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Archiv:Eheschließungen und Geburten in Österreich

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Geburten und Eheschließungen als Spiegel gesellschaftlicher Veränderung in Österreich


Autor: Statistik Austria
Datenauszug vom November 2015.

Dieser Artikel über Eheschließungen und Geburten ist Teil eines gemeinsamen Pilotprojekts von Eurostat und den Mitgliedstaaten. Ziel dieses Pilotprojekts ist es, die Bedürfnisse der Nutzer und Nutzerinnen besser abzudecken, indem der Eurostat-Artikel, der die EU-Ebene behandelt, durch detailliertere nationale Informationen über dasselbe Thema ergänzt wird. Die Artikel der teilnehmenden Mitgliedstaaten sind sowohl in den jeweiligen Nationalsprachen als auch auf Englisch verfügbar und bilden gemeinsam mit dem Eurostat-Artikel eine Online-Publikation.

Abbildung 1: Anzahl der Eheschließungen und rohe Eheschließungsrate in Österreich 1961-2014
Quelle: Statistik Austria. Standesfallstatistik.
Abbildung 2: Erstheiratsalter in Österreich 1974-2014 und Medianalter bei der ersten Geburt 1984-2014
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung, Standesfallstatistik.
Abbildung 3: Eheschließungen mit Kindern in Österreich 1984-2014
Quelle: Statistik Austria, Standesfallstatistik.
Abbildung 4: Legitimierungswahrscheinlichkeit für voreheliche Kinder in Österreich 1984-2014
Quelle: Statistik Austria, Standesfallstatistik.
Abbildung 5: Lebendgeburten und rohe Geburtenrate 1961-2014
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
Abbildung 6: Anteil außerehelich geborener Kinder in Österreich
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
Abbildung 7: Gesamtfertilitätsrate in Österreich 1961-2014
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
Abbildung 8: Medianes Fertilitätsalter in Österreich 2000-2014 (Hälfte der Mütter ist jünger, Hälfte der Mütter ist älter)
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
Abbildung 9: Altersverteilung von Müttern bei Geburt in Österreich 1961-2014 (altersstandardisiert)
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
Abbildung 10: Altersverteilung von Müttern bei Erstgeburt in Österreich 1984-2014 (altersstandardisiert)
Quelle: Statistik Austria, Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung.
Abbildung 11: Anzahl der Scheidungen und rohe Scheidungsrate in Österreich 1961-2014
Quelle: Statistik Austria, Standesfallstatistik.
Abbildung 12: Gesamtscheidungsrate 1961-2014
Die Gesamtscheidungsrate beschreibt den Anteil der Eheschließungen eines Referenzjahres, die geschieden würden, sollten die Scheidungsraten des Referenzjahres in Zukunft unverändert bleiben.
Quelle: Statistik Austria, Standesfallstatistik.
Abbildung 13: Ehedauer (Median) 1981-2014
Quelle: Statistik Austria, Standesfallstatistik.
Abbildung 14: Scheidungen in Österreich nach Ehedauer 1985-2014
Quelle: Statistik Austria, Standesfallstatistik.
Abbildung 15: Anteil der Bevölkerung in Lebensgemeinschaften
Quelle: Statistik Austria. Volkszählung 1971-2011. Arbeitskräfteerhebung 2014, ohne Bevölkerung in Anstalten.
Abbildung 16: Anteil der Bevölkerung in Lebensgemeinschaften bei...
Quelle: Statistik Austria. Volkszählung 1971-2011. Arbeitskräfteerhebung 2014, ohne Bevölkerung in Anstalten.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Eheschließungen

Zahl der Eheschließungen in Österreich halbierte sich in den letzten 50 Jahren

Die Anzahl der Eheschließungen lag in Österreich am Beginn der 1960er Jahre bei 60.000, sank bis 1970 auf etwa 45.000 und blieb seither bis fast zur Jahrtausendwende auf diesem Niveau. Nach einem Rekord-Tiefstand für die Nachkriegszeit im Jahr 2001 (34.213 Eheschließungen) wurden in den 2000er Jahren jährlich durchschnittlich 37.000 Ehen geschlossen. Ab 2010 lag die jährliche Zahl der Eheschließungen zwischen 36.000 und 39.000. 2014 wurden schließlich 37.458 Ehen in Österreich geschlossen, das entspricht 4,4 Eheschließungen auf 1.000 der Bevölkerung. Zu Beginn der 1960er Jahre lag dieser Wert noch bei 8 je 1.000 der Einwohnerinnen und Einwohner, er sank jedoch nachfolgend kontinuierlich bis auf 4,2 im Jahr 2008. Seither blieb die Eheschließungsrate weitgehend unverändert und schwankte zwischen 4,2 und 4,6 Ehen pro 1.000 Personen.

Eine Ausnahme zu diesem Trend stellen die Jahre 1983 und 1987 dar. In diesen Jahren waren die österreichischen Heiratszahlen unüblich hoch – Grund war eine Gesetzesänderung, der zufolge die staatliche Finanzbeihilfe im Rahmen der “Hochzeitsbeihilfe” zunächst gekürzt und dann gänzlich abgeschafft wurde.

Männer heiraten heute um acht, Frauen um fast neun Jahre später als in den 1970er Jahren

2014 lag das Medianalter in Österreich bei der ersten Eheschließung für Männer bei 32,4 Jahren, für Frauen bei 30,0 Jahren. Das Erstheiratsalter ist seit 1974 stetig angestiegen; damals lag es bei 24,4 Jahren für Männer und 21,4 Jahren für Frauen. Allein seit 2000 betrug der Anstieg 2,6 Jahre für Männer und 2,7 Jahre für Frauen.

Ungeachtet dessen blieb jedoch der mediane Altersunterschied zwischen Bräutigam und Braut seit Anfang der 1980er Jahre bemerkenswert stabil: er schwankte lediglich zwischen 2,2 und 2,4 Jahren.

Ein interessantes Detail: Seit 1991 ist das mittlere Alter bei Geburt des ersten Kindes niedriger als das mittlere Heiratsalter (vgl. Kapitel “Geburten”).

Auch der Anteil der Paare, die bei der Eheschließung bereits Kinder hatten, entwickelte sich ähnlich – er stieg von 20 % im Jahr 1984 auf 25 % im Jahr 1996 bis hin zu 29 % im Jahr 2014. Die Anzahl der gemeinsamen Kinder zum Zeitpunkt der Eheschließung stieg im gleichen Zeitraum sogar noch deutlicher – von 1,14 (1984) auf 1,40 (2014). Dieser Anstieg war jedoch kein linearer Prozess, sondern erfolgte phasenweise, mit einem Anstieg in der ersten Hälfte der 1990er Jahre und weiteren Zuwächsen seit 2006. Während der zweiten Hälfte der 1980er Jahre sank die Anzahl gemeinsamer Kinder bei der Hochzeit sogar leicht, was auch eine Auswirkung der sinkenden Geburtenzahl in diesem Zeitraum sein könnte. Während der Anteil der Ehen mit gemeinsamen Kindern sich im betrachteten Zeitraum nicht wesentlich verändert hat, stieg die Anzahl der durch Eheschließung anerkannten Kinder leicht.

Die sinkende soziale Bedeutung der Eheschließung für die Familiengründung lässt sich auch an der abnehmenden Wahrscheinlichkeit für außerehelich geborene Kinder erkennen, nachträglich durch Eheschließung “legitimiert” zu werden. Diese Wahrscheinlichkeit sinkt nicht stetig, sondern folgt vielmehr einem schwankenden Muster mit insgesamt sinkender Tendenz. So verringerte sich die Legitimationswahrscheinlichkeit von 55 % im Jahr 1984 auf 46 % im Jahr 2014. Rund um die Jahrtausendwende lag sie bei 40 %, während sie durch die zahlreichen Eheschließungen im Ausnahmejahr 1987 statistisch gesehen sogar über 100 % betrug (vgl. Kapitel “Eheschließungen”). Ein Wert von über 100 % kommt zustande, weil unterstellt wird, dass die in einem Berichtsjahr beobachteten Legitimierungsraten auch künftig konstant bleiben. Liegt die Zahl der Legitimierungen höher als die Zahl der in einem Jahr geborenen unehelichen Kinder, kann diese Wahrscheinlichkeit auch höher als 100 % sein.

Geburten

Zahl der Geburten sank in Österreich seit Mitte der 1960er Jahre um 40 %

Ausgehend von einem Maximum von nahezu 135.000 Geburten im Jahr 1963 sank die jährliche Geburtenzahl in Österreich bis 2001 auf einen Rekordtiefstand von 75.000. In den 1980er und 1990er Jahren lag die durchschnittliche Anzahl der Lebendgeburten bei jährlich etwa 90.000, wobei in den Jahren 1982 (94.840) und 1992 (95.302) Höchststände verzeichnet wurden. Zwischen 2001 und 2011 rangierte die Zahl der Lebendgeburten zwischen 75.458 (2001) und 78.968 (2004). Seit 2011 wächst die Geburtenzahl wieder leicht und erreichte im Jahr 2014 mit 81.722 den höchsten Wert seit 1998.

Rohe Geburtenrate seit Baby-Boom der 1960er nahezu halbiert

Die rohe Geburtenrate sinkt weiterhin von fast 19 Lebendgeburten auf 1.000 der Bevölkerung im Jahr 1963 auf nur 9,6 im Jahr 2014. Dieser Rückgang war am deutlichsten in den Zeiträumen zwischen 1965 und1975 und 1993 bis 1999, während die Raten in den anderen Jahren eher stagnierten.

Seit 2007 sind mehr als die Hälfte der Erstgeborenen in Österreich außerehelich geboren

Der Anteil der außerehelichen Lebendgeburten stieg von einem Rekordtief von 11,2 % im Jahr 1965 auf 41,7 % im Jahr 2014. Für Erstgeburten war dieser Anteil noch höher, er stieg von 36,0 % im Jahr 1984 (der erste Jahrgang, für den Daten vorhanden sind) auf 52.6 % im Jahr 2014. Seit 2007 sind mehr als die Hälfte der Erstgeburten nicht-ehelich.

Österreichische Frauen haben im Durchschnitt 1,46 Kinder

Die Gesamtfertilitätsrate lag 2014 bei 1,46 Kindern pro Frau, d. h., wenn die altersspezifischen Fertilitätsraten künftig konstant blieben, kann eine 15 Jahre alte Frau statistisch 1,46 Lebendgeburten bis zu ihrem 50. Geburtstag erwarten. Zu Beginn der 1960er Jahre konnten Frauen noch erwarten, im Durchschnitt 2,80 Kinder zu bekommen. Dieser Wert sank in Folge auf ein Rekordtief von 1,33 im Jahr 2001 und ist seither wieder gestiegen.

Dennoch liegt auch der gegenwärtige Durchschnitt noch immer ein gutes Stück unterhalb dem sogenannten “Bestanderhaltungsniveau”. Dieses Maß bezeichnet die Kinderanzahl pro Frau, die notwendig ist, um die Elterngeneration vollständig zu ersetzen. Unter Berücksichtigung der Sterblichkeit von Kindern vor ihrem Erreichen des Fortpflanzungsalters hätten Frauen 2014 im Durchschnitt 2,07 Kinder zur Welt bringen müssen, um ihre Generation komplett zu ersetzen. Dies wird mit der sogenannten “Nettoreproduktionsrate” gemessen. Diese lag 2014 bei 0,71, was bedeutet, dass die Generation, die aktuell im fortpflanzungsfähigen Alter ist, sich mit einem Anteil von 29 % nicht reproduzieren wird. Die Gesamtfertilität liegt in Österreich seit 1972 unter dem Bestanderhaltungsniveau. Internationale Einwanderung nicht miteingerechnet schrumpfte innerhalb der letzten 40 Jahre jede Generation potenzieller Mütter im Durchschnitt um 28 %.

2014 wurden Frauen im Durchschnitt um fünf Jahre später Mütter als 1984

Dass die Periodenfertilität in Österreich so niedrig ist, hängt auch damit zusammen, dass sich das Alter bei der Geburt eines Kindes immer weiter erhöht („Aufschieben“ von Geburten). So waren Frauen bei der Geburt in Österreich im Jahr 2014 im Durchschnitt (Median) 30,5 Jahre alt, um 2,5 Jahre älter als im Jahr 2000. Das Medianalter bei der Geburt eines Kindes stieg seit 1974 stetig an; es betrug damals 25,2 Jahre. Damit waren vor 40 Jahren die Frauen in Österreich bei der Geburt ihrer Kinder noch um 5,3 Jahre jünger.

Detaillierte Auswertungen zeigen, dass das durchschnittliche Fertilitätsalter (Median) bei der Geburt des ersten Kindes besonders stark gestiegen ist. Es lag im Jahr 2014 bei 29,0 Jahren und war damit um 2,9 Jahre höher als im Jahr 2000 sowie um 5,5 Jahre höher als im Jahr 1984 (das erste Jahr, für das Daten vorhanden sind).

Zeitpunkt der Mutterschaft in Österreich in den letzten 50 Jahren stark verändert

Der Trend zu immer höherem Alter bei Geburt von Kindern ist auch klar aus der Altersverteilung der Mütter bei der Geburt erkennbar. Allerdings gab es seit Beginn der 1960er Jahre gegenläufige Entwicklungen, was den Zeitpunkt der Mutterschaft betrifft. Während in den 1960er Jahren und der ersten Hälfte der 1970er Jahre der Anteil junger Mütter unter 25 Jahre stark angestiegen war, gab es seither einen deutlichen Rückgang in dieser Altersgruppe. So waren 1961 bei 39 % aller Geburten die Mütter jünger als 25, während 1974 fast die Hälfte der Geburten (49 %) in dieser Altersgruppe stattfand. In Folge fiel dieser Anteil bis zum Jahr 2014 auf 16 %. Auch in den Untergruppen – Frauen unter 20 Jahren sowie zwischen 20 und 24 Jahren – ist eine ähnliche Entwicklung erkennbar.

Entgegengesetzt dazu entwickelte sich der Anteil von Frauen, die bei der Geburt ihrer Kinder zwischen 25 und 29 Jahre alt waren, zuerst abnehmend während der 1960er Jahre, dann stark steigend während der 1970er und 1980er Jahre. Während der 1990er Jahre blieb dieser Anteil konstant, bis er schließlich nach der Jahrtausendwende sank, als das Aufschieben von Geburten bis in die frühen 30er-Lebensjahre üblicher wurde.

Zu Beginn der 1960er Jahre entfielen 19 % aller Geburten auf Mütter in ihren frühen 30ern, dieser Wert blieb relativ unverändert bis zum Beginn der 1990er Jahre. Die Gründe dafür waren jedoch recht unterschiedlich: Während es in den 1960er Jahren noch einigermaßen üblich war, ein drittes oder sogar viertes Kind in diesem Alter zu bekommen, bekamen in den 1980er Jahren Frauen dieser Altersgruppe eher erst ihr zweites Kind. Vor allem seit Anfang der 1990er Jahre stieg der Anteil der Geburten von Müttern zwischen 30 und 34 Jahren stark an, d. h. von 20 % (1991) bis auf 33 % im Jahr 2014. Der Anteil von Geburten über-35-jähriger Mütter entwickelte sich – aus denselben Gründen – ähnlich: von 10 % im Jahr 1961 bis auf ein Minimum von 7 % 1984, danach wuchs er bis 2014 wieder auf 21 % an.

14 % der Mütter sind bei Geburt des ersten Kindes über 35 Jahre alt, nur 5 % jünger als 20 Jahre

Das Verschieben der Familienplanung in immer höhere Altersgruppen wird noch offensichtlicher, wenn man die Altersverteilung der Mütter bei der Geburt ihrer Erstgeborenen betrachtet. Da die Zeitreihe erst mit 1984 beginnt, kann das sinkende Medianalter bei der Geburt in den 1960er und 1970er Jahren nicht abgebildet werden. Ungeachtet dessen zeigen die Zahlen klar, dass der Zeitpunkt der erstmaligen Mutterschaft in den letzten 30 Jahren wesentlich nach hinten gerückt ist.

Bekamen 1984 beinahe 60 % der Mütter ihr erstes Kind noch vor ihrem 25. Lebensjahr, war es 2014 nur mehr ein Viertel. Im Gegensatz dazu stieg der Anteil der Frauen, die erst nach ihrem 30. Geburtstag zum ersten Mal Mütter wurden, von 10 % (1984) auf 42 % (2014). Während der Anteil der Erstgebärenden in der Altersgruppe von 25 bis 29 relativ stabil blieb, stieg vor allem der Anteil jener, die ihr erstes Kind erst mit 35 Jahren oder mehr bekamen, deutlich an – von 2 % im Jahr 1984 auf nahezu 14 % im Jahr 2014. Im gleichen Zeitraum sank der Anteil der Frauen, die mit weniger als 20 Jahren Mütter wurden, erheblich, von 17 % auf 5 %. Auch der Anteil der Frauen, die bei Geburt ihres ersten Kindes zwischen 20 und 24 Jahre alt waren, verringerte sich deutlich von 46 % im Jahr 1984 auf 20 % im Jahr 2014.

Scheidungen

2014 doppelt so viele Scheidungen in Österreich wie 1961; Trendumkehr seit 2007

Die Anzahl der Scheidungen in Österreich stieg von ca. 8.000 pro Jahr am Beginn der 1960er Jahre auf durchschnittlich rund 16.000 während der 1980er und 1990er Jahre. Die bislang höchste absolute Zahl an Scheidungen (20.582) wurde 2001 verzeichnet; seither nahm die Zahl der Scheidungen in Österreich wiederum leicht auf16 647 im Jahr 2014 ab. Auch auf die Bevölkerung bezogen wurden Scheidungen häufiger: Kamen 1961 noch 1,1 Scheidungsfälle auf 1.000 der Bevölkerung, waren es 2001 mit 2,6 mehr als doppelt so viele, danach nahmen sie bis 2014 wieder auf 1,9 ab. Die Ursachen dieses aktuellen Rückgangs dürften einerseits darin liegen, dass Ehen zunehmend seltener und später geschlossen werden. Andererseits ist aber auch der wachsende Anteil an Ehen zwischen Migranten zu bedenken, die im Durchschnitt mit einer geringeren Scheidungswahrscheinlichkeit verbunden sind.

Scheidungsrate seit den 1960er Jahren verdreifacht, aber seit 2007 wieder sinkend

Die Gesamtscheidungsrate beschreibt den Anteil der Hochzeiten eines Referenzjahres, die geschieden würden, sollte die im Referenzjahr beobachteten Scheidungsraten auch in der Zukunft gleich bleiben. Diese Rate stieg von 13.8 % im Jahr 1961 auf ein historisches Hoch von 49,5 % im Jahr 2007. Zu diesem Zeitpunkt wurde also erwartet, dass nahezu die Hälfte der neu geschlossenen Ehen durch Scheidung enden würde. Im Jahr 2014 lag die Gesamtscheidungsrate bei 42,1 %.

Ehen halten länger als in den 1980er Jahren

Die durchschnittliche Länge der Ehen zum Zeitpunkt der Scheidung ist seit 1981 von 7,7 auf 10,7 Jahre gestiegen (2014).

Dieser Anstieg ist vor allem auf die zunehmende Zahl der Scheidungen nach einer Ehedauer von über 25 Jahren zurückzuführen. Während 1985 nur 6 % der Scheidungen in diese Gruppe fielen, war 2014 dieser Anteil mit 13 % nahezu doppelt so hoch. Zugleich sank der Anteil der Ehen, die nach einer Dauer von weniger als fünf Jahren geschieden wurden, von 36 % im Jahr 1985 auf 24 % im Jahr 2014. Der Großteil der Scheidungen findet nach einer Ehedauer von zwischen fünf und 25 Jahren statt – dieser Umstand hat sich seit 1985 nur unwesentlich verändert (1985: 59 %, 2014: 63 %).

Lebensgemeinschaften

Zusammenleben ohne Trauschein ist wesentlich üblicher geworden

Seit Beginn der 1970er ist der Anteil der Bevölkerung in Lebensgemeinschaften konstant angestiegen – von 1,4 % (1971) auf 8,7 % (2014). Dieser Anstieg war ausgeprägter bei Paaren ohne Kindern, deren Anteil seit 1971 von 0,8 % auf 5,0 % gestiegen ist. Die Bedeutung von Lebensgemeinschaften stieg vor allem in der Dekade nach 2001 von 3,1 % auf 4,7 % im Jahr 2011. Eheähnliche Gemeinschaften mit Kindern nahmen im Laufe der Zeit weniger schnell zu, ihr Anteil stieg vor allem während der 1990er Jahre von 1,3 % (1991) auf 2,5 % (2001) an.

Bei 20 % aller Paare und 15 % der Familien sind die Partner nicht verheiratet

Der Anteil unverheirateter Paare mit und ohne Kinder an der Gesamtzahl der zusammenlebenden Paare spiegelt die veränderten sozialen Präferenzen der Bevölkerung wider. Während 1971 eheähnliche Lebensgemeinschaften nur 4,7 % aller Paare ohne Kinder stellten, wurde 2011 das Zusammenleben ohne Trauschein bereits von 20,5 % aller kinderlosen Paare als Lebensform gewählt. Bis 2014 stieg ihr Anteil auf 21,6 % weiter an.

Bei Familien mit Kindern lag der Anteil der Eltern, die ohne Eheschließung zusammen lebten, im Jahr 1971 bei 2,1 %. Bis 1991 stieg dieser Anteil langsam auf 4.7 %. Danach wurden Familien ohne Ehen wesentlich üblicher, so dass ihr Anteil 2001 bei 9.2 % und 2011 bei 13.2 % aller Familien lag. 2014 waren bei 14.3 % aller Familien mit Kindern die Eltern nicht verheiratet.

Siehe auch

Weblinks