Social Agenda Issue 53-DE

THEMA SPEZIAL Ergebnisungleichheiten überwinden Die Entwicklung atypischer Beschäftigungsformen macht es erforderlich, dass sich die EU-Länder mit den Folgen von Ungleichheiten auseinandersetzen Sektorale Ungleichgewichte: Frauen sind in besser bezahlten Sektoren wie Information und Kommunikation sowie Energieversorgung unterrepräsentiert. © Belga Image Der Europäische Beschäftigungs- und Sozialbericht für 2018 untersucht die Auswirkungen des technologischen Wandels auf die Chancengleichheit (siehe Seite 16). Er untersucht ferner die möglichen Auswirkungen der Veränderungen in der Arbeitswelt auf die Chancengleichheit, d. h. auf berufliche Möglichkeiten, Einkommen, Arbeitsbedingungen, Wohlergehen und Geschlechtergleichstellung. Arbeitseinkommen Im Kapitel über Ergebnisse geht der Bericht 2018 der Frage nach, ob Arbeitseinkommen noch die Haupteinkommensquelle darstellen und welche Rolle Stundenlöhne und Arbeitsstunden in einer Zeit sich verändernder Beschäftigungsformen spielen. Dem Bericht zufolge sind die Arbeitseinkommen in Prozent des Bruttoeinkommens im Zeitraum 2008-2016 nahezu unverändert geblieben. Allerdings stieg der Beitrag der Arbeitseinkommen zur Einkommensungleichheit geringfügig, während das Selbstständigeneinkommen, auf das 2016 weniger als 8 % des Bruttoeinkommens entfielen, in diesem Jahr einen Beitrag von etwa 12 % zur Ungleichheit leistete. Einer der Gründe für die leichte Zunahme bei der Ungleichheit der Arbeitseinkommen könnte in der Verteilung der Arbeitsstunden auf die Beschäftigten liegen. Die Zahl der Arbeitsstunden hat in den letzten drei Jahrzehnten stetig abgenommen. Dies ist teilweise auf den Nachfrageeinbruch während der Finanzkrise und auf die Zunahme der Teilzeitarbeit zurückzuführen. Zusätzlich spielt auch die größere Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt eine Rolle. Durch atypische Beschäftigungsformen kann möglicherweise kein Ausgleich für niedrige Einkommen erreicht werden. Nicht-monetäre Armut Das Einkommen trägt jedoch nicht allein zum Wohlergehen bei. Der Bericht beleuchtet auch die nicht-monetäre Armut – Entbehrung grundlegender Bedürfnisse wie Nahrung, Heizung usw. – für verschiedene Vertragstypen. Der Aspekt des Wohlergehens wird einer mehrdimensionalen Betrachtung unterzogen. Dazu werden die Auswirkungen der Einkommensarmut, materiellen Entbehrung und Vermögensverteilung auf Beschäftigte mit atypischen Arbeitsverträgen, einschließlich Teilzeitbeschäftigten untersucht. Dem gegenübergestellt werden Beschäftigte mit unbefristeten Vollzeitverträgen. Die Untersuchung zeigt ein hohes Maß an materieller Entbehrung bei Zeitarbeitskräften und Teilzeitbeschäftigten. Betrachtet man die Gruppe der Selbstständigen, so stellt man fest, dass Selbstständige mit Mitarbeitern praktisch nicht unter materieller Entbehrung leiden. Relativ hoch ist sie hingegen bei den „Solo- Selbstständigen“, von denen einige möglicherweise den Scheinselbstständigen zuzurechnen sind. 1 8 / SOZ I A L AG E NDA / NOV E MB E R 2 0 1 8

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