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Binnenhäfen gut für den Frachtverkehr und die Umwelt im Nordseeraum

  • 10 April 2021

Dank intelligenter Infrastruktur ermöglicht das Projekt DRYPORT (engl. für „Trockenhafen“) einen reibungsloseren Frachtverkehr und mehr Nachhaltigkeit im Nordseeraum. Zwei Trockenhäfen für den Warenumschlag in der Nähe von Binnenhäfen in Schweden und den Niederlanden sorgen für Entspannung auf den überlasteten Straßen, indem sie den Frachtverkehr auf die Schienen und das Wasser verlegen. Die Projektpartner aus diesen beiden Ländern sowie aus Belgien, Deutschland und dem Vereinigten Königreich haben eine „Ein-Fenster-Technologie“ entwickelt, die den Austausch von Daten zugunsten von mehr Effizienz bei der Zollabfertigung und dem Warenumschlag erlaubt. Die Technologie eignet sich erwiesenermaßen auch für den optimierten Warenumschlag in anderen Häfen.

Die Prinzipien des Trockenhafenkonzepts sprechen für sich und sind deshalb gut nachahm- und umsetzbar. Der Verkehrssektor wächst beständig und muss dringend umweltfreundlicher werden. Trockenhäfen – ebenso wie Port-Community-Systeme nach dem Ein-Fenster-Prinzip – bieten klassische Win-win-Situationen.

Christian Byrith, Leiter des Gemeinsamen Sekretariats des Interreg-Programms für den Nordseeraum

Zugunsten eines umweltschonenden Warenumschlags hat DRYPORT einen Pendelschienenverkehr zwischen großen Seehäfen, den Trockenhäfen sowie regionalen und großen internationalen Distributionszentren eingerichtet. Zudem hat das Projekt gezeigt, dass die Schiene für den Frachtverkehr auf der Kurz- und Mittelstrecke wirtschaftlich rentabel ist.

Die Vorteile für die Umwelt und die Gesellschaft liegen auf der Hand: Mit dem auf Trockenhäfen gründenden Distributionssystem können pro Jahr über 12 000 Tonnen an CO2 eingespart werden und konnten Hunderte neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Initiiert von DRYPORT wird die Forschung zu nachhaltigen Verkehrslösungen über Häfen im Rahmen von Hochschulpartnerschaften und dem neuen internationalen Verband für kleine Hafensysteme IPSCA fortgeführt.

Intelligenter Wechsel weg von der Straße

Derzeit werden Tausende von Containern über die Straße von und zu Europas Seehäfen transportiert. Der Containerverkehr über die Straße fließt durch dicht besiedelte Gebiete und ist eine Belastung für Mensch, Umwelt und das Verkehrssystem.

DRYPORT hat die Vorteile einer nachhaltigeren Lösung in Form von Binnendrehkreuzen oder Trockenhäfen für den Warenumschlag unterstrichen. Denn durch den Frachtverkehr von und zu den Trockenhäfen über die Schiene oder das Wasser lassen sich die Ein- und Ausfuhr von Ware nicht nur schneller, sondern auch umweltschonender gestalten. Zudem können Lager und Einrichtungen für die Zollabwicklung bereitgestellt werden.

Im Rahmen des Projekts wurden zwei Trockenhäfen entwickelt und gebaut. Der erste liegt im schwedischen Falköping, etwa eine Stunde entfernt von Göteborg. Ein weiterer befindet sich in den Niederlanden, nahe Rotterdam in der Region um Emmen/Coevorden. Beide Häfen sind über das Schienennetz an die umliegende Region und andere Länder der Europäischen Union (EU) angebunden. Der Schienenterminal in Schweden wurde ganz neu gebaut.

Zugunsten eines effizienten Warenumschlags hat das Projekt ein digitales Port-Community-System für Trockenhäfen und angebundene Seehäfen entwickelt. Über diese Plattform werden Zoll- und Frachtroutendaten sowie sonstige Informationen im Rahmen eines sogenannten „Ein-Fenster-Konzepts“ verarbeitet, bei dem Nutzende nur die Informationen erhalten, die sie benötigen. Das System wurde auch im belgischen Seehafen Zeebrügge installiert und hat dort nach dem Brexit die schnelle Frachtabfertigung unterstützt.

Vorteile für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft

Ein im Rahmen des Projekts entwickelter Kohlenstoffrechner hat nachgewiesen, dass durch den Wechsel auf die Schiene pro Jahr Tausende Tonnen CO2 eingespart werden konnten. Das Projekt hat zudem gezeigt, dass der Schienenfrachtverkehr auf der Kurz- und Mittelstrecke wirtschaftlich attraktiv ist. Damit konnte die Annahme, der Transport über die Schiene lohne sich erst ab Strecken über 300 km, widerlegt werden.

Hunderte Arbeitsplätze, davon alleine 200 in Falköping, entstanden an den Trockenhäfen sowie in verbundenen Branchen und Unternehmen in den umliegenden Regionen. Schließlich haben sich auch die Arbeitsbedingungen von Lkw-Fahrenden verbessert, die Ware über kurze Strecken nun nicht mehr über überlastete Straßen befördern müssen.  

Begünstigte

„Dieser Trockenhafen ist sehr wichtig für Jula. Unsere Investitionen in nachhaltige Verkehrslösungen sind mit der Zeit signifikant gestiegen. In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Falköping haben wir das Logistikzentrum Skaraborg in ein nachhaltiges, starkes Schienendrehkreuz umgebaut, das zu einem umweltfreundlicheren Verkehrswesen beiträgt.“

Lennart Karlsson, Geschäftsführer von Jula Logistics ABCEO  

„Euroterminal ist ein echter Trockenhafen mit direkter Anbindung an das niederländische und das deutsche Schienennetz sowie nach Italien. Ein Ausbau nach Skandinavien wird derzeit geprüft. Euroterminal ist ein internationaler Terminal mit grenzenlosen Möglichkeiten.“

Jos Veldhuis – Terminalleiter, Euroterminal Emmen-Coevorden-Hardenberg B.V.

Gesamtinvestition und EU-Mittel 

Die Gesamtinvestition für das Projekt „DRYPORT“ beläuft sich auf 5 533 490 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 2 766 745 EUR im Rahmen des operationellen Programms „Interreg Nordseeraum“ für den Programmplanungszeitraum 2007-2013 beteiligt. Die Investition fällt unter die Priorität „Verbesserung der Erreichbarkeit in der Nordseeregion“.