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Gemeinsames Projekt in Österreich und der Slowakei verbessert Wissen und Ausbildungsstand zum Thema Autismus und erhöht das Niveau von Gesundheitsleistungen

  • 08 July 2015

In Wien, Bratislava und Trnava sind ungefähr 28 000 Menschen von Autismus betroffen. Sowohl Wien als auch Bratislava sind wichtige Forschungszentren für Medizin und Psychologie, beide haben jedoch auch Aufholbedarf im Hinblick auf die internationalen Standards für Diagnose, Integration und wissenschaftlich solide Therapien. In den Projektgebieten verfügen viele von Autismus Betroffene nur über eingeschränkte soziale, kommunikativ-linguistische und praktische Fähigkeiten. Darüber hinaus sind viele Menschen mit Autismus und ihre Familien psychologisch enorm belastet. Das Projekt hatte das Ziel, das Wissen über Autismus und die entsprechenden Dienstleistungen in diesen Gebieten zu verbessern, um die soziale Integration und das lebenslange Lernen zu fördern.

Lehrgangsprogramm

Im Rahmen des Projekts wurde daran gearbeitet, das Niveau der Dienstleistungen für Autismuspatienten sowohl in Wien als auch in Bratislava zu erhöhen und es durch Wissenstransfer und den Aufbau eines zertifizierten Lehrgangs für Therapeuten, die sich auf Autismus spezialisiert haben, an internationale Standards anzugleichen. Das Lehrgangsprogramm wurde als grenzüberschreitendes Pilotprojekt für die Autismustherapie entwickelt. Da die neuesten Therapieansätze basierend auf dem unterschiedlichen wissenschaftlichen Hintergrund der beiden Länder aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurden, wurden die Methoden und das Lehrgangsprogramm intensiv diskutiert. Das Ergebnis ist ein offener Lehrgangsansatz, der vorbildliche Vorgehensweisen sowohl aus Österreich als auch der Slowakei umfasst.

Zertifizierte Lehrgänge

Der Lehrgang wurde nach internationalen Standards zertifiziert. Es wurden Schulungsleiter und Teilnehmer für das Programm gewonnen und in die Methode der Applied Behavior Analysis (ABA) eingeführt. Dies war das erste Mal, dass die ABA-Methode in Österreich und der Slowakei eingeführt wurde. Die Teilnehmer wurden darin geschult, die Methode anzuwenden sowie andere in Zukunft darin zu unterrichten.  Darüber hinaus konnten die Teilnehmer bestehende Autismusinstitute im Ausland besuchen.

Ein großer Teil des Projekts entfiel auf die Erfassung des rechtlichen Rahmens und die Vorbereitung der organisatorischen Infrastruktur im Hinblick auf Veranstaltungsorte und Lehrmaterial, um einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten. Weitere entscheidende Maßnahmen im Rahmen des Projekts waren abgestimmte Lobbyingansätze, um den Lehrgang und die Therapie gemäß den rechtlichen Bedingungen in Österreich und der Slowakei aufzubauen, sodass sichergestellt wurde, dass der Lehrgang den Vorschriften der Sozialversicherung entspricht. Das Projekt leistet in der Region Pionierarbeit und fördert die langfristige Arbeit im Hinblick auf das Wissen über und die Behandlung von Autismus. Das Weiterbildungsprogramm ist finanziell langfristig überlebensfähig, da es sich besonders auf die lokalen finanziellen Möglichkeiten und den Aufbau einer nachhaltigen Struktur konzentriert.

Weitere Bildungsmaßnahmen

In Bratislava wurden zusätzliche Workshops zu Diagnostik, Beratung und zur Bereitstellung von Dienstleistungen abgehalten.  Die Workshops deckten Autismus-Spektrum-Störungen sowie das Asperger-Syndrom, die pharmakologische und psychotherapeutische Behandlung sowie den TEACCH-Ansatz (Treatment and Education of Autistic and Communication Handicapped Children, Behandlung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsbehinderter Kinder) ab. Durch diese Workshops wurde ein zusätzlicher und anhaltender Wissenstransfer an Fachleute, die mit Autismuspatienten arbeiten, ermöglicht. Zu dem Projekt gehörte außerdem die Renovierung der Räumlichkeiten in Bratislava, um sie den Lehrgangsanforderungen anzupassen, sowie der Erwerb der erforderlichen Literatur, Hardware, Software sowie notwendigen Prüfverfahren. Durch das Pilotprogramm und weitere Bildungsmaßnahmen können Therapeuten im Projektgebiet Patienten mit Autismus nun neue Ansätze anbieten. Darüber hinaus bezog der Ansatz umfassend die Angehörigen mit ein, sodass ihr Bewusstsein und Verständnis für Autismus gestärkt und sie in die Lage versetzt wurden, die Betroffenen besser zu unterstützen. 

Gesamtinvestitionen und EU-Mittel

Die Gesamtinvestitionen für das Projekt „ACE Autism and Competence Exchange“ beliefen sich auf 519 532 EUR, an denen sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen der Prioritätsachse „Soziale Aspekte der Integration“ des operationellen Programms für die Europäische territoriale Zusammenarbeit „Österreich – Slowakei“ im Programmplanungszeitraum 2007-2013 mit 77 179 EUR beteiligt hat.