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Archive:BIP auf regionaler Ebene

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Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein wichtiges Maß der wirtschaftlichen Entwicklung und des Wirtschafswachstums einer Nation. In diesem Kapitel wird das Wirtschaftswachstum in den einzelnen Regionen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Kandidatenländer Kroatien und ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien betrachtet. Dabei wird festgestellt, dass die Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten recht groß sind, sich allerdings verringern.

Die wirtschaftliche Tätigkeit wird in der Landeswährung ausgedrückt, die in Kaufkraftparitäten (KKP) umgerechnet wird. Dabei werden die unterschiedlichen Preisniveaus in den Mitgliedstaaten berücksichtigt und so genauere Vergleiche ermöglicht. Anhand der KKP wird das BIP in eine künstliche gemeinsame Währung, die sogenannten Kaufkraftstandards (KKS), umgewandelt. Dadurch kann die Kaufkraft in verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Währungen verglichen werden.

Schließlich wird die wirtschaftliche Dynamik in den Regionen der Mitgliedstaaten und der Kandidatenländer untersucht, wobei sich zeigt, dass die neuen Mitgliedstaaten weiterhin in relativ hohem Tempo aufholen.


Wichtigste statistische Ergebnisse

Regionales BIP pro Einwohner im Jahr 2008

Karte 7.1 zeigt das BIP pro Einwohner (als prozentualer Anteil am Durchschnitt der EU-27 mit 25 100 KKS) für die Europäische Union, Kroatien, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und die Türkei, die nach einer längeren Unterbrechung zum ersten Mal wieder Daten (für die Referenzjahre 2004-2006) entsprechend dem Lieferprogramm des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG95) zur Verfügung gestellt hat.

Die Regionen mit dem höchsten BIP je Einwohner finden sich im Süden Deutschlands und des Vereinigten Königreiches, im Norden Italiens, in Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Irland sowie in Skandinavien. Die Regionen in der Nähe einiger Hauptstädte, nämlich Comunidad de Madrid (Spanien), Île de France (Frankreich), Praha (Tschechische Republik) and Bratislavský kraj (Slowakei), fallen ebenfalls in diese Kategorie. Die wirtschaftlich schwächeren Regionen konzentrieren sich an der südlichen, südwestlichen und südöstlichen Peripherie der Union sowie in Ostdeutschland und den neuen Mitgliedstaaten, außerdem in Kroatien, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien und in der Türkei.

Die detaillierte Datenanalyse in diesem Kapitel klammert die Türkei aus, da die verfügbaren Daten aus Zeitreihen bestehen, die nur bis 2006 reichen, d. h. zwei Referenzjahre weniger umfassen als für die anderen Länder.

Das BIP innerhalb der EU liegt zwischen 28 % (6500 KKS) des EU-27-Durchschnitts je Einwohner in Severozapaden in Bulgarien und 343 % (85 800 KKS) in der britischen Hauptstadtregion Inner London.

Das Verhältnis zwischen den beiden Enden der Verteilung beträgt demnach 13,2:1. Luxembourg mit 280 % (70 000 KKS) und Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (Belgien) mit 216 % (54 100 KKS) folgen auf Rang zwei und drei, Groningen (Niederlande) mit 198 % (49 700 KKS), Hamburg (Deutschland) mit 188 % (47 100 KKS) und Praha (Tschechische Republik) mit 173 % (43 200 KKS) auf Rang vier, fünf und sechs. Praha bleibt damit die Region mit dem höchsten BIP je Einwohner in den neuen Mitgliedstaaten; Bratislavský kraj (Slowakei) folgt mit 167 % (41 800 KKS) an neunter Stelle der 275 statistischen Gebiete (der sogenannten NUTS-2-Regionen der hier untersuchten Länder – 271 Regionen in der EU plus drei Regionen in Kroatien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien). Doch müssen Praha und Bratislavský kraj in Bezug auf die Regionen in den neuen Mitgliedstaaten, die 2004 beitraten, als Ausnahmen betrachtet werden. Die danach folgenden wohlhabendsten Regionen in den neuen Mitgliedstaaten liegen weit zurück: Bucureşti - Ilfov in Rumänien mit 113 % (28 300 KKS) auf Platz 74, Zahodna Slovenija (Slowenien) mit 109 % (27 300 KKS) auf Platz 87, Közép-Magyarország (Ungarn) mit 107 % (26 800 KKS) auf Platz 96 und Zypern mit 97 % (24 400 KKS) auf Platz 129.

Mit Ausnahme von vier anderen Regionen (Mazowieckie in Polen, Sjeverozapadna Hrvatska in Kroatien, Malta und Vzhodna Slovenija in Slowenien) weisen alle übrigen Regionen der neuen Mitgliedstaaten, Kroatiens und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien ein BIP pro Einwohner in KKS von weniger als 75 % des Durchschnitts der EU-27 auf.

Entsprechend lag das BIP 2008 in 67 Regionen unter 75 % des EU-27-Durchschnitts. Rund 24,4 % der Bevölkerung der EU, Kroatiens und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien leben in diesen 67 Regionen. Nur ein Viertel dieser Regionen befindet sich in den EU-15-Ländern, während drei Viertel in den neuen Mitgliedstaaten, Kroatien und in der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien liegen.

Am oberen Ende des Spektrums weisen 40 Regionen ein BIP je Einwohner von mehr als 125 % des EU-27-Durchschnitts auf. In diesen Regionen leben 19,4 % der Bevölkerung. In den Regionen mit einem BIP je Einwohner zwischen 75 % und 125 % des EU-27-Durchschnitts wohnen 56 % und damit eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung der hier betrachteten 29 Länder (EU-27, Kroatien und ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien). Rund 9,3 % der Bevölkerung leben in den 27 Regionen, deren BIP je Einwohner unter 50 % des EU-27-Durchschnitts liegt. Mit Ausnahme des französischen Überseedepartements Guyane befinden sich alle diese Regionen in den neuen Mitgliedstaaten, Kroatien und der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien.

Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner, in Kaufkraftstandard (KKS), höchste und niedrigste Werte für NUTS-2-Regionen in jedem Land, 2008 (¹)(in % des EU-27 Durchschnitts, EU-27 = 100) - Quelle: Eurostat (nama_r_e2gdp)

Große regionale Streuung auch innerhalb der Länder

Wie Schaubild 7.1 zeigt, gibt es auch innerhalb der Länder beträchtliche Unterschiede zwischen den Regionen. In 13 der 23 hier betrachteten Länder mit mehreren NUTS-2-Regionen war der höchste Wert des BIP je Einwohner im Jahr 2008 mehr als doppelt so hoch wie der niedrigste Wert. Zu dieser Gruppe gehören sieben der neun neuen Mitgliedstaaten/Kandidatenländer, aber nur sechs der 14 EU-15-Mitgliedstaaten mit mehr als einer NUTS-2-Region.

Die größten regionalen Differenzen zeigen sich in der Türkei, die einen Faktor von 4,9 zwischen den beiden Extremwerten aufweist, sowie im Vereinigten Königreich und Rumänien mit einem Faktor von 4,8 bzw. 3,9. Die niedrigsten Werte verzeichnen Slowenien, Irland und Schweden mit einem Faktor von 1,4 bzw. 1,6 und 1,6. Maßvolle regionale Divergenzen im BIP je Einwohner (d. h. Faktoren zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert von weniger als 2) sind mit Ausnahme von Slowenien und Kroatien nur in den EU-15-Mitgliedstaaten zu beobachten.

In allen neuen Mitgliedstaaten, Kroatien sowie einer Reihe von EU-15-Mitgliedstaaten konzentriert sich ein erheblicher Teil der wirtschaftlichen Tätigkeit auf die Regionen, in denen die Hauptstadt liegt. Infolgedessen sind diese Regionen in 18 der 23 betrachteten Länder mit mehreren NUTS-2-Regionen gleichzeitig die Regionen mit dem höchsten BIP je Einwohner. Karte 7.1 beispielsweise zeigt deutlich die herausgehobene Stellung von Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest (Belgien), Yugozapaden (Bulgarien), Praha (Tschechische Republik), Attiki (Griechenland), Comunidad de Madrid (Spanien), Île de France (Frankreich) und Lisboa (Portugal) sowie Közép-Magyarország (Ungarn), Bratislavský kraj (Slowakei), Inner London (Vereinigtes Königreich), Mazowieckie (Polen) und Bucureşti - Ilfov (Rumänien).

Ein Vergleich der Spannweiten zwischen 2000 und 2008 zeigt jedoch, dass sich die Entwicklung in den EU-15-Ländern erheblich von der in den neuen Mitgliedstaaten unterscheidet. Während die Spannweiten zwischen den regionalen Extremwerten in den neuen Mitgliedstaaten sowie in Kroatien meist zunehmen, gehen sie in jedem zweiten EU-15 Land zurück.

Abbildung 1: Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner, in Kaufkraftstandard (KKS), höchste und niedrigste Werte für NUTS-2-Regionen in jedem Land, 2008 (¹) (in % des EU-27 Durchschnitts, EU-27 = 100) - Quelle: Eurostat (online Datenkode: nama_r_e2gdp)

Dynamischer Aufholprozess in den neuen Mitgliedstaaten

Karte 7.2 zeigt, wie stark sich das BIP je Einwohner zwischen 2000 und 2008 im Vergleich zum EU-27-Durchschnitt verändert hat (ausgedrückt in Prozentpunkten des EU-27-Durchschnitts). Wirtschaftlich dynamische Regionen, deren BIP je Einwohner im Vergleich zum Durchschnitt der Union um mehr als drei Prozentpunkte zugenommen hat, erscheinen in grün. Auf der anderen Seite erscheinen die Regionen mit schwacher Dynamik (Rückgang des BIP je Einwohner gegenüber dem EU-27-Durchschnitt um mehr als drei Prozentpunkte) in orange und rot. Die Spannweite reicht von +58 Prozentpunkten für Bratislavský kraj (Slowakei) bis zu -40 Prozentpunkten für Région de Bruxelles-Capitale/Brussels Hoofdstedelijk Gewest in Belgien.

Die Karte zeigt eine deutlich überdurchschnittliche wirtschaftliche Dynamik in den südwestlichen, östlichen und nördlichen Randgebieten der EU, und zwar nicht nur in den EU-15-Ländern, sondern auch und vor allem in den neuen Mitgliedstaaten sowie in Kroatien und einigen Regionen der Türkei.

Bei den EU-15-Mitgliedstaaten ist ein kräftiges Wachstum besonders auffällig in Spanien, in Teilen der Niederlande und Griechenlands sowie im Norden Finnlands und Schwedens. Andererseits hält in mehreren EU-15-Ländern das schwache Wachstum, das vor einigen Jahren einsetzte, an. Italien und Frankreich sind davon besonders hart betroffen. Innerhalb des Achtjahreszeitraums 2000-08 erzielte keine einzige Region die durchschnittliche Wachstumsrate der EU-27. Die Wirtschaftsleistung war auch in mehreren Regionen Deutschlands, Portugals, Schwedens und des Vereinigten Königreichs schwach. Irland ist ein Sonderfall. Aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise fielen beide NUTS-2-Regionen des Landes 2008 um 15 Prozentpunkte auf das Niveau von 2001.

In den neuen Mitgliedstaaten erkennt man, abgesehen von den durchweg dynamischen Hauptstadtregionen, ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum vor allem in den baltischen Staaten, Rumänien, der Slowakei, der Tschechischen Republik sowie in den meisten polnischen Regionen. Auch Kroatien und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien weisen im Achtjahreszeitraum 2000-08 ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum auf.

Eine genauere Analyse der dynamischsten Regionen zeigt, dass im Vergleich zum EU-Durchschnitt 41 EU-27-Regionen um mehr als 10 Prozentpunkte zugelegt haben; davon befinden sich 24 in den neuen Mitgliedstaaten.

Die zehn am schnellsten wachsenden Regionen sind auf neun Mitgliedstaaten der EU verteilt. Davon liegen fünf Hauptstadtregionen in den neuen Mitgliedstaaten. Die drei Regionen in den EU-15-Ländern in dieser Spitzengruppe (Luxembourg, Groningen in den Niederlanden und Inner London im Vereinigten Königreich) können als Sonderfall betrachtet werden.

Die am stärksten wachsende Nicht-Hauptstadtregion in der EU war Vest (Rumänien), wo das BIP je Einwohner (in KKS) zwischen 2000 und 2008 um 23,8 Prozentpunkte des EU-27-Durchschnitts zunahm.

Am unteren Ende der Verteilung zeigt sich eine deutliche Konzentration: Von den 34 Regionen, deren BIP je Einwohner um mehr als zehn Prozentpunkte unter den EU-27-Durchschnitt fiel, liegen 13 in Italien, sechs in Frankreich, fünf im Vereinigten Königreich und vier in Deutschland.

Eine genauere Analyse der neuen Mitgliedstaaten ergibt das erfreuliche Ergebnis, dass zwischen 2000 und 2008 nur eine Region (Malta mit -5,8 Prozentpunkten) gegenüber dem EU-27-Durchschnitt zurückgefallen ist.

Im Vergleich zum EU-Durchschnitt legten die neuen Mitgliedstaaten zwischen 2000 und 2008 in der Größenordnung von 1,7 Prozentpunkten pro Jahr zu. Das BIP je Einwohner (in KKS) in diesen 12 Mitgliedstaaten erhöhte sich dadurch von 45 % des EU-27-Durchschnitts im Jahr 2000 auf beinahe 59 % im Jahr 2008, in dem die Leistung mit 2,7 Prozentpunkten besonders hoch war. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise zunächst die EU-15-Mitgliedstaaten traf, von denen sich einige, wie Irland, Italien und Dänemark, bereits 2008 in einer Rezession befanden. Andererseits wiesen bei den neuen Mitgliedstaaten lediglich Estland und Lettland bereits 2008 negative Wachstumsraten auf, und die Auswirkungen der Krise traten in ihrer ganzen Bandbreite erst 2009 zutage. Erste in einigen Mitgliedstaaten für 2009 und 2010 vorliegende Daten legen die Vermutung nahe, dass die Rezession in ländlichen Regionen und Gebieten mit einem Rückstand in der wirtschaftlichen Entwicklung nicht so schwerwiegend war wie in Regionen mit hohem BIP je Einwohner oder mit hoher Abhängigkeit vom Export oder Tourismus.

Karte 2: Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) je Einwohner, in Kaufkraftstandard (KKS), nach NUTS-2-Regionen, 2008 im Vergleich zu 2000 (1) (in Prozentpunkten des Durchschnitts EU-27) - Quelle: Eurostat (online Datenkode: nama_r_e2gdp)

Heterogene Entwicklung auch innerhalb der Länder

Eine genauere Analyse der Entwicklung innerhalb der Länder über den Zeitraum 2000-2008 zeigt, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Regionen auch innerhalb eines Landes fast ebenso weit auseinander laufen kann wie zwischen Regionen verschiedener Länder.

Die stärksten Unterschiede zeigen sich in den Niederlanden, Rumänien, der Slowakei und dem Vereinigten Königreich, wo sich das BIP je Einwohner der jeweils dynamischsten und der am langsamsten wachsenden Region um rund 40 Prozentpunkte des EU-27-Durschnitts auseinander entwickelt hat. Die Länder, die die geringsten Unterschiede zwischen den Regionen aufwiesen, waren Irland, Slowenien, Dänemark und Finnland: Hier lagen die regionalen Leistungsunterschiede zwischen 2 und 9 Prozentpunkten.

Sowohl in den neuen Mitgliedstaaten als auch in den EU-15-Ländern wird die stark divergierende regionale Entwicklung vor allem durch dynamisch wachsende Hauptstadtregionen hervorgerufen. Wie insbesondere die Werte für Slowenien (6 Prozentpunkte) und für Polen (14 Prozentpunkte) zeigen, liefern die vorliegenden Daten jedoch keinen Beleg für die Vermutung, große regionale Unterschiede beim Wachstum seien ein typisches Kennzeichen für neue Mitgliedstaaten.

Die Daten verdeutlichen ebenfalls, dass die Regionen mit dem geringsten BIP je Einwohner erhebliche Fortschritte machten. Zwischen 2000 und 2008 holten die Regionen Nord-Est und Sud-Muntenia (beide in Rumänien) um 11 bzw. 18 Prozentpunkte und Yuzhen tsentralen (Bulgarien) um 9 Prozentpunkte gegenüber dem EU-27-Durchschnitt auf.

Konvergenz macht Fortschritte

In diesem Abschnitt wird untersucht, ob die Konvergenz zwischen den Regionen der EU-27 im Achtjahreszeitraum von 2000-08 Fortschritte gemacht hat. Anhand der Daten, die die nationalen statistischen Ämter Eurostat zur Verfügung stellen, kann die regionale Konvergenz des BIP je Einwohner (in KKS) auf verschiedene Weise beurteilt werden.

Der einfachste Ansatz besteht darin, die Spannweite zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Wert zu ermitteln. Anhand dieser Methode verringerte sich die Spannweite von einem Faktor von 17,2 im Jahr 2000 auf 13,2 im Jahr 2008. Der Hauptgrund für diese klare Konvergenz war ein rascheres Wirtschaftswachstum in Bulgarien und Rumänien. Bei diesem Ansatz werden aber nur die Extremwerte der Verteilung betrachtet, Es liegt daher auf der Hand, dass ein Großteil der Verschiebungen zwischen den Regionen nicht berücksichtigt wird.

Eine wesentlich genauere Beurteilung der regionalen Konvergenz ermöglicht die seit 2007 von Eurostat für die EU-27 und Kroatien berechnete Streuung des regionalen BIP (zu den Details der Methode siehe unten „Datenquellen und Datenverfügbarkeit“, „Streuung des regionalen BIP je Einwohner“). Dazu werden Land für Land Abweichungen aller NUTS-2-Regionen vom jeweiligen nationalen Durchschnitt berücksichtigt und mit der regionalen Bevölkerung gewichtet. In Abbildung 7.2 werden die Streuungswerte auf der NUTS-2-Ebene für 2000 und 2008 verglichen. Dabei ergibt sich die Reihenfolge der Länder aus den Werten für 2008. Zunächst ist eine abnehmende Tendenz zu beobachten, also ein Rückgang der regionalen Streuung für die EU-27 insgesamt. Betrachtet man die Entwicklung in einzelnen Ländern, so fallen deutliche Unterschiede zwischen bestimmten Gruppen von Mitgliedstaaten auf. Zunächst weisen die meisten EU-15-Länder eine geringere Streuung auf als die neuen Mitgliedstaaten. Hinzu kommt, dass die Werte in den EU-15-Ländern in der Regel abnehmen, während sie in einigen der neuen Mitgliedstaaten erheblich steigen. Es zeigt sich also, dass der wirtschaftliche Aufholprozess in den neuen Mitgliedstaaten bisher mit zunehmenden regionalen Ungleichgewichten einhergegangen ist.

Abbildung 2: Streuung des regionalen BIP je Einwohner, in KKS, NUTS-Ebene 2, 2000 und 2008 (1) (%)Quelle: Eurostat (online Datenkode: nama_r_e0digdp)

Mit dem derzeit am meisten verwendeten Ansatz werden die Regionen nach dem BIP je Einwohner (in KKS) im Verhältnis zum Durchschnitt der EU-27 in Klassen eingeteilt. Dadurch kann berechnet werden, wie hoch der Anteil der Bevölkerung in mehr oder weniger wohlhabenden Regionen ist und wie sich dieser Anteil im Laufe der Zeit verändert hat.

Tabelle 7.1 zeigt, dass die wirtschaftliche Konvergenz zwischen den Regionen während des Achtjahreszeitraums 2000-08 für die EU-27, Kroatien und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien deutliche Fortschritte gemacht hat: So ist der Anteil der Bevölkerung mit Wohnsitz in Regionen, in denen das BIP je Einwohner unter 75 % des EU-27-Durchschnitts liegt, von 28,1 % auf 24,4 % gesunken. Gleichzeitig ging der Anteil der Bevölkerung in Regionen mit Werten von über 125 % von 24,3 % auf 19,4 % zurück. Durch die Verschiebungen am oberen und am unteren Ende der Verteilung stieg der Anteil der Bevölkerung im mittleren Bereich (BIP je Einwohner zwischen 75 und 125 %) deutlich von 47,6 % auf 56,2 %. Dies entspricht einer Zunahme um etwa 51 Millionen Einwohner.

Tabelle 1: Anteile der Bevölkerung von EU-27, Kroatien und FYROM mit Wohnsitz in wirtschaftlich stärkeren und schwächeren Regionen - Quelle: Eurostat (nama_r_e2gdp)

Ein Vergleich zwischen den Daten für 2000 und für 2008 macht deutlich, dass acht Regionen die 75%-Grenze im fraglichen Zeitraum überschritten haben. Dabei handelt es sich um zwei Regionen in Griechenland sowie um jeweils eine Region in Spanien, Frankreich, Polen, Rumänien, Slowenien und Kroatien. In diesen Regionen wohnen 19,6 Millionen Menschen, was etwa 3,9 % der Bevölkerung der 29 hier betrachteten Länder entspricht. Gleichzeitig ist das BIP jedoch in einer italienischen Region und in einer Region im Vereinigten Königreich mit insgesamt 6 Millionen Einwohnern, d. h. rund 1,2 % der EU-Bevölkerung wieder unter die 75%-Grenze gefallen. Wenn man beide Entwicklungen berücksichtigt, zeigt sich, dass durch die wirtschaftliche Entwicklung von 2000 bis 2008 die Bevölkerung in Regionen mit einem BIP von mehr als 75 % des EU-27-Durchschnitts um 13,6 Millionen Einwohner gewachsen ist.

Eine genauere Analyse belegt außerdem, dass viele Regionen mit einem BIP von weniger als 50 % des EU-27-Durchschnitts erhebliche Fortschritte gemacht haben. Zwischen 2000 und 2008 sank die Bevölkerung in diesen Regionen der hier betrachteten 29 Länder um fast ein Drittel von 14,8 % auf 9,3 %, d. h. um mehr als 25 Millionen. Gleichzeitig unterschritt nur eine Region (das französische Überseedepartement Guyane) die 50%-Grenze.

Eine Betrachtung der zehn nach dem Stand von 2000 schwächsten Regionen, in denen zu der Zeit 4,8 % der EU-Bevölkerung lebten, zeigt zudem, dass diese Gruppe große Fortschritte gemacht hat: Das BIP je Einwohner stieg zwischen 2000 und 2008 in diesen Regionen von 22,6 % auf 36,4 % des EU-27-Durchschnitts. Dies verdeutlicht den starken Aufholprozess in Bulgarien und Rumänien.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Was ist das regionale Bruttoinlandsprodukt?

Die wirtschaftliche Entwicklung einer Region wird in der Regel anhand des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dargestellt. Auch Vergleiche zwischen Regionen werden häufig an dieser Kennzahl festgemacht.

Aber was bedeutet es genau, und wie lässt sich Vergleichbarkeit zwischen Regionen herstellen, die unterschiedlich groß sind und unterschiedliche Währungen haben?

Ein sinnvoller Vergleich wird erst möglich, wenn man das regionale BIP der Bevölkerung der jeweiligen Region gegenüberstellt. An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen Wohn- und Arbeitsort bedeutsam: Das BIP misst die in den Grenzen einer Region bzw. eines Landes erbrachte wirtschaftliche Leistung unabhängig davon, ob diese Leistung von in dieser Region oder in diesem Land wohnenden oder nicht dort wohnenden Beschäftigen erbracht wurde. Die Verwendung des Indikators „BIP je Einwohner“ ist deshalb nur dann völlig unproblematisch, wenn alle Beschäftigten, die an der Erstellung dieses BIP beteiligt sind, auch gleichzeitig in dieser Region ihren Wohnsitz haben.

Insbesondere in wirtschaftlichen Zentren wie Inner London (Vereinigtes Königreich), Wien (Österreich), Hamburg (Deutschland), Praha (Tschechische Republik) oder Luxembourg kann es bei einem hohen Anteil von Pendlern zu Ergebnissen kommen, die ein sehr hohes regionales BIP je Einwohner zeigen, während die umliegenden Regionen ein relativ niedriges regionales BIP je Einwohner aufweisen, obwohl das Primäreinkommen der Haushalte in diesen Regionen recht hoch ist. Man darf also das regionale BIP je Einwohner nicht mit dem regionalen Primäreinkommen gleichsetzen.

Das regionale BIP wird in der Währung des jeweiligen Landes berechnet. Damit das BIP zwischen den Ländern verglichen werden kann, wird es zum offiziellen durchschnittlichen Kurs des jeweiligen Kalenderjahres in Euro umgerechnet. In den Wechselkursen werden jedoch nicht alle Preisniveauunterschiede zwischen Ländern reflektiert. Um dies auszugleichen, konvertiert man das BIP mit Hilfe von Umrechnungsfaktoren, sogenannten Kaufkraftparitäten (KKP), in eine künstliche Kaufkraftstandard (KKS) genannte gemeinsame Währung. Dadurch ist es möglich, die Kaufkraft unterschiedlicher Währungen zu vergleichen.

Kaufkraftparitäten und internationale Volumenvergleiche

Die Unterschiede zwischen den BIP-Werten verschiedener Länder sind, selbst nach Umrechnung in eine gemeinsame Währung mit Hilfe von Wechselkursen, nicht allein auf unterschiedliche Waren- und Dienstleistungsvolumina zurückzuführen. Auch die „Preisniveaukomponente“ trägt einen beträchtlichen Anteil dazu bei. Wechselkurse drücken zahlreiche Faktoren aus, die Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten beeinflussen, z. B. internationaler Handel, Inflationserwartungen und Zinsgefälle. Deswegen ist die Konvertierung anhand von Wechselkursen bei länderübergreifenden Vergleichen nur eingeschränkt sinnvoll. Für einen genaueren Vergleich ist es erforderlich, spezielle Umrechnungsfaktoren zu verwenden, die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern ausschalten. Kaufkraftparitäten (KKP) sind solche Umrechnungsfaktoren, die Wirtschaftsindikatoren von nationalen Währungen in eine künstliche gemeinsame Währung, die Kaufkraftstandard (KKS) genannt wird, konvertieren. KKP lassen sich daher dazu verwenden, das BIP sowie andere wirtschaftliche Aggregate (z. B. Konsumausgaben für bestimmte Produktgruppen) verschiedener Länder in vergleichbare Ausgabenvolumina umzurechnen, die dann in KKS ausgedrückt werden.

Durch die Einführung des Euro sind zum ersten Mal direkte Preisvergleiche zwischen den Ländern des Euroraums möglich geworden. Der Euro hat jedoch in den einzelnen Ländern des Euroraums abhängig vom nationalen Preisniveau unterschiedliche Kaufkraft. Zur Berechnung von reinen Volumenaggregaten in KKS müssen daher weiterhin KKP auch für die Mitgliedstaaten berechnet werden, die dem Euroraum angehören.

In ihrer einfachsten Form sind KKP Preisverhältnisse zwischen Preisen für ein und dieselbe Ware oder Dienstleistung in verschiedenen Ländern in deren jeweiliger Landeswährung (z. B. kostet ein Brot in Frankreich 1,87 EUR, in Deutschland 1,68 EUR und 1,45 GBP im Vereinigten Königreich). Für die Preiserhebungen wird ein Korb vergleichbarer Waren und Dienstleistungen verwendet. Diese sind so ausgewählt, dass sie die gesamte Bandbreite der Waren und Dienstleistungen repräsentieren und die unterschiedlichen Verbrauchsstrukturen in den verschiedenen Ländern berücksichtigen. Die einfachen Preisverhältnisse auf Produktebene werden anschließend zu KKP für Produktgruppen, dann für den gesamten Verbrauch und schließlich für das BIP aggregiert. Damit ein Bezugswert für das Berechnungsverfahren der KKP festgelegt werden kann, wird gewöhnlich ein Land als Basisland herangezogen und auf 1 gesetzt. Für die Europäische Union ist die Auswahl eines einzelnen Landes als Basis ungeeignet. Deshalb wird in der EU der KKS als künstliche gemeinsame Referenzwährungseinheit verwendet und so das Volumen der Wirtschaftsaggregate im räumlichen Vergleich in realen Werten dargestellt.

Leider ist die Berechnung von regionalen Umrechnungsfaktoren auf absehbare Zeit aus Kostengründen nicht möglich. Stünden solche regionalen KKP zur Verfügung, würde das BIP in KKS für zahlreiche periphere und ländliche Regionen der EU höher ausfallen als bei Anwendung von nationalen KKP.

Die Berechnung in KKS anstelle von Euro kann zu Unterschieden in der Rangfolge der Regionen führen. Für die schwedische Region Östra Mellansverige wurde 2008 beispielsweise ein BIP je Einwohner von 30 800 EUR gemeldet, wodurch sie vor der italienischen Region Marche mit 26 700 EUR lag. In KKS jedoch liegt Marche mit 26 500 KKS je Einwohner vor Östra Mellansverige, das 26 200 KKS je Einwohner aufweist.

Von der Verteilung her gesehen führt die Verwendung von KKS statt Euro zu einer Glättung, da Regionen mit einem sehr hohen BIP je Einwohner in der Regel auch ein relativ hohes Preisniveau aufweisen. Dadurch verringert sich die Spannweite des BIP je Einwohner in den NUTS-2-Regionen der EU von rund 85 300 EUR auf rund 79 300 KKS.

Das BIP je Einwohner in KKS ist die zentrale Variable zur Festlegung der Förderfähigkeit der NUTS-2- Regionen im Rahmen der Strukturpolitik der Europäischen Union.

Streuung des regionalen BIP je Einwohner

Seit 2007 berechnet Eurostat einen neuen abgeleiteten Indikator, der die regionalen Abweichungen des BIP je Einwohner vom jeweiligen nationalen Durchschnitt erfasst und zwischen den Ländern vergleichbar macht. Dieser Streuungsindikator wird auf den Ebenen NUTS 2 und NUTS 3 berechnet. Die von Eurostat verwendeten Zahlen basieren auf dem BIP in Kaufkraftstandards (KKS).

Für ein gegebenes Land wird die Streuung D des regionalen BIP der Regionen der Ebene 2 definiert als Summe der absoluten Unterschiede zwischen regionalem und nationalem BIP je Einwohner, gewichtet mit dem Bevölkerungsanteil der Region und ausgedrückt in Prozent des nationalen BIP je Einwohner:

D = 100 Σ n i = 1 Y 1 ¦ (yi — Y) ¦ (pi / P)

In der obigen Gleichung ist:

yi das regionale BIP je Einwohner der Region i,

Y das BIP je Einwohner im nationalen Durchschnitt,

pi die Bevölkerung der Region i,

P die Bevölkerung des Landes,

n die Zahl der Regionen des Landes.

Der Wert der Streuung des BIP je Einwohner ist gleich Null, wenn die Werte des regionalen BIP in allen Regionen des Landes oder des Wirtschaftsraums (etwa der EU oder des Euroraums) identisch sind, und er wird, ceteris paribus, einen Anstieg ausweisen, wenn sich die Unterschiede zwischen den Werten des regionalen BIP je Einwohner unter den Regionen vergrößern. Ein Wert von z.B. 30 % bedeutet also, dass das mit der regionalen Bevölkerung gewichtete BIP je Einwohner aller Regionen des jeweiligen Landes um durchschnittlich 30 % vom nationalen Wert abweicht.

Kontext

Das BIP ist ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Tätigkeit und das Wirtschaftswachstum einer Region. Es wird herangezogen, um zwischen den Mitgliedstaaten der EU Vergleiche anzustellen, und spielt für die Gestaltung zahlreicher politischer Maßnahmen eine wichtige Rolle, beispielsweise bei der Festlegung der Höhe des Beitrags, den ein Mitgliedstaat in den EU-Haushalt einzahlt.

Dreijahresdurchschnitte des BIP je Einwohner sind von besonderer Bedeutung, weil sie herangezogen werden, wenn entschieden wird, welche Regionen Fördermittel aus den Strukturfonds der Europäischen Union erhalten.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

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Datenbank

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Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

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Weitere Informationen

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Weblinks

Siehe auch

Fußnoten