Telekommunikationsstatistik
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- Daten von September 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
In diesem Artikel werden Daten über Märkte und Preise für Telekommunikationsdienste in der Europäischen Union (EU) vorgelegt. Telekommunikationsnetze und -dienste bilden das Rückgrat der in Europa entstehenden Informationsgesellschaft. Sowohl Privatpersonen und Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen sind in zunehmendem Maße auf benutzerfreundliche und zuverlässige Telekommunikationsnetze und -dienste angewiesen. In den letzten Jahren lässt sich bei verschiedenen Diensten eine Schwerpunktverlagerung von Festnetzen zu Mobilfunknetzen und von Sprach- zu Datendiensten feststellen.
Traditionell ist der europäische Telekommunikationssektor durch öffentliche Anbieter mit Monopolstellung geprägt, die häufig auch Postdienstleistungen erbringen. Die Liberalisierung des Marktes setzte in der ersten Hälfte der 1980er Jahre ein und erstreckte sich zunächst nur auf Mehrwertdienste und Geschäftskunden. Die Basisdienste verblieben in den Händen der Monopolgesellschaften. Bis 1998 war im Prinzip in der gesamten EU eine vollständige Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes vollzogen, was in einigen Bereichen zu erheblichen Preissenkungen führte. In den Mitgliedstaaten, die der EU erst 2004 und 2007 beitraten, wurde der Liberalisierungsprozess später abgeschlossen.
Wichtigste statistische Ergebnisse
Die Ausgaben für Telekommunikation machten 2010 in der EU-27 insgesamt 2,8 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus, während sie in den Vereinigten Staaten bei 3,3 % und in Japan (Daten für beide von 2008) bei 3,5 % lagen (siehe Abbildung 1). Relativ gesehen wiesen diejenigen Mitgliedstaaten, die der EU seit 2004 oder 2007 beigetreten sind (für Zypern und Malta sind keine Daten verfügbar), insbesondere Bulgarien und Estland, die höchsten Ausgaben auf. Hier betrugen die Ausgaben für Telekommunikation 2010 mehr als 5 % des BIP.
Der Anteil der Festnetzverbindungen im Telekommunikationsmarkt insgesamt ist gesunken, während vor allem auf den Märkten für mobile Telefondienste und sonstige Datendienste Wachstum zu beobachten war. Im Markt für Festnetztelekommunikation entfielen 2008 über zwei Fünftel der gesamten Auslandsgespräche in den Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen (siehe Tabelle 1) auf die etablierten ehemaligen Monopolanbieter, in Malta lag dieser Anteil bei 85 %. Im Vergleich dazu war der Anteil des führenden Anbieters im Markt für Mobiltelefonie 2010 relativ gering; er lag zwischen 31 % in Polen und bei rund einem Drittel des Markts für Mobiltelefonie in Deutschland, Italien und dem Vereinigten Königreich, bei leicht über drei Vierteln (76 %) in Zypern; der Durchschnittswert für die EU-27 belief sich auf 38 %.
2009 lag die durchschnittliche Anzahl der Mobilfunkverträge pro 100 Einwohner in der EU-27 bei 125 (siehe Abbildung 2). In 24 Mitgliedstaaten gab es mehr Mobilfunkverträge als Einwohner. Weniger als 100 Mobilfunkverträge pro 100 Einwohner lagen in den Mitgliedstaaten Österreich, Frankreich und Litauen vor. Abbildung 2 enthält auch eine Statistik zur Anzahl der pro Einwohner versandten kurzen Textmitteilungen (SMS); daraus geht hervor, dass diese Werte über die EU-Mitgliedstaaten hinweg eine beträchtliche Bandbreite aufweisen. Während in Bulgarien 2009 pro Einwohner 87 SMS gesendet wurden, waren diese Zahlen in Litauen und Irland mehr als dreißigmal so hoch (rund 2700 Nachrichten pro Einwohner).
Der wertmäßige Gesamtumsatz basiert auf dem Umsatz aus allen Telekommunikationsdiensten einschließlich Mietleitungen, Festnetzdiensten, mobilen Telekommunikationsdiensten mit zellularer Technik, Vermittlungsdiensten und Internetdiensten. In fast allen EU-Mitgliedstaaten (für die Daten vorliegen) übertraf der Umsatz der Mobilfunkdienste im Jahr 2009 den Umsatz der Festnetzdienste; die bedeutendste Ausnahme davon bildete Belgien (siehe Tabelle 2).
Zwischen 2000 und 2010 sanken die Preise für Telekommunikationsdienstleistungen in vielen EU-Mitgliedstaaten (siehe Tabelle 3). Am deutlichsten war der Preisrückgang bei (Inlands-)Ferngesprächen und Auslandsgesprächen (die hier berücksichtigten Preise gelten für Anrufe in die Vereinigten Staaten). In der EU sank der Preis für ein Inlandsferngespräch zwischen 2000 und 2010 im Durchschnitt um fast die Hälfte. Der größte Teil dieses Preisrückgangs entfiel auf den Zeitraum bis 2005, während die Preise zwischen 2005 und 2010 im Durchschnitt um 5 % sanken. Ein stärkerer Preisrückgang, von 19 %, war zwischen 2005 und 2010 für Auslandsgespräche zu verzeichnen, die Preise für Ortsgespräche hingegen stiegen um 17 %.
Den höchsten Preisanstieg (in Prozent) bei den Ortsgesprächen verzeichnete zwischen 2005 und 2010 das Vereinigte Königreich, wo sich der Preis mehr als verdoppelte, aber auch in acht weiteren Mitgliedstaaten wurden zweistellige prozentuale Steigerungsraten gemessen. In Dänemark dagegen war der Preis für Ortsgespräche mit -65 % am deutlichsten rückläufig. In den meisten EU-Mitgliedstaaten gingen die Preise für Auslandsgespräche von 2000 bis 2010 deutlich zurück; allerdings war dieser Rückgang in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts weniger ausgeprägt. Bei Ortsgesprächen und Inlandsferngesprächen war von 2000 bis 2010 eine Konvergenz festzustellen. Zwischen 2000 und 2005 konvergierten die Preise für Auslandsgespräche in den einzelnen Mitgliedstaaten deutlich. Von 2005 bis 2010 verlief die Entwicklung dann leicht divergierend.
Die Gebühren für Orts-, Inlandsfern- und Auslandsgespräche wiesen 2010 von Mitgliedstaat zu Mitgliedstaat erhebliche Unterschiede auf. Ortsgespräche waren im Vereinigten Königreich am teuersten, Inlandsferngespräche in der Slowakei und Italien, während die Gebühren für Auslandsgespräche in Lettland am höchsten waren. Die günstigsten Ortsgesprächstarife hatten Dänemark, Bulgarien und Zypern, bei Inlandsferngesprächen schnitten Dänemark und Zypern am günstigsten ab. Bei den Auslandsgesprächen (in die Vereinigten Staaten) verzeichnete Deutschland bei weitem die niedrigsten Preise.
Datenquellen und Datenverfügbarkeit
Die Daten über den Umsatz, die Mobilfunkverträge und die durchschnittliche Zahl der SMS stammen aus den Telekommunikationsstatistiken von Eurostat. Die Daten wurden von den nationalen statistischen Ämtern der EU-Mitgliedstaaten übermittelt, die Angaben der zuständigen Regulierungsbehörden erfassen.
Die Indikatoren zu den Marktanteilen beziehen sich auf Festnetz- und Mobilfunkanschlüsse. Der etablierte Betreiber von Festnetzdienstleistungen ist definiert als das Unternehmen, das unmittelbar vor der Liberalisierung auf dem Markt tätig war.
Die Indikatoren für den Markt für Mobiltelefonie beziehen sich auf die Zahl der Verträge mit öffentlichen mobilen Telekommunikationsdiensten mittels zellularer Technik und schließen auch aktive Prepaid-Karten ein. Dabei ist zu beachten, dass viele Teilnehmer mehr als einen Mobiltelefonvertrag haben, beispielsweise für die private oder berufliche Nutzung oder für die Nutzung in verschiedenen Ländern.
SMS-Mitteilungen sind kurze Textmitteilungen, die üblicherweise zwischen Mobiltelefonen verschickt werden, aber auch zwischen verschiedenen anderen SMS-fähigen Geräten und Online-Internetdiensten übermittelt werden können.
Die Daten über die Ausgaben für Telekommunikation umfassen Ausgaben für Hardware, Ausrüstung, Software und andere Dienstleistungen. Die Daten werden nicht von Eurostat erhoben; nähere Angaben zur Methodik können auf der Website des European Information Technology Observatory (EITO) (Europäische Beobachtungsstelle für Informationstechnologie) abgerufen werden.
Die Preise für Telekommunikation beziehen sich auf den Preis (inkl. MwSt.) in Euro für ein zehnminütiges Gespräch um 11 Uhr an einem Wochentag im August (bis 2005) und (ab 2006) im September zum Normaltarif. Dabei werden drei Märkte dargestellt: Ortsgespräch (3 km), Inlandsferngespräch (200 km) und Auslandsgespräch (in die Vereinigten Staaten). Die Daten werden nicht von Eurostat erhoben; nähere Angaben zur Methodik können auf der Website von Teligen abgerufen werden.
Kontext
Telekommunikationsnetze und -dienste bilden das Rückgrat der Informationsgesellschaft in Europa. Sowohl Privatpersonen und Unternehmen als auch öffentliche Einrichtungen sind in zunehmendem Maße auf benutzerfreundliche und zuverlässige Telekommunikationsnetze und -dienste angewiesen. Die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte hat in den letzten Jahren zu einem erheblichen Rückgang vieler Preise sowie zu einer Erweiterung des Dienstleistungsangebots geführt. Zum Teil dürfte dies auf die Einführung des Wettbewerbs in mehreren Märkten zurückzuführen sein, die zuvor in den Händen etablierter Anbieter mit Monopolstellung lagen. Darüber hinaus können sich darin der technische Wandel und die erweiterten Kapazitäten widerspiegeln, die die Kommunikation nicht nur über Sprache, sondern auch über das Internet und Mitteilungsdienste ermöglicht haben. Die Marktregulierung wurde dennoch fortgesetzt, und die Europäische Kommission überwacht diesen Markt, um sicherzustellen, dass die Verbraucher von technischen und regulatorischen Veränderungen in der Industrie profitieren. Nach wie vor überwachen die Aufsichtsbehörden die enorme Marktmacht früherer Monopolanbieter, gewährleisten ein universelles Diensteangebot und sorgen für den Schutz der Verbraucher. Dabei ist es ein besonderes Anliegen der Europäischen Kommission sicherzustellen, dass alle sozialen Gruppen Zugang zu Telekommunikationsdiensten haben.
Elektronische Kommunikation
Im Jahr 2009 wurde der Rechtsrahmen für elektronische Kommunikation in der EU aktualisiert, um die rasch fortschreitende Entwicklung in diesem Bereich zu berücksichtigen: Zu den bedeutendsten Entwicklungen, die sich seit dem 2002 beschlossenen Rahmen ergeben haben, gehören die Zunahme der Internettelefonie (VoIP – Voice over Internet Protocol) und die Erbringung von Fernsehdiensten über Breitbandanschlüsse. Der Rahmen erfasst sämtliche Formen der Festnetz- und drahtlosen Telekommunikation, der Datenübertragung und des Rundfunks. Durch den überarbeiteten Rechtsakt sollen bessere und günstigere Kommunikationsdienstleistungen überall in der EU genutzt werden können, ob über Mobilfunktelefone, schnelle Breitbandanschlüsse oder Kabelfernsehdienste. Zu diesem Zweck soll der überarbeitete Rechtsakt
- die Rechte der Verbraucher stärken;
- dem Verbraucher eine größere Auswahl ermöglichen, indem der Wettbewerb zwischen Telekommunikationsbetreibern verstärkt wird;
- Investitionen in neue Infrastrukturen fördern, insbesondere durch neue Frequenzen für drahtlose Breitbanddienste;
- für zuverlässigere und sicherere Kommunikationsnetze sorgen.
Im März 2012 verabschiedeten das Europäische Parlament und der Rat das erste Programm für die Funkfrequenzpolitik für die EU (Beschluss Nr. 243/2012/EU). Es enthält einen umfassenden Fahrplan für die Arbeitsweise des Binnenmarkts für drahtlose Technologien und Dienste und dies insbesondere im Sinne der Strategie Europa 2020 und der Digitalen Agenda für Europa. Das Programm deckt alle Arten der Frequenznutzung ab, die den Binnenmarkt betreffen, und beinhaltet allgemeine Regulierungsgrundsätze, politische Ziele und Prioritäten. Es soll die Effizienz und Flexibilität der Frequenznutzung verbessern sowie den Wettbewerb aufrechterhalten und fördern. Parallel zu diesem Programm veröffentlichte die Europäische Kommission im September 2012 eine Mitteilung über die Förderung der gemeinsamen Nutzung von Funkfrequenzen (COM(2012) 478 final), die darauf abzielt, die begrenzt verfügbare Kapazität der Funkfrequenzen angesichts des stetig wachsenden drahtlos übertragenen Datenverkehrs besser zu nutzen; unter anderem wird in der Mitteilung der Bedarf an Technologien unterstrichen, die die gemeinsame Nutzung von Frequenzen erleichtern, sowie die Bedeutung eines Regelungsrahmens, der eine solche gemeinsame Nutzung ermöglicht.
Roaming-Gebühren
Am 30. Juni 2007 traten neue Vorschriften für die Roaming-Gebühren für Mobiltelefone in Kraft. Darin ist festgelegt, dass die Nutzer öffentlicher Mobilfunknetze auf Reisen innerhalb der EU zu erschwinglicheren und transparenteren Preisen als bisher telefonieren können. In der sogenannten Roaming-Verordnung (EG) Nr. 717/2007 vom 27. Juni 2007 wurden Höchstentgelte für abgehende und eingehende Anrufe während eines Aufenthalts im Ausland festgelegt (Eurotarif). Die Europäische Kommission und die nationalen Aufsichtsbehörden überwachen seitdem die Entwicklung der Preise für Mobilfunk-Kurznachrichten und Datendienste sorgfältig. Im Juli 2009 wurde mit der Roaming-Verordnung (EG) Nr. 544/2009 eine neue Regelung angenommen, mit der die Gebühren für Sprach-Roamingdienste weiter reduziert und neue Obergrenzen für die SMS-Roamingdienste (SMS-Eurotarif) eingeführt wurden, die bis Ende Juni 2012 gelten sollten. Im Juli 2011 schlug die Europäische Kommission eine weitere Überarbeitung des Rechtsakts vor, die dann im Juni 2012 als Verordnung (EU) Nr. 531/2012 verabschiedet wurde. Mit dieser Überarbeitung sollen die Verbraucher mehr Möglichkeiten und Informationen und alternative Betreiber leichteren Zugang zum Roamingmarkt erhalten. Ferner sollen die Preise für Datenroaming gesenkt werden, um zu gewährleisten, dass die Verbraucher für Roaming in der EU keine überhöhten Preise zahlen. Die überarbeiteten Roaming-Vorschriften gelten bis Juni 2022, werden jedoch bis spätestens Juni 2016 überprüft.
Siehe auch
- E-government statistics (auf Englisch)
- High-tech statistics (auf Englisch)
- Informationsgesellschaftsstatistiken
- Postal service statistics - universal service providers (auf Englisch)
Weitere Informationen von Eurostat
Veröffentlichungen
- Science, technology and innovation in Europe (auf Englisch)
- Science, technology and innovation in Europe – Ausgabe 2007, Pocketbook (auf Englisch)
Haupttabellen
- Telekommunikationsdienste (t_isoc_tc)
Datenbank
- Telekommunikationsdienste (isoc_tc)
Spezieller Bereich
Methodik / Metadaten
- Telekommunikationsdienste (ESMS metadata file - isoc_tc_esms) (auf Englisch)
Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)
Weitere Informationen
- Roaming-Verordnung 717/2007 vom 27. Juni 2007
- Roaming-Verordnung 544/2009 vom 18. Juni 2009
Weblinks
- European Commission - Competition - Information Communication Technologies (ICT) (auf Englisch)
- European Commission – Information Society – Telecommunications and Networks (auf Englisch)
- European Information Technology Observatory (EITO) (auf Englisch)
- Teligen (auf Englisch)