Auf Initiative der Stadt Mons in der Wallonie (Belgien) haben Architekten eine Artothek in der Kapelle des ehemaligen Ursulinenklosters geschaffen. In diesem renovierten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert können die Besucher nun 50 000 Werke des Monser Kulturerbes in einer realen und virtuellen Immersion entdecken. Die Artothek zeigt außerdem, wie das Depot funktioniert, und macht das Publikum auf verschiedene Konservierungstechniken aufmerksam. Die Attraktivität des Ortes ist eng mit den Geschäften der Umgebung verbunden und lädt zum Kennenlernen der anderen Kulturstätten in Mons ein.
Mons hat eine alte Kapelle in eine virtuelle Artothek für das Kulturerbe der Stadt verwandelt
- 11 December 2017
Hier wird eine Forschungs- und Entwicklungsarbeit über den Zugang zu Kultur entwickelt. Wir überschreiten das digitale Stadium. Beispielsweise entstehen neue Tools zur Konsultation von Werken. Wir möchten, dass die Menschen hierherkommen, um ihr eigenes Museum zu gestalten. Die Besucher werden hier Teil des Museums, davon, was man ihnen zeigt.
Zur Verwirklichung der Artothek arbeiteten zwei Architekten Hand in Hand, einer war für die Renovierung der Kapelle, der andere für die Szenografie verantwortlich. Das im April 2015 im Rahmen von „Mons 2015: Europäische Kulturhauptstadt“ eingeweihte Museum in der Kapelle beherbergt alle in den anderen Museen der Stadt nicht gezeigten Kollektionen.
Von den 50 000 Werken werden einige gezeigt, andere davon in den Depoträumen aufbewahrt. Die meisten davon sind virtuell über digitale Geräte zugänglich. Diese Szenographie, die das Interesse der Besucher für das gesamte Monser Kulturerbe wecken soll, erhöht die Attraktivität der Stadt.
Die Kapelle des ehemaligen Ursulinenklosters liegt zwischen dem zukünftigen Calatrava-Bahnhof, der Fußgängerzone der Grand‘Rue und der Grand‘Place. Das durch die nach dem 2. Weltkrieg hinzugefügten Betonböden beschädigte Gebäude wurde außen komplett renoviert (Fassade, Gesimse, Mauerwerk, Steine usw.) und innen neu eingerichtet. Entlang dem Schiff wurde vertikal eine Öffnung eingebaut, um die ursprüngliche Geräumigkeit darzulegen. Die Kammern wurden umgestaltet, um Platz für die Kollektionen zu schaffen.
Einige Räume sind öffentlich zugänglich, während andere dem Forschungspersonal vorbehalten sind. Ein beachtlicher Anteil wurde für das Depot reserviert. Schon ab dem Parterre werden die Besucher mit realen und virtuellen Werken konfrontiert. Sie erfahren über Konservierungstechniken und die weniger gut bekannten Museumsberufe. In den Räumen des Seitenschiffs laden digitale Immersionsgeräte zum Erleben der digitalisierten Werke ein. Hier können die Besucher ebenfalls eine eigene virtuelle Ausstellung schaffen oder die Museen von Mons, die mit der Artothek vernetzt sind, entdecken.
Diese Reise hilft dabei, die vier Missionen der Artothek zu verstehen: Die Werke durch u. A. geeignete Licht-, Feuchtigkeits-, und Verschmutzungsbedingungen zu erhalten, die Werke falls nötig zu restaurieren, die Kollektionen aus einer wissenschaftlichen Sicht zu studieren, Informationen zum Monser Kulturerbe mit pädagogischen Aktivitäten, Publikationen usw. zu veröffentlichen.
Die Eröffnung der Artothek hat für die Stadt positive Auswirkungen gezeigt. „Sie wird häufig als Referenzort für die gemeinsame Nutzung der Kollektionen genannt und ihr Ruf überschreitet die Grenzen weithin. Dutzende Museumsmitarbeiter aus Belgien und dem Ausland haben die Artothek schon besucht, um sich für die Entwicklung ihrer eigenen Institutionen inspirieren zu lassen. Ein eindeutiger Mehrwert für das Markenimage der Stadt Mons“, erklärt Xavier Roland, Verantwortlicher des Pôle muséal (Museumszentrum) und Direktor des Museums für schöne Künste Mons (BAM, Beaux-Arts Mons). Die Besucherkurve des Museums steigt, insbesondere bei den Schülerzahlen. Die kleinen Geschäfte im Viertel profitieren ebenfalls von der Attraktivität des Ortes. Zudem lädt die Aufwertung des Monser Kulturerbes die Besucher ein, ihre Entdeckungstour in Mons und den anderen Museen auszuweiten.
Gesamtinvestition und Finanzierung durch die EU
Das Projekt „Artothek Mons“ profitierte von einer Gesamtinvestition von 10 575 923 EUR. Der Beitrag des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung betrug 4 230 369 EUR im Rahmen des operationellen Programms „Wallonie (Hainaut)“ für den Programmplanungszeitraum 2007-2013.