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Arbeitslosigkeit und mehr

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Daten von September 2012. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank.
Tabelle 1: Arbeitslosenquote, 2001-2011
(in  %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Tabelle 2: Arbeitslosenquote, EU-27, 2001-2011
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a) und (une_ltu_a)
Tabelle 3: Jugendarbeitslosenquoten, 2009-2012
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a), (une_rt_q) und (lfsi_act_a)
Abbildung 1: Arbeitslosenquote, 2011(1)
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Abbildung 2: Arbeitslosenquote nach Dauer der Arbeitslosigkeit, 2011
(in %) – Quelle: Eurostat (tsiem110) und (tsisc070)
Tabelle 4: Arbeitslosenquote nach Geschlecht und Alter, 2006 und 2011
(in %) – Quelle: Eurostat (une_rt_a)
Abbildung 3: Arbeitslosenquote (der 25 bis 64-Jährigen) nach Bildungsgrad, 2011
(in %) – Quelle: Eurostat (tps00066)
Abbildung 4: ILO Erwerbstatus und neue ergänzende Indikatoren, Altersklasse 15-74, EU-27,2011 – Quelle: Eurostat (lfsa_pganws) und (lfsa_pganws)
Tabelle 5: Arbeitslosenquote und ergänzende Indikatoren, 2011 (1) – Quelle: Eurostat (lfsa_pganws) und (lfsi_sup_age_a)

Dieser Artikel gibt einen Überblick über die statistischen Informationen zur Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union (EU) sowie eine kurze Analyse der Unterbeschäftigung und der potenziell verfügbaren Arbeitskräfte. Arbeitslosenzahlen und Arbeitslosenquoten verhalten sich zyklisch und folgen im Wesentlichen der allgemeinen Konjunktur. Allerdings kann sowohl die kurzfristige als auch die langfristige Entwicklung der Arbeitslosigkeit zusätzlich durch andere Faktoren wie [[Glossary:Labour market/de|arbeitsmarkt]politische Maßnahmen oder demografische Veränderungen beeinflusst werden.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Arbeitslosigkeit

Im Jahr 2001 waren in der EU-27 durchschnittlich 19,3&nbspMio. Personen oder 8,6 % der Erwerbsbevölkerung arbeitslos. Diese Zahl stieg bis 2004 allmählich auf 21,2 Mio. an, bevor sie bis 2008 wieder stetig auf einen relativen Tiefstand von 16,8 Mio. Arbeitslosen (7,1 % der Erwerbsbevölkerung) zurückging. Infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise schnellte die Arbeitslosigkeit zwischen 2008 und 2010 um 6,3 Mio. auf 23,1 Mio. empor. 2011 stieg die Zahl der Arbeitslosen – wenn auch langsamer – weiter auf 23,2 Mio. (9,7 % der Erwerbsbevölkerung). Durch die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise wurde der Rückgang der Arbeitslosenquote zwischen 2004 und 2008 mehr als wieder zunichte gemacht.

Die Arbeitslosenquote im Euroraum folgte im Großen und Ganzen der Entwicklung in der EU-27, war jedoch zwischen 2001 und 2003 im Euroraum niedriger als in der EU-27. Zwischen 2005 und 2008 verlief die Entwicklung dann umgekehrt – in den EU-Mitgliedsstaaten, die nicht dem Euroraum angehören, ging die Arbeitslosigkeit schneller zurück als im Euroraum. Insgesamt waren die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise in der EU-27 und im Euroraum dieselben: Im Euroraum stieg die Arbeitslosenquote zwischen 2008 und 2011 um 2,5 Prozentpunkte, in der EU-27 um 2,6 Prozentpunkte.

In den Vereinigten Staaten lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2001 mit 4,8 % deutlich unter der der EU-27. Sie blieb bis 2008, als die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten plötzlich rasch zunahm, erheblich niedriger. 2009 war die Arbeitslosenquote in den Vereinigten Staaten (9,3 %) höher als in der EU-27 (9,0 %) – diese Situation war jedoch nur von kurzer Dauer. 2010 stieg die Arbeitslosenquote in der EU-27 stärker als in den Vereinigten Staaten, und 2011 verzeichneten die Vereinigten einen Rückgang ihrer Arbeitslosenquote auf 8,9 %. In Japan war die Arbeitslosigkeit wie schon während des ganzen letzten Jahrzehnts deutlich niedriger als in der EU-27, und den neuesten Zahlen zufolge war sie mit 4,6 % im Jahr 2011 weniger als halb so hoch wie in der EU-27 oder in den Vereinigten Staaten.

Jugendarbeitslosigkeit

Die Jugendarbeitslosenquote liegt in der Regel höher als die Arbeitslosenquoten anderer Altersklassen. Hohe Jugendarbeitslosenquoten spiegeln die Schwierigkeiten junger Menschen bei der Suche nach einem Arbeitsplatz wider. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die absolute Zahl der Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren sehr hoch ist, denn in dieser Altersklasse absolvieren viele junge Menschen ein Vollzeitstudium und sind daher weder erwerbstätig noch arbeitsuchend (d. h. sie gehören nicht zur Erwerbsbevölkerung, die bei der Berechnung der Arbeitslosenquote den Nenner bildet).

Der Anteil der arbeitslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung folgt einem etwas anderen Konzept: Er entspricht der Zahl der 15 bis 24-jährigen Arbeitslosen, geteilt durch die Zahl der Angehörigen derselben Altersklasse. Tabelle 4 zeigt, dass die Anteile der arbeitslosen Jugendlichen an der gleichaltrigen Bevölkerung in den Mitgliedstaaten der EU-27 deutlich unter den Jugendarbeitslosenquoten lagen; seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise sind sie in den letzten Jahren jedoch erheblich anstiegen.

Die Jugendarbeitslosenquote in der EU-27 war im letzten Jahrzehnt mehr als doppelt so hoch wie die Arbeitslosenquote für die Gesamtbevölkerung. Zwischen 2000 und 2007 lag sie durchweg höher als im Euroraum, bis sie 2008 und 2009 von letzterer überholt wurde. Die Situation kehrte sich 2010 und 2011 erneut um, und die EU-27 verzeichnete wieder eine höhere Jugendarbeitslosenquote als der Euroraum (siehe Tabelle 4).

Arbeitslosigkeit von Männern und Frauen

Seit jeher ist Arbeitslosigkeit unter Frauen weiter verbreitet als unter Männern. 2001 betrug die Arbeitslosenquote der Frauen in der EU-27 9,6 %, die der Männer hingegen fast 2 Prozentpunkte weniger. Bis 2003 hatte sich dieser geschlechtsspezifische Unterschied auf 1,4 Prozentpunkte verringert und blieb zwischen 2003 und 2007 weitgehend konstant. Seit Anfang 2008 haben sich die Arbeitslosenquoten für Männer und Frauen in der EU-27 aufeinander zu bewegt, und im zweiten Quartal 2009 überstieg die Arbeitslosenquote der Männer die der Frauen. Dieses Muster kleiner Unterschiede bei der Arbeitslosenquote der Frauen und der Männer setzte sich auch 2010 und 2011 fort – 2010 lag die Quote der Männer leicht über der der Frauen, 2011 leicht darunter.

Arbeitslosigkeit im Jahr 2011

2011 betrug die Arbeitslosenquote in der EU-27 insgesamt 9,7 %. Im Vergleich zu 2010 blieb sie stabil, nachdem sie zwischen 2008 und 2010 erheblich gestiegen war. Im Gegensatz zur EU-27 fiel die Arbeitslosenquote 2011 in Japan und den Vereinigten Staaten, nachdem in den zwei Jahren zuvor relativ hohe Quoten verzeichnet worden waren.

Zwischen 2010 und 2011 sank die Arbeitslosenquote in 14 EU-Mitgliedstaaten, in Italien blieb sie unverändert, in den restlichen 12 Mitgliedstaaten stieg sie an. Am stärksten nahm die Arbeitslosenquote in den baltischen Mitgliedstaaten ab, wobei der größte Rückgang in Estland zu verzeichnen war (um 4,4 Prozentpunkte). Die Zunahme fiel am deutlichsten in Griechenland aus, wo die Arbeitslosenquote um 5,1 Prozentpunkte stieg; es folgten Spanien (1,6 Prozentpunkte) und Zypern (1,5 Prozentpunkte). Von den vier größten Mitgliedstaaten war Deutschland der einzige, in dem sich die Arbeitslosenquote zwischen 2010 und 2011 relativ stark änderte: Hier sank sie um 1,2 Prozentpunkte. Außerhalb der EU fiel die Arbeitslosenquote auch stark in der Türkei (um 1,9 Prozentpunkte), während sie in Kroatien um 1,7 Prozentpunkte anstieg.

Spanien blieb auch 2011 mit 21,7 % der EU-Mitgliedstaat mit der höchsten Gesamtarbeitslosenquote. Da die Arbeitslosenquote erheblich angestiegen war, rückte Griechenland unter den EU-Mitgliedstaaten vom siebten Platz im Jahr 2010 auf den zweiten Platz 2011 vor; hier waren 17,7 % der Erwerbsbevölkerung arbeitslos. Nach Zunahmen in den Jahren 2009 und 2010 verringerte sich die Streuung der Arbeitslosenquoten unter den Mitgliedstaaten leicht, wobei sie jedoch immer noch weit über dem Wert aus dem Jahr 2008 lag.

Eine der größten Sorgen der politischen Entscheidungsträger ist die Langzeitarbeitslosigkeit. Neben ihren finanziellen und sozialen Auswirkungen auf den Einzelnen und die Haushalte beeinträchtigt die Langzeitarbeitslosigkeit den sozialen Zusammenhalt und kann letztendlich auch das Wirtschaftswachstum bremsen. Etwa 4,1 % der Erwerbspersonen in der EU-27 waren 2011 seit mehr als einem Jahr arbeitslos; mehr als die Hälfte davon – 2,2 % der Erwerbsbevölkerung – waren seit mehr als zwei Jahren arbeitslos.

Die Arbeitslosenquote der Männer in der EU-27 betrug durchschnittlich 9,6 %, die der Frauen 9,8 %. Im Euroraum war die Arbeitslosenquote der Frauen (10,5 %) mehr als einen halben Prozentpunkt höher als die der Männer (9,9 %). In 14 der 27 EU- Mitgliedstaaten lagen 2011 die Arbeitslosenquoten der Männer über denen der Frauen. Der geschlechtsspezifische Unterschied zwischen den Arbeitslosenquoten der Männer und der Frauen lag zwischen -6,4 Prozentpunkten Griechenland und +6,9 Prozentpunkten in Irland.

Die Jugendarbeitslosenquote in der EU-27 war 2011 mehr als doppelt so hoch wie die Gesamtarbeitslosenquote. Mit 21,4 % war mehr als ein Fünftel der jungen Erwerbspersonen arbeitslos, obwohl sie nach Arbeit suchten und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. Die Jugendarbeitslosenquote im Euroraum war mit 20,8 % geringfügig niedriger. In Spanien (46,4 %) und Griechenland (44,4 %) waren die Jugendarbeitslosenquoten besonders hoch; nicht ganz so hoch – aber immer noch erheblich – waren sie in der Slowakei, Litauen, Lettland, Portugal, Irland und Italien; auch Kroatien verzeichnete eine sehr hohe Quote. Die Niederlande (7,6 %), Österreich (8,3 %) und Deutschland (8,6 %) meldeten als einzige Mitgliedstaaten 2011 einstellige Jugendarbeitslosenquoten. Das Gleiche galt für Japan und Norwegen.

Qualifizierte Bildungsabschlüsse erwiesen sich als guter Schutz gegen Arbeitslosigkeit, da das Risiko, arbeitslos zu sein, bei Personen mit einem höheren Bildungsabschluss eindeutig geringer war. Dieses Muster ließ sich 2011 in fast allen Mitgliedstaaten erkennen, da die durchschnittliche Arbeitslosenquote von Personen mit einem tertiären Bildungsabschluss mit 5,0 % erheblich niedriger war als die Quote derjenigen, die lediglich über einen Abschluss des Sekundarbereichs I verfügten (14,8 %).

Andere Formen der Arbeitslosigkeit

2011 gab es in der EU-27 8,66 Mio. unterbeschäftigte Teilzeitkräfte. Davon waren 5,8 Mio. Frauen (67,1 %). Auch von den 2,4 Mio. Erwerbslosen, die arbeitsuchend waren, jedoch nicht unmittelbar zur Verfügung standen, waren die Mehrheit Frauen (1,3 Mio. bzw. 56,0 %). Das Gleiche galt für die 8,6 Mio. unmittelbar zur Verfügung stehenden Personen, die jedoch nicht aktiv Arbeit suchten (4,9 Mio. Frauen bzw. 59,6 %).

Eine Untersuchung nach Altersklassen ergibt, dass 71 % aller unterbeschäftigten Teilzeitkräfte in der Altersklasse der 25- bis 54-Jährigen zu finden waren. Jüngere Menschen zwischen 15 und 25 Jahren machten 17 % dieser Kategorie aus. Ältere Menschen waren in sehr viel geringerem Umfang betroffen: 10 % der unterbeschäftigten Teilzeitkräfte waren zwischen 55 und 64 Jahren alt, 1 % gehörte zur Altersklasse der 65- bis 74-Jährigen. Von den Personen, die nach Arbeit suchten, aber nicht unmittelbar zur Verfügung standen, waren 55 % jünger als 35 Jahre, 35 % waren zwischen 35 und 54 Jahren alt, und 12 % gehörten zur Altersklasse der 55- bis 74-Jährigen. Die Altersklassenverteilung war gleichmäßiger bei den Personen, die verfügbar waren, jedoch keine Arbeit suchten: 22 % dieser Untergruppe waren junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren; damit waren sie leicht überrepräsentiert gegenüber den Altersklassen 25 bis 34, 35 bis 44 und 45 bis 54 (jeweils etwa 20 %). Etwa 16 % der Personen, die zur Verfügung standen, aber nicht nach Arbeit suchten, waren zwischen 55 und 64 Jahren alt, und nur 3 % gehörten zur Altersklasse 65 bis 74.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die wichtigste Datenquelle, die Eurostat für die Zahlen zur Arbeitslosigkeit, zur Unterbeschäftigung und zur potenziellen Erwerbsbevölkerung nutzt, ist die Arbeitskräfteerhebung der Europäischen Union (EU-AKE). Diese Haushaltserhebung wird in allen EU-Mitgliedstaaten im Einklang mit dem einschlägigen EU-Recht durchgeführt. Es liegen mindestens vierteljährlich Zahlen vor.

Arbeitslosigkeit

Für die Erstellung und Verbreitung monatlicher Daten über die Arbeitslosigkeit gibt es derzeit keine Rechtsgrundlage. Nur einige wenige Länder übermitteln monatliche Daten über die Arbeitslosigkeit direkt aus der Arbeitskräfteerhebung. Für viele Länder berechnet Eurostat gleichwohl monatliche Daten anhand monatlicher Zahlen aus den Arbeitslosenregistern. Als Vergleichsmaßstab für die Vergleichbarkeit der Daten unter den Ländern werden stets die vierteljährlichen Daten der EU-AKE herangezogen.

Die monatlichen Arbeitslosenzahlen werden von Eurostat in Form von Quoten (also als prozentualer Anteil an der Erwerbsbevölkerung) oder als absolute Zahlen (in Tausend), nach Geschlecht und für zwei Altersgruppen (15 bis 24 Jahre und 25 bis 74 Jahre) veröffentlicht. Die Zahlen können in Form von unbereinigten und saisonbereinigten Reihen sowie Trendzyklusreihen abgerufen werden. Aggregate für die EU-27 liegen ab 2000, für den Euroraum (ER-17) ab 1995 vor; in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten wurde zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit der Übermittlung begonnen.

Vierteljährliche und jährliche Arbeitslosenzahlen der AKE werden ebenfalls veröffentlicht, und zwar in feineren Untergliederungen – beispielsweise nach Hauptaltersklassen, nach Staatsangehörigkeit oder nach erreichtem Bildungsgrad; hinzu kommen Daten über die Langzeitarbeitslosigkeit (mehr als 12 Monate) und die Dauerarbeitslosigkeit (mehr als 24 Monate).

Die von Eurostat veröffentlichten Arbeitslosenstatistiken beruhen auf der Definition der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO ) von Arbeitslosigkeit, der zufolge drei Kriterien vorliegen müssen: Die betroffene Person ist ohne Arbeit, aktiv auf Arbeitsuche und für eine Beschäftigung verfügbar.

Unterbeschäftigung und potenzielle Erwerbspersonen

Viele Personen erfüllen diese drei Kriterien nur teilweise und gelten daher nicht als arbeitslos. Um Informationen über nicht Arbeitslose zu bieten, veröffentlicht Eurostat Indikatoren für folgende Gruppen:

  • Unterbeschäftigte Teilzeitkräfte: Personen, die in Teilzeit arbeiten, zusätzliche Arbeitsstunden leisten möchten und dafür zur Verfügung stehen.
  • Potenzielle zusätzliche Erwerbspersonen:

Arbeitslose, die arbeiten möchten und entweder für Arbeit zur Verfügung stehen oder arbeitsuchend sind, jedoch nicht beides gleichzeitig. Dazu gehören u. a. entmutigte Arbeitsuchende und Personen, die aufgrund persönlicher oder familiärer Umstände keine Arbeit suchen können. Diese Gruppe ist in zwei Gruppen unterteilt: Personen, die Arbeit suchen, aber nicht unmittelbar zur Verfügung stehen, und Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, jedoch nicht nach Arbeit suchen.

Kontext

Die Arbeitslosenquote ist ein wichtiger Indikator, der sowohl eine soziale als auch eine wirtschaftliche Komponente hat. Ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit ist für die Betroffenen mit Einkommensverlusten verbunden und für den Staat mit einer zunehmenden Belastung durch die Ausgaben für Sozialleistungen und durch sinkende Steuereinnahmen. Aus volkswirtschaftlicher Sicht kann Arbeitslosigkeit als ungenutzte Arbeitskraft betrachtet werden.

Aufgrund der Vergleichbarkeit auf internationaler Ebene und der relativ zeitnahen Verfügbarkeit ist die Arbeitslosenquote nach der ILO-Definition der gebräuchlichste Arbeitsmarktindikator. Neben der Arbeitslosenquote vermitteln auch Indikatoren wie die Beschäftigung oder Erwerbstätigkeit und die Quote der freien Stellen wertvolle Einblicke in die Entwicklung des Arbeitsmarkts.

Zeitreihen zur Arbeitslosigkeit werden von der Europäischen Kommission, anderen öffentlichen Einrichtungen und den Medien als wirtschaftlicher Indikator genutzt, während die Banken diese Daten beispielsweise für die Analyse des Konjunkturzyklus heranziehen. Nicht zuletzt interessiert sich auch die Öffentlichkeit für die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen.

Die Arbeitslosenquote gilt als Spätindikator. Nach Einsetzen eines Wirtschaftsabschwungs dauert es in der Regel mehrere Monate, bis die Arbeitslosenquote zu steigen beginnt. Wenn sich die Wirtschaft wieder erholt, zögern die Arbeitgeber zunächst meist, neues Personal einzustellen, so dass es mehrere Monate dauern kann, bis die Arbeitslosenquote wieder zu fallen beginnt.

Die Arbeitslosenquoten der Männer und der Jugendlichen sowie die Langzeitarbeitslosenquote unterliegen offenbar stärkeren konjunkturellen Schwankungen als die Arbeitslosenquote insgesamt. Die Sozialpolitik steht häufig vor der Herausforderung, hier Abhilfe zu schaffen, indem sie nach Wegen sucht, um die Beschäftigungsmöglichkeiten für verschiedene Gesellschaftsgruppen, Beschäftigte bestimmter Wirtschaftszweige oder die Bewohner bestimmter Regionen zu verbessern.

Globalisierung und technischer Fortschritt wirken sich zunehmend auf das Alltagsleben aus, so dass sich die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften und Qualifikationen rasch entwickelt. In ihrem Bemühen, die Produktivität zu steigern sowie wettbewerbsfähiger und innovativer zu werden, sehen sich die Unternehmen unter Umständen dazu veranlasst, durch die Forderung nach größerer Flexibilität Risiken an die Arbeitnehmer weiterzugeben. Ihre Anforderungen richten sich dabei sowohl an die bereits Beschäftigten als auch an diejenigen, die Arbeit suchen.

Im Zusammenhang mit der Europäischen Beschäftigungsstrategie (EBS) gibt es eine ganze Reihe von Maßnahmen, mit denen die Menschen angehalten werden sollen, im Arbeitsmarkt zu verbleiben oder nach einem Arbeitsplatz zu suchen, u. a.: Förderung eines lebenszyklusbasierten Ansatzes in der Beschäftigungspolitik, Förderung des lebenslangen Lernens, bessere Unterstützung von Arbeitsuchenden, Gewährleistung von Chancengleichheit. Die EBS steht im Einklang mit der Strategie Europa 2020, die eine Vision für die soziale Marktwirtschaft Europas im 21. Jahrhundert skizziert. Um die Ziele der Strategie Europa 2020 zu erreichen, wurden mehrere Leitinitiativen ins Leben gerufen, unter anderem eine „Agenda für neue Kompetenzen und Beschäftigungsmöglichkeiten“ und „Jugend in Bewegung“ – beide Initiativen beschäftigen sich mit der Förderung der Arbeitsplatzbeschaffung (vor allem für junge Menschen). Diese Leitinitiativen sollen durch eine Reihe politischer Maßnahmen dazu beitragen, Arbeitslosigkeit und Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. Die hierfür vorgelegten Vorschläge betreffen Einrichtungen der allgemeinen und beruflichen Bildung, die Schaffung eines (Arbeits-)Umfelds, das zum Erreichen höherer Erwerbsquoten und einer höheren Arbeitsproduktivität beiträgt, sowie Initiativen, mit denen jungen Menschen der Eintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert werden soll. Diese Maßnahmen werden Europa hoffentlich bis 2020 drei seiner Hauptziele im Rahmen der EBS näher bringen:

  • 75 % der 20- bis 64-Jährigen in der EU-27 sollen eine Beschäftigung haben.
  • Die Schulabbrecherquoten für die EU-27 sollen unter 10 % sinken, und wenigstens 40 % der 30- bis 34-Jährigen sollen einen tertiären Bildungsabschluss erworben haben.
  • Wenigstens 20 Mio. Menschen weniger sollen von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sein.

Im April 2012 veröffentlichte die Europäische Kommission ihre Mitteilung „Einen arbeitsplatzintensiven Aufschwung gestalten“ (COM(2012) 173 final), in der sie differenziert auf die hohen Arbeitslosenquoten in Europa einging und potenzielle Bereiche und Wege aufzeigte, die den Mitgliedstaaten die Schaffung von Arbeitsplätzen ermöglichen: durch offenere, dynamischere und inklusivere Arbeitsmärkte sowie durch die Nutzung des Arbeitsplatzpotenzials bestimmter Schlüsselsektoren wie der grünen Wirtschaft, der Informations- und Kommunikationstechnologien sowie des Gesundheitswesens.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

LFS Hauptindikatoren (t_lfsi)
Arbeitslosigkeit – bereinigte LFS-Reihe (t_une)
LFS-Reihe – Detaillierte jährliche Erhebungsergebnisse (t_lfsa)
Arbeitslosenquote der Bevölkerung im Alter 25 bis 64 Jahre nach Bildungsstand (tps00066)

Datenbank

LFS Hauptindikatoren (lfsi)
Arbeitslosigkeit – bereinigte LFS-Reihe (une)
LFS-Reihe – Detaillierte vierteljährliche Erhebungsergebnisse (ab 1988)
Arbeitslosigkeit insgesamt – LFS-Reihe (lfsq_unemp)
LFS Reihe – Detaillierte jährliche Erhebungsergebnisse (lfsa)
Arbeitslosigkeit insgesamt – LFS-Reihe (lfsa_unemp)

Methodik / Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)

Weblinks

Siehe auch