Mit einem grenzüberschreitenden Projekt, das vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert wird, werden Krebspatienten in Österreich und Ungarn unterstützt, und das Bewusstsein für Ionenstrahltherapie wird gestärkt.
Krebspatienten in Österreich und Ungarn sollen jetzt von neuer Partikeltherapie profitieren
- 31 October 2013
Ab Dezember 2015 haben Patienten in beiden Ländern und in Nachbarländern die Möglichkeit, mit Ionenstrahltherapie in einer neuen Einrichtung behandelt zu werden, die von dem innovativen Forschungsunternehmen MedAustron in Niederösterreich nahe der ungarischen Grenze errichtet wird. Wenn das neue Zentrum voll funktionsfähig ist, hat es Kapazitäten für die Behandlung von ca. 1 400 Patienten pro Jahr.
Ionenstrahltherapie ist eine Form der Strahlentherapie, mit denen Krebstumore sehr viel effektiver bekämpft werden können, als mit der herkömmlichen Strahlentherapie. Anstelle von Photonen- und Elektronenstrahlen werden bei der Ionenstrahltherapie Protonen und Kohlenstoffionen eingesetzt. Im Vergleich zur herkömmlichen Strahlentherapie kann die Energieabgabe von Ionenstrahlen effektiver fokussiert und gesteuert werden. Da bei der Ionenstrahltherapie normales Gewebe verschont wird, können auch höhere Strahlendosen sicher eingesetzt werden. Die Strahlenbelastung für gesundes Gewebe, das sich in der Nähe des Tumors befindet, kann folglich reduziert werden, wodurch Nebenwirkungen der Behandlung geringer sind. Aus diesem Grund ist die Ionenstrahltherapie besonders geeignet für die Behandlung von Tumoren, die sich in der Nähe strahlungsempfindlicher Organe wie dem Sehnerv, dem Rückenmark, der Leber und der Lunge befinden.
Erfolgversprechende Studien
Die Protonentherapie ist besonders vorteilhaft für die Behandlung von Krebs bei Kindern und Jugendlichen, da Gewebe, das sich im Wachstum befindet, empfindlicher für Strahlung ist. Die Kohlenstoffionentherapie eignet sich für Behandlungen von Knochen und Weichgewebe und für langsam wachsende und wenig mit Sauerstoff angereicherte Tumoren. Studien haben gezeigt, dass Tumoren, die gegen die herkömmliche Strahlentherapie resistent sind, mit Kohlenstoffionen häufig erfolgreich behandelt werden können.
Wenn das neue Behandlungszentrum im Jahr 2015 eröffnet wird, gehört es zu den lediglich vier Zentren weltweit, die innerhalb einer Institution Ionenstrahltherapie mit Protonen und Kohlenstoffionen anbieten.
Um sicherzustellen, dass Patienten von den neuen Behandlungen profitieren können, wurde ein EFRE-finanziertes Projekt ins Leben gerufen, mit dem das Bewusstsein bei Patienten und Medizinern in Österreich und Ungarn für die neue Hochtechnologie-Einrichtung gestärkt werden soll.
Mit dem Projekt wurde unter anderem die Einführung eines transnationalen Bild- und Strahlungsdatenmanagementsystems unterstützt, um die elektronische Konnektivität zwischen einzelnen Behandlungszentren in Österreich und Ungarn zu ermöglichen.
Bei MedAustron sind aktuell 60 Mitarbeiter beschäftigt. Es wird jedoch damit gerechnet, dass diese Zahl sich auf 160 erhöht, sobald das neue Zentrum voll einsatzfähig ist. Da die Patienten ambulant behandelt werden, profitieren auch Anbieter von Privatunterkünften in der Nähe des Behandlungszentrums von der neuen Einrichtung, da die meisten Patienten während der Behandlung mehrere Wochen vor Ort bleiben. Die Projektmanagerin Ulrike Mandl-Schweiger erklärte, dass durch das Projekt sehr erfolgreich sichergestellt worden sei, dass alle logistischen und administrativen Systeme betriebsbereit waren, bevor die ersten Patienten zur Behandlung im Zentrum ankamen.
Gesamtinvestition und EU-Mittel
Die Gesamtkosten des Projekts „ReIonCo Regionale Zusammenarbeit für Ionenstrahltherapie“ betrugen 1 921 699 EUR, an denen sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung der EU mit 1 436 928 EUR im Rahmen des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms Österreich-Ungarn für den Programmzeitraum von 2007 bis 2013 beteiligte.