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„Health at a Glance: Europe 2022“ (Gesundheit auf einen Blick: Europa 2022) – Überblick über die EU-Gesundheitssysteme und Verbesserungsvorschläge

Die Ausgabe 2022 des Berichts „Health at a Glance: Europe“ wurde im vergangenen Monat zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, als die geopolitischen, wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Unsicherheiten die Dringlichkeit der Nutzung und Erfassung zuverlässiger, aktueller Daten für alle politischen Entscheidungsträger drastisch vor Augen führten. Maya Matthews, stellvertretende Direktorin für Digitales, EU4Health und Modernisierung der Gesundheitssysteme in der Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission, stellt uns einige wichtige Punkte der Veröffentlichung vor.

datum:  20/01/2023

Können Sie uns zunächst erläutern, worum es bei „Health at a Glance: Europe“ geht?

„Health at a Glance: Europe“ ist das erste Produkt des Zyklus „Gesundheitszustand in der EU“, einer seit 2016 von der GD SANTE alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit der OECD und dem Europäischen Observatorium für Gesundheitssysteme und Gesundheitspolitik durchgeführten Initiative. Der Bericht wird über das Programm EU4Health finanziert, und sein wichtigstes Ziel ist es, hochwertige, gesundheitsbezogene Informationen, Analysen und empfehlenswerte Verfahren für politische Entscheidungsträger und andere Akteure im Gesundheitsbereich bereitzustellen. „Health at a Glance: Europe“ liefert eine genaue, vergleichende Analyse der Leistung der europäischen Gesundheitssysteme mit dem Ziel, Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten herauszustellen. Diese Veröffentlichung wird im kommenden Jahr durch individuelle „Country Health Profiles“ (länderspezifische Gesundheitsprofile) ergänzt.  

Was sind die Schlüsselthemen der Ausgabe 2022 von „Health at a Glance“?

In den beiden thematischen Kapiteln der Ausgabe 2022 geht es um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Gesundheit junger Menschen und auf nicht COVID-bezogene Gesundheitsdienste. Die Pandemie hat uns alle schwer getroffen, doch die körperliche und psychische Gesundheit junger Europäerinnen und Europäer bot besonderen Anlass zur Sorge. Aus den Analysen des Berichts ergibt sich, dass diese Sorge berechtigt ist und dass mehr getan werden muss, um die psychische Gesundheit junger Menschen zu fördern und zu schützen.

Ein anderer Themenschwerpunkt des Berichts ist die Beeinträchtigung der Gesundheitsdienste für Nicht-COVID-Patienten, zum Beispiel Menschen mit einem Krebsleiden, durch die Pandemie. Laut dem Bericht wurden nicht COVID-bezogene Gesundheitsdienste während der Hochphasen der Pandemie zeitweilig eingestellt oder stark zurückgefahren, was zu einem Überhang von Patienten für Routinebehandlungen führte. In den Analysen des Berichts wird ferner verdeutlicht, dass die Unterbrechungen der Krebsfrüherkennung in den meisten Ländern im Jahr 2020 einen Rückgang der Behandlungen zur Folge hatten. Zwar erreichten die Diagnose- und Behandlungszahlen im Jahr 2021 allmählich wieder ein normales Niveau, doch steht zu befürchten, dass die „vergessenen“ Patienten des Jahres 2020 zu einem späteren Zeitpunkt ihres Krankheitsverlaufs ärztlichen Rat suchen werden, was zu schwierigeren und teureren Behandlungen mit geringeren Heilungschancen führen könnte. 

Haben Sie einige konkrete Ergebnisse aus spezifischen Bereichen?

Es ist schwierig, eine Wahl zu treffen, da alle Themen wichtig sind: Ich empfehle allen, den gesamten Bericht zu lesen. Eine besonders spektakuläre Erkenntnis ist der Rückgang der Lebenserwartung in ganz Europa im Jahr 2020: Er betrug EU-weit fast ein Jahr. Glücklicherweise erholten sich Länder wie Italien, Spanien und Belgien, die im Jahr 2020 besonders stark betroffen waren, im Jahr 2021 sehr schnell, während in Ländern wie Rumänien oder Polen weiterhin ein starker Rückgang zu verzeichnen ist. Dies kann die innereuropäischen Ungleichheiten noch verstärken.  

Wie sieht es mit den Herausforderungen hinsichtlich der psychischen Gesundheit aus? 

In „Health at a Glance: Europe 2022“ wird darauf hingewiesen, wie stark sich die Pandemie auf die psychische Gesundheit in ganz Europa ausgewirkt hat. Zwar liegen nur wenige vergleichbare Daten vor, doch aus den nationalen Schätzungen verschiedener EU-Länder ergibt sich eine Verdopplung der depressiven Symptome während der Pandemie gegenüber vor der Pandemie. Im Bericht wird dokumentiert, wie die Pandemie zu einem Zuwachs an nicht erfülltem Bedarf an psychotherapeutischer Behandlung geführt hat. Fernkonsultationen konnten jedoch bis zu einem gewissen Grad eine Kontinuität in diesem Bereich gewährleisten und könnten künftig eine bessere Zugänglichkeit zu diesen Behandlungen ermöglichen helfen.

Gab es auch Licht am Ende des Tunnels? Haben sich aus dieser Krise auch Chancen ergeben?

Alle Daten werden vorgelegt, um Verbesserungen durchzuführen. Die Pandemie hat uns auf Schwachstellen aufmerksam gemacht, wo wir jetzt Abhilfe schaffen können: Unsere Gesundheitssysteme werden dadurch künftig widerstandsfähiger werden. Wir haben jedoch auch unsere Stärken entdeckt. Die digitalen Gesundheitsdienste erhielten neuen Auftrieb, da die Menschen nach Fernkonsultationen fragten, und auch Innovationen wie die digitalen COVID-Zertifikate sorgten nicht nur für mehr Sicherheit, sondern stärkten auch die Wirtschaft in der EU, da durch sie Geschäfte öffnen und Menschen reisen konnten. 

Außerdem enthält diese Ausgabe von „Health at a Glance: Europe“ zum ersten Mal eine begrenzte Zahl von Daten für die Ukraine und für Moldau, die jüngsten europäischen Länder, denen der Status eines EU-Beitrittskandidaten zuerkannt werden soll. 

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