Mithilfe von EU-Mitteln konnte bei der Wehranlage Wehr 1 auf der Donauinsel im Herzen Wiens ein Kleinwasserkraftwerk errichtet werden. Die Anlage besteht aus einer unterirdischen Wasserzuleitung, einem kleinen Krafthaus mit einer 15 Meter langen, 3,8 Meter hohen in der Wehranlage integrierten Wasserkraftschnecke und einem 60 Meter langen Ableitungstunnel. Wasser fließt über die Wasserkraftschnecke am Wehr und lässt sie rotieren. Die dabei entstehende Rotationsenergie wird von einem Generator entzogen.
Wasserkraftwerk an der Donau versorgt Wiener Haushalte mit grüner Energie
- 04 September 2021
Die Erzeugung von Strom aus Wasserkraft ist umweltfreundlich. Dieses Kraftwerk allein wird pro Jahr 400 000 Kilowattstunden sauberen Strom liefern. Damit werden rund 175 Tonnen CO₂ eingespart. Das Eindrucksvolle an diesem kleinen Projekt ist, dass es sauberen Strom für über 100 Wiener Haushalte liefert – und das weitgehend unbemerkt mitten in der Stadt.
Bei einer Kapazität von rund 100 Kilowatt kann die Anlage jährlich über 400 000 Kilowattstunden Strom erzeugen und damit 130 Wiener Haushalte versorgen. Dadurch werden etwa 175 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Abgesehen von dem Krafthaus auf dem Parkplatz des Wehrs befindet sich die Anlage vollständig unterirdisch. Dadurch wird der umliegende grüne Raum weder in optischer noch in ökologischer oder struktureller Hinsicht beeinträchtigt und es entsteht keine Lärmbelastung. Zudem ist die Saugkraft der Anlage so gering, dass keine Gefahr für Badende oder Fische besteht.
Wichtiger Hochwasserschutz
Die Donauinsel ist ein schmaler Streifen Land zwischen der Donau und der Neuen Donau, einem östlichen Seitenarm der Donau, der in den 1970er und 1980er Jahren als Entlastungsgewässer für den Wiener Hochwasserschutz gebaut wurde. Aus dem dabei abgegrabenen Material wurde die Insel aufgeschüttet, die heute ein beliebtes Naherholungsgebiet ist. Die Neue Donau ist ein stark genutztes Wassersportgewässer.
Durch den in den 1990er Jahren vorgenommenen Aufstau der Donau beim Kraftwerk Freudenau ergibt sich zwischen Donau und Neuer Donau eine Differenz der Wasserspiegel von rund vier Metern. Dieser Höhenunterschied verursacht einen Grund- und Sickerwasserzustrom aus der Donau in die Neue Donau. Da der Wasserspiegel in der Neuen Donau nur bis zu einer bestimmten Marke ansteigen darf, war bislang eine konstante Abführung von Wasser über zwei Wehranlagen notwendig – eine davon Wehr 1 mit insgesamt fünf Wehrfeldern mit einer Größe von je 24 mal vier Metern.
Nutzung des Energiepotenzials
Die Kraftwerksanlage nutzt das bestehende Energiepotenzial aus dem unterschiedlichen Gefälle der beiden Gewässer und erzeugt daraus umweltfreundlichen Strom. Damit wird Wasser, das andernfalls ungenutzt abgeführt würde, sinnvoll genutzt. Die Abteilung Wiener Gewässer der Stadt Wien erkannte dieses ungenutzte Potenzial und initiierte eine Kooperation mit Wien Energie. Auf Beratungen folgten schließlich ein Konzept und der Bau des neuen Kraftwerks.
Nach einer mehrmonatigen Testphase ging das Kraftwerk im Juni 2017 in Betrieb. Der technische Betrieb der Kraftwerksanlage, einschließlich Überwachung, Wartungs- und Reparaturarbeiten, erfolgt durch die Abteilung Wiener Gewässer. Die Wehranlage dient auch weiterhin ihrem ursprünglichen Zweck, dem Hochwasserschutz. Im Falle eines Hochwassers oder anderen Notfalls wird das Kraftwerk einfach außer Betrieb genommen.
Neben der Versorgung mit umweltfreundlichem Strom wird das Kraftwerk vermutlich auch die Lebensdauer der Wehranlage verlängern, da diese nicht mehr wie früher mehrmals täglich zur Abführung von Wasser geöffnet und wieder geschlossen werden muss. Ein weiterer Nutzen des Projekts ergibt sich aus dem Ersatz des komplexen manuellen Steuermechanismus der Wehranlage durch das vollautomatische Steuer- und Regelsystem des Wasserkraftwerks.
Gesamtinvestition und EU-Mittel
Die Gesamtinvestition für das Projekt „Kleinwasserkraftwerk ‚Wehr 1‘“ beläuft sich auf 559 357 EUR, von denen 251 711 EUR aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des operationellen Programms „Investitionen in Wachstum und Beschäftigung Österreich“ für den Programmplanungszeitraum 2014-2020 finanziert werden. Die Investition fällt unter die Priorität „Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft“.