Der Biohof Gut Wulksfelde setzt erfolgreich auf Direktvermarktung und wird von der EU prämiert
Gut Wulksfelde in Schleswig-Holstein ist mehr als ein Bauernhof. Hier kommt alles aus einer Hand. Mitarbeiterin Nina Roggmann umschreibt das Erfolgskonzept so: „Wir haben die gesamte Wertschöpfungskette bei uns auf dem Hof." Was das bedeutet, kann die Agrar-Ingenieurin gut erläutern. „Wir bauen hier Getreide an. Roggen, Weizen und Dinkel werden in der gutseigenen Bio-Bäckerei weiterverarbeitet. Daneben bauen wir gerade eine Hofmetzgerei aus, um Wurst und Fleisch selbst zu veredeln und zu verarbeiten. Es gibt ein Bio-Restaurant. Und das Gemüse kommt aus der gutseigenen Gärtnerei." Ein eigener Kreislauf also, und erfolgreich dazu.
Auszeichnung durch die EU
Seit 1989 betreibt das Gut in Tangsfelde vor den Toren Hamburgs ökologischen Landbau. Kein Kunstdünger, keine chemischen Pestizide. Für die erfolgreiche Arbeit wurde der Hof mit dem EU-Organic Award in der Kategorie „Bester Bio Lebensmittelhändler" ausgezeichnet. Roggmann sagt: „Wir sehen den Preis als große Anerkennung für unsere Arbeit. Wir sind mit dem richtigen Konzept auf dem richtigen Weg."
Die EU Organic Awards der EU-Kommission werden seit 2022 vergeben. Der Preis würdigt die Arbeit von innovativen Bio-Unternehmen und betont ihren Beitrag zum ökologischen Landbau in Europa.
Rund ein Zehntel der landwirtschaftlichen Fläche in der EU wird ökologisch bewirtschaftet. Deutschland zählt mit rund 1,6 Millionen Hektar nach Frankreich (2,8 Millionen Hektar), Spanien (2,6 Millionen Hektar) und Italien (2,2 Millionen Hektar) zum Mitgliedstaat mit der viertgrößten bio-bewirtschafteten Fläche in der EU. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius betonte im Europäischen Parlament, die Verbesserung des Zustands sowie der Biodiversität der Agrarökosysteme erhöhe die Widerstandsfähigkeit des Sektors und schaffe neue Arbeitsplätze.
Auf den knapp 480 Hektar in Gut Wulksfelde arbeiten rund zweihundert Menschen – in der Landwirtschaft, aber auch in Verwaltung, der Bio-Bäckerei, dem Bio-Restaurant, dem Lieferservice und dem Hofladen. Allein dort kaufen pro Wochen rund fünftausend Menschen ein. „Die Nähe zu Hamburg ist schon ein Vorteil", sagt Nina Roggmann und ergänzt: „Wir verstehen uns als Brücke zwischen Stadt und Land." So können im Sommer auf den Feldern des Biohofs Heidelbeeren gepflückt und Erdbeeren geerntet werden, um im Herbst „werden Kartoffeln gebuddelt". Die Agraringeneurin hat in Rostock Agrarökologie studiert. Sie sieht in der Auszeichnung der EU einen „Beitrag für die Wertschätzung der regionalen Bio-Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und Hamburg".
Erleichterungen für Höfe
Die EU-Kommission hatte zuletzt zahlreiche Erleichterungen für Europas Landwirtschaft vorgeschlagen, die Agrarminister der EU-Mitgliedstaaten haben die niedrigeren Auflagen gestern (Dienstag) bei Enthaltung Deutschlands beschlossen. So soll die Methodik für Kontrollen geändert, die Zahl der Vor-Ort-Besuche halbiert werden. Bewirtschaftete Flächen könnten leichter über Satellitendaten ermittelt werden. Auch ist nicht mehr vorgesehen, dass die Höfe einen Mindestanteil ihres Ackerlands für nichtproduktive Flächen wie Brachflächen aufwenden sollen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte: „Wir reduzieren den Verwaltungsaufwand für landwirtschaftliche Betriebe, damit sie die Ernährungssicherheit für die europäischen Bürgerinnen und Bürger gewährleisten können. Die Vereinfachung unserer Agrarpolitik ist eine konstante Priorität sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene." Bereits Anfang Februar auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten hatte von der Leyen einen strategischen Dialog zur Zukunft der Landwirtschaft angekündigt. Die Präsidentin erklärte: „Unsere Landwirtinnen und Landwirte verdienen, dass wir ihnen gut zuhören. Ich weiß, dass sie sich Sorgen um die Zukunft des Agrarsektors und ihre Zukunft als Landwirte machen. Aber sie wissen auch, dass sich die Landwirtschaft auf eine nachhaltigere Produktion ausrichten muss, damit die Höfe auch in den kommenden Jahren rentabel wirtschaften können."
Auf Gut Wulksfelde setzen sie auf Bio. Und sie arbeiten mit zahlreichen weiteren Bio-Höfen in einem Netzwerk zusammen, auch in Österreich. Europa verbindet. Auch auf dem Feld.
Good to know: Online-Umfrage zur Erleichterung für Bauernhöfe
Die EU-Kommission hat im Rahmen ihrer Pläne, bäuerliche Betriebe in Europa zu entlasten, eine Online-Umfrage gestartet. Bäuerinnen und Bauern können in dem Fragebogen im Netz noch bis zum 8. April ihre Ansichten zu Verwaltungsaufwand, Vorbereitung GAP-Beihilfeantrag und anderen Fragen der täglichen Arbeit auf dem Hof äußern. Zur Umfrage geht's hier im Link.