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GAPP: Ein deutsches Projekt behandelt Phantomschmerzen mithilfe von virtueller Realität

  • 14 July 2020

Das deutsche GAPP-Projekt hat einen Prototyp eines Trainings in der virtuellen Realität (VR) entwickelt, das Phantomschmerzen lindern soll, die bei Personen mit amputierten Gliedmaßen auftreten. Durch das Training waren Betroffene motivierter, an Übungsprogrammen teilzunehmen und damit den langfristigen Erfolg ihrer Therapie zu sichern.

Die Integration von innovativen Technologien wie Trainingsprogrammen in der virtuellen Realität und Spielifizierung soll kosteneffektive Behandlungslösungen bieten, um die Intensität von Phantomschmerzen zu reduzieren, die alltägliche Tätigkeiten einschränken.

Ilja Michaelis, Meister Cody

Phantomschmerzen können durch eine Spiegeltherapie gelindert werden. Dabei wird ein Spiegel zwischen dem Arm oder Bein der Patientin oder des Patienten und dem nicht mehr vorhandenen Körperteil positioniert. So sieht die betroffene Person das Spiegelbild des intakten Körperteils an der Stelle, an der sich früher das nun fehlende Körperteil befand. Führt diese Person Übungen mit dem Arm oder dem Bein durch, wird dem Gehirn vorgegaukelt, bei der Bewegung sei kein Schmerz im amputierten Körperteil aufgetreten.

Das Projekt „Gamification Against Phantom Pain“ („Spielifizierung gegen Phantomschmerzen“) in Nordrhein-Westfalen setzt statt eines Spiegels virtuelle Realität ein, um diesen Effekt zu erzielen. Der VR-Trainingsprototyp von GAPP ist auf Deutsch und Englisch verfügbar. In ganz Deutschland haben Therapeutinnen und Therapeuten in Kliniken den Prototyp auf seine Benutzerfreundlichkeit und technische Funktionalität getestet.

GAPP baut auf einem früheren Projekt namens „Patient Centred Telerehabilitation“ („Patientenzentrierte Telerehabilitation“) auf, bei der Betroffene und ihre behandelnden Personen befragt wurden, um Rehabilitationsübungen für Arm- oder Beinamputierte zu erforschen.

Unerträgliche Schmerzen

Phantomschmerzen empfinden Menschen an der Stelle, wo sich früher ein Körperteil befand. Dadurch sind sie zuweilen bei Alltagstätigkeiten stark beeinträchtigt. Traditionell wird gegen Phantomschmerzen eine medikamentöse Therapie eingesetzt, die teuer ist, Nebenwirkungen haben kann und nur kurzfristig Abhilfe schafft.

Vier von fünf Amputierten berichten von teilweise auftretenden oder unerträglichen Schmerzen im nicht mehr vorhandenen Körperteil. Die Schmerzen sind in ihrer Art und Intensität sehr unterschiedlich und treten kontinuierlich über Stunden oder stechend in kurzen Attacken auf. Das Phänomen bedarf noch weiterer Forschung, doch es gibt Hinweise, dass dabei das zentrale Nervensystem eine wichtige Rolle spielt.

Die Körperlandkarte des Gehirns

Forschungsarbeiten zeigen, dass im Gehirn eine Art „Körperlandkarte“ existiert. Je mehr ein Körperteil benutzt wird, umso stärker ist es im Gehirn „verankert“. Wird eine Gliedmaße weniger benutzt, wirkt sich dies auf die Landkarte aus.

Ein Beispiel ist eine Armbanduhr, die man für längere Zeit am Handgelenk trägt. Irgendwann fühlt man sie nicht mehr. Man bemerkt sie erst wieder, wenn man sie abnimmt. Erst wenn ein Körperteil nicht mehr da ist und das System aus dem Gleichgewicht kommt, wird es für uns eine bewusste Empfindung.

Gesamtinvestition und EU-Mittel

Die Gesamtinvestition für das Projekt „GAPP – Gamification Against Phantom Pain“ beläuft sich auf 873 327 EUR, an der sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit 436 664 EUR im Rahmen des operationellen Programms „Nordrhein-Westfalen EFRE“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 beteiligt. Die Investition fällt unter die Priorität „Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation“.