selbst verbrauchte Strom wird dabei also nicht berücksichtigt.

Kontext

Seit Juli 2004 können Kleinbetriebe in der EU ihren Gas- oder Stromlieferanten frei wählen, und im Juli 2007 wurde dieses Recht auf alle Verbraucher ausgeweitet. In allen Mitgliedstaaten wurden unabhängige nationale Regulierungsbehörden eingerichtet, um die Ordnungsmäßigkeit der Tätigkeit von Lieferanten und Netzbetreibern zu gewährleisten. Nachdem jedoch bei der Öffnung der Märkte Mängel festgestellt worden waren, wurde beschlossen, ein drittes Legislativpaket mit Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die sicherstellen sollen, dass alle Nutzer von den Vorteilen eines echtem Wettbewerb unterliegenden Energiemarkts profitieren können. Im September 2007 verabschiedete die Europäische Kommission ihr drittes Legislativpaket zur Liberalisierung der Energiemärkte. Dieses Paket enthielt Vorschläge für die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Energiemarkts, die Ausweitung der Wahlmöglichkeiten für die Verbraucher, die Förderung fairerer Energiepreise, die Schaffung eines Angebots an umweltfreundlicherer Energie und die Erhöhung der Versorgungssicherheit. Im Laufe des Jahres 2009 stimmten das Europäische Parlament und der Ratmehreren dieser Vorschläge zu. Die entsprechenden Rechtsvorschriften traten im März 2011 in Kraft:

  • Verordnung 713/2009 vom 13. Juli 2009 zur Gründung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden;
  • Verordnung 714/2009 vom 13. Juli 2009 über die Netzzugangsbedingungen für den grenzüberschreitenden Stromhandel und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1228/2003;
  • Richtlinie 2009/72/EG vom 13. Juli 2009 über gemeinsame Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 2003/54/EG.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Abhängigkeit von Primärenergieeinfuhren, steigender Öl- und Gaspreise und der Verpflichtung zur Reduzierung des Treibhausgasausstoßes ist die Nutzung von Kernenergie zur Stromerzeugung wieder stärker ins Blickfeld gerückt. Diese Aspekte und seit langer Zeit gehegte Bedenken gegenüber der Sicherheit von Kernkraftwerken und den Abfällen aus Kernkraftwerken wurden gegeneinander abgewogen. Am 25. Juni 2009 erließ der Europäische Rat die Richtlinie 2009/71 über einen Gemeinschaftsrahmen für die nukleare Sicherheit kerntechnischer Anlagen. Die Sicherheit der Kernenergie wurde durch die Katastrophe von Fukushima Dai-ichi nach dem Erdbeben im Osten Japans (Region Tōhoku) und dem anschließenden Tsunami im März 2011 in Frage gestellt. Während einige Mitgliedstaaten bestehende Reaktoren weiterbetrieben oder an ihren Plänen zum Bau neuer Kernkraftwerke festhielten, beschlossen andere, ihren Umgang mit bestehenden Anlagen zu überprüfen bzw. in einigen Fällen zu ändern und vom Bau geplanter Kernkraftwerke abzusehen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Energiestatistik - Hauptindikatoren (t_nrg_indic)
Marktanteil des größten Erzeugers im Strommarkt (ten00119)
Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energiequellen (tsdcc330)
Energiestatistik - Mengen (t_nrg_quant)
Bruttostromerzeugung insgesamt (ten00087)
Electricity generation by origin: hard coal (ten00088)
Electricity generation by origin: petroleum products (ten00089)
Electricity generation by origin: natural gas (ten00090)
Electricity generation by origin: nuclear (ten00091)
Electricity generation by origin: hydroelectricity (ten00092)
Electricity generation by origin: wind (ten00093)
Stromverbrauch der Industrie, des Verkehrswesens und der privaten Haushalte/Dienstleistungen (ten00094)
Stromverbrauch der Privathaushalte (tsdpc310)
Energiestatistik - Preise (t_nrg_price)
Strompreise nach Art des Benutzers (ten00117)
Electricity prices for large industrial standard consumers (ten00105)

Datenbank

Energiestatistik - Hauptindikatoren (nrg_indic)
Marktanteil des größten Erzeugers im Strommarkt - jährliche Daten (nrg_ind_331a)
Energy Statistics - Euro-indicators in energy - monthly data (nrg_ind_34m)
Versorgung - Elektrizität - monatliche Daten (nrg_ind_342m)
Energiestatistik - Mengen, jährliche Daten (nrg_quant)
Versorgung, Umwandlung, Verbrauch - Elektrizität - jährliche Daten (nrg_105a)
Versorgung - Elektrizität - monatliche Daten (nrg_105m)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

  • Richtlinie 2009/72/EG ovom 13. Juli 2009 über gemeinsame Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt und zur Aufhebung der Richtlinie 2003/54/EG (Text von Bedeutung für den EWR)
  • Verordnung (EG) Nr. 713/2009 vom 13. Juli 2009 zur Gründung einer Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (Text von Bedeutung für den EWR)
  • Verordnung (EG) Nr. 714/2009 odes Europäischen Parlaments und des Rates vom 13. Juli 2009 über die Netzzugangsbedingungen für den grenzüberschreitenden Stromhandel und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1228/2003 (Text von Bedeutung für den EWR)

Weblinks

Siehe auch