Skip to main content
European Commission logo
German
European Website on Integration
27 January 2022

Studie: Zwischen Stürmerstars und Gewalttätern. Die Berichterstattung über Eingewanderte und Geflüchtete.

Mediendienst Integration

Die neue Studie „Zwischen Stürmerstars und Gewalttätern“, die im Auftrag des Mediendienstes Integration erstellt wurde, zeigt eine positive Entwicklung in der Berichterstattung über Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Im Vergleich zu zwei Jahren zuvor betonten Medien im Jahr 2021 seltener die Risiken von Migration und berichteten vermehrt Positives, besonders im Sport.

Studienleiter Prof. Dr. Thomas Hestermann von der Hochschule Macromedia in Hamburg hat für die Untersuchung die acht reichweitenstärksten Fernsehsender sowie die auflagenstärksten überregionalen Tageszeitungen zwischen Januar und April 2021 für die Untersuchung herangezogen.

Der sich insgesamt abzeichnende positive Trend in der Medienberichterstattung gilt allerdings nicht für alle Medien gleichermaßen: Während Bild und Welt stärker die Risiken betonen, überwiegen bei der Süddeutschen Zeitung und der taz die Chancen. Die Frankfurter Allgemeine und die untersuchten Fernsehformate gewichten Risiken und Chancen ungefähr gleich.

Und auch in den Berichten über Gewalttaten tauchen nach wie vor fast nur Tatverdächtige mit vermutetem Migrationshintergrund auf, was zu einem medialen Zerrbild führt. Hestermann kritisiert in diesem Zusammenhang den Presserat aufgrund der Änderung des Pressekodex im Jahr 2017, der die Nennung der „Zugehörigkeit“ von Verdächtigen und Tätern erleichtert hat.

Insgesamt kommt Studienleiter Thomas Hestermann zum Fazit, dass „die Medien die Chance von Migration neu gewichten“ und „Deutschlands Leitmedien sehr viel gelassener über Migration“ berichteten. „Es gab durchaus Verschiebungen zu 2019. Auch kommen Eingewanderte und Geflüchtete mehr zu Wort“, so Hestermann. Seit der ähnlichen Studie zwei Jahre zuvor hätten Redaktionen eine „enorme Zulage der Rechercheleistungen“ erbracht. „Eingewanderte und Geflüchtete sind nicht mehr unsichtbar.“ Die Stimmung schätzt er allerdings insgesamt als fragil ein: „Wir zeichnen eine Fieberkurve nach, aber es reicht ein Infekt. Wenn der Druck groß ist, halten wir dem stand?“

Auch die Mitgründerin des Mediendiensts Integration, Ferda Ataman, sieht Besserungen in der Medienberichterstattung: „Wir bei den Neuen deutschen Me­di­en­ma­che­r*in­nen beobachten schon einige Zeit, dass es in den Medien sprachsensibler geworden ist.“

Die Kernergebnisse im Überblick:

  • Medien berichten häufiger über die "Chancen" von Migration (37,7 Prozent) als über die "Risiken" (29,1).
  • Im Themenfeld Arbeitsmarkt fällt die positive Berichterstattung auf: Die große Mehrheit der Berichte betont die Chancen von Migration (94,3 Prozent).
  • Bei der Berichterstattung über Gewaltdelikte ist eine mediale Verzerrung festzustellen: Über (mutmaßliche) ausländische Gewalttäter wird 16 Mal so häufig berichtet wie über deutsche Tatverdächtige ohne (vermuteten) Migrationshintergrund.
Medienanalyse Hestermann
German
(652.89 KB - PDF)
Download

Details

Authors
Prof. Dr. Thomas Hestermann
Geographic area
Deutschland
Contributor type
Akademiker und Experten
Original source
Posted by
Marie Bayat
Country Coordinator

Related content

Vortrag: Zusammenleben in Wien

Großstädte wie Wien sind Orte der Begegnung und des Aufeinandertreffens unterschiedlicher Menschen und Lebenswelten. Gerade die Themen Migration und
More content