Anpassung an den Klimawandel: Die EU fördert den Hochwasserschutz in Sachsen
Hochwasserschutz ist eine langfristige Maßnahme, mit stetig neuen Herausforderungen. Wolfram Günther, Minister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft des Freistaates Sachsen, umschreibt die Aufgabe so: „Nach dem Augusthochwasser 2002 wurden viele Lehren gezogen und umgesetzt. Sachsen hat Anlagen instandgesetzt und ertüchtigt, hat Hochwasserrückhalteräume geschaffen und kommunale Hochwasserschutzmaßnahmen gefördert.“
Insgesamt hat der Freistaat Sachsen seit 2002 rund 3,3 Milliarden Euro investiert. Günther betont: „Dabei spielen EU-Mittel eine wesentliche Rolle. Alleine in den vergangenen zehn Jahren hat der Freistaat mehr als 300 Millionen Euro an EU-Mitteln für Hochwasserschutz nutzen können.“
Förderung durch Regionalfonds EFRE
Zum Beispiel im mittelsächsischen Döbeln. Bei der verheerenden Elb-Flut 2002 stand das Wasser dort in der Altstadt bis zu 3,50 Meter hoch, fast die Hälfte des bebauten Stadtgebietes war überschwemmt, 37 Häuser mussten komplett abgerissen werden. Gesamtschaden: rund 150 Millionen Euro. Auch 2013 und 2022 trat die Elbe über die Ufer. Daher treiben Land, Bund und Stadt mit Unterstützung der Europäischen Union den Hochwasserschutz in Döbeln voran, rund 50 Millionen Euro wurden investiert, etwa für Schutzmaßnahmen am Mühlgraben Sörmitz oder eine neue Schutzmauer in Döbelns Altstadt an der Ritterstraße. Zudem entstand unter Federführung der Landestalsperrenverwaltung (LTV) ein Verteilerwehr, mit dem sich die Durchflüsse der Freiberger Mulde und der Flutmulde besser regulieren lassen. Im vergangenen Jahr lief ein weiterer Bauabschnitt an. Voraussichtlich bis Ende dieses Jahres laufen die Arbeiten an der Wappenhenschanlage. Dort wird etwa eine Hochwassermauer errichtet und die Uferbefestigung erosionssicher gemacht. Die Maßnahmen in Höhe von rund zehn Millionen Euro werden zu 75 Prozent aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) unterstützt.
Insgesamt stehen für Deutschland aus dem Fonds für Regionalförderung in den Jahren von 2021 bis 2027 mehr als 20 Milliarden Euro zur Verfügung. Einer der Schwerpunkte der EFRE-Fördermaßnahmen: Klimaanpassung, etwa durch Hochwasserschutz wie im sächsischen Döbeln. Elisa Ferreira, EU-Kommissarin für Kohäsion und Reformen, betont zur grundsätzlichen Bedeutung des Fonds: „Die kohäsionspolitischen Investitionen werden Innovation, soziale Inklusion, Energieeffizienz und ökologischen Wandel fördern und Deutschland und insbesondere den Bundesländern dabei helfen, widerstandsfähiger und wettbewerbsfähiger zu werden."
Raum für den Fluss
Beim Hochwassermanagement entlang der Elbe arbeitet Sachsen nicht allein mit anderen Bundesländern zusammen, sondern kooperiert im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) auch mit Tschechien. Und der Freistaat nutzt neue Konzepte. „Ruimte voor de rivier" – Raum für den Fluss – heißt ein Programm, dass im Zuge des EU-Programms Climate-ADAPT (Klimaanpassung) maßgeblich in den Niederlanden entwickelt wurde und längst auch in anderen Mitgliedstaaten der EU Berücksichtigung findet. Die Idee: Rückzugsflächen schaffen, die im Fall von Hochwasser gezielt geflutet werden können. Zuletzt wurden an der Elbe in Sachsen-Anhalt bei den Überschwemmungen um die Jahreswende Fluttore an Ausweichflächen geöffnet, um die Stadt Magdeburg vor möglichen Überflutungen zu schützen.
Neue Konzepte gegen Extremwetter-Ereignisse
Das EU-Satellitensystem Copernicus ermittelte im vergangenen Jahr weltweit Rekordtemperaturen. Demnach war 2023 das heißeste Jahr seit 1850, so lag die mittlere Lufttemperatur bei 14,98 Grad Celsius, 0,17 Grad Celsius über dem bisherigen Hitzerekord im Jahr 2016. Auch Extremwetterereignisse nehmen zu, wie die jüngsten Überschwemmungen in Deutschland um die Jahreswende zeigten. In Niedersachsen und Thüringen waren über das EU-Katastrophenschutzverfahren auch Hilfskräfte aus anderen EU-Staaten im Einsatz. Janez Lenarčič, der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar, lobte: „Die schnelle und entschlossene Unterstützung der von Überschwemmungen betroffenen Regionen Deutschlands und Frankreichs im Rahmen des EU-Katastrophenschutzverfahrens zeugt erneut von der Stärke der Einheit."
Mit Blick auf zunehmende Extremwetterereignisse und Hochwassergefahren auch an kleineren Nebenflüssen gehen sie auch in Sachsen neue Wege. So werden durch ein Auenschutzprogramm im Land rund 5.300 Hektar Retentionsfläche gewonnen, allein entlang der Weißen Elster im Leipziger Auenwald rund 1.000 Hektar. Klimaschutzminister Günther erläutert: „Eine Lehre für die Zukunft lautet: Wir intensivieren den ökologischen Hochwasserschutz. Wir renaturieren Flüsse und Auen und geben den Flüssen dadurch mehr Raum. Natürliche Überschwemmungsflächen, Deichrückverlegungen, naturnahe Auen und Flussläufe sind angesichts der Klimakrise wichtige und nachhaltige Bestandteile des Hochwasserschutzes. In Trockenzeiten halten sie Wasser in der Landschaft; bei Starkregen verhindern sie Schäden durch Hochwasser."
Sachsen wappnet sich gegen kommende Überschwemmungen. Auch mit europäischer Unterstützung.
https://germany.representation.ec.europa.eu/news/baustart-27-mio-euro-eu-forderung-fur-hochwasserschutzanlage-dobelnsachsen-2023-08-30_de