Statistics Explained

Statistiken zu Eheschließungen und Scheidungen

Daten extrahiert im Juni 2015. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank. Aktualisierung des Artikels geplant: September 2016.
Abbildung 1: Rohe Eheschließungs- und rohe Scheidungsziffern, EU-28, 1970–2011 (1)
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_nind) und (demo_ndivind)
Tabelle 1: Rohe Eheschließungsziffer, ausgewählte Jahre, 1960–2013
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_nind)
Tabelle 2: Rohe Scheidungsziffer, ausgewählte Jahre, 1960–2013 (1)
(pro Tsd. Einwohner)
Quelle: Eurostat (demo_ndivind)
Tabelle 3: Außereheliche Lebendgeburten, ausgewählte Jahre, 1960–2013
(Anteil an den Lebendgeburten insgesamt, in %)
Quelle: Eurostat (demo_find)

In diesem Artikel werden die Entwicklungen bei der Gründung und Auflösung von Familien anhand von Indikatoren für Eheschließungen und Scheidungen untersucht. Die Eheschließung nach dem Recht des betreffenden Landes galt lange Zeit als Beginn der Familiengründung. Eine Analyse der Entwicklungen bei der Gründung und Auflösung von Familien, die lediglich auf Eheschließungs- und Scheidungsdaten beruht, bietet nicht unbedingt ein vollständiges Bild. Die rechtlichen Alternativen zur Eheschließung, wie etwa eingetragene Lebenspartnerschaften, finden zunehmend Verbreitung und die nationalen Rechtsvorschriften gewähren unverheirateten Paaren zwischenzeitlich mehr Rechte. Die jüngsten demografischen Daten zeigen, dass die Zahl der Eheschließungen pro 1000 Einwohner in der EU-28 in den letzten Jahrzehnten rückläufig ist, während die Zahl der Scheidungen zugenommen hat. Zudem ist der Anteil der Kinder mit unverheirateten Eltern gestiegen.

Wichtigste statistische Ergebnisse

Weniger Eheschließungen, mehr Scheidungen

Den jüngsten Daten für die EU zufolge wurden 2011 2,1 Mio. Ehen geschlossen und 986 000 Ehen geschieden, auf 1000 Personen kommen also 4,2 Eheschließungen (d. h. die rohe Eheschließungsziffer) und 2,0 Scheidungen (d. h. die rohe Scheidungsziffer).

Seit 1965 ist die rohe Eheschließungsziffer in der EU-28 relativ gesehen um nahezu 50 % zurückgegangen (von 7,8 pro 1000 Personen im Jahr 1965 auf 4,2 im Jahr 2011). Gleichzeitig stieg die rohe Scheidungsziffer von 0,8 pro 1000 Personen im Jahr 1965 auf 2,0 im Jahr 2011. Zum Teil ist diese Zunahme darauf zurückzuführen, dass die Ehescheidung in diesem Zeitraum in mehreren Mitgliedstaaten legalisiert wurde (beispielsweise in Italien, Spanien, Irland und Malta).

Aus Tabelle 1 geht hervor, dass es 2013 bei den EU-Mitgliedstaaten, für die Daten vorliegen, die höchsten rohen Eheschließungsziffern in Litauen (6,9 Eheschließungen pro 1000 Personen), Zypern (6,4) und Malta (6,1) gab. Noch höher waren die rohen Eheschließungsziffern in Albanien (8,2 pro 1000 Personen) und in der Türkei (7,9). Die niedrigsten rohen Eheschließungsziffern meldeten Slowenien und Bulgarien (3,0 Eheschließungen pro 1000 Personen), Portugal (3,1), Luxemburg und Italien (jeweils 3,2).

Bei den Scheidungszahlen wiesen im Zeitraum 2011–2013 Irland (0,6 pro 1000 Personen im Jahr 2012), Slowenien (1,1 im Jahr 2013) und mehrere südeuropäische Mitgliedstaaten — Malta (0,8 im Jahr 2013), Italien (0,9 im Jahr 2012) und Griechenland (1,3 im Jahr 2012) — erheblich niedrigere rohe Scheidungsziffern auf als mehrere nordeuropäische Mitgliedstaaten, insbesondere Lettland (3,5 pro 1000 Personen im Jahr 2013), Litauen und Dänemark (jeweils 3,4 im Jahr 2013). Bei den EFTA-Ländern, den Kandidatenländern und potenziellen Kandidatenländern war die rohe Scheidungsziffer in Montenegro genauso niedrig wie in Malta. In allen EFTA-Ländern, Kandidatenländern und potenziellen Kandidaten, für die Daten vorliegen, lag die rohe Scheidungsziffer unter 2,5 (pro 1000 Personen).

Mehr außereheliche Geburten

In der EU-28 lag der Anteil außerehelicher Lebendgeburten 2012 bei 40 %. Dieser Wert ist weiter gestiegen, was darauf hinweist, dass sich neben den traditionellen Mustern mit ehelichen Geburten neue Formen der Familienbildung entwickelt haben. Außereheliche Geburten werden für nichteheliche Gemeinschaften, zusammenlebende Paare und Alleinerziehende erfasst. Sie sind in einigen Mitgliedstaaten höher als die Zahl ehelicher Geburten.

Der Anteil der außerehelichen Geburten lag 2012 in der EU-28 bei rund 40 %, während er im Jahr 2000 noch 27,3 % betragen hatte (siehe Tabelle 3). Die Zahl außerehelicher Geburten nahm 2012 gegenüber 2011 in allen Mitgliedstaaten der EU-28, ausgenommen Estland, zu. In sieben Mitgliedstaaten handelte es sich bei der Mehrzahl der Lebendgeburten um außereheliche Geburten: Bulgarien (59,1 %, 2013), Estland (58,4 %, 2012), Slowenien, (58,0 %, 2013), Frankreich, (56,7 %, 2012), Schweden, (54,4 %, 2013), Belgien, (52,3 %, 2012) und Dänemark (51,5 %, 2013). In Island wurde 2012 mit 66,9 % sogar ein noch höherer Anteil außerehelicher Lebendgeburten erfasst. Am anderen Ende der Skala finden sich Mittelmeerländer wie Griechenland, Kroatien, Zypern, Italien und Malta neben Polen und Litauen mit einem großen Anteil ehelicher Geburten (über 70 %). In der Türkei lag dieser Anteil bei über 97 %.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Eurostat/de erstellt Informationen zu einem breiten Spektrum demografischer Daten, darunter Daten zur Zahl der Eheschließungen nach Geschlecht und vorherigem Familienstand sowie zur Zahl der Scheidungen. Daten über die Zahl der Lebendgeburten nach Familienstand der Mutter können zur Erstellung eines Indikators herangezogen werden, der den Anteil der außerehelichen Geburten angibt.

Kontext

Das Konzept der Familie ist im Wandel begriffen: Die Vorstellungen davon, was es bedeutet, Mitglied einer Familie zu sein, und die Erwartungen, die die Menschen an familiäre Beziehungen knüpfen, verändern sich im Lauf der Zeit und sind von Region zu Region unterschiedlich. Daher ist es schwierig, eine allgemein akzeptierte und anwendbare Definition zu formulieren. Die rechtlichen Alternativen zur Eheschließung, etwa eingetragene Lebenspartnerschaften, finden zunehmend Verbreitung und die nationalen Rechtsvorschriften gewähren unverheirateten und gleichgeschlechtlichen Paaren zwischenzeitlich mehr Rechte. Neben diesen neuen rechtlichen Formen der Partnerschaft sind inzwischen weitere Formen der nicht ehelichen Lebensgemeinschaft entstanden, was es den Statistikern erschwert, länderübergreifend vergleichbare Daten in diesem Bereich zu erheben.

Wegen der Unterschiede beim zeitlichen Ablauf und bei der offiziellen Anerkennung sich verändernder Familienstrukturen und deren Auflösung wird es in der Praxis immer schwieriger, die bisherigen Konzepte zu erfassen. Für die Auswertung von Statistiken über die demografische Entwicklung stehen daher nur relativ wenige vollständige und zuverlässige Datensätze zur Verfügung, die Vergleiche im zeitlichen Verlauf zwischen den bzw. innerhalb von Ländern ermöglichen.

Siehe auch

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Eheschließung (tps00012)
Scheidung (tps00013)

Datenbank

Spezieller Bereich

Methodik/Metadaten

Quelldaten für Tabellen und Abbildungen (MS Excel)