Social Agenda Issue 52-DE

ANDERE STIMMEN Wie es ist, in der heutigen Zeit ein qualifizierter Arbeitnehmer zu sein Erwan: Er hat das alles erlebt: von der Arbeit für ein Leiharbeitsunternehmen bis hin zum unbefristeten Vertrag. © Europäische Union Als Schiffsbauleiter arbeitet Erwan in den Werften der Chantiers de l’Atlantique in Saint-Nazaire, Frankreich. ImMärz 2018 hat Chantiers de l’Atlantique eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, die Symphony of the Seas, an die amerikanische Royal Carribean geliefert. Muriel Guin, Leiterin für Dienste des Europäischen Sozialfonds in der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission, führte im vergangenen Sommer ein Interviewmit ihm. Ihrer Meinung nach ist Erwans Karriere recht bezeichnend dafür, was es bedeutet, in der heutigen Zeit ein qualifizierter Arbeiter zu sein: Berufsausbildung, Arbeit für ein Leiharbeitsunternehmenals Sprungbrett zueinemdirektenArbeitsvertrag, Umstrukturierung, lebenslanges LernenundWeiterqualifizierung, Selbstständigkeit und Unternehmertum, Unterverträge, unbefristete Verträge und die Entsendung von Arbeitnehmern ... Erwan hat das alles erlebt! Sie arbeiten seit etwa 2000 in den Werften von Saint- Nazaire. Können Sie berichten, wie Sie dorthin gelangt sind und was Ihre erste Arbeit dort war? Ich habe ein berufliches Zertifikat als Techniker in Schiffbau-Technik erworben und wurde von den Chantiers de l’Atlantique gleich nach meinemDiplom für eine Stelle kontaktiert. Haben Sie einen direkten Vertrag bekommen? Ich arbeitete einige Monate als Leiharbeiter und bekam dann einen direkten unbefristeten Vertrag. Was genau haben Sie gemacht? Ich begann im Kunden- und Wartungsservice. Wir haben uns mit der Sicherheit der Schiffe beschäftigt. Und dann haben Sie die Lieferung der Schiffe beaufsichtigt ... Ja, und ich habe fünf Jahre auf der Werft selbst gearbeitet, ummich um die Rohrsysteme und Armaturen an Bord zu kümmern. Dort blieben Sie bis 2010, als die Auftragslage für die Werft etwas schwierig wurde. Was haben Sie dann gemacht? Nun, ich suchte nach einer Umschulungsmöglichkeit, um etwas anderes zu probieren. Sie dachten also, es wäre Zeit, von den Werften wegzugehen? Ja, denn im Schiffbau gibt es immer Höhen und Tiefen. Also machte ich im Rahmen eines speziellen Ausbildungsurlaubs neun Monate lang eine Ausbildung zum Sanitär- und Heizungsfachmann. Es gab einen Sozialplan, oder? Ja, und es gab eine finanzielle Unterstützung für die Rückumwandlung. Also habe ich das ausgenutzt. Und was haben Sie nach dieser Umschulung gemacht? Ich habe meine eigene Sanitär- und Heizungsfirma gegründet. Die hatte ich vier Jahre lang, bis 2015. Bis dahin war der Schiffbau wieder im Aufschwung. Also dachte ich, es wäre an der Zeit zurückzukehren. Welche Schritte haben Sie dazu unternommen? Ich versuchte herauszufinden, ob Unternehmen, die mit Chantiers de l’Atlantique einen Zuliefervertrag abgeschlossen haben, vielleicht nach Aufsehern suchen, denn das ist mein Profil. Und tatsächlich gab es da freie Stellen. Also habe ich in einem Zulieferunternehmen in diesem Bereich angefangen. Ichwurde eingestellt, umeinige technischeBereiche zu beaufsichtigen. Und was genau haben Sie beaufsichtigt? Das waren Rohrleger von ausländischen Firmen. Sie waren entsandte Arbeiter. Welche Nationalität hatten diese Arbeiter? Sie kamen aus Litauen und aus der Ukraine. Sie waren also bis 2017 ein externer Dienstleister und im Januar 2017 haben Sie sich noch einmal weiter entwickelt. Was hat sich da geändert? Ich wurde wieder direkt von den Werften eingestellt, und zwar mit einem unbefristeten Vertrag. Und was ist jetzt Ihre Aufgabe? Ich beaufsichtige weiterhin entsandte Arbeiter. Welche Nationalitäten sind diesmal darunter? Sie kommen aus Rumänien und Bulgarien. Wie heißt das Schiff, das gerade gebaut wird? Symphony of the Seas. Und wann wird sie ausgeliefert? ImMärz 2018. 2 6 / SOZ I A L AG E NDA / J U L I 2 0 1 8

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