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Statistiken zu Eheschließungen und Scheidungen

Datenauszug vom Juni 2017. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Die deutsche Sprachversion dieses Artikels wurde im Juli 2018 archiviert.
Abbildung 1: Rohe Eheschließungs- und rohe Scheidungsziffern, EU-28, 1970-2013
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_nind) und (demo_ndivind)
Tabelle 1: Rohe Eheschließungsziffer, ausgewählte Jahre, 1960-2015
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_nind)
Tabelle 2: Rohe Scheidungsziffer, ausgewählte Jahre, 1960-2015
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_nind)Source: Eurostat (online data code: demo_ndivind)
Tabelle 3: Außereheliche Lebendgeburten, ausgewählte Jahre, 1960-2015
(Anteil an den Lebendgeburten insgesamt, in %)
Quelle: Eurostat (demo_find)

In diesem Artikel werden die Entwicklungen hinsichtlich der Gründung und Auflösung von Familien anhand von Indikatoren für Eheschließungen und Ehescheidungen untersucht. Die Eheschließung nach dem Recht des jeweiligen Landes galt lange als Gründung einer Familieneinheit, doch eine Analyse der Entwicklungen hinsichtlich der Gründung und Auflösung von Familien, die lediglich auf Eheschließungs- und Scheidungsdaten beruht, bietet nicht unbedingt ein vollständiges Bild. Rechtliche Alternativen zur Ehe, beispielsweise eingetragene Lebenspartnerschaften, finden zunehmend Verbreitung, und nationale Rechtsvorschriften räumen unverheirateten Paaren inzwischen mehr Rechte ein. Die jüngsten demografischen Daten zeigen, dass die Zahl der Eheschließungen pro 1 000 Einwohner in der EU-28 in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen ist, während die Zahl der Scheidungen zugenommen hat. Gestiegen ist auch der Anteil der Kinder unverheirateter Eltern.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Weniger Eheschließungen, mehr Scheidungen

Nach den jüngsten Daten, die für alle EU-Mitgliedstaaten vorliegen, wurden 2013 in der EU-28 etwa 2,1 Mio. Ehen geschlossen und 943 000 Ehen geschieden. Auf 1 000 Einwohner kommen demnach 4,1 Eheschließungen (rohe Eheschließungsziffer) und 1,9 Scheidungen (rohe Ehescheidungsziffer).

Seit 1965 ist die rohe Eheschließungsziffer in der EU-28 relativ gesehen um nahezu 50 % zurückgegangen (von 7,8 pro 1 000 Einwohner im Jahr 1965 auf 4,1 im Jahr 2013). Gleichzeitig ist die rohe Ehescheidungsziffer von 0,8 pro 1 000 Personen im Jahr 1965 auf 1,9 im Jahr 2013 gestiegen; die Zunahme könnte u. a. darauf zurückzuführen sein, dass die Ehescheidung in diesem Zeitraum in mehreren Mitgliedstaaten (u. a. in Italien, Spanien, Irland und Malta) legalisiert wurde.

Aus Tabelle 1 geht hervor, dass unter den Ländern, für die Daten vorliegen, die höchsten rohen Eheschließungsziffern 2015 in den beiden Kandidatenländern Albanien (8,7 Eheschließungen pro 1 000 Einwohner) und Türkei (7,7) zu verzeichnen waren. Unter den EU-Mitgliedstaaten verzeichneten Litauen (7,6), Zypern (7,2) und Malta (7,0) die höchsten und Portugal und Slowenien die niedrigsten rohen Eheschließungsziffern (beide 3,1 Eheschließungen pro 1 000 Einwohner).

Die niedrigsten rohen Scheidungsziffern (siehe Tabelle 2) wiesen 2015 die Kandidatenländer Montenegro (0,9 pro 1 000 Einwohner) und die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien (1,0) auf. Die EU-Mitgliedstaaten mit den niedrigsten rohen Scheidungsziffern waren Malta (0,9) und Slowenien (1,2). Generell waren die rohen Scheidungsziffern in den südlichen und östlichen Mitgliedstaaten wie Griechenland (1,3, Daten von 2014), Italien und Kroatien (beide 1,4) sowie Bulgarien (1,5) eher niedrig, während nordeuropäische Mitgliedstaaten, insbesondere Litauen (3,2 Scheidungen pro 1 000 Einwohner), Dänemark (2,9 ), Lettland und Estland (beide 2,6) höhere Scheidungsziffern meldeten.

Unter den EFTA-Ländern verzeichnete Liechtenstein mit 2,4 (Daten von 2012) die höchste rohe Scheidungsziffer.

Mehr außereheliche Geburten

In der EU-28 lag der Anteil außerehelicher Lebendgeburten 2014 bei 42 % (siehe Tabelle 3). Dieser Anteil ist weiter gestiegen, was darauf hinweist, dass sich neben der traditionellen Familienstruktur mit ehelichen Geburten neue Familienformen entwickelt haben. Außereheliche Geburten betreffen nichteheliche Gemeinschaften, zusammenlebende Paare und alleinstehende Eltern.

2015 verzeichneten einige EU-Mitgliedstaaten mehr außereheliche als eheliche Geburten. Dies traf auf Frankreich (59,1 %), Bulgarien (58,6 %), Estland und Slowenien (57,9 %), Schweden (54,7 %), Dänemark (53,8 %) und Portugal (50,7 %) sowie bei den EFTA-Ländern auf Norwegen (55,9 %) zu. Im Gegensatz dazu betrug in Mittelmeerländern wie Griechenland, Zypern, Kroatien und Malta sowie in Polen und Litauen der Anteil ehelicher Geburten über 70 % und in der Türkei sogar 97,2 %.

Der Anteil außerehelich geborener Kinder stieg in der EU-28 von 27,3 % im Jahr 2000 auf 42,0 % im Jahr 2014. Ein Blick auf die neuesten verfügbaren Daten zeigt, dass in fast allen EU-Mitgliedstaaten außer Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Luxemburg, Rumänien und Slowenien die außerehelichen Geburten von 2014 gegenüber 2015 zugenommen haben.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat erstellt Informationen zu einem breiten Spektrum demografischer Daten, darunter die Zahl der Eheschließungen nach Geschlecht und vorherigem Familienstand sowie die Zahl der Scheidungen. Die Zahl der Lebendgeburten nach Familienstand der Mutter kann zur Erstellung eines Indikators herangezogen werden, der den Anteil der außerehelichen Geburten angibt.

Kontext

Das Konzept der Familie ist im Wandel begriffen. Die Vorstellungen davon, was es bedeutet, einer Familie anzugehören, und die Erwartungen, die Menschen an familiäre Beziehungen knüpfen, verändern sich im Laufe der Zeit und sind auch je nach Land unterschiedlich. Daher ist es schwierig, eine allgemein akzeptierte und anwendbare Definition zu formulieren. Rechtliche Alternativen zur Ehe, beispielsweise eingetragene Lebenspartnerschaften, finden zunehmend Verbreitung, und nationale Rechtsvorschriften räumen unverheirateten und gleichgeschlechtlichen Paaren inzwischen mehr Rechte ein. Neben diesen neuen rechtlichen Formen sind weitere Formen nichtehelicher Lebensgemeinschaften entstanden, was es den Statistikern erschwert, länderübergreifend vergleichbare Daten zu diesem Bereich zu erheben.

Wegen der Unterschiede im zeitlichen Ablauf und in der offiziellen Anerkennung von Veränderungen im Zusammenhang mit der Gründung und Auflösung von Familienstrukturen werden diese Konzepte in der Praxis immer schwerer messbar. Für die Auswertung von Bevölkerungsstatistiken stehen daher nur relativ wenige vollständige und zuverlässige Datensätze zur Verfügung, die Vergleiche im Zeitverlauf und zwischen oder innerhalb von Ländern ermöglichen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Eheschließungen (tps00012)
Scheidungen (tps00013)

Datenbank

Spezieller Bereich

Methodik / Metadaten

Quelldaten für die Tabellen und Abbildungen (MS Excel)