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Schwedischer Traditionssegler sticht wieder in See

  • 17 December 2009

Als das schon lange ausrangierte Segelschiff mit dem Namen Gerda aus dem 19. Jahrhundert 1959 verschreddert wurde, schien es, als ob die Zeit der „Brigg“ unwiederbringlich vorbei sei. Fünf Jahrzehnte später ist dieses elegante, voll getakelte Holzsegelschiff mit Rahsegeln an Fock- und Großmast jedoch in Form eines Nachbaus im Hafen von Gävle, Schweden, wieder in See gestochen.

Die Brigg Gerda fährt als Repräsentantin einer vergangenen Segeltradition der Handelsschifffahrt verschiedene Häfen in der Ostsee an. Sie vertritt auch die alte Hafenstadt Gävle, nimmt an Veranstaltungen teil und bietet in den Häfen, die sie anläuft, Segelfahrten für Besucher an.

Berndt Adetoft Vorsitzender des Vereins Briggen Gerda

Das neue Boot ist eine eng an die Gerda angelehnte Kopie, die 60 Jahre lang für Frachttransporte in der Ost- und Nordsee im Einsatz war. Diese seit einem Jahrhundert erste in Schweden gebaute Holzbrigg verdankt ihre Existenz vor allem Schiffsamateuren und einer Reihe von Sponsoren.

Phönix aus der Asche

Ihre Jungfernfahrt im Juli 1869 hat Skandinaviens letzte Handelsbrigg vom Ostseehafen Gävle nach Grimsby in England absolviert. Sie hat danach zwar öfter den Besitzer gewechselt, war jedoch stets beladen mit Kohle, Holz und Stahl auf den Meeren unterwegs.

Nach 60 Dienstjahren wurde das Schiff allerdings zunehmend zu einer finanziellen Belastung. Die Gerda wurde im Jahr 1936 dann ausrangiert und in Gävle als Museumsschiff genutzt. 1959 wurde sie schließlich verschrottet.

1984 beschlossen dann einige Schifffahrtsbegeisterte, ihr altes geliebtes Schiff detailgetreu nachzubauen. Der Bau der neuen „Gerda“ war zuerst ein Gemeinschaftsprojekt von Amateuren aus Gävle, bevor es sich zu einem Großprojekt mit Hunderten Menschen und Gruppen von außerhalb entwickelte.

Viele der „Arbeitskräfte“ waren Freiwillige oder Arbeitslose aus der Region. Auch ca. 300 Privatunternehmen konnten ins Boot geholt werden. Sie unterstützten das Projekt mit finanziellen Mitteln, Materialien oder Know-how.Die Schiffskonstrukteure und -bauer hatten keine Baupläne und mussten oft ein Maßstabsmodell und alte Fotos zu Rate ziehen. Das neue Schiff wurde im September 1995 in Gävle auf einem seit drei Jahrzehnten nicht mehr für den Schiffbau genutzten Gelände auf Kiel gelegt. Das fertige Boot, Gerda Gefle, wurde im Juli 2000 schließlich vom Stapel gelassen.

Maritime Botschafterin

Die neue Gerda hat 30 Meter hohe Masten, zehn Rahen und 625 Quadratmeter Segel. Sie ist heute die einzige Brigg in Schweden und macht kleine Rundfahrten von Gävle und größere in der Ostsee. Seit ihrem Stapellauf hat sie schon einige Tausend Passagiere befördert und über 100 Mal entlang der schwedischen Ostküste angelegt.

Die neue Brigg ist nicht eine genaue Kopie des Originals, da sie mehr für den Personen- als den Frachttransport konzipiert ist. Neben den 16 Segeln verfügt sie auch über moderne Anlagen wie einen 500-PS-Dieselmotor und ein Satellitennavigationssystem. Sie kommt bei den Medien und den Menschen sehr gut an und dient jetzt als eine Art schwimmende Jugendherberge, die 100 Besucher über Tag verpflegen kann und 25 Schlafplätze bietet. Sie wird erfolgreich vom Verein Briggen Gerda mit mehr als 1 000 zahlenden Mitgliedern unterstützt.