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Pressemitteilung16. Januar 2024Vertretung in DeutschlandLesedauer: 3 Min

Gegen Engpässe bei Antibiotika und Co.: Europäische Allianz für kritische Arzneimittel startet mit Aufruf zu Interessenbekundung

Pillen in verschiedenen Farben (rot, rosa, blau, weiß, gelb, durchsichtig) liegen auf einem Haufen übereinander.

Mit einer Allianz für kritische Arzneimittel wollen EU-Kommission und EU-Staaten die Produktion von Medikamenten in der EU stärken, internationale Lieferketten breiter aufstellen und so Europas Abhängigkeit von Drittstaaten senken. Die Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) der Europäischen Kommission hat heute einen offenen Aufruf zur Interessenbekundung für den Beitritt zur Allianz veröffentlicht. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte: „Als neue industrielle Säule unserer starken europäischen Gesundheitsunion wird die Allianz dazu beitragen, die Art und Weise, wie wir Arzneimittel herstellen und beschaffen, zu ändern und letztlich unsere Versorgungssicherheit zu stärken.“ Durch eine engere Zusammenarbeit von Regierungen, Industrie, Angehörigen der Gesundheitsberufe und der Zivilgesellschaft solle gewährleistet werden, dass Patientinnen und Patienten stets Zugang zu den Arzneimitteln haben, die sie benötigen.

Die Einrichtung der Allianz ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Vermeidung und Behebung von Engpässen bei kritischen Arzneimitteln, die die Kommission im Oktober 2023 angekündigt hat.

Die Allianz wird alle relevanten Interessenträger zusammenbringen und darauf hinarbeiten, die Zusammenarbeit zwischen der Kommission, den nationalen Regierungen, der Industrie und der Zivilgesellschaft zu stärken. So werden die Herausforderungen, Handlungsprioritäten und mögliche politische Lösungen für Engpässe bei kritischen Arzneimitteln in der EU ermittelt. Die Allianz ist ein Konsultationsmechanismus, der auch als Netzwerk fungieren wird, um die Umsetzung der EU-Maßnahmen in diesem Bereich zu beschleunigen.

Eine neue industrielle Dimension der Europäischen Gesundheitsunion

Die Allianz für kritische Arzneimittel wird zur industriellen Komponente einer starken europäischen Gesundheitsunion werden. Sie wird Empfehlungen ausarbeiten und die Kommission, die Mitgliedstaaten und andere Entscheidungsträger in der EU beraten, wie seit langem bestehende Engpässe bei Arzneimitteln behoben werden können. Aufbauend auf der von der Europäischen Arzneimittel-Agentur im Dezember 2023 veröffentlichten Unionsliste kritischer Arzneimittel wird sie sich auf Arzneimittel mit dem höchsten Risiko von Engpässen und den größten Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme und Patienten konzentrieren.

Die Allianz soll Fertigungs-, Vertrags- oder Finanzierungslösungen erschließen, um im Interesse der europäischen Bürgerinnen und Bürger eine größere strategische Autonomie für kritische Arzneimittel zu ermöglichen.

Vorbilder: Allianzen für Batterien und kritische Rohstoffe

Sie wird auf den Erfahrungen anderer EU-Allianzen aufbauen, die sich mit großen industriellen Herausforderungen befassen (z. B. Allianzen für Batterien und kritische Rohstoffe) und kann sich auf ein vielfältiges Instrumentarium politischer Maßnahmen stützen. Dazu gehören:

  • Prüfung der Möglichkeiten zur Diversifizierung der globalen Lieferketten durch strategische internationale Partnerschaften;
  • Stärkung der Fähigkeit Europas, in koordinierter Weise bei der Herstellung kritischer Arzneimittel und ihrer Inhaltsstoffe zu produzieren und innovativ zu sein;
  • Entwicklung eines gemeinsamen strategischen Konzepts für die Bevorratung von Arzneimitteln in der EU;
  • Unterstützung bei der Mobilisierung und Abstimmung von EU- und nationalen Mitteln für die Umsetzung von Lösungen für Arzneimittelengpässe.

Offen für alle

Die Allianz für kritische Arzneimittel steht allen Unternehmen und Organisationen, den Mitgliedstaaten, lokalen und regionalen Gebietskörperschaften und ihren Agenturen, Sozialpartnern, der Zivilgesellschaft, Angehörigen der Gesundheitsberufe, Patienten, Verbrauchern sowie anderen Interessengruppen, Einrichtungen und Agenturen der EU offen.

Interessenten sollten das auf der Website der Allianz verfügbare Interessenformular ausfüllen.

Nächste Schritte

Die Allianz wird eine Laufzeit von fünf Jahren haben. Es wird erwartet, dass sie in diesem Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen und bis Herbst ihre ersten Empfehlungen für Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgung mit kritischen Arzneimitteln veröffentlichen wird.

Hintergrund

Die Kommission hat am 24. Oktober 2023 eine Mitteilung mit Maßnahmen zur besseren Prävention und Minderung kritischer Arzneimittelengpässe in der EU für diesen Winter und darüber hinaus angenommen. Die jüngsten kritischen Engpässe, auch bei bestimmten Antibiotika, zeigen, dass weiterhin koordinierte Maßnahmen erforderlich sind, um die europäischen Lieferketten für Arzneimittel langfristig widerstandsfähiger zu machen.

Weitere Informationen:

Vollständige Pressemitteilung

Gastkommentar zum Thema im Handelsblatt vom 16. Januar von Stella Kyriakides und dem belgischen Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke

Website der Allianz

Website der HERA

Mitteilung über die Beseitigung von Arzneimittelengpässen in der EU

Liste kritischer Arzneimittel durch die Europäische Arzneimittel-Agentur

Pressekontakt: claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske), +49 (30) 2280-2190. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
16. Januar 2024
Autor
Vertretung in Deutschland