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Vertretung in Deutschland
Pressemitteilung1. Februar 2023Vertretung in Deutschland

Europas Plan gegen den Krebs: Kommission stellt erste Länderprofile zu Krebs vor

Dargestellt ist ein Piktogram auf einem hellen lila Hintergrund. Das Piktogram besteht aus einem weißen Kreis. Links wird der Kreis durch die Darstellung einer Person auf einer Sportmatte unterbrochen. Mittig rechts unterbricht die Darstellung eines Krankenhauses den Kreis. In der Mitte sieht man einen Kopf im Porträt, die Person schaut nach rechts. Am Kopf der Person sieht man ein (Apotheker)Kreuz.

Die Ungleichheiten bei der Krebssterblichkeit zwischen den und innerhalb der EU-Mitgliedstaaten ist groß. Dies ist eines der Ergebnisse des im Vorfeld des Weltkrebstags am 4. Februar vorgestellten ersten Länderprofile Krebs für die EU-Mitgliedstaaten, Norwegen und Island.

Laut Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, machen diese Länderprofile deutlich, welche großen und nicht hinnehmbaren Ungleichheiten zwischen den EU-Mitgliedstaaten bestehen. „Jedes vierte Todesopfer in der EU geht auf das Konto von Krebs. Sorgen wir dafür, dass alle Menschen in der EU, unabhängig davon, wo sie leben, gleichermaßen Zugang zu einer hochwertigen Krebsversorgung und -behandlung haben!“

Deutschland: Zahl der Fälle leicht über EU-Durchschnitt, Gesundheitskosten EU-weit am höchsten

Das Europäische Krebsinformationssystem (ECIS), das auf Inzidenztrends aus den Jahren vor der Pandemie beruht, erwartet in Deutschland 2020 538.700 neue Krebsfälle – das entspricht 668 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die altersstandardisierte Inzidenzrate (571 pro 100. 000) wird voraussichtlich leicht über dem EU-Durchschnitt (569 pro 100 000) liegen, bei Männern niedriger als im EU-Durchschnitt (665 gegenüber 686) und bei Frauen höher (500 gegenüber 484).

In Deutschland sind die direkten Gesundheitskosten, die auf Krebs zurückzuführen sind, höher als in jedem anderen EU-Land. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate ist zwischen 2004 und 2014 bei fast allen der häufigsten Krebsarten gestiegen oder konstant geblieben und die Überlebensrate liegt weiterhin über dem EU-Durchschnitt.

2018: 170 Milliarden Euro für die Versorgung von Krebskranken in der EU

Die Länderprofile Krebs wurden von der EU-Kommission und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Rahmen des Europäischen Registers der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung vorgelegt. Sie zeigen, dass die EU-Länder 2018 einen immensen Betrag – fast 170 Milliarden Euro – für die Versorgung von Krebskranken ausgegeben haben. Eine weitere wichtige Feststellung ist, dass Lungenkrebs die Krebsart ist, die nach wie vor mit Abstand am häufigsten zum Tod führt. Die großen Ungleichheiten bei der Krebssterblichkeit zwischen den und innerhalb der EU-Mitgliedstaaten lässt sich zum Teil durch die unterschiedliche Exposition gegenüber Krebsrisikofaktoren erklären, aber auch durch Unterschiede zwischen den Gesundheitssystemen in Bezug auf den zeitnahen und kostenlosen Zugang zu Früherkennung und die Qualität der Krebsversorgung und -behandlung. Die Profile zeigen, dass die Länder besser gegen Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung vorgehen können, wenn die Herausforderungen erkannt und bewährte Verfahren unter den Mitgliedstaaten ausgetauscht werden.

Die Profile werden auf einer hochrangigen Konferenz im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs veröffentlicht: „Konferenz zum Thema Krebs – Gerechtigkeit, Exzellenz und Innovation: moderne Krebsbehandlung für alle“, die gemeinsam von der Kommission und dem schwedischen Ratsvorsitz der Europäischen Union organisiert wird.

Weitere Erkenntnisse der Länderprofile Krebs

In den Profilen werden weitere wichtige Erkenntnisse vorgestellt:

  • Mit 26 Prozent aller Todesfälle ist Krebs nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in der EU.
  • Die Krebssterblichkeit ist in manchen Ländern doppelt so hoch wie in anderen, und es gibt große geschlechterspezifische Unterschiede.
  • Es bestehen große sozioökonomische Ungleichheiten bei der Krebssterblichkeit. Diese Unterschiede sind zum Teil auf die unterschiedliche Exposition gegenüber Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht, schädlichem Alkoholkonsum oder Luftverschmutzung zurückzuführen. Insgesamt treten diese Risikofaktoren tendenziell häufiger bei Männern sowie in einkommensschwachen und bildungsfernen Bevölkerungsgruppen auf.
  • Die EU-Mitgliedstaaten sind bei der Bereitstellung hochwertiger Krebsbehandlungen mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Einige Länder verfügen über eine gute Ausstattung, haben jedoch zu wenig qualifiziertes Gesundheitspersonal, während andere Länder zwar über eine hohe Zahl an Fachärzten verfügen, nicht aber z. B. über die für die Strahlentherapie erforderliche Ausstattung.
  • Die Ausgaben für die Prävention sind in den letzten Jahren gestiegen; allerdings machen diese noch immer lediglich 3,4 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben aus.

Maßnahmen zur Bekämpfung der Ungleichheiten auf EU-Ebene

Die Kommission hat viele Maßnahmen von Europas Plans gegen den Krebs bereits in Rekordzeit umgesetzt. So hat sie am 23. Januar 2023 die europäische Initiative über bildgebende Verfahren in der Krebsmedizin gestartet, die Gesundheitsdienstleister, Forschungseinrichtungen und Innovatoren dabei unterstützen soll, innovative datengestützte Lösungen für die Krebsbehandlung und -versorgung bestmöglich zu nutzen.

Auch die im Dezember 2022 angenommene Empfehlung des Rates zum Krebsscreening ist zentraler Bestandteil eines neuen, von der EU finanzierten Krebsvorsorgeprogramms, mit dem 90 Prozent der infrage kommenden Europäerinnen und Europäer Brust-, Gebärmutterhals- und Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen angeboten werden sollen und das auf Lungen-, Prostata- und – unter bestimmten Bedingungen – auf Magenkrebs ausgeweitet wurde.

Mehr als 30 weitere Maßnahmen sollen im kommenden Jahr umgesetzt werden. Zu den wichtigsten Initiativen gehört ein Vorschlag der Kommission für eine Empfehlung des Rates zu durch Impfung verhütbaren Krebsarten sowie eine Aktualisierung der Empfehlung des Rates von 2009 zu rauchfreien Umgebungen, um Bürger/innen besser vor Tabak zu schützen und einen Beitrag zur Erreichung des Ziels einer „Generation rauchfrei“ bis 2024 zu leisten.

Hintergrund

Für die Erstauflage am 1. Februar 2023 wurden mithilfe der OECD insgesamt 29 Länderprofile Krebs (EU-27, Island und Norwegen) erstellt. Die Profile dienen als Instrument zur Ermittlung von Ungleichheiten bei der Krebsvorsorge und -behandlung. Sie geben Aufschluss über die wichtigsten Errungenschaften, Herausforderungen und Unterschiede innerhalb der einzelnen Länder und stellen die Erkenntnisse für die einzelnen Länder der Lage in der EU insgesamt gegenüber. Sie können politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, Investitionen und Maßnahmen auf regionaler, nationaler und EU-Ebene im Rahmen von Europas Plan gegen den Krebs zu steuern.

Europas Plan gegen den Krebs ist ein zentraler Pfeiler der 2020 von Präsidentin von der Leyen angekündigten Europäischen Gesundheitsunion. Der 2021 auf den Weg gebrachte Plan gegen den Krebs umfasst ein neues Konzept der EU für Krebsprävention, -behandlung und -versorgung: einen integrierten Multi-Stakeholder-Ansatz der Einbeziehung von Gesundheitsfragen in alle Politikbereiche. Darin werden zehn Leitinitiativen und zahlreiche Maßnahmen vorgeschlagen, die den gesamten Krankheitspfad überspannen.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung: Europas Plan gegen den Krebs: Kommission stellt erste Länderprofile Krebs im Rahmen des Europäischen Registers der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung vor

Factsheet – Europas Plan gegen den Krebs: Wo stehen wir heute?

Factsheet – Länderprofile Krebs

Länderprofile Krebs

Register der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung

Europas Plan gegen den Krebs

Pressemitteilung der Gemeinsamen Forschungsstelle: Register der Ungleichheiten bei der Krebsbekämpfung

EU-Mission zur Krebsbekämpfung

EU-Mission zur Krebsbekämpfung – Konferenz für junge Krebsüberlebende

Pressekontakt: claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske), +49 (30) 2280-2190. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

 

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
1. Februar 2023
Autor
Vertretung in Deutschland