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Europäische Städte - demografischen Herausforderungen

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Europa 2020, die neue Nachfolgestrategie der EU zur Lissabon-Strategie, ist auf wissensbasiertes, umweltfreundliches und integratives Wachstum ausgerichtet. Ein wesentlicher Aspekt ist die gezieltere Ausrichtung auf das ökologische und in sozialer Hinsicht integrative Wachstum in städtischen Gebieten. Großstadtgebiete sind Triebkräfte des Wirtschaftswachstums, aber sie verursachen auch die meisten Treibhausgasemissionen und haben häufig soziale Brennpunkte. Die Strategie Europa 2020 erfordert Maßnahmen, die zuverlässiger und kohärenter Statistiken und Indikatoren bedürfen. Im Urban Audit, das letztendlich einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität des städtischen Lebens leisten soll, wird die derzeitige Situation bewertet, und die Entwicklungen in den europäischen Städten werden überwacht.

Karte 1: Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung in Urban-Audit-Städten, Kernstadt, 2008 (¹) (Einwohner) - Quelle: Eurostat (urb_icity)

Das Urban Audit ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der beteiligten Städte, der nationalen statistischen Ämter, die zum Europäischen Statistischen System (ESS) gehören, und der Generaldirektion Regionalpolitik der Europäischen Kommission. Der Erfolg dieser Datensammlung hängt von deren Mitarbeit und kontinuierlichen Unterstützung ab.

Karte 2: Erwerbslosenquote in Urban-Audit-Städten, Kernstadt, 2008 (¹) (%) - Quelle: Eurostat (urb_icity)
Karte 3: Studierende an Hochschuleinrichtungen (ISCED Stufen 5 und 6) in Urban-Audit-Städten, Kernstadt, 2008 (¹) (Anzahl Studierende je 1 000 Einwohner ) - Quelle: Eurostat (urb_icity)
Abbildung 1: Wahrnehmung der Armut in 75 Urban-Audit-Städten, 2009 (Prozentsatz von Befragten, die stark zustimmen, eher zustimmen, eher nicht zustimmen oder überhaupt nicht zustimmen zur Aussage, dass in dieser Stadt Armut ein Problem ist) - Quelle: Eurostat (urb_percep)
Karte 4: Wahrnehmung der Armut in 75 Urban-Audit-Städten, 2009 (Gesamtindex) - Quelle: Eurostat (urb_percep)
Abbildung 2: Wahrnehmung der Luftverschmutzung in 75 Urban-Audit-Städten, 2009 (Prozentsatz von Befragten, die stark zustimmen, eher zustimmen, eher nicht zustimmen oder überhaupt nicht zustimmen zur Aussage, dass in dieser Stadt Luftverschmutzung ein großes Problem ist) - Quelle: Eurostat (urb_percep)
Karte 5: Wahrnehmung der Luftqualität in 75 Urban-Audit-Städten, 2009 (Gesamtindex) - Quelle: Eurostat (urb_percep)

Wichtigste statistische Ergebnisse

Um ihre Ziele zu erreichen, benötigt die Europäische Union die Mitarbeit aller Städte und Regionen. Städte sind wichtig, weil in ihnen die meisten Arbeitsplätze, Unternehmen und höheren Bildungseinrichtungen zu finden sind. In diesem Artikel werden Indikatoren vorgestellt, die einige der Herausforderungen widerspiegeln, mit denen die Städte konfrontiert sind, beispielsweise Arbeitslosigkeit, Ausbildung und Erhaltung qualifizierter Arbeitskräfte, Luftverschmutzung und Armut. Die vorgestellten Indikatoren sind nur Beispiele und somit nur einige der Herausforderungen. Denen sich die Städte und Regionen gegenübersehen.

Warum Städte wichtig sind

Ausgehend von der überarbeiteten Typologie der städtischen und ländlichen Räume lebt 68 % der EU-Bevölkerung in städtischen Gebieten. Die beiden bevölkerungsreichsten Städte in der EU sind London (UK) und Paris (Frankreich). Von diesen beiden Megastädten abgesehen weist Europa eine einzigartige polyzentrische Struktur aus großen, mittleren und kleinen Städten auf (s. Karte 1).

Karte 1 zeigt die Verteilung der Stadtbewohner auf Städte unterschiedlicher Größe in Europa. Jeder Kreis auf der Karte stellt eine Urban-Audit-Stadt dar. Die Datensammlung Urban Audit umfasst derzeit über 300 Städte. Die Größe des Kreises entspricht der Zahl der Bewohner der Kernstadt. Sechs am Urban Audit teilnehmende Städte haben mehr als drei Millionen Einwohner: Berlin (Deutschland), Madrid (Spanien), Paris (Frankreich), London (UK), Ankara (Türkei) und Istanbul (Türkei). 20 weitere Städte haben zwischen ein und drei Millionen Einwohner. Sie sind über ganz Europa verteilt, von Nord- bis Westeuropa, von Süd- bis Mitteleuropa. Es gibt erheblich mehr kleinere Städte mit einer halben bis einer Million Einwohnern. In der nächsten Kategorie, mit einer Bevölkerung zwischen 250 000 bis unter einer halben Million Einwohner, finden sich 80 Städte. Die Gesamtbevölkerung aller Städte in jeder der bisher genannten Größenkategorien weist etwa dieselbe Einwohnerzahl auf, rund 30 Millionen, was die ausgewogene Verteilung der städtischen Bevölkerung in Europa verdeutlicht. Das Urban Audit umfasst jedoch nicht jede Stadt in Europa. Vor allem in der Kategorie der kleineren Städte mit weniger als 250 000 Einwohner sind mehrere Städte nicht enthalten.

Erwerbspersonen in städtischen Gebieten

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der EU-27 lag 2008 bei 7 %. Die Arbeitslosenquoten der einzelnen Mitgliedstaaten unterscheiden sich erheblich: Spanien weist mit 11,3 % die höchste Arbeitslosenquote auf, in Zypern, Dänemark, Österreich und den Niederlanden ist die niedrigste zu finden (weniger als 4 %). Die Verteilung der Arbeitslosenquoten auf die Städte in der EU ist wesentlich differenzierter.

Da die neuesten verfügbaren Daten zur Arbeitslosigkeit unterschiedliche Bezugsjahre haben, ist auch unsere Analyse entsprechend unterteilt. Wie in Karte 2 gezeigt, wiesen im Jahr 2008 die Städte in den Niederlanden, der Schweiz und Norwegen die niedrigsten Arbeitslosenquoten auf, während die höchsten in den ostdeutschen und belgischen Städten zu verzeichnen waren. Auch in mehreren polnischen, portugiesischen und rumänischen Städten war die Arbeitslosigkeit hoch; die Daten beziehen sich hier auf das Jahr 2004. Die größten Unterschiede zwischen den Städten eines Landes wurden in Belgien, Spanien, Frankreich und Rumänien verzeichnet. So lag etwa in Brugge (Belgien) die Arbeitslosenquote unter 5 %, in Charleroi (Belgien) dagegen über 15 %. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, die territorialen Aspekte der Arbeitslosigkeit zu untersuchen.

Studierende an Hochschulen

Ob in den Städten eine Ab- oder Zuwanderung hoch qualifizierter Arbeitskräfte stattfindet, hängt von einer Reihe von Faktoren ab, beispielsweise von der Attraktivität der Hochschulen und Universitäten für Studierende. Die Hochschulabsolventen an die Stadt zu binden ist dann der nächste Schritt, um über hochqualifizierte Arbeitskräfte verfügen zu können. Karte 3 zeigt die Zahl der Studierenden an Hochschulen und anderen weiterführenden Bildungseinrichtungen je 1000 Einwohner. In fast allen teilnehmenden Ländern gibt es „Universitätsstädte“. Städte mit mehr als 200 an Hochschulen eingeschriebenen Studierenden je 1000 Einwohner sind über ganz Europa verteilt. Polen, die Slowakei, die Tschechische Republik und Portugal weisen jedoch eine hohe Konzentration derartiger Städte auf.

Betrachtet man die Zahl der Studierenden im Verhältnis zur Zahl der Einwohner, so ergibt sich, dass große Städte einen relativ niedrigen Indikatorwert haben, obwohl viele davon angesehene und große Universitäten beherbergen. Warszawa (Polen) und Bucureşti (Rumänien) waren die einzigen Städte mit mehr als einer Million Einwohner, in denen die Zahl der Studierenden über 200 je 1000 Einwohner lag. Eine Bewertung der absoluten Zahl der Studierenden an Hochschulen und Universitäten könnte ein alternativer Indikator sein.

Wahrnehmung der Armut

Das Image einer Stadt ist in Assoziationen, Erinnerungen und Gefühlen, die man mit einer Stadt verbindet, verankert. Daher ist neben konkreten Tatsachen in Bezug auf soziale Ausgrenzung und Armut auch die Wahrnehmung der Einwohner einer Stadt wesentlich. Die Wahrnehmungserhebung im Rahmen des Urban Audit wurde durchgeführt, um herauszufinden, was die Einwohner in Bezug auf ihre Stadt fühlen und denken.

In dieser Meinungsumfrage über die Qualität des Stadtlebens sollten die Befragten angeben, ob sie der Aussage, dass Armut in ihrer Stadt ein Problem ist, voll und ganz, eher ja, eher nein, oder überhaupt nicht zustimmen. Ihre Antworten sind in Abbildung 1 dargestellt.

Die Wahrnehmung der Befragten von Armut war in den europäischen Städten sehr unterschiedlich. Die Hälfte oder mehr der Befragten in Aalborg (Dänemark), Oulu (Finnland), Praha (Tschechische Republik), Oviedo (Spanien), Valletta (Malta), Luxembourg (Luxemburg), Groningen (Niederlande) und København (Dänemark) stimmten der Aussage, dass Armut in ihrer Stadt ein Problem ist, eher nicht oder überhaupt nicht zu. Auf der anderen Seite stimmten etwa 9 von 10 Befragten in Miskolc (HU), Riga (LV), Budapest (HU), Lisboa (PT) und Diyarbakir (TR) der Aussage, dass Armut in ihrer Stadt ein Problem ist, eher oder voll und ganz zu[1].

Karte 4 illustriert den Gesamtindex der Wahrnehmung von Armut. Er wurde anhand der Antworten auf die oben genannte Frage berechnet. Ein Gesamtindexwert unter 50 bedeutet, dass die Zahl der Befragten, die Armut nicht für ein Problem hielten, höher war als die Zahl derer, die darin ein Problem sahen.

Bulgarien und Rumänien haben die höchsten Armutsgefährdungs- oder Ausgrenzungsquoten nach der Definition der Strategie Europa 2020. (siehe Tabelle „Von Armut oder Ausgrenzung bedrohte Bevölkerung“ auf der Eurostat-Website, Onlinedatencode: t2020_50). Trotzdem gibt es in beiden Ländern jeweils eine Stadt, deren Bewohner die Armut relativ als positiv wahrnehmen. Belgien liegt dagegen auf nationaler Ebene im Mittelfeld, was den Anteil der Bevölkerung angeht, die von Armut oder Ausgrenzung bedroht ist, die Armut wird jedoch in den untersuchten belgischen Städten von den meisten Einwohnern als Problem wahrgenommen. Das zeigt, dass die Strategie Europa 2020 einer städtischen Dimension bedarf.

Wahrnehmung der Luftverschmutzung

Luftverschmutzung scheint in den meisten Städten ein Problem zu sein, wobei es auch hier einige Ausnahmen gibt. Die Befragten in Rostock (DE), Groningen (NL) und Bialystok (PL) waren überwiegend der Meinung, dass Luftverschmutzung in ihrer Stadt kein Problem ist. In Oviedo (ES), Rennes (FR), Newcastle (UK), Piatra Neamt (RO), Leipzig (DE) und Aalborg (DK) stimmten etwa zwei Drittel der Befragten der Aussage, dass Luftverschmutzung ein Problem ist, eher nicht oder überhaupt nicht zu. Abbildung 2 zeigt die Verteilung der Antworten für alle Städte.

Die Größe der Stadt scheint hier ausschlaggebend zu sein. 17 der 23 Städte, in denen die Mehrheit der Befragten der Meinung war, dass Luftverschmutzung kein großes Problem ist, haben 500 000 oder weniger Einwohner (grüne Kreise auf Karte 5). 9 der 13 Städte mit der ungünstigsten Wahrnehmung der Luftverschmutzung haben mehr als 500 000 Einwohner (dunkelblaue Kreise auf Karte 6).

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

In die erste Pilotstudie zum Urban Audit 1999 wurden 58 Städte einbezogen, aber die Datensammlung wurde inzwischen erweitert und erfasst derzeit mehr als 350 Städte. Eine Stadt kann als städtische Siedlung (morphologisches Konzept) oder als rechtliche Einheit (administratives Konzept) betrachtet werden. Für das Urban Audit wird das letztgenannte Konzept verwendet und eine „Kernstadt“ anhand von politischen und administrativen Grenzen definiert. Die zur Erstellung der Karten in diesem Kapitel herangezogenen Daten entsprechen dieser Definition. Themenbereiche wie beispielsweise Wirtschaftstätigkeit, Arbeitskräfte, Luftverschmutzung und andere gehen jedoch über die administrativen Grenzen einer Stadt hinaus. Um auf diesem erweiterten Niveau Informationen zu erfassen, wurde auf der Grundlage von Pendlerströmen die „Stadtregion“ definiert Die Stadtregion umfasst die Kernstadt und ihr „Pendlereinzugsgebiet“ rund um die Stadt. Die Auswahl der Urban-Audit-Städte beruhte auf mehreren Kriterien und wurde mit den nationalen statistischen Ämtern bilateral vereinbart. Karte 1 zeigt die geografische Verteilung der Urban-Audit-Städte.

Bisher wurden für das Urban Audit fünf Bezugszeiträume definiert, und für jeden Zeitraum wurde ein Bezugsjahr festgelegt: 1991, 1996, 2001, 2004 und 2008. Die Städte wurden gebeten, so weit wie möglich für diese Jahre Daten zu liefern. Waren für das Referenzjahr keine Daten verfügbar, so wurde eines der angrenzenden Jahre herangezogen. Die Erfassung „historischer“ Daten ist immer schwierig, deshalb liegen für 1991 und 1996 nur Daten zu Schlüsselindikatoren vor.

Für diese Erhebung wurden über 300 Variablen definiert und berechnet, die die meisten Aspekte des Lebens in der Stadt abdecken, z. B. Bevölkerung, Wohnungssituation, Gesundheit, Kriminalität, Arbeitsmarkt, Einkommensunterschiede, Kommunalverwaltung, Bildungsabschlüsse, Umwelt, Klima, Reiseverhalten, Informationsgesellschaft und kulturelle Infrastruktur.

Die Datenverfügbarkeit ist in den einzelnen Bereichen unterschiedlich: Demografische Daten liegen für über 90 % der Städte vor, umweltbezogene Daten dagegen für weniger als die Hälfte der Städte.

Die Wahrnehmungserhebung im Rahmen des Urban Audit ist eine sinnvolle Ergänzung der Statistiken. Die letzte Erhebung fand 2009 statt und umfasste 75 Städte in der EU, in Kroatien und der Türkei. Die Daten wurden im Rahmen von Telefonbefragungen bei Stichproben mit 500 Personen je Stadt erhoben. Die Gesamtindizes in den Karten 5 und 6 wurden in zwei Schritten berechnet: Zunächst wurde die Differenz zwischen der Zahl derer, die zustimmen oder nicht zustimmen, durch die Zahl der Befragten dividiert. Dann wurde der Index auf einen Wert zwischen 0 und 100 standardisiert. Je höher der Indexwert, desto größer der Grad ist der Zustimmung in der Stadt. Werte unter 50 deuten darauf hin, dass mehr als die Hälfte der Befragten nicht zustimmten.

Kontext

Städte bilden Schwerpunkte in Bezug auf den Energie- und Materialverbrauch. Sie sind Dreh- und Angelpunkte der Verkehrsnetze und führen Umweltverschmutzer und –schützer, qualifizierte Arbeitskräfte und Arbeitslose, Arme und Reiche, Kultur und Kriminalität zusammen. Sind sie auf dem richtigen Weg, um die Ziele bis 2020 zu erreichen? Eurostat lädt Sie auf, Ihre eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen und sich ein Bild über den derzeitigen Stand zu machen, indem Sie sich die Zahlen der Urban-Audit-Datensammlung auf der Eurostat-Website] ansehen.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Urban audit (t_urb)
Bevölkerung und soziale Bedingungen in Urban-Audit-Städten, Kernstadt (tgs00079)

Datenbank

Urban audit (urb)
Abgeleitete Indikatoren für Kernstädte (urb_icity)
Abgeleitete Indikatoren für Stadtgebietsteile (urb_iscd)

Spezieller Bereich

Städtestatistiken – Urban Audit

Methodik / Metadaten

  • Urban audit (ESMS metadata file - urb_esms) (auf Englisch)

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Siehe auch

Fußnoten

  1. Europäische Kommission Generaldirektion Regionalpolitik (2010): Meinungsbefragung der Lebensqualität in 75 europäischen Städten (link: http://ec.europa.eu/regional_policy/sources/docgener/studies/pdf/urban/survey2009_de.pdf).

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