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Außenhandel – Einführung

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Daten von August 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Abbildung 1: Handelsintegration, EU-27, 2001-2011 (1)
(% des BIP) - Quelle: Eurostat (tec00123)
Tabelle 1: Waren- und Dienstleistungsverkehr, 2011 (1)
(% des BIP) – Quelle: Eurostat (bop_q_gdp), (bop_q_c)und (tec00001)

Die Europäische Union (EU) verfolgt eine gemeinsame Handelspolitik. Dies bedeutet, dass die EU in Fragen, die den Handel betreffen (u. a. die in der Welthandelsorganisation (WTO) behandelten Themen), als eine Einheit auftritt. In diesen Fällen führt die Europäische Kommission Verhandlungen über Handelsübereinkünfte und vertritt die Interessen der EU im Namen der Mitgliedstaaten.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Nachdem der Handelsverkehr 2009 durch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise beeinträchtigt war, stellte sich 2010 und 2011 wieder eine allmählich stärkere Handelsintegration der EU-27 ein – siehe Abbildung 1. Die Krise hatte 2009 zwar erhebliche Auswirkungen auf den internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr, doch war dies von verhältnismäßig kurzer Dauer, und der Umfang der Handelsintegration für Waren und Dienstleistungen kehrte 2010 rasch zu einem Niveau zurück, das über dem des Jahres 2008 lag.

Der Wert der Kredite und Debete der EU-27 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag 2011 bei den Waren bei durchschnittlich 12,9 % des BIP, ein Anstieg gegenüber dem relativ niedrigen Wert von 9,8 % im Jahr 2009. Die Handelsintegration im Dienstleistungsverkehr war weniger ausgeprägt als beim Warenverkehr, und der Dienstleistungsverkehr erholte sich weniger rasch von der Wirtschafts- und Finanzkrise. Dennoch stieg der Durchschnittswert der Kredite und Debete 2011 von dem relativ niedrigen Wert von 3,8 % des BIP im Jahr 2009 auf 4,2 % an. Aus den neuesten Zahlen für 2011 geht hervor, dass die Handelsintegration sowohl des Waren- als auch des Dienstleistungsverkehrs in der Volkswirtschaft der EU-27 2011 einen historischen Höchststand erreichte; diese Zahlen bestätigen, dass sich der Außenhandel rascher von der Krise erholt hat als das BIP.

Das Außenhandelsdefizit bei Waren und Dienstleistungen (siehe Tabelle 1) belief sich 2011 auf -0,2 % des BIP und war damit niedriger als das der Vereinigten Staaten (-3,7 %) oder Japans (-0,7 %). Das Defizit der EU-27 im Jahr 2011 setzte sich zusammen aus einem Überschuss bei den Dienstleistungen (0,9 % des BIP) und einem etwas höheren Defizit bei den Waren (-1,1 %).

Bei 14 Mitgliedstaaten der EU war die Gesamthandelsbilanz für Waren und Dienstleistungen 2011 positiv. Lediglich in Irland und Luxemburg betrug der Überschuss mehr als 10 % des BIP: In Irland (21,7 %) war dies auf einen besonders hohen Überschuss im Warenverkehr zurückzuführen, wohingegen Luxemburg (41,3 %) einen hohen Überschuss im Dienstleistungsverkehr erwirtschaftete. Die zwei höchsten Außenhandelsdefizite bei Waren und Dienstleistungen wurden in Rumänien (-5,2 % des BIP) und Griechenland (-5,9 %) verzeichnet. In beiden Fällen lag dem ein relativ hohes Defizit im Warenverkehr zugrunde.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In der EU stützt sich die Außenhandelsstatistik vor allem auf zwei Quellen. Die eine ist die Statistik des internationalen Warenverkehrs, die Informationen über den Handel mit Waren liefert, welche anhand von Zollanmeldungen und Intrastat-Meldungen erhoben werden. Diese Statistik bietet nach der jeweiligen Art der Ware genau aufgeschlüsselte Angaben über den Wert und das Volumen des internationalen Warenhandels. Die Zahlungsbilanzstatistiken (BOP), mit denen alle Transaktionen einer Volkswirtschaft mit der übrigen Welt erfasst werden, stellen die zweite Hauptquelle für statistische Daten dar. Als Teil der Zahlungsbilanz gibt die Leistungsbilanz Aufschluss über den internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr sowie über Einkommen (aus Erwerbstätigkeit und Kapitalanlagen) und über laufende Übertragungen. Mit der Zahlungsbilanz werden die Ausfuhren (Kredit) und Einfuhren (Debet) all dieser Transaktionen wertmäßig erfasst. Diese Bilanz wird auch zur Darstellung von Informationen über den Internationalen Dienstleistungsverkehr genutzt.

Die Handelsintegration beim Waren- und Dienstleistungsverkehr wird anhand des als Anteil am BIP ausgedrückten durchschnittlichen Wertes der (addierten und dann durch zwei geteilten) Einfuhren und Ausfuhren gemessen. Im internationalen Dienstleistungsverkehr werden die Bezeichnungen Kredit und Debet verwendet, die in etwa den Ausfuhren und Einfuhren beim internationalen Warenverkehr entsprechen. Dieser Indikator wird sowohl für Waren als auch für Dienstleistungen auf der Grundlage der Zahlungsbilanzstatistik berechnet. Je höher er ausfällt, desto stärker ist die Verflechtung des Erhebungsgebiets mit der Weltwirtschaft. Bei kleineren Ländern ist die Handelsintegration in der Regel stärker ausgeprägt, da sie häufiger eine ganze Reihe von Waren und Dienstleistungen einführen müssen, die auf ihren Inlandsmärkten nicht verfügbar sind.

Kontext

Die übergeordneten Ziele und Zielsetzungen der Handelspolitik der EU sind im EU-Vertrag (EUV) (auch: Vertrag von Maastricht) festgelegt: In Artikel 3 sind die allgemeinen Ziele formuliert, zu denen eine wettbewerbsfähige soziale Marktwirtschaft zählt, die auf Vollbeschäftigung und sozialen Fortschritt ausgerichtet ist. Gemäß Artikel 206 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV)) trägt die gemeinsame Handelspolitik grundsätzlich „im gemeinsamen Interesse zur harmonischen Entwicklung des Welthandels, zur schrittweisen Beseitigung der Beschränkungen im internationalen Handelsverkehr und bei den ausländischen Direktinvestitionen sowie zum Abbau der Zollschranken und anderer Schranken bei“. In Artikel 207 AEUV sind Umfang, Instrumente und Entscheidungsverfahren der gemeinsamen Handelspolitik festgelegt, in Artikel 218 AEUV wird das geltende interinstitutionelle Verfahren für den Abschluss internationaler Übereinkünfte beschrieben, die grundsätzlich vom Rat geschlossen werden.

Die Handelspolitik der EU verfolgt das Ziel, die EU auf ausländischen Märkten wettbewerbsfähig zu machen. Als eine offene Volkswirtschaft ist die EU bestrebt, für ihre Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sowie für ihre Investoren einen besseren Marktzugang sicherzustellen und die Durchsetzung der Regeln für freien und fairen Handel zu erreichen. Im Zeitalter der Globalisierung, in dem sich Volkswirtschaften und Grenzen geöffnet haben und dadurch Handel und Kapitalbewegungen ebenso wie die Verbreitung von Informationen, Wissen und Technologie zunehmen – häufig verbunden mit Deregulierungsmaßnahmen –, kommt einer koordinierten Handelspolitik eine noch größere Bedeutung zu als bisher. Der ökonomische Einfluss der Globalisierung auf die EU ist im Handel mit Waren und Dienstleistungen, aber auch durch Finanzströme und die Mobilität der Bürger im Zusammenhang mit der grenzüberschreitenden Wirtschaftstätigkeit spürbar.

Im August 2012 wurde Russland Mitglied der WTO. Durch diese Entwicklung dürfte die europäische Wirtschaft eine Belebung erfahren, da Russland der drittgrößte Handelspartner der EU ist. Es wird erwartet, dass Russland seine Einfuhrzölle senkt, seine Ausfuhrzölle begrenzt, einen besseren Zugang zu seinen Märkten gewährt und eine Reihe weiterer Maßnahmen ergreift.

Weitere Informationen von Eurostat

Spezieller Bereich

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch